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Lernraum Schule - Bund Deutscher Architekten BDA

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nis ist zwar nicht zwingend – natürlich lassen sichauch in einem Schulgebäude der Gründerzeit dieRäume anders nutzen als dies von der wilhelminischen<strong>Schule</strong> einst vorgesehen war –, aber einesolche Umnutzung erfordert Kraft und den kontinuierlichenWillen, sich gegen die An- und Zumutungendes Gebäudes aktiv durchzusetzen. Ein gutgeplanter, neu errichteter Schulbau kann, indem er„Umbauten bestehender Gebäude… setzen häufig den Rahmen für dasLerngeschehen der nächsten zehn,zwanzig oder dreißig Jahre“diese Mühen erspart, viel zusätzliche Energie fürden eigentlichen Unterricht freisetzen. Auch Umbautenbestehender Gebäude sollten, indem siediese Gesichtspunkte berücksichtigen, zu einer Erweiterungder pädagogischen Möglichkeiten beitragen,denn sie setzen häufig den Rahmen für dasLerngeschehen der nächsten zehn, zwanzig oderdreißig Jahre (Wüstenrot Stiftung, 2004).2. Lernen durch ArchitekturDie zweite Ebene, auf der Architektur wirkt, istdie des symbolischen Ausdrucks. Ein Schulgebäudesagt durch seine Architektur, aber auch durchseinen Erhaltungszustand viel aus über die Vorstellungder <strong>Schule</strong> von sich selbst, über das Verhältnisvon Schülern und Lehrern, und über die Positionder <strong>Schule</strong> in der Gesellschaft. Die Architektur verräumlichtauch Ideen davon, was „Lernen“ eigentlichheißt. Schon am ersten Schultag werden dieseVorstellungen vermittelt, wenn die Kinder entwederehrfurchtsvoll die Treppe zur großen, schwerenEingangstür der wilhelminischen Grundschulehoch und dann zu ihrem Klassenraum am Ende eineskasernenartigen Gangs geleitet werden, oderwenn sie ebenerdig durch eine Glastür in ein lichtesAtrium eintreten, in dem die Arbeiten aus demKunstunterricht der Zweitklässler ausgestellt sind.Von der Architektur und ihrer Nutzung hängt eszu wesentlichen Teilen ab, welche Blicke, welcheGeräuschkulisse, welche Gerüche und Bewegungseindrückesich in diesem Moment zu einer Erwartungshaltungan die eigene Zukunft als Lernendemund als Mitglied einer Gemeinschaft formen.Die Architektur kann auf diese Weise dazu beitragen,Werte wie Respekt, Selbstvertrauen, Gemeinschaftsgefühlund Verantwortungsbewusstseinzu vermitteln. Ebenso kannsie aber auch das Gegenteil ausdrücken.Verschmutzte Toiletten, bei denen dieDeckel abgeschraubt und die Türennicht verschließbar sind, signalisierenunmittelbar einen Mangel an Respektvor der Persönlichkeit des Schülers undein grundlegendes Misstrauen. DefekteMöbel, blinde Scheiben, kahle, mit Graffiti verseheneBetonwände führen nicht nur zu funktionalenBeeinträchtigungen und behindern dadurchdas Lernen, sie setzen auch eine Abwärtsspiraleder Nichtachtung in Gang. Werden sie einmal zugelassen,so kann sich dadurch leicht ein respektloserUmgang mit der gebauten Umwelt etablieren,der sich auch auf die sozialen Beziehungen untereinanderauswirkt. Deswegen ist es wichtig, solchenFormen von Vandalismus und Verwahrlosungfrühzeitig entgegen zu treten.Aber wer soll in Zeiten fortgesetzter Mittelkürzungendafür sorgen, dass die Lernumwelt tatsächlichdiesen Ansprüchen genügt? Immer öfter scheint esnur noch durch das finanzielle und handwerklicheEngagement der Eltern möglich zu sein, Verbesserungender räumlichen Situation oder zumindestdie Bewahrung des Status Quo zu sichern. So begrüßenswertderartige Aktionen für sich genommensind, so sollten sie doch keinesfalls auf Dauerden Normalfall darstellen. Denn einerseits werdendie Schulträger dadurch aus einer Verantwortungentlassen, die sie auch weiterhin unbedingt fürsich annehmen müssen. Wenn sie dieser Aufgabenicht nachkommen, dann ist es wichtig, einenhinreichenden politischen Druck zu erzeugen, umdie Frage der Instandhaltung von Lernumweltenauf der Tagesordnung zu halten. Die Verhältnisse22

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