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Lernraum Schule - Bund Deutscher Architekten BDA

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schränkungen und Belastungen führen können,die Lernprozesse verhindern (vgl. Huber, Kahlert &Klatte, 2002; Klatte, 2006). Chronifizierte Nervositätund Gereiztheit können die Folge sein.Weitere wichtige Aspekte sind Frischluftzufuhrund Klimaregulierung, deren Rahmen durch dieArchitektur des Gebäudes gesetzt werden. Anordnungund Öffenbarkeit der Fenster sollten ermöglichen,das leicht und ohne Störung für einen hinreichendenLuftaustausch gesorgt werden kann.Die Anordnung der Heizkörper und die Art ihrerSteuerung bestimmen, ob es gelingt, im Winter einRaumklima zu schaffen, das flexibel an die jeweiligenBedürfnisse angepasst werden kann. Stickige,verbrauchte Luft mit überhöhtem Kohlendioxid-Anteil und eine zu hohe oder zu niedrige Temperaturkönnen ebenso hinderlich für den Lernerfolgund die Unterrichtsatmosphäre sein wie eine falscheUnterrichtsgestaltung durch den Lehrer odereine überhöhte Klassengröße. Schon hier wirddeutlich: Ob eine architektonische Lösung gut oderschlecht ist, zeigt sich erst im verantwortungsvollenGebrauch. Gute Architektur macht Angebote,die von den Lehrern und den Schülern gemeinsamverstanden und genutzt werden können. Diesengemeinsamen Aneignungs- und Gebrauchsprozesserfolgreich zu organisieren, ist eine wichtigeAufgabe der <strong>Schule</strong> und sollte als eigenständigesLernziel verstanden werden.Eine ganz erhebliche und doch oft unterschätzteBedeutung für das Wohlbefinden hat auch dieGestaltung der Pausenräume und Freiflächen. Dabeiist vor allem wichtig, dass Optionen für vieleverschiedene Aktivitäten geboten werden, wederdürfen die Bedürfnisse einer bestimmten Altersgruppenoch die eines Geschlechts dominieren(vgl. Flade, 1998). Unterschiedliche sportliche Aktivitätenmüssen ebenso möglich sein wie konzentrierteruhigere Beschäftigungen. Die gestalterischeHerausforderung besteht dabei darin, eine Balancezwischen guter Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeitdurch die Lehrkräfte auf der einen Seiteund einem ausreichenden Maß von geschütztenRückzugsmöglichkeiten auf der anderen Seite zufinden. Gerade die Außenraumgestaltung solltezudem von vornherein ein hohes Maß an Flexibilitätund nachträglicher Veränderbarkeit ermöglichen.Bei späteren Umplanungen können und sollen dieSchüler dann auch selber einbezogen werden. Ausjüngerer Zeit gibt es viele interessante, erfolgreicheBeispiele für derartige Beteiligungsprojekte, beidenen, zum Teil mit ehrenamtlicher Unterstützungvon <strong>Architekten</strong>, nicht nur die Gestaltung erheblichaufgewertet werden kann, sondern zugleichauch fundierte Kenntnisse über die Gestaltbarkeitder eigenen Lebenswelt vermittelt werden. Wenndabei alle an einem Strang ziehen, müssen solcheProjekte finanziell nicht aufwändig sein.Architektur kann Möglichkeiten des Verhaltensund Erlebens eröffnen, aber auch verschließen.Hiermit ist vor allem die Ebene der Grundrissgestaltunggemeint. Welche Räume werden zurVerfügung gestellt, wie groß sind sie, welchenZuschnitt haben sie, wie sind sie zueinander angeordnet?Auch hier sind die Einflüsse oft ebensosubtil wie nachhaltig: Bestimmte Raumformenverhindern den Einsatz innovativer Lehrformen,weil sie nicht flexibel nutzbar sind. FachübergreifenderProjektunterricht ist leichter durchführbar,wenn Klassenräume zeitweise erweitert oder zusammengeschaltetwerden können (vgl. Dudek,2000). Für die Art des Umgangs miteinander kannes entscheidend sein, ob die Räume für die Lehrerund die Verwaltung in einem eigenen Trakt untergebrachtund durch eine Tür abgetrennt sind, oderob sie einladend und offen zugänglich angeordnetsind. Kulturelle Veranstaltungen, welche die <strong>Schule</strong>zur Gemeinde hin öffnen, sind auf einen flexiblenund ausreichend großen Veranstaltungsraumangewiesen. Das Vorhandensein von nutzbarerWandfläche im Klassenraum, aber auch auf denGängen oder in der Halle fordert zur spontanenAusstellung von Arbeitsergebnissen und damit zuVergleich und Verständigung auf. Klassenräumebieten Ein- und Ausblicke oder verwehren sie. DieArchitektur ermöglicht und fördert durch diesegestalterischen Entscheidungen eine bestimmteLehr- und Lernkultur, die sich auf Dauer stabilisiertund oftmals nur wenig bewusst ist. Dieses Verhält-21

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