11.07.2015 Aufrufe

Weihnachten und Silvester im Theater Koblenz CABARET DIE ...

Weihnachten und Silvester im Theater Koblenz CABARET DIE ...

Weihnachten und Silvester im Theater Koblenz CABARET DIE ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4Die ganze WELT ist BÜHNE„Machen Sie eine Ausbildung alsKrankenpfleger, erwerben Sieein Diplom in Psychologie, besuchenSie einen He<strong>im</strong>werkerkurs,studieren Sie ein paar SemesterLiteratur <strong>und</strong> <strong>Theater</strong>geschichte,ein wenig Ahnung von Kindererziehungist auch von Vorteil, ambesten noch ein Seminar Zeitmanagement<strong>und</strong> Organisationsentwicklung,<strong>und</strong> sorgen Sie dafür,dass Sie sportlich fit sind.“ Dasschreibt Michael Rossié <strong>im</strong> Vorwortseines sehr informativenBuches „Ruhe bitte, wir proben!Kleines Handbuch für den Regieassistenten“.Ob das so st<strong>im</strong>mt?Fragen wir doch einfach RegieassistentinNina Buzalka.Nina, wie sieht ein ganz normalerArbeitstag bei Dir aus?„Mein Arbeitstag beginnt morgensum 9 Uhr, wenn ich meinDiensthandy einschalte. Dannsind meist schon mindestens dreiAnrufe in Abwesenheit <strong>und</strong> fünfSMS auf dem Display. Das kannalles Mögliche an Informationenbedeuten. Sei es, dass ein Schauspielermorgens zum Arzt gegangenist <strong>und</strong> nicht oder später zurProbe kommt, dass die Bühne fürdie Bühnenprobe nicht rechtzeitigfertig ist <strong>und</strong> die Probe umdisponiertwerden muss oder vieles anderemehr.Ist dann alles soweit geklärt, kanndie Probe um 10 Uhr beginnen, diebis um 14 Uhr dauert, am Abenddann noch einmal von 18 bis 22Uhr. Vor der Probe muss ich dieanstehenden Szenen einrichten,das heißt, Dekoration <strong>und</strong> Requisitenfür die auf dem Probenplanangesetzten Ausschnitte desSchauspiels vorbereiten. Währendder Proben führe ich das Regiebuch,das heißt, ich notiere alletechnischen Vorgänge, Auftritte,Gänge der Schauspieler, Aktionenzu best<strong>im</strong>mten Textpassagen. Ichbin quasi das Gedächtnis der Produktion.Denn wenn eine Szenemehrere Tage oder Wochen nichtgeprobt wurde, können wir sieaufgr<strong>und</strong> des Regiebuches rekapitulieren.Wenn natürlich eineSzene in jeder Probe geändertwird, kommt der Radiergummireichlich zum Einsatz… Sollte einSchauspieler an einer Probe nichtteilnehmen können, weil er krankist oder in einer anderen Produktionbeschäftigt, kann es auchdurchaus mal passieren, dassich für ihn einspringen muss, ichkenne ja die Gänge <strong>und</strong> Aktionen.Auch in Vorstellungen musste ichschon erkrankte Kollegen ersetzen.Witzig war das be<strong>im</strong> ‚Sturm‘,wo ich Ariel stumm gespielt habe,sein Text aber von der Souffleuseüber ein Mikroport eingelesenwurde. Bei einem Luftgeist isthalt nichts unmöglich.Wenn eine Szene wiederholtwird, müssen natürlich die Requisitenin ihre Ausgangspositiongebracht werden. Da sichder Bedarf an Requisiten oderProbenkostümen auch währenddes Probenprozesses ergeben,bin ich die Schnittstelle zu denentsprechenden Abteilungen <strong>im</strong><strong>Theater</strong>. Auch für die Organisationder Toneinspielungen bei denProben bin ich zuständig. Spätestensdann gegen 12:30 Uhr mussich mit dem Regisseur den Probenplanfür den nächsten Tag besprechen,von dem dann die Darstellerentnehmen, wann sie zuwelcher Szene bestellt sind. Auchdie Technik muss nach diesemPlan die Probendekoration vorbereiten.Bisweilen müssen für dieDarsteller auch parallel Sprechtraining,musikalische Probenoder Kampftraining auf dem Probenplanberücksichtigt werden.Abends wird entweder auch geprobt,oder es ist Vorstellung.Mein Vorstellungsdienst beginntje nach Produktion zu unterschiedlichenZeiten. Wenn vor derVorstellung ein So<strong>und</strong>check oderzum Beispiel ein gemeinsamesEinsingen der Darsteller oder einetechnische Probe anberaumt ist,müssen wir alle entsprechend früher<strong>im</strong> <strong>Theater</strong> sein. Mein ersterGang geht <strong>im</strong>mer auf die Bühne,wo ich überprüfe, ob alles richtigvorbereitet ist. Während der Vorstellungsitze ich in der Regel <strong>im</strong>Zuschauerraum, denn als Abendspielleitungvertrete ich den Regisseur,der ja nach der Premiereseine Arbeit getan hat, <strong>und</strong> sofernes ein Gast war, dann auch abreist.Ich schaue also, ob die Inszenierungauf dem Premierenstandbleibt, dieQualität hält. Das kanndurchaus bedeuten,dass ich anschließendden Darstellern Loboder auch Kritik gebe<strong>und</strong> mit ihnen bespreche,ob es Problemegab <strong>und</strong> wie diese behobenwerden können.Zum Schlussapplausgehe ich <strong>im</strong>mer auf dieSeitenbühne <strong>und</strong> helfebei der Applausordnung(die Bestandteilder Inszenierung ist)<strong>und</strong> entscheide mitdem Inspizienten, wieoft der Vorhang nocheinmal geöffnet wird.Für mich beginnen oftam Montag nach einerPremiere die Probenfür die nächste Inszenierung.Aber es sindauch viele Dinge, dieregelmäßig anstehen. Ich bin am<strong>Theater</strong> <strong>Koblenz</strong> für die Statistenzuständig, das heißt, nach denWünschen der Regie versucheich, spielfreudige Laien zusammenzu bringen, die kleine stummeRollen übernehmen. Das istbisweilen nicht so einfach, wennzum Beispiel für eine Produktionzehn Bodybuilder benötigt werden,bedeutet das eine mühsameSuche. Auch die Abrechnung derStatisteneinsätze bereite ich vor.Also, langweilig wird mir nie!“Nun ist aber Regieassistenz sichernicht dein Ziel, sondern einWeg. Wohin soll der führen? Undwie bist du eigentlich ans <strong>Theater</strong>gekommen?„Ich bin über Umwege ans <strong>Theater</strong>gekommen. Ursprünglichhabe ich in meiner He<strong>im</strong>atstadtWuppertal eine Ausbildung zurJustizangestellten gemacht <strong>und</strong>auch zunächst eine Beamtenkarrieregeplant. Aber das wurdemir dann zu langweilig. Und sokam ich auf einen Jugendtraumzurück – ich wollte nämlich einmalStewardess werden. Gleichzeitighabe ich mit <strong>Theater</strong>spielenangefangen, <strong>und</strong> da ich dasals Stewardess nicht regelmäßighätte machen können, habe ichdann am Flughafen <strong>im</strong> Service<strong>und</strong> Verkauf gearbeitet. Dochder <strong>Theater</strong>virus hat mich infiziert.Also habe ich ein Studiumbegonnen – <strong>Theater</strong>-, Film- <strong>und</strong>Fernsehwissenschaften in Köln,nebenbei habe ich bei den WuppertalerBühnen hospitiert <strong>und</strong>zum Ende des Studiums auch assistiert.Nach mehreren Zusagen habeich mich für die Stelle in <strong>Koblenz</strong>entschieden. Und das habe ichnoch nie bereut. Tja, <strong>und</strong> wohinsoll mich der Weg führen? Natürlichzur Regie! Ich freue mich,dass ich in der aktuellen Spielzeitdie Chance erhalte. Im Juni hatteich schon ‚Bier für Frauen‘ <strong>im</strong>Rahmen der Reihe Late Night inszeniert,was sehr erfolgreich war<strong>und</strong> Spaß gemacht hat. Jetzt darfich zwei Monologe für den AbendHUMANKAPITAL inszenieren <strong>und</strong>bin gespannt <strong>und</strong> aufgeregt. EineStufe weiter in die Richtung zumeinem Berufsziel!“Dann also: Toi Toi Toi!!! Ach ja,<strong>und</strong> das Vorwort von Michael Rossiéist voll <strong>und</strong> ganz zutreffend!Juliane Wulfgramm

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!