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Rundbrief - Humanistischer Regionalverband Märkisch-Oderland

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11Nah sein in schwerer Zeit – Auf den Spuren von Erich FrommOft beklagen wir weltlichen Humanistenuns darüber, dass wir als Weltanschauungsgemeinschaftnicht hinreichend gewürdigtoder hinzugezogen werden. Kürzlich habenwir im Rahmen von zwei Veranstaltungenzum Themenkomplex „Nahe seinin schwerer Zeit – spirituelle Begleitungund Seelsorge – humanistische Haltungenund Annäherungen“ sehr gute Erfahrungenmachen können. Anerkennung undDank gelten dabei dem Integrationswillenund -vermögen des ehemaligen Präsidentendes HVD-Bundesverbandes Dr. HorstGroschopp, der als Direktor der HumanistischenAkademie die Tagung „Humanismusund Sterbebegleitung – SpannungsfeldSpirituelle Dimension“ am 24. Aprilorganisiert hatte. Dank und Anerkennunggelten aber auch zwei namhaften Theologenim Bereich Palliativmedizin und Hospizversorgung:Dr. theol. Erhard Weiheraus Münster und Pastor Peter Godzik ausFlensburg.Neue Nachdenklichkeit undspirituelle ÖffnungDr. Erhard Weiher ist katholischer Pastoralreferentund hat das Kapitel „Spiritualität“im Lehrbuch der Palliativmedizin verfasst.Er folgte der Einladung der HumanistischenAkademie nach Berlin und hielt dasHauptreferat zu Ausprägungsformen vonSpiritualität im weltlichen, nicht-religiösenKontext, wobei er für anhaltende Nachdenklichkeitsorgte. Zum Gelingen derVeranstaltung trug auch die musikalischeEinstimmung aus dem Umfeld unseresHospizdienstes Dong Ban Ja bei. Auf demSchlusspodium eröffnete die Leiterin diesesinterkulturellen Projektes im HVD, In-SunKim, dass sie als Christin den HVD als Trägergewählt habe, weil er für Freiheit undToleranz stehe.Nicht weniger offen ging es auf der evangelischenHospiz- und Palliativtagung „Nahsein in schwerer Zeit“ in der Akademie Sankelmark(nahe Flensburg) vom 13. – 15.Mai zu, an der etwa 150 Personen teilnahmen.Selbst bei ausgewiesenen Gläubigenbeherrschen „Patchwork“-Identitäten dasBild. In Sankelmark war zu erfahren, dass die„Ganz-Tod-Vorstellung“, wonach es wederein körperliches noch seelisches Weiterexistierengibt, im alten Israel sehr verbreitetwar und dass die Reinkarnationsvorstellungin Europa erst von dem Dichter und AufklärerGotthold Ephraim Lessing im Sinnepersönlicher Vervollkommnung eingeführtworden ist. Zugleich war zu erfahren, dassdemgegenüber die Vorstellung von einerWiederauferstehung im christlichen Sinnbei den Evangelischen Kirchenmitgliedernimmer weiter schwindet.Der Veranstalter der evangelischen Hospiz-und Palliativtagung Peter Godzik hatte1990 die erste evangelische Erklärung zur(ursprünglich von den Kirchen weitgehendabgelehnten) Hospizarbeit in Deutschlandauf den Weg gebracht und das „Celler Modell“zur Vorbereitung von Ehrenamtlichenin der Sterbebegleitung entwickelt. Godzikist es zu verdanken, dass in Sankelmark einhumanistisch-weltlicher Workshop – nebendrei christlichen, einem buddhistischen undeinem muslimischen – stattfinden konnte.Unser humanistischer Workshop, gemeinsamdurchgeführt von Dr. Dr. Joachim Kahlaus Marburg und Dipl. Psych. Gita Neumannvom HVD Berlin war sogar der amstärksten besuchte.Ureigene humanistischeLebensphilosophieDas für den humanistischen Workshopzusammengestellte Material mit kurzenTexten und vielen Fotos kann gern zur Verfügunggestellt werden. Wie sich bereitsbei der Tagung der Humanistischen Akademiegezeigt hatte, können wir uns ohneIdentitätsverlust auch anderen geistigenVorstellungen öffnen, wenn wir auf unserenureigentlichen lebensphilosophischenKernbereich zurückgreifen. Dieser ist maßgeblichgeprägt durch Vertreter der Antikewie Heraklit, Lukrez, Epikur, Seneca, durchMontaigne (Spätrenaissance / Frühaufklärung)sowie die humanistische Psychologieder 1960-70er Jahre, die menschliche Qualitätenwie Präsenz, Kreativität, Mut, Sinnfindung,Verantwortung, Selbstverwirklichungund schließlich auch Transzendenzbetonen.Mit dieser Bewegung assoziiert ist der humanistischeSozialphilosoph und TherapeutErich Fromm, Autor des weltberühmtenWerkes „Die Kunst zu lieben“. Sein durchausradikal politisches Credo ist durch eineSynthese von Tiefenpsychologie, Marxismusund Zen-Buddhismus geprägt. Ineinem neu aufzulegenden HumanistischenSelbstverständnis sollten nach 10 Jahrenim 21. Jahrhundert diese DimensionenBerücksichtigung finden. Dabei geht eskeinesfalls nur um menschlichen Beistandam Lebensende. Fromm wird derzeit mitseiner Entdeckung der ökonomischen Kapitalismuskriseals Krise der Menschheit neuentdeckt. Sogar die Zeitschrift PsychologieHeute titelt anlässlich seiner diagnostischenVorwegnahme vor 40 Jahren gerade: „Renaissancedes Humanismus?“Selbstbestimmt bis zum Schluss<strong>Rundbrief</strong> Juni – Juli 2010Kostenfreie VorsorgeprüfungDer HVD hat wiederholt vor notariellenVorsorgedokumenten gewarnt, die allenfallsein paar pauschale Textbausteine füreine Patientenverfügung enthalten. EinePrüfung zumal bei Dokumenten von Nicht-(Förder-)Mitgliedern ist uns normalerweisenicht möglich. An zwei Tagen laden wir jetztallerdings dazu ein. Wir bitten, die Informationüber diese einmalige Gelegenheitauch an Nicht-Mitglieder unseres Verbandesweiterzugeben. Dabei wird an diesenTagen auch noch mehr geboten, nicht zuletztKontakte oder auch Kaffee-Trinken mitherrlichem Blick auf den Spandauer See.Sonntag 13. Juni, 10-16 UhrHausmesse Seniorenresidenz Am SpandauerSee, Brauerreihof 19, 10 – 16 Uhr (U7Rathaus Spandau & Bus 136 oder 236 bisHS Kirchhofstraße)Vorsorgetag am Samstag, 3. Juli,10 - 15 UhrAusweg am Lebensende –durch freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken?Ein gleichnamigesneues Buch vonBoudewijn Chabotund ChristianWalther wird am10. Juni in Münchenim Rahmeneiner Podiumsdiskussionvorgestellt.An dieser wirdProf. Dr. Birnbacher u. a. Gita Neumannfür den HumanistischenVerband teilnehmen.Gibt es in unerträglichen Situationen einezulässige und einfache Möglichkeit, seineigenes Leben vorzeitig und auf diesemWeg begleitet zu beenden? Ja, behauptendie Autoren, nämlich den Freiwilligen Verzichtauf Nahrung und Flüssigkeit (FVNF).Der Düsseldorfer Medizinethiker Prof. Dr.Dieter Birnbacher, der seit Jahresbeginnkorrespondierendes Mitglied im HVD ist,hat das ausgezeichnete Geleitwort des Buchesverfasst. Für ihn liegt die zunehmendeBedeutung dieser Form des Sterbens darin,dass sie einerseits dem Bedürfnis nachAutonomie entgegenkommt, andererseitsdie Bereitschaft professioneller Helfer zurUnterstützung nicht überfordert.10. Juni, 18.30 Uhr im Evangelischen Forumin München, Herzog-Wilhelm-Str. 24Die Beiträge dieser Seite stammen vonGita Neumann Tel. 030 613904-11

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