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Aktuelle psychosomatische Krankheitsmodelle

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<strong>Aktuelle</strong><br />

<strong>psychosomatische</strong><br />

<strong>Krankheitsmodelle</strong><br />

Dr. Dr.<br />

Annegret Boll-Klatt Boll Klatt


Wie führen f hren psychische Prozesse zu körperlichen k rperlichen Störungen St rungen und<br />

Erkrankungen ?<br />

Dipl. Dipl.<br />

Psych. Psych.<br />

Dr. Dr.<br />

phil. phil.<br />

Annegret Boll-Klatt Boll Klatt<br />

- <strong>Aktuelle</strong> <strong>psychosomatische</strong> <strong>Krankheitsmodelle</strong> -<br />

Vortrag, 26.08.2006 an der Akademie für med. Fort- und Weiterbildung, ÄK S-H


Psychosomatische <strong>Krankheitsmodelle</strong>:<br />

<strong>Krankheitsmodelle</strong>:<br />

Säftelehre ftelehre (Sanguiniker, ( Sanguiniker, Choleriker,<br />

Melancholiker, Phlegmatiker)<br />

Phlegmatiker<br />

Mesmerismus<br />

Konversionsmodell<br />

Konstitutionsforschung<br />

De- De und Resomatisierung<br />

Spezifitätshypothese<br />

Spezifit tshypothese<br />

(Holy Holy Chicago Seven) Seven<br />

Alexithymie<br />

Historische Schlaglichter<br />

Hippokrates<br />

(5. . Jh. Jh.<br />

V. . Chr.) Chr.)<br />

Mesmer (um ( um 1800) 1800<br />

Freud (1895 1895)<br />

Kretschmer (1921 1921)<br />

Schur (1955 1955)<br />

Alexander (1968 1968)<br />

Nemiah und Sifneas (1970 ( 1970)


��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

„Die Die Heiligen Chicago Sieben“ Sieben<br />

Asthma bronchiale<br />

Essentielle Hypertonie<br />

Hyperthyreose<br />

Neurodermitis<br />

Chronische Polyarthritis<br />

Ulcus duodeni<br />

Colitis ulcerosa<br />

(Alexander, Alexander,1968 1968)


Positivismus Konstruktivismus<br />

Allgemein gültige Realität<br />

Modelle<br />

(Abbilder der Wahrheit)<br />

Arzt<br />

(verfügt über wahres Fach-<br />

wissen, das zum Patienten<br />

transferiert werden muss)<br />

Patient<br />

Individuelle<br />

Wirklichkeiten<br />

Modelle<br />

(Konstruktions-<br />

möglichkeiten)<br />

Arzt<br />

(individuelle<br />

Wirklichkeit)<br />

Gemeinsame<br />

Wirklichkeit<br />

Patient<br />

(individuelle<br />

Wirklichkeit)<br />

(Schmeling-<br />

Kludas, 2005)


<strong>Krankheitsmodelle</strong>, ausgewählt ausgew hlt anhand<br />

folgender Kriterien: Kriterien<br />

�� Modelle, die in der Tradition der psychoanaly-<br />

tischen Theorie und der psychodynamischen<br />

Therapieverfahren stehen<br />

�� Subjektive Erfahrung der Bewährung Bew hrung von<br />

Modellen in fast 3 Jahrzehnten überwiegend<br />

berwiegend<br />

praktischer klinisch-psychotherapeutischer<br />

klinisch psychotherapeutischer<br />

Tätigkeit tigkeit mit <strong>psychosomatische</strong>n Patienten<br />

�� Aktualität Aktualit t und Standfestigkeit gegenüber gegen ber<br />

empirischer Forschung


Fragestellungen<br />

1. Welche <strong>psychosomatische</strong>n <strong>Krankheitsmodelle</strong> sind historisch<br />

bedeutsam?<br />

2. Exkurs: Exkurs:<br />

Wozu brauchen wir <strong>Krankheitsmodelle</strong>?<br />

3. Welche Störungen St rungen und Erkrankungen nennen wir<br />

psychosomatisch?<br />

4. Wie kommt es zu dem „geheimnisvollen geheimnisvollen Sprung“ Sprung vom Seelischen<br />

ins Körperliche?<br />

K rperliche? - Psychoanalytische Sicht -<br />

5. Welches sind die relevanten <strong>psychosomatische</strong>n Bindeglieder?<br />

- Medizinisch-empirische Medizinisch empirische Sicht -<br />

6. Welche aktuellen <strong>psychosomatische</strong>n <strong>Krankheitsmodelle</strong> sollte<br />

eine PsychotherapeutIn kennen?<br />

7. Was sind bio-psycho bio psycho-sozio sozio-dynamische<br />

dynamische <strong>Krankheitsmodelle</strong>?


Psychosomatische Störungsgruppen<br />

St rungsgruppen<br />

(lt lt. . ICD 10) 10<br />

�� F 44 Dissoziative Störungen St rungen<br />

(Konversionsst<br />

Konversionsstörungen rungen)<br />

�� F 45 Somatoforme Störungen St rungen<br />

F 45.2 45 Hypochondrie<br />

F 50 Essstörungen<br />

Essst rungen<br />

F 51 Nichtorganische Schlafstörungen<br />

Schlafst rungen<br />

F 52 Nichtorganische sexuelle Funktionsstörungen<br />

Funktionsst rungen<br />

�� F 43.0, 43 , F 43.1 43 Posttraumatische Belastungsreaktion und - störung st rung<br />

��F F 62 Andauernde Persönlichkeits<br />

Pers nlichkeitsänderung nderung nach<br />

Extrembelastung<br />

��F F 54 Psychologische Faktoren und Verhaltensfaktoren bei<br />

andernorts klassifizierten Krankheiten<br />

ABK,08/06


io<br />

Diagnostische Subgruppen bei chronischem<br />

Schmerz<br />

nozizeptiv<br />

neuropathisch<br />

(Egle et al.,1999)<br />

inadäquate<br />

Bewältigung<br />

nozizeptiv/neuropathisch<br />

Psychische Komorbidität<br />

funktionelle Störung<br />

„psychische<br />

Überlagerung“<br />

psychische Störung<br />

psycho


Entwicklungs-<br />

pathologie /<br />

Narzisstische<br />

Pathologie<br />

Reaktive<br />

Pathologie<br />

Psychosomatische <strong>Krankheitsmodelle</strong><br />

Psychische<br />

Ätiologie tiologie ��<br />

Konfliktpathologie<br />

Traumapathologie<br />

„der der<br />

geheimnisvolle<br />

Sprung“ Sprung ��<br />

Psycho- Psycho<br />

Somatische<br />

Bindeglieder ��<br />

Störungsbilder<br />

St rungsbilder<br />

Dissoziative<br />

Störungen St rungen<br />

(„Konversions<br />

Konversions-<br />

neurosen“)<br />

neurosen<br />

Somatoforme<br />

Störungen St rungen<br />

Somatopsycho-<br />

Somatopsycho<br />

Psycho –<br />

somatosen<br />

Posttraumatische<br />

Belastungs –<br />

störungen st rungen<br />

A<br />

ABK,08/06


Entwicklungs –<br />

Pathologie /<br />

Narzisstische<br />

Pathologie<br />

Psychosomatische <strong>Krankheitsmodelle</strong><br />

Psychische<br />

Ätiologie tiologie ��<br />

Konfliktpathologie<br />

Traumapathologie<br />

Reaktive<br />

Pathologie<br />

„der der<br />

geheimnisvolle<br />

Sprung“ Sprung ��<br />

Konversion<br />

Somatisierung<br />

Alexithymie<br />

Psycho- Psycho<br />

Somatische<br />

Bindeglieder ��<br />

Störungsbilder<br />

St rungsbilder<br />

Dissoziative<br />

Störungen St rungen<br />

(„Konversions<br />

Konversions-<br />

neurosen“)<br />

neurosen<br />

Somatoforme<br />

Störungen St rungen<br />

Somatopsycho-<br />

Somatopsycho<br />

psycho –<br />

somatosen<br />

Posttrauma –<br />

tische<br />

Belastungs-<br />

Belastungs<br />

störungen st rungen


Der „geheimnisvolle geheimnisvolle Sprung“ Sprung<br />

vom Seelischen ins Körperliche<br />

K rperliche:<br />

Die Konversion<br />

Die Konversion ist das zuerst (Freud, Freud, 1895) 1895)<br />

beschriebene und heute noch<br />

in weiten Bereichen gültige g ltige Prinzip der Umsetzung seelischer Konflikte in kör- k<br />

perliche Phänomene<br />

Ph nomene. . Sie besteht in der Umsetzung der Erregungssumme<br />

eines seelischen Konfliktes in körperliche, k rperliche, insbesondere sensorische und<br />

motorische Innervationen.<br />

Innervationen.<br />

Der dynamische Grundgehalt liegt beim Konver- Konver<br />

sionssymptom in der Symbolisierung von Konflikten, Wünschen, W nschen, Befürchtungen<br />

Bef rchtungen<br />

oder Phantasien in einer für f r den Patienten nicht mehr verständlichen verst ndlichen Körper K rpersprache.<br />

sprache.<br />

Im Symptom wird also ein psychischer Konflikt sekundär sekund r ins Körper K rperliche<br />

konvertiert („Ausdruckserkrankungen<br />

Ausdruckserkrankungen“, , z. z.<br />

B. . psychogene Gangstörungen<br />

Gangst rungen). ).<br />

Das Konversionsmodell entspricht weitgehend dem neurotischen<br />

Konfliktmodell.<br />

Konfliktmodell


Die (ubw ubw) ) Organwahl<br />

1. Organwahl durch Analogie<br />

2. Organwahl durch assoziative<br />

Verknüpfung Verkn pfung von Szenen und Organen<br />

3. Organwahl durch Funktionsmöglich<br />

Funktionsm glich-<br />

keiten<br />

4. Organwahl durch Konditionierung


Modell der De- De und Resomatisierung<br />

von M. M.<br />

Schur<br />

Schur beschreibt die Entwicklung und Reifungsvorgänge<br />

Reifungsvorg nge<br />

des gesunden Kindes als einen fortlaufenden Prozess der<br />

Desomatisierung.<br />

Desomatisierung.<br />

Die beim Kind vorhandene Einheit<br />

psychischer und körperlicher k rperlicher Vorgänge Vorg nge differenziert sich mit<br />

der Ausbildung der Ich-Funktionen<br />

Ich Funktionen. . Unter krisenhaften<br />

Belastungen, die eine äußere ere oder innere Gefahr<br />

signalisieren, kommt es unter dem Druck der dadurch<br />

entstehenden Angst zu einer unbewussten und zwar (ubw ubw) )<br />

Regression in somatische Reaktionen.<br />

Reaktionen.<br />

Dieser Vorgang wird<br />

als Resomatisierung bezeichnet.<br />

bezeichnet


Präfrontaler<br />

Cortex<br />

Gyrus<br />

cinguli<br />

Halbschematische Darstellung der Lage<br />

wichtiger affektsteuernder ZNS-Strukturen<br />

ZNS Strukturen<br />

Hypothalamus<br />

Amygdala Hippocampus<br />

ABK,08/06


Medizinisch-empirisch Medizinisch empirisch gesicherte<br />

<strong>psychosomatische</strong> Bindeglieder<br />

Neurophysiologie (Physiologie Physiologie der zentral nervösen nerv sen<br />

Strukturen) Strukturen<br />

Psychophysiologie (Physiologie Physiologie der peripheren<br />

Strukturen) Strukturen<br />

Psychoneuroendokrinologie<br />

Psychoneuroimmunologie<br />

Genetische Prädisposition<br />

Pr disposition („locus locus minoris resistentiae“)<br />

resistentiae<br />

Spezifische körperliche k rperliche Prozesse der betroffenen<br />

Organe und Organsysteme<br />

ABK,08/06


Unterscheidung Konversion/Somatisierung<br />

Konversion Somatisierung<br />

Konversionsstörungen<br />

Konversionsst rungen betreffen die Willlkürmotorik<br />

Willlk rmotorik und das<br />

sensorische System. System<br />

Somatisierung ist der grundlegende pathologische<br />

Mechanismus für f r die Entstehung von Funktionsstörungen Funktionsst rungen im<br />

vegetativen System. System<br />

Ermann (2005 2005): ):<br />

- Der Konversionssymptomatik liegt „nur nur“ ein zentral nervöses nerv ses<br />

Geschehen zugrunde. zugrunde.<br />

- Die Somatisierungssymptomatik beruht auf pathologischen<br />

Mechanismen in der Peripherie, an denen Regulationsstörungen<br />

Regulationsst rungen<br />

im limbischen System, im autonomen Nervensystem und in den<br />

Erfolgsorganen beteiligt sind. sind.<br />

ABK,08/06


Psychosomatische <strong>Krankheitsmodelle</strong><br />

Psychosomatische <strong>Krankheitsmodelle</strong><br />

Posttraumatische<br />

Posttraumatische<br />

Belastungs<br />

Belastungs -<br />

st<br />

störungen<br />

rungen<br />

Genetische<br />

Genetische<br />

Pr<br />

Prädisposition<br />

disposition<br />

Körperliche<br />

rperliche<br />

Prozesse<br />

Prozesse<br />

Reaktive<br />

Reaktive<br />

Pathologie<br />

Pathologie<br />

(Stressmodell<br />

Stressmodell)<br />

Somatopsycho<br />

Somatopsycho –<br />

psychosomatosen<br />

psychosomatosen<br />

Psychoneuro<br />

Psychoneuro-<br />

immunologie<br />

immunologie<br />

Alexithymie<br />

Alexithymie<br />

Traumapathologie<br />

Traumapathologie<br />

(Neurobiologische<br />

Neurobiologische<br />

Traumatheorie<br />

Traumatheorie)<br />

Psychoneuro<br />

Psychoneuro-<br />

endokrinologie<br />

endokrinologie<br />

Somatisierung<br />

Somatisierung<br />

Konfliktpathologie<br />

Konfliktpathologie<br />

Somatoforme<br />

Somatoforme<br />

St<br />

Störungen<br />

rungen<br />

Psychophysiologie<br />

Psychophysiologie<br />

(peripher<br />

peripher)<br />

Konversion<br />

Konversion<br />

Dissoziative<br />

Dissoziative<br />

St<br />

Störungen<br />

rungen<br />

(„Konversions<br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

neurosen“)<br />

Neuroanatomische<br />

Neuroanatomische<br />

Voraussetzungen<br />

Voraussetzungen<br />

Neurophysiologie<br />

Neurophysiologie<br />

(zentral<br />

zentral)<br />

Entwicklungs<br />

Entwicklungs –<br />

pathologie<br />

pathologie<br />

Narzisstische<br />

Narzisstische<br />

Pathologie<br />

Pathologie<br />

Bindungspathologie<br />

Bindungspathologie<br />

(Vulnerabilit<br />

Vulnerabilitätskonzept<br />

tskonzept)<br />

St<br />

Störungsbilder<br />

rungsbilder<br />

Psycho<br />

Psycho-<br />

Somatische<br />

Somatische<br />

Bindeglieder<br />

Bindeglieder ��<br />

„der geheimnisvolle<br />

der geheimnisvolle<br />

Sprung<br />

Sprung“<br />

��<br />

Psychische<br />

Psychische<br />

Ätiologie<br />

tiologie ��<br />

ABK,08/06


��<br />

��<br />

��<br />

Reaktive Pathologie → Stresskonzept<br />

Obsolset: Obsolset<br />

Aktuell: Aktuell<br />

Definition: Definition<br />

Quantitative situationsorientierte Definition von Stress als<br />

äußerliche erliche Reizkonstellation (z. . B. . Life Events, SRRS) SRRS<br />

Bedeutung komplexer subjektiver Bewertungsprozesse<br />

Interaktionales Stressmodell<br />

(Lazarus Lazarus u. u.<br />

Launier, Launier,<br />

1981) 1981<br />

„Stresssituationen Stresssituationen treten in Situationen auf, in denen<br />

Menschen einer Herausforderung oder Bedrohung<br />

gegenüber gegen ber stehen, die gemeistert werden soll, obwohl der<br />

Erfolg des Handelns ungewiss ist“ ist<br />

(Siegrist, Siegrist, 2001). 2001).<br />

Begriff der „frustrierten frustrierten Anstrengung“<br />

Anstrengung<br />

ABK,08/06


Stressoren<br />

„Stress“<br />

Schema der neuro-endokrinen neuro endokrinen Kopplung durch<br />

Sympathikus und das hypothalamico-hypophys<br />

hypothalamico hypophysäre re<br />

System bei Stress<br />

(Ruegg, 2001)<br />

Amygdala<br />

Striatum<br />

zentrales Höhlengrau<br />

Hypothalamus<br />

Hirnstamm<br />

CRH<br />

Hypophyse<br />

Rückenmark<br />

präganglionäre<br />

Sympathikusneurone<br />

ACTH<br />

Nebennieren-<br />

rinde<br />

Nebennieren-<br />

mark<br />

Kortisol<br />

Adrenalin<br />

Noradrenalin<br />

Effektor-<br />

systeme<br />

Effektor-<br />

systeme<br />

Stressreaktion<br />

<strong>psychosomatische</strong> Erkrankung


Modell psychophysiologischer Prozesse in<br />

der Ätiologie tiologie von Krankheiten<br />

Psychosoziale Anforderungen Psychosoziale Ressourcen<br />

Stimulusintensität<br />

Stimulusdauer<br />

Bekanntheit<br />

Vorhersagbarkeit<br />

Kontrollierbarkeit<br />

Kognitive und<br />

emotionale<br />

Reaktion<br />

( Dahme et al. , 2001)<br />

Psychobiologische Stressreaktion<br />

Vegetative<br />

Reaktion<br />

Neuro-<br />

hormonelle<br />

Reaktion<br />

Persönlichkeitsfaktoren<br />

Kontrollüberzeugung<br />

Frühere Erfahrungen<br />

Soziale Unterstützung<br />

Bewältigungsstrategie<br />

Immuno-<br />

logische<br />

Reaktion<br />

Krankheit<br />

Genetische<br />

Prädisposition<br />

z.B. individuelle<br />

Reaktions-<br />

spezifität


��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

Alexithymie – Strukturspezifität Strukturspezifit <strong>psychosomatische</strong>r<br />

Störungen?<br />

St rungen?<br />

Das Konzept der Alexithymie beinhaltet 3 Komponenten :<br />

1. Alexithymie<br />

2. Operatives Denken<br />

3. Projektive Reduplikation (Küchenhoff chenhoff u.Ahrens Ahrens,<br />

, 2002) 2002<br />

„Die Die Genese der körperlichen k rperlichen Symptomatik wurde in diesem Modell so<br />

hergeleitet: hergeleitet:<br />

Die Patienten, die in ihrer Erlebnisfähigkeit Erlebnisf higkeit zu stark eingeengt sind,<br />

um seelische Prozesse, u. u.<br />

a. . innere Konflikte und Widersprüche Widerspr che zu erleben, d. d.<br />

h. .<br />

psychisch zu repräsentiern<br />

repr sentiern, , können k nnen schwerwiegende emotionale Belastungen<br />

überhaupt berhaupt nicht seelisch verarbeiten“ verarbeiten (ebd ebd). ).<br />

„Die Die andrängenden andr ngenden Emotionen werden nur dadurch beherrscht, dass sie auf eine eine<br />

biologische Ebene abgeleitet werden; an die Stelle der seelischen seelischen<br />

Verarbeitung<br />

tritt gleichsam als Ventil die biologische Verarbeitung der Krankheit Krankheit“<br />

(ebd ebd). ).<br />

Aufnahme der Alexithymie in die die OPD (1998 1998)<br />

Konfliktachse:<br />

Konfliktachse:<br />

„Mangelhafte Mangelhafte Gefühls Gef hls- und Konfliktwahrnehmung“<br />

Konfliktwahrnehmung<br />

„Das Das Leiden von Menschen mit eingeschränkter eingeschr nkter Gefühls Gef hls- und<br />

Konfliktwahrnehmung besteht hauptsächlich haupts chlich in körperlichen k rperlichen Beschwerden;<br />

andererseits kennzeichnet der fehlende Zugang zur Welt der Gefühle Gef hle und<br />

Phantasien zahlreiche Menschen, gesunde wie kranke“ kranke (Arbeitskreis Arbeitskreis OPD, 1998). 1998).


<strong>Aktuelle</strong>s zum Alexithymiekonzept<br />

2 wichtige<br />

Trends<br />

Entwicklung neurophysiologischer<br />

Methoden der strukturellen und<br />

funktionellen Bildgebung<br />

(PET ( PET und fMRT) fMRT<br />

Entwicklung der Level of<br />

Emotional Activity Scale<br />

(LEAS; ( LEAS; Subic-Wrana<br />

Subic Wrana et al., al , 2002<br />

2002)


Wichtige Unterschiede von alexithymen und<br />

nicht-alexithymen<br />

nicht alexithymen Patienten<br />

Signifikant niedrigere Werte in der LEAS von Pat. Pat.<br />

mit<br />

somatoformen Störungen, St rungen, verglichen mit Pat. Pat.<br />

mit affektiven,<br />

Zwangs-, Zwangs , Angst-, Angst , Ess- Ess und Anpassungsstörungen<br />

Anpassungsst rungen<br />

Entkopplung von emotionalen und physiologischen Reaktionen<br />

(Blutdruck, Blutdruck, Herzfrequenz etc.) etc.)<br />

bei alexithymen Pat. Pat<br />

Unterschiede in der regionalen Durchblutung in den Affekt<br />

steuernden Hirnstrukturen, vor allem im anterioren Gyrus cinguli<br />

„Blindheit Blindheit“ für r soziale Situationen der alexithymen Pat. Pat.<br />

(Decodierungsschw<br />

Decodierungsschwäche che), , dadurch geringere Zugänglichkeit Zug nglichkeit zu<br />

sozialer Unterstützung<br />

Unterst tzung<br />

ABK,08/06


Fazit<br />

(PPmP PPmP, , Heft 52, 52,<br />

2002 )<br />

„Das Das zwischenzeitlich zum <strong>psychosomatische</strong>n<br />

Stiefkind degradierte Alexiethymiekonzept ist<br />

avanciert zu einem wichtigen Beispiel für f r<br />

zeitgemäß zeitgemäßes<br />

es <strong>psychosomatische</strong>s Denken.“<br />

Denken


��<br />

��<br />

��<br />

Bindungstheorie<br />

Bindungsforschung<br />

Die Bindungsforschung im Erwachsenenalter untersucht die<br />

so genannten inneren Arbeitsmodelle, die sich als<br />

psychischer Niederschlag oder psychische Repräsentation<br />

Repr sentation<br />

der qualitativen Erfahrung der Interaktion eines Kindes mit<br />

Bindungspersonen in den ersten Lebensjahren entwickelt<br />

haben. haben<br />

Bindungsmuster sind das Ergebnis der emotionalen<br />

und kognitiven Verarbeitung von Bindungserfahrungen<br />

(Bindungsrepr<br />

Bindungsrepräsentationen<br />

sentationen) ) bei Erwachsenen<br />

Bindungsmuster (Erwachsene<br />

Erwachsene)<br />

1. . Sichere Bindung<br />

2. . Unsicher-vermeidende<br />

Unsicher vermeidende Bindung<br />

3. . Unsicher-verwickelte<br />

Unsicher verwickelte Bindung<br />

4. . Desorganisiertes Bindungsmuster<br />

(Main Main u. u.<br />

Salomon, 1986) 1986


��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

Bindungstheorie und Psychosomatik<br />

„Relationsships<br />

Relationsships provide an opportunity for the mother to shape both the<br />

developing physiology and the behavior of her offspring through her<br />

patterned interactions with her infant“ infant (Polan Polan und Hoffer, 1999) 1999<br />

Sichere Bindung → bessere Dämpfung D mpfung der physiologischen<br />

Stressantwort → Erhöhung Erh hung der Stressschwelle<br />

Fehlen der sicheren Bindung → Erhöhung Erh hung der Stressreagibilität Stressreagibilit durch<br />

Sensivitierung der Hypothalamus-Nebennierenrinden<br />

Hypothalamus Nebennierenrinden-Achse Achse<br />

Signifikant erhöhter erh hter Anteil von Patienten mit somatoformen Störungen St rungen<br />

mit unsicher-vermeidenden<br />

unsicher vermeidenden Bindungsrepräsentationen<br />

Bindungsrepr sentationen<br />

(> > 50 %; ; Scheidt u. u.<br />

Walter, 1999) 1999<br />

→ Zusammenhang zur Alexithymie!?<br />

Alexithymie


Bindung und Alexithymie<br />

Unsicher-vermeidendes<br />

Unsicher vermeidendes Bindungsmuster<br />

bei Erwachsenen (lt lt AAI) AAI<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

( Schmidt u. u.<br />

Strauss,1996<br />

Strauss, 1996)<br />

Angaben sind kurz, inkohärent<br />

inkoh rent und<br />

unvollständig<br />

unvollst ndig<br />

Manchmal Idealisierung der Kindheit<br />

Erinnerungslücken<br />

Erinnerungsl cken<br />

Affektarmut, Überregulation berregulation des<br />

Affektes<br />

Bemühen Bem hen um Unabhängigkeit<br />

Unabh ngigkeit<br />

Negative Sicht anderer<br />

Abwertung von Bindungen<br />

Mangelhafte Gefühls Gef hls- und Konfliktwahr-<br />

nehmung (lt ( lt OPD) OPD)<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

(Arbeitskreis Arbeitskreis OPD, 1998) 1998<br />

Gleichförmige Gleichf rmige affektarme<br />

Beziehungen<br />

Partner und Angehörige Angeh rige wie Teil<br />

der Umgebung<br />

Sachbezogene Einstellung im Beruf<br />

Gefühlshaftere<br />

Gef hlshaftere Beziehungen zu<br />

materiellen Dingen als zu lebenden<br />

Objekten<br />

Konfliktvermeidung durch<br />

Sachorientierung, Bagatellisierung,<br />

Harmonisierung<br />

ABK,08/06


Bio-psycho Bio psycho-pathologisches<br />

pathologisches Vulnerabilitätsmodell<br />

Vulnerabilit tsmodell<br />

Biologische Stressvulnerabilität<br />

� �� �� CRH � �� �� Amygdala/Hippocampus ��<br />

Perinatale<br />

Komplikationen,<br />

genetische<br />

Vulnerabilität<br />

Emotionelle Vernachlässigung<br />

ACE:Mißhandlung, chronische familiäre<br />

Disharmonie<br />

life<br />

events,<br />

daily<br />

hassles<br />

ängstlich �� ��unsichere<br />

Bindung �� ��Selbstwert<br />

�� �� unreife Konfliktbewältigung<br />

HPA-/LC-NE- Dysfunktion<br />

Somatisierung<br />

Angst,<br />

Depression<br />

Gewaltverhalten<br />

Körperliche<br />

Erkrankung<br />

�� �� Risikoverhalten<br />

Frühe Kindheit Kindheit/Jugend Erwachsenenalter<br />

(Egle et al., 2002)


Traumapathologie<br />

Definition<br />

„ Ein Trauma ist ein Ereignis, das das Selbst- Selbst und<br />

Weltverständnis Weltverst ndnis der betroffenen Personen<br />

erschüttert ersch ttert und unmittelbar mit Gefühlen Gef hlen der<br />

absoluten Hilflosigkeit (Ohnmacht Ohnmacht) ) und Gefühlen Gef hlen<br />

der Bedrohung der physischen und psychischen<br />

Existenz einhergeht“.<br />

einhergeht .<br />

(Fischer Fischer u. u.<br />

Riedesser, 1998). 1998).


Traumapathologie –<br />

Posttraumatische Belastungsstörung<br />

Belastungsst rung<br />

(PTBS PTBS)<br />

Diagnosestandards (lt lt DSM IV) IV<br />

1. Konfrontation mit einem oder mehreren Ereignissen, die tatsächlichen<br />

tats chlichen<br />

oder drohenden Tod<br />

oder ernsthafte Verletzung oder eine Gefahr der körperlichen<br />

k rperlichen<br />

Unversehrtheit der eigenen Person oder anderer Personen beinhalten beinhalten.<br />

.<br />

2. Überw berwältigende ltigende Affekte wie Angst, Hilflosigkeit oder Entsetzen. Entsetzen<br />

3. Intrusive Symptome wie Albträume Albtr ume oder Flash backs. backs<br />

4. Traumareaktive Vermeidungssymptome<br />

5. Vegetative Überregungssymptome<br />

berregungssymptome


��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

Traumapathologie (PTBS ( PTBS)<br />

Funktionelle posttraumatische<br />

Störung St rung des Gehirns<br />

Senkung der Reizschwelle für f r Triggereize<br />

Stress wird zum Hyperarousel<br />

Blockade gedächtnissensitiver ged chtnissensitiver Hirnregionen (insb insb. . präfrontaler<br />

pr frontaler<br />

Cortex und Sprachzentrum)<br />

Sprachzentrum<br />

Prozessualisierung für f r traumatische Erfahrungen ist gestört gest rt<br />

Kortisolspiegel sind erniedrigt<br />

Dysregulationen von Endorphinen und Katecholaminen<br />

ABK,06/08<br />

Häufig ufig gleichzeitige sympathische / parasympathische Aktivierung


��<br />

Traumapathologie – PTBS<br />

„Gehirn Gehirn (somatopsycho<br />

somatopsycho) ) psychosomatose“<br />

psychosomatose<br />

„wie wie Migräne Migr ne oder Asthma“ Asthma ( Sachsse, Sachsse,<br />

2006) 2006<br />

„Das Das Gehirn ist nicht nur Ausgangs-, Ausgangs , sondern<br />

auch Zielorgan der Stressreaktion !“ !<br />

→ nachweisbare neuroanatomische Veränderungen<br />

Ver nderungen<br />

bei Patienten mit PTBS (und und auch BPS) BPS<br />

�� Reduzierung des hippokampalen Volumens<br />

rechts und links :“Je Je mehr PTBS, desto kleiner<br />

der Hippokampus.“<br />

Hippokampus ( Sachsse, Sachsse,<br />

2006) 2006<br />

�� Schrumpfung der linken Amygdala<br />

�� Erklärung Erkl rung: : Gesteigerte Glucokortikoid-Rezeptor<br />

Glucokortikoid Rezeptor-<br />

Sensitivität Sensitivit<br />

→ Glucokortikoidtoxität<br />

Glucokortikoidtoxit<br />

→ Schädigungen Sch digungen dort im Gehirn, wo die Anzahl der<br />

Rezeptoren hoch ist (Hippocampus<br />

Hippocampus und Amygdala) Amygdala)<br />

�� Akzentuierte Asymmetrie des rechten und linken<br />

Parietallappens (links ( links > rechts) rechts<br />

ABK,08/06


Fazit<br />

„Es Es ist Aufgabe einer modernen<br />

Psychosomatik, aus klinisch-<br />

psychotherapeutischer Erfahrung generierte<br />

Hypothesen unter Berücksichtigung<br />

Ber cksichtigung<br />

biographischer und aktueller Einflussfaktoren<br />

sowie somatischer einschl. einschl.<br />

neurobiologisch<br />

fassbarer Parameter empirisch zu<br />

überpr berprüfen fen“.<br />

(Gündel ndel et al., al , 2002)<br />

2002


Psychische<br />

Ätiologie tiologie ��<br />

Psychosomatische <strong>Krankheitsmodelle</strong><br />

Entwicklungs-<br />

Entwicklungs<br />

Neuroanatomische<br />

Dissoziative Störungen St rungen<br />

pathologie<br />

Narzisstische<br />

Voraussetzungen<br />

(„Konversions<br />

Konversions-<br />

neurosen“) neurosen<br />

Pathologie<br />

(<br />

Bindungspathologie<br />

Konversion<br />

Neurophysiologie<br />

Somatoforme<br />

(Vulnerabilit Vulnerabilitätskonzept tskonzept)<br />

Psychophysiologie<br />

Störungen<br />

Konflikt –<br />

Pathologie<br />

Traumapathologie<br />

(Neurobiologische<br />

Neurobiologische<br />

Traumatheorie)<br />

Traumatheorie<br />

Reaktive Pathologie<br />

(Stressmodell<br />

Stressmodell)<br />

„der der geheimnisvolle<br />

Sprung“ Sprung ��<br />

Somatisierung<br />

Alexithymie<br />

Psycho-Somatische<br />

Psycho Somatische<br />

Bindeglieder ��<br />

Psychoneuro-<br />

Psychoneuro<br />

endokrinologie<br />

Psychoneuro-<br />

Psychoneuro<br />

Immunologie<br />

Genetische<br />

Prädisposition<br />

Pr disposition<br />

Körperliche rperliche Prozesse<br />

Störungsbilder<br />

St rungsbilder<br />

Somatopsycho –<br />

Psycho –<br />

Somatosen<br />

Posttraumatische<br />

Belastungs –<br />

störungen<br />

Bio – psycho – sozio – dynamische <strong>Krankheitsmodelle</strong><br />

ABK,08/06


Bio-psycho Bio psycho-soziodynamisches<br />

soziodynamisches Modell zur Genese der koronaren<br />

Herzerkrankung<br />

Psycho<br />

Bio<br />

kindliche Ent-<br />

wicklung<br />

Sozial<br />

Genetik<br />

frühe<br />

Beziehungen<br />

Selbstwert-<br />

problematik<br />

Somatische<br />

Risiko-<br />

faktoren<br />

Gruppen-<br />

normen<br />

(Rauchen,<br />

Ernährung,<br />

Bewegung)<br />

Kompensa-<br />

tionsver-<br />

suche,<br />

Risikover-<br />

halten<br />

Typ A<br />

Sozioökonomischer Status<br />

Plaque-<br />

bildung<br />

Destabilisier-<br />

ung<br />

Entzündung<br />

?<br />

soziale<br />

Unterstützung,<br />

job strain<br />

Somatische<br />

Auslöser<br />

(z.B. körper-<br />

liche Be-<br />

lastung)<br />

Angina pectoris<br />

vitale Er-<br />

schöpfung,<br />

Depression<br />

Autonome Imbalance<br />

RR-Anstieg<br />

Thrombozyten-<br />

aggregation<br />

Psychische<br />

Auslöser<br />

(z.B. Hoffnungs-<br />

losigkeit,<br />

Ärger)<br />

Gratifikations-<br />

krise,<br />

Konflikte<br />

Arrhythmie<br />

Plaqueruptur<br />

Thrombus<br />

Plötzlicher Herztod<br />

Instabile Angina<br />

pectoris<br />

Infarkt<br />

�<br />

„ego infarction“<br />

�<br />

Soziale Rollen-<br />

Krise<br />

(z.B. Rente)<br />

(Herrmann – Lingen, 2000)


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