Leseprobe-Die-kleine-Gloria-auf-der-Suche-nach-Glueck

5. Die SehnsuchtWeißt Du was SEHNSUCHT ist?Bis jetzt wusste ich das auch nicht.Aber wo Opa mir das gerade hier im Gartenerklärt hat, da fallen mir ganz viele Beispiele einwo ich schon Sehnsucht hatte. Ich erkläre es direinfach mal so ganz einfach – die Erwachsenenverkomplizieren das sowieso nur meistens. Ambesten hörst du mir zu und vergisst die anderenWörter.Dazu machst du am besten deinen Kopf leerund denkst an nichts (siehst du, ich kann dasnämlich auch sagen).Sehnsucht ist etwas was du ganz dolle haben willst.So richtig Lust auf was.Ich mach dir ein Beispiel:Wenn meine Schwester neben mir beimFernsehen Chips isst, dann kriege ich Sehnsuchtnach Chips. Meine Schwester will mir aber keineabgeben und sagt, ich soll mir doch selbst welcheholen aus der Küche. Dazu bin ich zu faul undaußerdem will ich ja den spannenden Film nichtverpassen. Aber dann, dann passiert etwas

werden und mit meinen Kuscheltieren zusammensein. Und ich wollte das Essen von meiner Mama.Ich hatte noch nicht einmal Lust mit Laura zuspielen. Meine Sehnsucht nach Hause war zu groß.Opa sagt, das war Heimweh. Auch Heimweh ist eineSehnsucht, denn da sehnst Du dich nach etwas was esdeiner Meinung nach nur Zuhause gibt. Vertrautheitnennt man das auch, sagt Opa.Und dann gibt es auch noch Fernweh. Das ist eineSehnsucht in die Ferne, nach neuem und unbekannten,was halt in der Ferne liegt.Das ist eine Sehnsucht nach Abenteuer und Freiheit.Ob das immer alles gleich weh tun muss?Heimweh, Fernweh. Jedenfalls meine Sehnsuchthat weh getan am Lagerfeuer. Ich war ganz traurigund überhaupt nicht hungrig. Oma sagt so etwasähnliches, es klingt nur bestimmt besser für dieErwachsenen, deshalb versuche ich hier einmal fürdich Kassettenrekorder zu spielen.Also Oma sagt zu Sehnsucht folgendes:Sehnsucht ist ein Bedürfnis nach etwas was mansich sehr stark wünscht. Ein Wunschtraum, den jederirgendwann in sich trägt. Dieser Wunsch kann sichimmer mehr zu einem großen Bild formen, je nachdemwie groß das Verlangen wird. Meist liegen diesem

Wunsch ein oder mehrere Bedürfnisse, teilweise sogargroßartige Werte, vor. Wenn der Mensch dann seineSehnsucht ergründet und dabei seine Ängsteüberwindet, wird er den Weg der Erfüllung gehen.Dann wird der Wunschtraum ein Ziel und dieseserreicht. Das verwandelt dann die Sehnsucht in Glückund Zufriedenheit.Soweit klingt das eigentlich ganz einfach. Duhast eine Sehnsucht, merkst was los ist und fragstdich einfach was für ein Bedürfnis dahinter liegt(also was du wirklich willst). Dann, wenn du eineAntwort darauf von deinem Bauch oder auch imTraum bekommst, sagst du artig danke. Jetztkommt aber erst noch die Angst. Manchmal großwie ein Wolf, manchmal nur klein wie einEichhörnchen, die gehört dazu, sagt Oma. Das istdie persönliche Prüfung wie ernst es wirklich ist,etwas zu verändern. Und zum Schluss gehst du indiese Richtung oder tust das was du dir wünschst,so einfach ist das.Leider, sagt Oma, ist es in der Realität nicht soganz einfach. Die meisten Menschen trauen sichnicht nach ihren Sehnsüchten, Wunschträumenund Bedürfnissen zu fragen. Und da fängt dasDilemma schon an. Wenn du nicht nach deinenBedürfnissen fragst, sind die ja nicht einfach

geopfert und damit sich selbst die Flügel gestutzt,himmlische Dinge zu vollbringen.Diese Menschen verkrampfen meist sich wennsie etwas Schönes machen sollen oder sie sagensich und anderen, sie können das nicht (und sinddabei tief im Herzen traurig). Teilweise schimpfensie sogar und werden richtig böse.Das alles erzählt mir die Oma, damit ich einbisschen mehr verstehe. All das könnenSehnsüchte, Wunschträume und Bedürfnisseanstellen, wenn du sie nicht beachtest. Wie schongesagt, du hast sie nicht weg, sie sind nur in eineandere Ebene geschoben und klopfen immerwieder an deine Tür. Deshalb ist es so wichtig tief inseine Sehnsüchte zu schauen, die Angst aufzulösen unddann das Schöne aufsteigen zu lassen.Wieso sich so viele Menschen nicht trauen nachihren Wünschen zu fragen? Da gibt es vieleGründe, meint meine Oma. Die meisten Menschenwerden erzogen wie Herr Steb erzählt. Erzogenvon den vorherigen Generationen:Vernünftig sein, Verantwortung übernehmen, inSicherheit leben, kein Risiko eingehen, etwasAnständiges lernen, die Flausen sich aus dem Kopftreiben, froh sein mit dem was man hat, …