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Mai 2010 - Der Neusser

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Kleiner Rückblick zur Bestandsaufnahme: Wer in den 80er Jahren die<br />

Proteste gegen den sauren Regen miterlebt hat und sich an die Ökobewegung<br />

und „Atomkraft? Nein danke“ erinnert, dem stockte vor<br />

ein paar Tagen beim Hören der Nachrichten der Atem: Laut einer aktuellen<br />

Studie steht fest, dass Deutschland zu einem der waldreichsten<br />

Länder in Europa gehört. Wow! Gut, da bemerkt der grundsätzlich<br />

misstrauische Hörer gleich, dass dies nichts über die tatsächliche<br />

Waldfläche aussagt.<br />

Tags darauf wurde dieses Misstrauen von weiteren Pressemeldungen<br />

als unbegründet entlarvt. Darin erfuhr man: Über ein Drittel der<br />

Gesamtfläche Deutschlands ist nach der Studie mit Wald bedeckt.<br />

Über ein Drittel! Das sind knapp 120.000 km2 ; oder anders ausgedrückt<br />

ungefähr 16 Millionen Fußballfelder; oder über 1.200 mal<br />

der Rhein-Kreis-Neuss. Die waldreichsten Bundesländer dabei sind<br />

Rheinland-Pfalz und Hessen, in denen jeweils rund 50 Prozent der<br />

Fläche Waldgebiet ist. Und es gibt noch weitere außerordentliche<br />

Werte: Hinsichtlich des Holzvorrats je Fläche liegt ganz Deutschland<br />

im europäischen Vergleich an dritter Stelle. Nimmt man den<br />

absoluten Holzvorrat als Maßstab, so steht Deutschland in Europa<br />

an der Spitze. Beste Voraussetzungen für die Holzwirtschaft und die<br />

Lebensqualität – zumindest dann, wenn man nicht in Neuss wohnt.<br />

Ja, richtig gelesen. Während man sich woanders fast nicht entscheiden<br />

kann, in welchem bewaldeten Naherholungsgebiet man sich<br />

seine Beine vertreten möchte, ist dies in Neuss eine schwierige Angelegenheit.<br />

Gerade einmal 8,3 Prozent sind hier Forst- und Waldgebiet.<br />

Damit gilt der Rhein-Kreis, wie alle anderen, die weniger als 12<br />

Prozent Wald besitzen, als waldarmes Gebiet. Waldarm. Hört sich<br />

schaurig an. <strong>Der</strong> Grund dafür liegt nicht an Aktionen wie dem Baumschlag<br />

des Grünflächenamts, wie man ihn in den letzten Wochen im<br />

Innenstadtbereich beobachten konnte. Das Amt gab uns übrigens<br />

die Auskunft, dass dies aufgrund von Sturmschäden, Austrocknung,<br />

Baumkrankheiten und Baumaßnahmen durchgeführt wurde. Wenngleich<br />

dies für uns als Laie nicht überprüfbar ist, eine Erklärung für<br />

Lothar Wirtz Wo ist eigentlich der Wald?<br />

die Waldarmut in Neuss ist es lange nicht. <strong>Der</strong> Grund ist nämlich viel<br />

einfacher: Unsere Erde bietet mit ihren Lößböden sehr gute Eigenschaften<br />

für die Landwirtschaft. <strong>Der</strong> Wald stünde da nur im Weg.<br />

Nun wird Holz und damit der Wald als wirtschaftliche Zukunftsperspektive<br />

immer wichtiger. Er ist nicht mehr nur Naherholungsgebiet<br />

und „Grüne Lunge“ sondern effizientes Baumaterial, Energielieferant<br />

und Motor einer Wachstumsbranche. Höchste Zeit, dass sich<br />

diesbezüglich in Neuss etwas tut? Es wird schon etwas getan. Bereits<br />

1988 hat man festgestellt, dass Neuss waldarm ist. Das so genannte<br />

„Waldvermehrungsprogramm“ wurde beschlossen. Gebracht hat<br />

es bisher nicht so viel. 2002 wurde aus dem „Waldvermehrungsprogramm“<br />

das „Waldvermehrungskonzept – Waldagenda 2100“. Hier<br />

wurde das Ziel festgeschrieben, bis zum Jahr 2100 die statistische<br />

<strong>Neusser</strong> Waldarmut zu beenden.<br />

Schönes Ziel. Wenngleich noch mehr unternommen werden muss,<br />

will man der „Waldagenda 2100“ entsprechen. Bislang sind 0,3 Prozent<br />

Wald entstanden. Warum so wenig? Nun, spekulativ betrachtet<br />

geht es mal wieder ums Geld. Freie Flächen müssen für die Aufforstung<br />

erworben werden. Bis sich eine solche Investition rechnet,<br />

dauert es; selbst auf dem zukunftsträchtigen Holzmarkt. Denn, es<br />

gibt einen entscheidenden Nachteil: Holz muss wachsen. Wachsen<br />

kostet Zeit. Zeit ist Geld. <strong>Der</strong> „Return of Invest“, wie der Banker gerne<br />

sagt, wäre erst in vielen Jahren erreicht. Da lassen viele potenzielle<br />

Geldgeber die Hände in den Hosentaschen. Also düstere Aussichten?<br />

Nicht ganz. Aktionen wie „Ein Herz für Bäume“ sammeln Spenden<br />

von Unternehmen und Privatpersonen, mit deren Hilfe brachliegende<br />

Flächen erworben und aufgeforstet werden. Ob das reicht, um<br />

Neuss aus den waldarmen Zahlen heraus zu bekommen? Schwer zu<br />

sagen. Aber aller Zweifel bringt nichts. Etwas dagegen unternehmen<br />

schon. Deshalb: Auf der Homepage www.rhein-kreis-neuss.de und<br />

dem Menüpunkt „Umwelt“ findet man Infos, wie man zum hiesigen<br />

Waldreichtum der Zukunft beitragen kann. Also, liebe Leser, setzen<br />

wir auf Wachstum.

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