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Jahresbericht 2010 - Murg Stiftung

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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> des Wohnheims und der Geschützten WerkstätteDie «TragKraft» des WohnheimsDanica Bucan, Leiterin Wohngruppe «Erle»4Im Rahmen unserer Konzeptarbeitbeschäftigten wir uns auch im <strong>2010</strong>mit dem Leistungsauftrag des Wohnheims.Zum Leistungsauftrag beiderWohngruppen gehört die Förderungder Selbstständigkeit unserer Klientenim Rahmen des Normalitätsprinzips.Das klingt überzeugend. Doch wie sieht die praktische Umsetzungdieser konzeptionellen Vorgabe aus? Klienten dürfenund sollen im Alltag auf der Wohngruppe mitentscheiden.Sie lernen sich an vorgegebene Strukturen zu halten, sollenaber schliesslich eigene Strukturen aufbauen. Solche Strukturensind elementarer Bestandteil für ein selbstständigesLeben ausserhalb der <strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong>.«TragKraft» der GruppeWichtig im Zusammenleben auf einer unserer Wohngruppenist natürlich auch das Miteinander der Klienten.In der Gruppe entwickeln sie oft eigene tragende Kräfte.Manchmal ganz unerwartet für uns Mitarbeitende. Neulichfiel beispielsweise die Freizeitgruppe aus. Ausnahmsweisemusste sich das verantwortliche Teammitglied wegen einerKrisenintervention entschuldigen. Die Klienten trafen sichtrotzdem im Wohnzimmer und begannen zu diskutieren,wie der Nachmittag gestaltet werden soll. Es war ein kalter,unfreundlicher Tag. Dennoch fiel die Entscheidung, denNachmittag gemeinsam an der frischen Luft zu verbringen.Ein schönes Beispiel dafür, wie Klienten sich selbstständigund aus eigener Kraft organisieren können.«TragKraft» der StrukturenStrukturen geben Orientierung und Sicherheit. Sie fangenuns auf und tragen, wenn wir den Halt verlieren. VorgegebeneStrukturen können aber auch einengen. Wer selbstständiglebt, der lässt sich beispielsweise morgens vor der Arbeit wecken.Meistens von seinem Wecker. Manchmal fällt der Startin den Tag nicht leicht. Unseren Klienten geht es ähnlich.Manche schaffen es leider nicht, selbstständig aufzustehen.Nun könnten wir Mitarbeitenden sie jeden Tag wecken. Daswäre eine durchaus verlässliche Variante. Die Klienten würdenjedoch im Laufe der Zeit ihre Selbstständigkeit verlieren.Gemeinsam suchen wir nach Lösungen im Sinne derindividuellen Förderung. Sie sollen lernen, ihren Weckerselbst zu stellen. Nur so können sie frei darüber entscheiden,wieviel Zeit sie morgens zum Aufstehen und für die Morgentoilettebenötigen.«TragKraft» der GemeinschaftDas Beispiel mit dem morgendlichen Aufstehen wirkt vielleichtbanal. Trotzdem gehört es zum Tagesablauf der meistenMenschen. Solche strukturierten Abläufe finden wirüberall in unserem täglichen Leben wieder. Dazu gehörendie Kleiderpflege, das Bügeln, das Einkaufen und Kochen,die Reinigung der Wohnung sowie die Gestaltung vonArbeit und Freizeit. Wir wollen diese Aufgaben nicht einfachfür unsere Klienten übernehmen. Gemeinschaftlicherarbeiten wir Strategien, die es den Klienten ermöglichen,eigenverantwortlich ihren Alltag zu meistern. Das geht nurschrittweise. Wir suchen den Weg gemeinsam mit unserenKlienten. Manchmal geht es nur langsam, dafür sorgfältigund angepasst an ihr eigenes, persönliches Tempo.Parallelen mit «TragKraft»Ich selbst bin in einer Grossfamilie aufgewachsen. Die gemeinsamenMahlzeiten waren ein wesentliches Element unseresfamiliären Alltags. Am langen Tisch begegnete sich dieganze Familie. Wir haben miteinander gegessen und geredet.Diese gemeinsamen Momente gehören für mich zu einergut funktionierenden Familie. Wir versuchen, dieses Prinzipder positiven Lernatmosphäre auf unsere Wohngruppen zuübertragen. Auch hier nehmen die gemeinsamen Mahlzeiteneinen grossen Stellenwert ein. Während für die einen diegesellige Zeit am Tisch bereits selbstverständlich ist, müssenandere dies erst noch lernen.«TragKraft» des TeamsRaum geben und nehmen, Strukturen aufzeigen, wahrnehmen,aber auch abgeben. Zuhören und wahrnehmen, wasbeim Klienten passiert. Das gehört zu unserer täglichenArbeit. Wann verhalten wir uns subtil und wann müssenwir unmissverständlich eingreifen? Auch wenn wir häufigselbstständige Entscheidungen treffen, sind wir nur so professionell,wie es das ganze Team ist. Nur zusammen könnenwir unsere Arbeit reflektieren und eine gemeinsame Haltungentwickeln. Die Kräfte der einzelnen Mitarbeitenden tragendas ganze Team und das Team trägt den einzelnen Mitarbeiter.■

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