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Jahresbericht 2010 - Murg Stiftung

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<strong>Jahresbericht</strong> des ExternenPsychiatrischen DienstesDr. med. Christine Nussbaumer, Leitende Ärztin8 Sind Psychiater eine aussterbendeSpezies? Dieser Gedanke ist gar nichtso abwegig, denn in der Schweiz istder Nachwuchsmangel bei den Psychiaternbereits Tatsache. PsychiatrischeKliniken und Ambulatorienhaben enorm Mühe, freie Stellen fürAssistenzärzte zu besetzen.Die Psychiatrie ist unter allen medizinischen Fachrichtungenam wenigsten beliebt. Das erstaunt mich. Ist die angewandtePsychiatrie nicht die vielfältigste von allen medizinischenLehren? Einerseits bringt der biologische Bereichder Psychiatrie spannende und neue Forschungsergebnissehervor. Andererseits findet in der psychiatrischen Praxis eineganzheitliche Erfassung des kranken Menschen statt unddies schliesst philosophische, ethische, religiöse, soziologische,kulturelle Fragestellungen mit ein.Die Psyche und ihre Krankheiten sind oft nicht nur durchdie Biologie erklärbar und die Behandlung erfolgt nicht nurdurch die medikamentöse Beeinflussung der Neurotransmitterim Hirn. Letztlich steht in der psychiatrischen Behandlungdie Beziehung zwischen Psychiater und Patient imMittelpunkt und das Vertrauen von unseren Patienten, dieuns Einblick in ihr Leben, in ihr Denken, in ihre Ängste undHoffnungen gewähren. In den Gesprächen geht es in derganzheitlichen Behandlung oft um die Fragen: Wer bin ich,wer bist du? Was ist für mich ein gutes Leben? Was ist krank,was ist einfach anders? Wieviel Autonomie, wieviel Fürsorgebraucht ein Patient? Oft leiden psychisch kranke Menschenunter Einsamkeit. Ein religiöser, schwer depressiver Mannfragte mich einmal: «Hat Gott mich verlassen?»Die Auseinandersetzung mit diesem bunten Strauss vonNaturwissenschaft bis Geisteswissenschaft fasziniert mich.Dass eine Depression oft nicht nur mit antidepressivenMedikamenten zu behandeln ist, sondern, dass in der Auseinandersetzungmit diesem Krankheitsbild noch viele andereFaktoren mitspielen, zeigt unsere Psychologin KatharinaAllenspach in ihrem Artikel «Mit Depressionen leben – eineGratwanderung». Daniel Moll, unser Sozialarbeiter, beschäftigtsich in seinem Beitrag mit den verschiedenen Möglichkeitenvon Tagesstrukturen und Arbeitsversuchen für psychischKranke, und auch, wo Verbesserungsmöglichkeitenbestehen.PersonellesBis jetzt sind wir glücklicherweise weitgehend vom Nachwuchsmangelbei Assistenzärzten verschont geblieben: Am1. September <strong>2010</strong> fing Alexandra Hengstler ihre 50-Prozent-Assistenzarztstellebei uns an. Hingegen konnten wirdie Kinder- und Jugendpsychologenstelle bis jetzt nicht besetzen.Das Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie derClienia Littenheid übernahm deshalb <strong>2010</strong> die Anmeldungenvon Kindern und Jugendlichen.JahresstatistikInsgesamt hat sich die Anzahl der <strong>2010</strong> betreuten Patientengegenüber 2009 kaum verändert. Die Erst- und Wiederanmeldungenhaben sich <strong>2010</strong> von 264 auf 236 im Ambulatoriumund von 146 auf 123 in der Beratungsstelle reduziert.Ein Grund ist, dass in unserer Statistik die Patienten unter18 Jahren, welche von der Clienia Littenheid betreut werden,nicht mehr enthalten sind. Ausserordentlich hoch istdie Zahl der angemeldeten, aber nicht erschienenen Patienten:Sie beträgt 70 Personen.Die Konsultationsanzahl und -stunden haben sich imVergleich zu 2009 um zirka 10 Prozent erhöht. Unsere Sozialarbeiterverzeichneten einen noch grösseren Zuwachs derKonsultationsstunden von 1772 auf 2053. Wie es sich schon2009 abzeichnete, nehmen die sozialen Fragestellungen undProbleme zu.Die Altersverteilung im Ambulatorium ist ähnlich wie2009, einzig bei den 65- bis 74-jährigen Patienten ist eineZunahme zu verzeichnen, nur noch drei Patienten warenälter als 74 Jahre.Keine Änderungen gibt es bei den Diagnosen. Nach wievor am häufigsten sind die depressiven Erkrankungen.<strong>2010</strong> gab es mehr ärztliche Zuweisungen, die Selbstanmeldungennahmen ab. Dieser Trend wird sicher noch zunehmen,da die Politik die Hausarztmodelle fördert. ■

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