Sprachrohr Heft 55 - Juni 2011 - DAGA 2012

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EhrungenEs ist wegen ihrer umfassenden undunvoreingenommenen Sichtweise.Frau Lang hat nie nur die physikalischenAspekte des Schallschutzes betrachtet,sondern immer gleichzeitigauch die Auswirkungen auf den Menschenund die wirtschaftlichen Aspekte.Diese Ausgewogenheit dürfte einesder Geheimnisse sein, warum Prof.Lübcke damals sagen konnte: „Siehabenʹs leicht, was Sie in Österreichvorschlagen, das gilt und wird eingeführt.“Ein Beispiel für ihr offenes Verhältniszu Neuen Ideen möchte ich aus eigenerAnschauung beisteuern: Frau Langund ich erarbeiten zur Zeit die neueISO 717 ‐ die weltweite Norm zur Definitionbauakustischer Kenngrößen fürGebäude und Produkte. Dabei war mirdie Idee gekommen, dass man LuftundTrittschallschutz analog beschreibenkönnte, wozu man allerdings diebisherigen Trittschall‐Kenngrößen alleauf den Kopf stellen müsste. Währendviele, auch jüngere Kollegen angesichtsdieser Neuerung stöhnten, als obsie Schmerzen hätten, mailte mir FrauLang einfach: „Etwas überrascht habenSie mich schon mit dem neuen Rimpact.Ich bin nicht sehr begeistert dafür,kann mich aber damit auch durchausanfreunden, wenn die gesamte WGdas auch will.“Meine Damen und Herren, leider istetwas eingetreten, was in der Wissenschafteine Katastrophe bedeutet:Die Idee, Frau Lang auszuzeichnen, istweder neu noch von der DEGA.Zahlreiche Ehrungen wurden ihrschon zuteil, so das goldene Ehrenzeichenfür Verdienste um die RepublikÖsterreich. Titel hat sie auch schon:„Judith Lang ‐ Grand Lady of Silence“in einer Zeitschriftenwürdigung zueinem ihrer Geburtstage.Und nun muss man sich auch nochfragen, ob die Auszeichnung für ihrLebenswerk nicht ein klassischer Frühzünderist: sie steckt ja noch mittendrin.Können wir das noch wettmachen? Ichglaube nur, indem wir nun aufstehenund ihr applaudieren, und zwar herzlicher,als es alle vor uns getan haben.Lothar‐Cremer‐Preis fürDr. Sascha SporsAuf der Eröffnungsfeier zur DAGA 2011am 22. März 2011 überreicht der Präsidentder DEGA, Prof. Otto von Estorff(rechts), den Lothar‐Cremer‐Preis an denPreisträger, Dr.‐Ing. Sascha Spors (links),für seine herausragenden Arbeiten auf demGebiet der mehrkanaligen Schallfeldwiedergabe.24 DEGA‐Sprachrohr 55Juni 2011

EhrungenDie Laudatio wurde gehalten von Prof.Sebastian Möller, Berlin:Liebe Kolleginnen und Kollegen,es ist mir eine außerordentliche Freude,eine Laudatio auf meinen Kollegen,Herrn Dr.‐Ing. Sascha M. Spors, haltenzu dürfen ‐ und dann noch zu so einempositiven Anlass: Er ist der diesjährigeTräger des Lothar‐Cremer‐Preises! Damit sollen ja „herausragendewissenschaftliche Einzelarbeitenjüngerer Akustikerinnen und Akustikervor dem Hintergrund ihres bisherigenakademischen Werdeganges“ gewürdigtwerden.Auf Sascha Spors trifft dies in besonderemMaße zu: Er ist jung (trotz dergrauen Haare!), hat sich bereits in verschiedenenThemenfeldern der Akustikausgetobt, und er hat in bestemWortsinne außergewöhnliche wissenschaftlicheEinzelarbeiten verfasst ‐welche das sind, dazu später mehr.Zunächst zu seinem Werdegang:Bereits während seines Studiums derElektrotechnik an der Friedrich‐Alexander‐Universität in Erlangenarbeitete Sascha Spors schwerpunktmäßigauf den Gebieten Systemtheorie,Signalverarbeitung und deren Anwendungen.Nach Abschluss seinesDiploms promovierte er am Lehrstuhlfür Multimediakommunikation undSignalverarbeitung dieser Uni unterder Betreuung von Herrn Prof. Rabenstein.Seine Dissertationsschrift trägtden Titel „Active listening room compensationfor spatial sound reproductionsystems“ und war natürlich „ausgezeichnet“.Der Fokus dieser Arbeitlag auf der systemtheoretischen Sichtakustischer Systeme und deren Anwendungzur Kompensation desRaumeinflusses bei der Schallwiedergabe.Er untersucht also, wie sichmoderne Wiedergabeverfahren wieWellenfeldsynthese und Higher‐OrderAmbisonics in realen, d.h. nicht reflexionsarmenRäumen verhalten, und wiesich das räumliche Abtasten durch diediskret zu realisierenden Lautsprecherauswirkt.Nach Vollendung seiner Promotion ‐und der Geburt seines Sohnes Lennardim Jahr 2005 ‐ bewarb er sich auf eineStelle als „Senior Research Scientist“an den Deutsche Telekom Laboratoriesder TU Berlin ‐ das ist ein Public‐Private‐Partnership, das sich der Erforschungmoderner Telekommunikationstechnikenverschrieben hat. Deninternationalen Gutachtern bliebenseine Qualitäten natürlich nicht verborgen,weshalb er trotz Annahmequotenvon unter 10% sofort eine Stelleangeboten bekam. Hier baute er innerhalbvon kurzer Zeit eine sehr erfolgreicheNachwuchsgruppe mit derzeitvier Doktoranden auf, und etabliertedamit auch die Signalverarbeitung fürmehrkanalige Aufnahme‐ und Wiedergabeverfahrenals eines der zentralenArbeitsgebiete der T‐Labs.Nun zu seinen Forschungsarbeiten:Die lassen sich grob in drei Gebieteeinteilen:‐Erstens die physikalischen Systeme: Seinspezielles Augenmerk liegt hier aufDEGA‐Sprachrohr 55Juni 201125

EhrungenEs ist wegen ihrer umfassenden undunvoreingenommenen Sichtweise.Frau Lang hat nie nur die physikalischenAspekte des Schallschutzes betrachtet,sondern immer gleichzeitigauch die Auswirkungen auf den Menschenund die wirtschaftlichen Aspekte.Diese Ausgewogenheit dürfte einesder Geheimnisse sein, warum Prof.Lübcke damals sagen konnte: „Siehabenʹs leicht, was Sie in Österreichvorschlagen, das gilt und wird eingeführt.“Ein Beispiel für ihr offenes Verhältniszu Neuen Ideen möchte ich aus eigenerAnschauung beisteuern: Frau Langund ich erarbeiten zur Zeit die neueISO 717 ‐ die weltweite Norm zur Definitionbauakustischer Kenngrößen fürGebäude und Produkte. Dabei war mirdie Idee gekommen, dass man LuftundTrittschallschutz analog beschreibenkönnte, wozu man allerdings diebisherigen Trittschall‐Kenngrößen alleauf den Kopf stellen müsste. Währendviele, auch jüngere Kollegen angesichtsdieser Neuerung stöhnten, als obsie Schmerzen hätten, mailte mir FrauLang einfach: „Etwas überrascht habenSie mich schon mit dem neuen Rimpact.Ich bin nicht sehr begeistert dafür,kann mich aber damit auch durchausanfreunden, wenn die gesamte WGdas auch will.“Meine Damen und Herren, leider istetwas eingetreten, was in der Wissenschafteine Katastrophe bedeutet:Die Idee, Frau Lang auszuzeichnen, istweder neu noch von der DEGA.Zahlreiche Ehrungen wurden ihrschon zuteil, so das goldene Ehrenzeichenfür Verdienste um die RepublikÖsterreich. Titel hat sie auch schon:„Judith Lang ‐ Grand Lady of Silence“in einer Zeitschriftenwürdigung zueinem ihrer Geburtstage.Und nun muss man sich auch nochfragen, ob die Auszeichnung für ihrLebenswerk nicht ein klassischer Frühzünderist: sie steckt ja noch mittendrin.Können wir das noch wettmachen? Ichglaube nur, indem wir nun aufstehenund ihr applaudieren, und zwar herzlicher,als es alle vor uns getan haben.Lothar‐Cremer‐Preis fürDr. Sascha SporsAuf der Eröffnungsfeier zur <strong>DAGA</strong> <strong>2011</strong>am 22. März <strong>2011</strong> überreicht der Präsidentder DEGA, Prof. Otto von Estorff(rechts), den Lothar‐Cremer‐Preis an denPreisträger, Dr.‐Ing. Sascha Spors (links),für seine herausragenden Arbeiten auf demGebiet der mehrkanaligen Schallfeldwiedergabe.24 DEGA‐<strong>Sprachrohr</strong> <strong>55</strong> ‐ <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>

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