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Dezember 2013 - Januar 2014

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Der Dekalog (Teil 10) - Das achte Gebot:„Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächstenaussagen.“ (Ex 20,16)Das achte Gebot ist uns zumeist in derForm „Du sollst nicht lügen“ vertraut.Der Text des Dekalogs spricht aber in beidenFassungen zunächst vom „nicht falschaussagen“.Die letzten drei Prohibitive („Du sollstnicht...“) der Zehn Gebote sind miteinanderdadurch verbunden, dass sieausdrücklich den Nächsten als Referenznennen, was den sozialen Kontext hervorhebt.Das Verbot, als „Lügenzeuge“ gegenseinen Nächsten auszusagen,verbietet im Alten Testamentallerdings nicht das Lügenüberhaupt, genausowenig, wiees im AT ein allgemeines Gebotgibt, die Wahrheit zu sagen.Der Lebensbereich diesesVerbots war das Gerichtsverfahren.Aus ihm stammen dieFormulierungen „aussagen gegen“ und„Lügenzeuge“. Als „Lügenzeuge“ (Dtn5,20) wird derjenige bezeichnet, der falschaussagt (Ex 23,1-2.7; Dtn 19,18). FalscheAussage konnte in strafrechtlichen Verfahrenlebensbedrohlich sein, weil dieBeweislast – anders als heute in unseremRechtssystem – beim Beschuldigten lag.Missstände hat man durch die Zwei-Zeugen-Regel(Dtn 17,2-7; Dtn 19,15.16-18;Num 35,30) und durch die Beteiligungder Zeugen an der Hinrichtung (Dtn 17,7)in Grenzen zu halten versucht, ohne siejedoch verhindern zu können (1Kön 21).Das Verbot beschreibt also nicht eine privateTugend, sondern hat mit dem öffentlich-sozialenBereich zu tun.Wurden die Zehn Gebote früher als unverzichtbareGrundlage der Gesellschaftangesehen, so wird vermutlich an keinemanderen Gebot wie dem 8. heute so deutlich,wie trickreich Menschen angesichtsvon offiziellen Regelungen und dementgegenstehenden Eigeninteresse nachSchlupflöchern suchen. Selbst in den Begriffen„Notlüge“, „Höflichkeitslüge“ oder„white lie“ steckt immer noch der Begriff„Lüge“, der den eigentlichen Tatbestandverrät. Worum geht es also bei diesemGebot heute?Wahrheit und WahrhaftigkeitDer Anspruch auf Wahrhaftigkeit gehtüber das hinaus, was im allgemeinendie soziale Forderungnach „Wahrheit“ genannt wird.Er hat eine personale Dimension,die über den öffentlichenRechtsbereich hinausgeht. Wir lebendavon, dass uns ehrlich undwahrhaftig begegnet wird, auchaußerhalb des Gerichtssaals.Es lohnt auch, einen Blick auf unserenUmgang mit den großen und kleinen Unwahrhaftigkeitenunseres Lebens zu lenken.Wir können diese unter den Teppichkehren. Damit sind sie aber nur (auf längeroder kürzer) verdrängt. Auf Dauer istes jedoch unmöglich, der Erkenntnis ausdem zu Weg gehen, dass dem Menschenein Bedürfnis eignet, Schuld irgendwannauszusprechen, offenzulegen, zu bereinigen(und wir erleben, wie dieses z. B. inTalkshows instrumentalisiert wird). Ausdiesem Bedürfnis spricht eine Sehnsuchtnach Heil und Heilung. Heilung durchAussprechen geschieht aber nur dann,wenn dieses Aussprechen in eine vertrauende,wahrhaftige Beziehung eingebettetist. .Wenn wir einem anderen einen tieferenBlick auf unser Selbst gewähren und so

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