gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

V.
Das Adventsblasen im Kirchspiel Löningen.
Von K. Willoh. Seelsorger an den Strafanstalten in Vechta.
In der Adventszeit wird in der Gemeinde Löningen und den
angrenzenden hannoverschen Kirchspielen von Stirn bat und jungen
Burschen das Middewintershorn, auch Dewertshörn genannt,
geblasen. Es ist das meistens ein bis zu 2 Fnß langes, rundes
ans Weiden-. Birken- oder Erlenholz vom Holzschuhmachcr trichterförmig
ausgebohrtes Instrument, dem zuweilen als Mundstück ein
Federkiel oder ein Stück Flicderholz ausgesetzt ist. Krniiime Kuh-
Hörner kommen selten vor. auch Hörner aus Metall treten nur
vereinzelt auf, wohl aber greifen die Knaben, denen das hölzerne
Horn fehlt oder abhanden gekommen ist. gern zu Flaschen uud
Krügen, welchen der Boden ausgeschlagen worden. Der Ton des
des Middewintershorns ist dumpf, schrille Töne vernimmt man
selten. Sobald der erste Adventssonntag sich angesagt hat. wird
das Horn ans seinem Verstecke hervorgeholt. Ist die Dämmerung
hereingebrochen, so treten die Bläser vor das Hans, entweder zu
Hansen oder einzeln, und an allen Ecken und Enden des Dorfes
hört man's blasen. Zugleich schallt's vou anderen Dörfern herüber,
eine Art Welt- oder Wechselblasen entsteht, und ist auch bei
der Verschiedenheit der Blasinstrumente jede Harmonie ausgeschlossen,
einen gewissen Rhythmus tarnt man oft nicht verkennen.
Das dauert bis zur Schlafenszeit. Je näher Weihnachleu kommt,
desto mehr Bläser erscheinen auf dem Plan. Am h. Abend versammelt
sich die Jugend zum letzten Mal, einige geben mit der
Zubcttgcheiiszeit die Arbeit aus. andere blasen die Nacht durch