gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

Der Weift der Arbeit im Gebiete der Grafschaften Oldenburg u. Delmenhorst. 33
pathie muß alles, was mit Totem in Berührung tritt, sterben.')
Daß die Scharfrichter und Abdecker hierum - gesichert erschienen,
mochte nach der Empfindung des Volkes nicht mit rechten Dingen
zugehen. Ober hängt es mit alter, von der Kirche genährter Abwehr
gegen heidnische Sitten und abergläubischen Unfug zusammen,
wie offen bor die Stellung der Kirche zum Zweikampf die Ncchtlosigkeit
der Kämpen bedingt bat. Zur Heidenzeit waren es die
Priester. welche alle gegen die Heiligtümer gerichteten Delikte
(Sakralvergehen) mit dem Tode zn destrafen Hatten, während den
Vollzug der über andere Vergehen erkannten Todesstrafen sich auch
jeder „echte Mauu" übertragen ließ, ohne dadurch rechtlos zu
werden. So galt also zur Heidenzeit die Henkersarbeit keineswegs
für schimpflich. Hat die kirchliche Priefterfchast etwa daraus Anlaß
genommen, das Vorurteil gegen solche Blutarbeit zu wecken und
zu nähren, um den heidnischen Priestern uud ihren Nachkommen
freu ihnen noch sitteumäßig verbliebenen Einfluß oder das Eiubringen
in das von der Kirche sanktionierte Strafrecht zn verlegen'?
Wir wissen es nicht, aber es ist Tatsache, daß die Reformation an
diesem Grauen vor und dieser Achtung von Henker- und Schinderarbeit
auch über das 17. Jahrhundert hinaus nichts geändert hat. Das Volksurteil
fragte nicht nur, w i c einer arbeitet, sondern ließ sieh in der
Wertung und Würdigung der Arbeit durch den Gegenstand und
die Sphäre desselben beeinflussen.
l ) A. Stracferj. a. a. C. £ 4f>7.
Jabrb. f. Olbcnb. ttei*. XIII. 3