gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg
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Der Geist <strong>der</strong> Arbeit im Gebiete <strong>der</strong> Grasichaste» <strong>Oldenburg</strong> ». Delmenhorst. '27<br />
<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung, die Predigt zli memorieren, bei den Geistlichen bezweckten,<br />
von den Banern jener Tage richtig eingeschätzt wurde. ist<br />
kaum anznnehmen. Er urteilte hier nach dem, was er sah. Freie<br />
Rede gilt ihm gestern wie heute nie extemporiert, weil <strong>der</strong> Pastor<br />
ja daraus studiert habe <strong>und</strong> jedenfalls viel weniger, als ein gehöriger<br />
Fluß von Schweißtropfen. <strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Rede den Wechsel<br />
<strong>der</strong> Wäsche nahe legt. Der Bauer hälts mit dem Handwerker:<br />
„Von <strong>der</strong> Stirne heiß rinnen muß <strong>der</strong> Schweiß, soll das Werk<br />
den Meister loben." Jedenfalls aber war er auf lange Predigten<br />
desser eingerichtet als unsere heutigen Gemeinden. Ob <strong>der</strong> auf<br />
st<strong>und</strong>enlang währende Predigten gewandte Fleiß aber wirklich gefiel,<br />
das wvagen wir nicht zu behaupten. Sonst hätten die Gemeinden<br />
nicht geklagt, wenn einer es zu lange machte <strong>und</strong> die<br />
Pastoren nicht über die Kirchenschläfer.<br />
Die ideal christliche Wertung <strong>der</strong> Arbeit lediglich nach dem<br />
Maßstabe <strong>der</strong> Berufstreue <strong>und</strong> des dafür aufgewandten Fleißes<br />
hatte sich im 16. u. 17. Jahrh<strong>und</strong>ert keineswegs durchgesetzt. Der<br />
mittelalterliche Gedanke, daß nach <strong>der</strong> Rechtssphäre des Standes die<br />
Ehre <strong>der</strong> Arbeit zu graduieren sei. fristete nicht etwa dank <strong>der</strong><br />
Sittenzähigkeit des Volkscharakters sein Leben, er fand durch den<br />
infolge des 30 jährigen Krieges gesteigerten Materialismus neue<br />
Nahrung. Der landesgesessene <strong>Oldenburg</strong>er Adel ist daran z«<br />
Gr<strong>und</strong>e gegangen, daß die durch die Standesehre bedingten herkömmlichen<br />
Ansprüche zur leereu Schale wurden. Ihr Adelsstolz<br />
hin<strong>der</strong>te sie ebensowenig, die Ablösung des ntterbürtigen Waffendienstes<br />
gegen Geld anzunehmen, als er sie trieb, im freien Waffendienst<br />
sich ritterlich zu bewähren <strong>und</strong> im Kampfe für die ererbte<br />
väterliche Scholle dem Bauerntum, zu dem sie sich entschieden,<br />
durch Vaiiernsleiß <strong>und</strong> Sparsamkeit Ehre zu machen. So mußten<br />
die Träger adliger Namen zum bäuerlichen ober bürgerlichen<br />
Proletariat herabsinken <strong>und</strong> bezeichnend für die beim Oldenbnrger<br />
Adel nach <strong>der</strong> Reformation gefallene Wertung des geistlichen Standes<br />
<strong>und</strong> damit für seinen idealen <strong>und</strong> sittlichen Tiefstand ist es. daß<br />
wir seine Namen nirgends in <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Geistlichen vertreten<br />
finden ') Die wenigen adligen Geistlichen sind ausländischer Her-<br />
') Schanenb. ,00 I. Bd. I. O. 185.