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gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

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26 D. L. Schauenburg,<br />

Arbeit wußte <strong>der</strong> Bauer zu würdigen. Er kannte es ans Erfahrung,<br />

wie schwer es einem, <strong>der</strong> Plattdeutsch dachte, wurde, hochdeutsch zu<br />

reden, erst recht aber, seine plattdeutschen Gedanken hochdeutsch zu<br />

Papier zu bringen. Aber sonst wurde vom Banern sicher vergessen,<br />

was die Ausbildung des Kopses für einen geistigen Beruf<br />

an Mühe iinb was an Geld gekostet, wenn nicht etwa ein Bauernsohn<br />

eS den Vater durch seinen Entschluß für's Studium gelehrt.<br />

Daß nach dem Butjadinger Land rechte beim Erbgange wohl die<br />

Aussteuer, aber ohne testamentarische destimmung nicht die Kosten<br />

des Studiums angerechnet wurden,') wi<strong>der</strong>sprach jedenfalls dem<br />

bäuerischen Rechtsqesühl — <strong>und</strong> prägte sich darum, ohne daß er<br />

es zu buchen brauchte, als etwas „Außerordentliches- seinem Gedächtuis<br />

sicher ein.<br />

Wir dürfen dem Bauern feine Unterschätzung geistiger Arbeit<br />

jedoch nicht zu sehr zur Last legen. Naturgemäß neigt, weil ja<br />

nach den verschiedenen Berufszweigen Mühe <strong>und</strong> Fleiß <strong>der</strong> Arbeit<br />

so gr<strong>und</strong>verschieden sind, <strong>und</strong> daher das richtige Maß <strong>der</strong> Pergleichung<br />

fehlt, das Urteil zu Ungerechtigkeiten. 2 ) Der Bauer will<br />

sehen, daß die Arbeit immer sauer werde, dies nennt er Fleiß,<br />

aber das gilt auch vom Handwerker. Karlstadt rechnete jedenfalls<br />

mit diesem Moment, als er sein rotes Doktorbarett mit dem grauen<br />

Filz des Bauern vertauschte <strong>und</strong> aus dem Hörsaal auf den Acker<br />

zog. um so das Christenwort: „im Schweiße deines Angesichtes sollst<br />

du dein Brot essen" ins Werk zu setzen. Luther hat ihm solche<br />

buchstabenkucchtliche Alfanzerei <strong>und</strong> Gleichmacherei gründlich <strong>und</strong><br />

scharf eingetrieben, aber seine späteren Jünger im geistlichen Amte nicht<br />

abhalten können, mit dem Gefallen bäuerischer Anschauung selbst<br />

in <strong>der</strong> Predigt zn kokettieren. Es war nicht bloß Gelehrteneitelkeit,<br />

wenn sie ihre Predigten mit lateinischen, griechischen, ja hebräischen<br />

Zitaten spickten. Ob sie damit den Bauern Respekt vor ihren Kenntnissen<br />

<strong>und</strong> deson<strong>der</strong>s vor ihrem Fleiß einflößten, kaun fraglich sein.<br />

Jedenfalls geschah dies eher, wenn sie ihre Predigten nicht nur<br />

wörtlich aufschrieben, son<strong>der</strong>n vorlasen. Aber ob die größere Mühe<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> gesteigerte Fleiß, welchen die alten Superintendenten mit<br />

') C. C. O. 3, 87, 104. f. 107.<br />

') Riel. Teutsche Arbeit, 5. 187.

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