gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

Der Geist der Arbeit im Gebiete der Grafschaften Oldenburg». Delmenhorst. 15
Verfassung verwachsenes Deichrecht. Aber wie spät kam dem
friesischen Stamme die Erkenntnis wieder, daß das ihrer Pereinzelnngssncht
entsprechende Prinzip des Deichpfandes die
Sicherheit des Deichschutzes bedrohe. Auch die beiden letzten
Oldenburger Grafen ans dem Stamme Gerds, welche mit ihrem
Großgrunddesitz und zu seiner Mehrung auf Deichgewinn und
Deichschutz angewiesen waren und als Inhaber der Deichhoheit das
Deichrecht in mancher Beziehung zum desseren kodifizierten, haben
das Prinzip der Kommuniondeichnng nicht eingeführt. Aber wer
will ihnen darum den Ehrennamen der Reichsbaumeister an der
Seekante absprechen vom Standpunkte einer desser berateneu Zeit.
Den» die Friesen, wie ihre gräflichen Bezwinger haben die Pflicht,
des Reiches Nordgrenzenj gegen einen sie stets umlauernden Feind
zu schützen, begriffen und bekundet, mit der den Sachsen wie den
Friesen eigenen Heimatsliebe und dem Arbeitsernst, welchen Friede
und Sicherheit für die Arbeit auf dein Felde wie auf dein Deiche
so heilig erschien, als der Friede für den Kultus in der Kirche und
der Gräber auf dem Kirchhofe.')
Nach dem Asegabuche lagen Kirchhofs- und Arbeitsfrieden
wie zwei konzentrische Streife ineinander, nach dem Sachsenrechte
gehörten Evangelienbuch, Psalter und Gebetbuch zu der ..Grade"
der Hausfrau. Nicht als ob die katholische Kirche solch' frommen
Arbeitssinn als ein absolut Neues gesät hätte; denn auch im altdeutschen
Heidentum regeln frommer Sinn nud fromme Sitten das
Arbeitsleben. Kein treuerer Zeuge dafür als der Aberglaube. Er
orientiert sich für dic Arbeit nach Zeichen, welche der Götter Macht
in die Natur gelegt. Im Ab- und Zunehmen des Mondes sah er
durch sympathetische Ahnung günstige oder ungünstige Vorbedeutung.*)
Soll Gartensamen wachsen, so säe man ihn bei zunehmendem
Monde; den Dieb, der das Mondlicht bei seinem Kohldiebstahl verwünschte,
versetzt der satyrische Ernst der Sage in den Mond mit
einem Kohlbündel auf dem Rücken, in der Hand einen Eimer, um
das Mondlicht auszugießen, eine bezeichnende Strafe für ein so
') v. Richth., R. Q., S. 545.
a ) L. Strackerj. a. a. O., § 147.