gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

186 Dr. G. Rüthmng.
legen lassen. Nun hat Oncken die Vermutung aufgestellt, daß unter
Tünte Spiritus das Städtchen Pont St. Esprit in Languedoc an
der unteren Rhone zu verstehen sei, iuo über die mächtige alte
Brücke au dem gewöhnlichen Wege der Wallfahrer die Straße nach
St. Jago auf das rechte Ufer der Rhone führte. Dies veranlaßte
mich im November des vergangenen Jahres, an den Maire von
Pont-Saint-Esprit, Departement du Gard. zu schreiben und ihn um
Auskunft zu bitten. Mit dankenswerter Zuvorkommenheit übermitteile
sein Vertreter, da er selbst verhindert war. meine Anfrage
dem Altertumssorscher Herrn Brugiiier-Noure. und dieser erstattete
einen vorläufigen Bericht über die drei Kirchen in Pont St. Esprit
mit dem Wunsche. Genaueres über Gras Gerds Tod zu erfahren;
von einem Grabdenkmal desselben hatte er bis dahin nie etwas
gehört. Nachdem ich sein Schreiben erhalten hatte, wendete ich
mich an ihn persönlich und teilte ihm die kargen Notizen unserer
Chroniken mit. Darauf hat Herr Bmguier-Noure sich der Mühe
unterzogen, ein Aktenstück, wo er noch eine Nachricht zu finden
hoffte, durchzusehen, aber nichts gesunden, was auf vas Jahr 1500
und die folgenden Beziehung gehabt hätte. Über das Ergebnis
seiner Untersuchung machte er mir darauf in einem freundlichen
Schreiben Mitteilung und fügte in Ermangelung einer befriedigenden
Auskunst interessante Nachrichten über die Bettelmönche von Pont
St. Esprit und die Bedeutung der einzigen Kirche in der Stadt,
die in Frage kommen kann, der Eglise de l'oeuvre du St. Esprit
am Eingang der Brücke hinzu. Die ..Brüder der Brücke" zogen
nach allen Gebieten der katholischen Welt, selbst nach Deutschland,
um Reisende und Pilger für die Erhaltung des schönen Viaduets
zu interessieren; und mancher müde Wallfahrer, der dem Tode
nahe war, hat, ohne dorthin gelangt zu sein, den Wunsch ausgesprochen,
unter deu Fliesen der Kirche auszuruhen. So wird
auch die Leiche Graf Gerds nach feinem letzten Willen dorthin
gebracht sein. Das Gotteshaus ist in den Stürmen der Revolution
seiner ursprünglichen destimmung entfremdet, 1818 zerstört und
das Material zum Festungsbaii verwendet worden. Ans den
Ruinen in den Kasematten ragt noch ein schönes gotisches Portal im
Flammenstil hervor, und mehrere Grabgewölbe finden sich hier und