gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg
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Der Geist <strong>der</strong> Arbeit im Gebiete <strong>der</strong> Grasschafte» <strong>Oldenburg</strong> u. Delmenhorst. 11<br />
zurückgegeben, auf bereu Gebieten <strong>der</strong> Christ als ein Gotteskind<br />
sich im Glauben <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Liebe bewähren könne.<br />
In dem !()., 27. <strong>und</strong> 28. Artikel <strong>der</strong> Augsburger Konfession<br />
wurden diese Gr<strong>und</strong>linien für die Wertung des Berufs festgelegt.<br />
„Das Evangelium — so nach dem 16. Artikel — lehrt nicht ein<br />
äußerlich zeitlich, son<strong>der</strong>n innerlich ewig .Wesen <strong>und</strong> Gerechtigkeit<br />
des Herzens <strong>und</strong> stößt nicht um weltlich Regiment. Polizei, Ehestand,<br />
son<strong>der</strong>n will, daß man solches alles halte als wahrhastige<br />
Ordnung <strong>und</strong> in solchen Ständen christliche Liebe <strong>und</strong> rechte gute<br />
Werke ein je<strong>der</strong> in seinem Berufe beweise."') Diese ideale Auffassung,<br />
nach welcher einem Marlin Chemnitz <strong>der</strong> Beruf als ..eine Werkstatt<br />
<strong>der</strong> Liebe grill", 2 ) kam je<strong>der</strong> christlichen Arbeit zugute. Das Betteltuefeu<br />
verlor seinen Heiligenschein, das planlose Almosengeben seinen<br />
verdienstlichen Wert. Auch die Armenpflege ges<strong>und</strong>ete an diesem<br />
Protest für ehrliche Berufsarbeit <strong>und</strong> Berufserfüllung gegen jede<br />
Art bettlerischen Fanlenzertums ^): „Den armen Leuten ist man<br />
Hülfe aller Wege schuldig, aber danach ist ein an<strong>der</strong>es Almosen, da<br />
ein je<strong>der</strong> seinem Nächsten in seinem Handel <strong>und</strong> Berus dienen <strong>und</strong><br />
folge» kaun <strong>und</strong> dasselbe alle Tage <strong>und</strong> St<strong>und</strong>', nämlich, daß ein<br />
je<strong>der</strong> seinen Handel. Handwerk <strong>und</strong> Gewerbe also führe, daß er »jemand<br />
übersetze, niemand mit falscher Ware betrüge, sich an ziemlichem<br />
Gewinn begnügen lasse <strong>und</strong> den Leuten ihren Pfennig recht bezahle."<br />
Durch Luther's Erklärungen <strong>und</strong> Anhänge zum kleinen<br />
Katechismus dränge» diese Anschauungen reinigend <strong>und</strong> befreiend<br />
in das Wirtschafts- <strong>und</strong> Arbeits leben des Volkes hinein. In <strong>der</strong><br />
Haustafel führt Luther ihm vor Augen, wie alle Stände, sie seien<br />
geistlich o<strong>der</strong> weltlich, mit ihrer Berufsehre <strong>und</strong> Arbeitspflicht an<br />
Gottes Wort als Regel <strong>und</strong> Richtschnur geb<strong>und</strong>en seien. Es kann<br />
auffallen, daß die Sprüche Lue. 10, 7 <strong>und</strong> 1. Tim. 5, 17 — 18:<br />
„Du sollst dem Ochsen, <strong>der</strong> da drischet, das Maul nicht verbinden"<br />
— <strong>und</strong> ..ein Arbeiter ist seines Lohnes wert", nicht dem Arbeiter<br />
überhaupt, son<strong>der</strong>n dem Geistlichen gut geschrieben werden. Aber<br />
Luther läßt sich hier leiten von de» Erfahrungen, welche er mit<br />
') Kons. Aug., Art. 16.<br />
*) Loci theol. II. 4'27.<br />
8 ) Schciueub., rOO S. Bd. III., 208 ff.