gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

148 Dr. med. Roch, Tas Barbieraml in Lldenburg.
dazu gewarnt werden mußte. Im Jahre 1869 wurde bann mit
der Aufnahme des Ärztestandes in die Gewerbeordnung auch der
bis dahin in Oldenburg geltende numerus clausus meriicorum
aufgehoben, und so ist denn auch die letzte Schranke eines einst
wenigstens zum Teil, privilegiert gewesenen Standes heutzutage
gefallen. Jetzt ist die Ausübung der Heilkunde jedermann frei»
gegeben, und nur der Name „Arzt" bedarf noch der Sanktionierung
durch Ablegung eines Staatsexamens und bildet den einzigen Vorzug
des Arztes vor dem Kurpfuscher.
Ist nun auch längst der fast zweieinhalb Jahrhunderte
dauernde Kamps der Medici und Chirurgi ausgesuchte«, der uns
Epigonen so seltsam berührt, und hat sich seit Jahrzehnten grabe
die Chirurgie als einer der üppigsten und fruchtbarsten Zweige am
Baum der wissenschaftlichen Medizin entwickelt, die Kurierfreiheit
uud die soziale Gesetzgebung haben neue Kämpfe des Ärztestandes
hervorgerufen, der jetzt freilich, in allen feinen Zweigen geeinigt,
fest entschlossen ist, den Kampf um feine Existenz bis aufs äußerste
zu führen, auch ohne Privilegium. Für den heutigen Chirurgen
aber bedarf es feiner Verordnung mehr, die ihm vorschreibt, „in
seinem Amte fein nüchtern, emsig, gewissenhaft und befcheidentlich
sich zu bezeigen, auch alles dasjenige zu tun und nichts zu unterlassen,
was einem ehrlichen Biedermann und Chirurgs eignet, gebühret
und wohl anstehet."