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gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

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Tas Bardieramt in <strong>Oldenburg</strong>. 129<br />

„ahme überlassenen Manuskript nnd nach Durchsicht <strong>der</strong> im hiesigen<br />

Stadtarchiv befindlichen „Rechnungen für arme Pestkranke" ans<br />

den Jahren 1667. 68 u. 69 lasse ich einige interessante Daten<br />

über die damalige Tätigkeit <strong>der</strong> Barbiere folgen.<br />

Als im Jahre 1655 die Pest in verschiedenen Gemeinden<br />

des Stedingerlands wütete, wurde ein gewisser Martin Brauer,<br />

<strong>der</strong> sich, wie es scheint, schon im Ammerlande als „Pestbarbier"<br />

bewährt hatte, als „Pestmeister" mit einem monatlichen Gehalt<br />

von 20 angestellt. Es war in den Pestzeiten nämlich allgemein<br />

üblich, einen Barbier als „Pestmeister" o<strong>der</strong> „Pestbarbier" anzustellen,<br />

einerseits, um die Ansteckung <strong>und</strong> Weiterverbreitung <strong>der</strong><br />

Seuche durch die Barbiere zu verhüten, an<strong>der</strong>erseits hauptsächlich<br />

aus dem Gr<strong>und</strong>e, um einen in <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Pestkranken<br />

deson<strong>der</strong>s geübte« <strong>und</strong> erfahrenen Mann zu haben, namentlich<br />

wohl um die Eröffnung <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Pest entstehenden Drüsenabscesse,<br />

<strong>der</strong> Bnbonen, vorzunehmen. Brauer reiste geradezu in<br />

die verseuchte Gegend, ausgerüstet mit den medizinischen Mitteln<br />

gegen die Pest in <strong>der</strong> damaligen Zeit: Pestbranntwein, Giftlatwergen,<br />

Praeservativküchlein <strong>und</strong> chirurgischen Instrumenten.<br />

Mau ersieht aus seiner Instruktion (vgl. S. 118), daß<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen, die an einen Pestmeister gestellt wurden, recht<br />

viele <strong>und</strong> sehr große waren, <strong>und</strong> man darf wohl mit Recht bezweifeln,<br />

daß sie alle erfüllt worden sind. Die Verordnung des<br />

Mediens (S. 119), nach <strong>der</strong> <strong>der</strong> Pestmeister die Kranken zu behandeln<br />

hatte, ist wahrscheinlich eine Vorschrift des damaligen<br />

Leibarztes <strong>und</strong> Physikns Dr. Günther gewesen.<br />

Nach dieser Methode wurden die Pestkranken behandelt nnd<br />

mancher gerettet, wie Brauer berichtet. Er hatte wahrlich keine<br />

leichte Arbeit in <strong>der</strong> schwer verseuchten Gegend, in <strong>der</strong> es an <strong>der</strong><br />

nötigen Krankenpflege fehlte. Zu dem (S. 107 f.) erwährten Falle<br />

des jungen Pestkranken anf dem Wehr<strong>der</strong> ist zu bemerken, daß<br />

das ganze Mittelalter hindurch <strong>der</strong> Brand als die alleinige<br />

Jndicatiou zur Amputation bei den meisten Chirurgen galt. 1 )<br />

Brauers Charakterbild schwankt bedenklich in <strong>der</strong> Geschichte,<br />

offenbar halte er nach Ansicht <strong>der</strong> guten Stedinger, wenn er auch<br />

^Bacis. Gejch. d. ärztl. Standes. 2. 91.<br />

Jahrb. f. Oldciib. Vc'ch. XIII. 9

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