gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg
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Dr. G. Riithning.<br />
nach Bremen gemacht hatte, die Pest in die Stadt. Sofort nach<br />
<strong>der</strong> Rückkehr stirbt er am Stau; sein Schwager, <strong>der</strong> Gefreite<br />
Gerdes, stirbt ebenfalls; ein Leineweber, <strong>der</strong> Müller gekleidet hat,<br />
schleppt das Übel nach <strong>der</strong> Neuenstraße beim heutigen Waffenplatz<br />
in das arme Viertel <strong>und</strong> stirbt in kurzer Zeit. Die Krankheit ist<br />
in ihren Anfängen nicht erkannt <strong>und</strong> frißt nun bald mit nnheimlicher<br />
Schnelligkeit weiter, obgleich auf Befehl des Statthalters<br />
Gras Anton von Aldenburg die infizierten Häuser mit Brettern<br />
fest zugenagelt <strong>und</strong> Schildwachen davor gestellt werden. Es hatte<br />
anfangs nicht verhin<strong>der</strong>t werden können, daß zu viele törichte Leute<br />
aus- <strong>und</strong> eingingen. Und nun wütete die Krankheit bald in <strong>der</strong><br />
Neuenstraße, Wall-, Motten-, Kurwickstraße, auf dem Stau, sprang<br />
über »ach <strong>der</strong> Gaststraße, <strong>der</strong> Poggenburg, <strong>der</strong> Ba»mgarte»straße.<br />
auf de» Panßenberg. die heutige Bergstraße; im ganzen blieben<br />
die desseren Stadtteile »och verschont. Im Pesthause waltete <strong>der</strong><br />
uns wohlbekannte Chirurg Martin Brauer »achlässig seines Amtes,<br />
er war schleunigst vo» Delmenhorst berufen lvorbe». Viele<br />
Mensche» wurden dahingerafft, die meisten vo» <strong>der</strong> sechsten bis<br />
zur zwölften Woche. Es starben wöchentlich i» <strong>der</strong> kleine» Stadt<br />
30 bis 40 Persoiie». Auch <strong>der</strong> Pestmeister itub fei» Sohn wurden<br />
ei» Opfer ihres <strong>der</strong>»fes. Die Ämter <strong>der</strong> Handwerker blieben trotz<br />
aller Porstellungen <strong>der</strong> Behörde hartnäckig bei ihrem Privileg, bebientcri<br />
ihre ftixmfe» <strong>und</strong> schaffte» ihre Tote» selber weg. Im<br />
übrigen aber wurden acht Soldaten als Träger angeiiomnie». die<br />
i» desonberer Tracht erschiene», wen» sie aus ihrer Behausung auf<br />
bei» Ravelin vor bei» Heiligengeisttor destellt würben. Als i»i<br />
Ansang September die Ansteckung weiter riß, entstand ein allgemeiner<br />
Wirrwarr. Vou <strong>der</strong> Nähe verpesteter Häuser flüchtete» die<br />
Nachbareu mit ihren Mobilien fort, die Leute liefen in <strong>der</strong> Angst<br />
durcheinan<strong>der</strong>. Um die Ordnung einigermaßen zn wahren, wurde<br />
ein Peftbureau errichtet, von wo Bürgermeister Giebel <strong>und</strong> Major<br />
Kettlers über den Umzug <strong>der</strong> Leute, das Treiben des Pestmeisters<br />
<strong>und</strong> die Torwachen die Aufsicht übten. Nur wenig traten die<br />
Ärzte. Dr. Günther nnd Dr. Ringelmann. hervor. Wer erkrankte,<br />
hatte sich sofort beim Pestbarbier Rat zn hole», von de» Ärzten<br />
war dabei in <strong>der</strong> Pestordnung keine Rede. Weil im geistlichen