gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg
gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg
gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die Pest in <strong>Oldenburg</strong>. 109<br />
luv das Pest ha US stand, wegfliege» sehe», fo blau wie Schwefel<br />
<strong>und</strong> wie ein Bettlaken groß mit einem unerhörten Gestank, svdaß<br />
sie i» die Häuser flüchte» mußten; sie hätten die Erscheinung<br />
so weit sehen können, bis sie an das Haus des Wachtmeisters<br />
Carsten Woge zuzog. Schließlich brach sich im Frühjahr 1656<br />
die Krankheit. Der Pestmeister Brauer aber klagte, daß er wie<br />
ein Ball gewesen, da die Kin<strong>der</strong> mit spielen; einer habe ihn hin,<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hergeworfen; dazu hätten ihn die Leute mit Lügeu<br />
verunglimpft; alle Tage mußte er seine Füße brauchen <strong>und</strong> durch<br />
Dicl »nd Dünn waten, kein Mensch half ihm mit Pferd <strong>und</strong><br />
Wagen einen Schritt weiter; <strong>der</strong> Verner wegen hätte er in seinem<br />
Pesthause aus dem Wehr<strong>der</strong> verschmachten müssen; „habe noch<br />
aller ha nb spitzige Wort, Stank <strong>und</strong> Undank einziehen, über 8 Tage<br />
Wasser aus <strong>der</strong> Olle» saufen müssen, bin in Klein-Türkci geniest,<br />
hat mir niemand eine Kanne Bier trauen ober ein Kvpfstück leihen<br />
wollen." Schließlich bekam er heftigen Streit mit dem nnermüblichen<br />
Krankenpfleger En,st Steding, <strong>der</strong> ihn einen alten<br />
Schelm, Dieb <strong>und</strong> Ehebrecher nannte; sein Mensch nahm ihn auf,<br />
<strong>und</strong> er flüchtete nach Deich hausen in die Nähe von Delmenhorst.<br />
Zwar war er nicht so beliebt wie I)r. Faust, die Stedinger scheinen<br />
aber auch <strong>der</strong> Meinung gewesen zu sein, er habe in ihrem Tal<br />
mit seinen höllischen Latwergen weit schlimmer als die Pest getobt.<br />
Man kam in biefer Zeit nicht zur Ruhe; 1664 mußte in<br />
Elsfleth eine vierzehntägige Sperre für alle Schiffe aus Hamburg<br />
<strong>und</strong> Amsterdam Verfügt werben. Die Pest rückte wie<strong>der</strong> näher,<br />
1665 war sie in Oftfrieslanb; Emden, Norden <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Plätze<br />
waren verseucht; es war bas Jahr des Schreckens, wo die Pest in<br />
London 68 596 Einwohner dahinraffte. 1666 »ahm die Pest i»<br />
Westerstede iiberhanb; hier wütete sie bis 1668, <strong>und</strong> auch <strong>der</strong><br />
Pfarrer starb daran. Bokel war stark infiziert, ebenso bas<br />
Münsterland. Oftfrieslanb <strong>und</strong> das olbenburgische 9lmt Apen. Gedruckte<br />
Pest Ordnungen würben in beit Grasschaften Olbendurg <strong>und</strong><br />
Delmenhorst verbreitet, das Ausräuchern <strong>der</strong> Wohnungen morgens<br />
„,,b abenbs. mäßiges Leben, die Anzeigcpflicht bei jedem Krankheitsfall<br />
wurde eingeschärft; die Ges<strong>und</strong>en sollten sich mit Präservativen<br />
ausrüsten <strong>und</strong> sich nüchtern halten. Man wußte also, daß