27.11.2012 Aufrufe

gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

108 Dr. (M. Rttthning.<br />

darnie<strong>der</strong>, da das ganze Haus ausgestorben war. So erfroren<br />

dem Unglücklichen beide Füße, <strong>und</strong> es kam zu seinem Leide» <strong>der</strong><br />

Brand hinzu. Nachdem <strong>der</strong> Pestmeister die beide» Barbiere zu<br />

Berne zu Rate gezogen hatte, deschlossen die Männer, dem Kranken<br />

die Füße abzunehmen, da er sonst nicht geheilt werden könnte; im<br />

übrigen sei er. so berichtet Brauer, vo» Herzen ges»»d, möge ger»e<br />

esse» »»d trinke», sei zu beklage», ei» feiner junger Mensch. So<br />

stand die Sache am 1. Dezember 1655. „Durch seiner Fre<strong>und</strong>e<br />

Unverstand <strong>und</strong> Trotz <strong>und</strong> auf oldenburgische Verordnung" wurden<br />

sie von <strong>der</strong> Operation abgehalten; endlich nahmen sie dem Patienten<br />

auf seine Bitte vom 14. bis zum 17. Dezember die Füße ab; er<br />

war »och dazu utit einem Arme lahm. Erst am 7. Februar starb<br />

er »ach unsäglichen Leiden; beim die Pest halte feinen Körper<br />

verdorben. Man muß zugeben, daß die Ärzte dieser Zeit sich sehr<br />

weit von <strong>der</strong> Front zurückhielten. Was sollte auch daraus werden,<br />

wenn bei ihrer geringen Zahl ihr kostbares Leben gefährdet wurde<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Tod auch sie dahinraffte. Da man es nun solchen Pestbarbieren<br />

wie Brauer überließ, sogar Arme <strong>und</strong> Beine abzunehmen<br />

<strong>und</strong> die gefährlichsten W<strong>und</strong>en zu behandeln, so entwickelten sich<br />

in den Pestgebieten höchst traurige Zustände. Eine Aufsicht über<br />

sein Treiben wurde nicht geübt; denn in sieben Woche» ließ sich<br />

fein Vogt im Pestgebiet sehe». Die Krankheit hauste deson<strong>der</strong>s<br />

in Huntebrück, welches Brauer überhaupt sich selber überließ: in<br />

18 Häusern starben hier 74 Personen, auch sonst desuchte er nur<br />

21 Häuser, wo er 96 Personen behandelte, von denen nach seiner<br />

Aussage nur 27 starben. Nach an<strong>der</strong>en Berichten war aber die<br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> Toten viel größer. Überall fehlte es an Holz zu<br />

Särgen: je<strong>der</strong> mußte die Seiiiige» begrabe», <strong>der</strong> Man» die Frau.<br />

..was etwas erbärmlich". Höchst betrübend klingen die Berichte:<br />

die Leute starben so jämmerlich, teils geschwinde, an<strong>der</strong>e aber »ach<br />

langen Leiden im grenzenlosen Elend; <strong>und</strong> dabei hatte »mit täglich<br />

genug zu wehren, daß sie einan<strong>der</strong> nicht die Infektion brachten.<br />

Merkwürdig ist es. daß sich das abergläubische Volk den schreck<br />

liehen Plagegeist persönlich dachte: die Leute hinter dem Wehr<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> linsen Seite <strong>der</strong> Hunte, wohin sonst die Krankheit nur<br />

<strong>verein</strong>zelt Übergriff, erzählten, sie hätten die Pest vom Wehr<strong>der</strong>.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!