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gewerbe- und handels-verein. - der Landesbibliothek Oldenburg

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Die Pe»t in <strong>Oldenburg</strong>. 107<br />

©rafen mit willkürlicher Strafe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Banerschaft mit einer<br />

Tonne Bier verfallen. Pestmandate wurden ringsumher in<br />

Gan<strong>der</strong>kesee, Hude, Hasbergen. Stuhr <strong>und</strong> Schönemoor verkündet.<br />

Von <strong>Oldenburg</strong> wurden Lebensmittel geschickt <strong>und</strong> den Leuten im<br />

Pestgebiet zum Abholen bereitgestellt; Brot <strong>und</strong> Bier kamen in<br />

ausreichen<strong>der</strong> Menge an. Das Pestgebiet wurde nun nicht einfach<br />

sich selbst überlassen. Es gab wenig Ärzte, <strong>und</strong> diese hüteten sich,<br />

die Kranken zu behandeln. Dafür aber wurde ein Pestbarbier ernannt<br />

<strong>und</strong> mit dem hohen Gehalt von 20 Talern monatlich angestellt.<br />

Martin Brauer, <strong>der</strong> sich, wie es scheint, als Pestmeister schon im<br />

Ammerlande bewährt hatte, reiste geradeswegs in die verseuchte<br />

Gegend, ausgestattet mit den medizinischen Mitteln <strong>der</strong> Zeit:<br />

Pestbranntwein, Giftlatwergen, Präservationsküchlein <strong>und</strong> chirurgischen<br />

Werkzeugen. Er hatte die Kranken Tag <strong>und</strong> Nacht zu<br />

desuchen <strong>und</strong> ohne Unterschied Arme wie Reiche „seiner Wissenschaft<br />

mich" getreulich zu warten, <strong>der</strong> Verordnung des Arztes<br />

Dr. Günther in <strong>Oldenburg</strong> fleißig <strong>und</strong> gebührlich nachzuleben.<br />

Die Armen mußte er umsonst behandeln, selbst gottessürchtig,<br />

nüchtern <strong>und</strong> mäßig leben. Der Krankheit ging er nach <strong>der</strong> ärzt*<br />

lichcii Verordnung, die ihm mit auf die Reise ins Stedingerland<br />

gegeben ward, auf folgende Weise zu Leibe. Sobald er zu einem<br />

Kranken gerufen wurde, <strong>der</strong> Frost <strong>und</strong> Rückenschmerzen, die ersten<br />

Anzeichen <strong>der</strong> Krankheit, spürte, so gab er ihm etwas von <strong>der</strong><br />

Giftlatwerge mit einigen Löffeln voll Warmbier ein. um Schweiß<br />

zu treiben. War dies in genügen<strong>der</strong> Weise erfolgt <strong>und</strong> stellten<br />

sich die Buboneu ein. so erfolgte ein A<strong>der</strong>laß. Tie Beulen wurden<br />

mit einem Spanner „aufgeschlagen" <strong>und</strong> verb<strong>und</strong>en. So wurde<br />

mancher gerettet, wie Martin Brauer berichtete. Ob dies aber<br />

durch seine Kunst geschah, steht dahin; man möchte eher sagen,<br />

daß die Kranken trotz seiner Eingriffe hier <strong>und</strong> da ges<strong>und</strong> wurden.<br />

deson<strong>der</strong>s traurig <strong>und</strong> in mancher Hinsicht bezeichnend verlief<br />

folgen<strong>der</strong> Fall. Ein junger Mann von '24 Jahren, Hermann<br />

Bruns mit Namen, lag auf dem Wehr<strong>der</strong>, „wegen empfangener<br />

feuriger Pestkrankheit seines Verstandes beraubt." ohne Pflege<br />

') Beilage I <strong>und</strong> II. 3. 118 <strong>und</strong> 119.

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