DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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27.11.2012 Aufrufe

manenten Frustrationen in Beruf und Arbeit, sondern der Wettbewerbsgedanke pervertiert und das Marktversagen ist vorprogrammiert. Arbeit ist nun einmal auch mit Mühsal verbunden, und Erfolge können nicht ohne Leistung erreicht werden. Mitarbeiter und Führungskräfte denken zwar ökonomisch konsequent, wenn sie letztlich auch die Arbeit als Konsumgut ansehen und nicht mehr den Unternehmenserfolg, sondern nur noch den persönlichen Erfolg anstreben, aber diese Strategie zahlt sich langfristig für keinen von uns aus. 9 Wie ist aber nun die christliche Sicht von der Arbeit bzw. vom Beruf, und kann uns diese helfen, die bestehenden Probleme zu bewältigen? Papst Johannes Paul II. weist in der Enzyklika über die menschliche Arbeit „Laborem exercens“ darauf hin, daß Arbeit Teilnahme am Schöpfungswerk Gottes bedeutet. Im Schöpfungsbericht der Bibel wird der Mensch als Ebenbild Gottes beauftragt, die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit zu regieren, um so das Schöpfungswerk Gottes im Rahmen seiner menschlichen Möglichkeiten weiterzuführen und zu vollenden. Der Mensch soll dabei Gott sowohl in der Arbeit als auch in der Ruhe nachahmen und damit alle Dinge, sich selbst und die gesamte Wirklichkeit in Beziehung zu Gott bringen. Diese Wahrheit hat besonders leuchtend Jesus Christus selbst herausgestellt, der einen großen Teil seines Lebens als Zimmermann arbeitete und auch seine Frohbotschaft nicht nur verkündet, sondern vor allem durch sein Wirken vollbracht hat. Schließlich bedeutet Arbeit unvermeidlich auch Mühsal, wie uns der Schöpfungsbericht lehrt. Vor dem Hintergrund von Kreuz und Auferstehung kann aber der Christ in seiner Arbeit einen kleinen Teil des Kreuzes Christi auf sich nehmen, um so im Licht der Auferstehung einen Schimmer des „neuen Himmels und der neuen Erde“ zu entdecken. 10 Was bedeutet aber das bisher Gesagte ganz konkret für eine christliche Berufs- und Arbeitsethik? Besonders eindrucksvoll hat diese Sichtweise der Gründer des Opus Dei Josemaría Escrivá in seinem Programm der Heilung der Arbeit entfaltet. Ein christliches Leben vollziehen wir demnach nicht dadurch, daß wir der Arbeit den Rücken kehren, sondern indem wir sie in Beziehung zu Gott bringen. Dies bedeutet als erstes, daß wir unsere Arbeit heiligen, das heißt in diesem Fall, sie sachgerecht leisten, um so die Wirklichkeit im Sinne Gottes weiter zu gestalten und zu vollenden. Ein zweiter Aspekt ist der der persönlichen Heiligung in der Arbeit. In der Gegenwart Gottes arbeiten heißt also ständig „mit den Händen“ beten. Damit ist der Beruf und die Arbeit vor allem auch ein Bewährungsort für Tugenden. Und schließlich können wir die Welt mit christlichem Geist durchdringen und somit heiligen. Diese Sicht führt zu einem Geflecht von aufrichtigen, uneigennützigen persönlichen Kontakten und Freundschaften. 11 Nachdem wir eine Grundvorstellung von einer christlichen Berufs- und Arbeitsethik erhalten haben, gilt es nun, diese auf verschiedene Anwendungsbereiche zu übertragen. Hierzu können unsere Untersuchungsergebnisse noch einmal Ansatzpunkte bieten. Wie bereits gesagt, ist in Hinblick auf die Berufswahl positiv hervorzuheben, daß sich die meisten Befragten an der Eignung orientieren und nach Selbstverwirklichung in der Arbeit streben. Diese Einstellungen können die Basis für sachgerechtes Handeln und damit für die Heiligung der Arbeit bilden. Interessanterweise fehlt aber eine angemessene Orientierung darüber, mit wel- 408

chem Ziel gearbeitet werden soll, denn bei der Berufswahl steht das soziale Engagement auf dem letzten Platz und es wird weder für die Ziele des Unternehmens, noch für die Kunden gearbeitet. Lediglich eine Minderheit arbeitet für das eher abstrakte Ziel einer „lebenswerten Welt“. Hat uns nicht die extreme Nutzorientierung in der Wirtschaft den Blick dafür versperrt, was denn sinnvolle Unternehmensziele sein können und daß Arbeit auch Dienst am Kunden bedeutet? Sachgerechtigkeit muß also auch danach fragen, was der Sinn meines Handelns als Arbeiter am Fließband einer Automobilfabrik, als Versicherungsvertreter oder als Manager ist. Wenn wir so fragen, werden wir in der Maschinenfabrik möglichst gute Arbeit leisten und Montagefehler vermeiden, auch ohne daß wir unmittelbar einen persönlichen Vorteil haben. Oder als Versicherungsvertreter werden wir dem Kunden die Versicherungen anbieten, die seiner Risikolage tatsächlich entsprechen, auch wenn wir den Betroffenen leicht zu mehr überreden könnten. Und schließlich werden wir als Manager nicht versuchen, den Mitarbeiter zu instrumentalisieren, sondern werden die Voraussetzungen schaffen, die notwendig sind, damit der Mitarbeiter optimale Leistung erbringen kann. Insgesamt stellt sich vor dem Hintergrund einer solch veränderten Sichtweise verstärkt die Frage, wozu jeder einzelne von uns berufen ist. Dies gilt sowohl für den Lebenstand als auch für den Beruf. Auch innerhalb einer dauerhaften Berufung können Neuorientierungen als „Berufung in der Berufung“ gefragt sein. So kann uns eine Unternehmenskrise ungewollt entweder zu einem besonderen Engagement als Betriebsrat oder als selbständiger Unternehmer herausfordern. In der Beantwortung dieser Fragen können wir den Sinn unseres Lebens auch in einer sich ständig ändernden Berufs- und Arbeitswelt immer wieder neu entdecken. Ist aber ein solches Berufs- und Arbeitsethos angesichts der ständigen Umbrüche in der Berufs- und Arbeitswelt nicht naiv? Der amerikanische Soziologe Richard Sennett zeigt doch gerade auf, daß die heutigen Flexibilitätsanforderungen langfris tige Zielorientierungen verhindern und in der Folge freundschaftliche bzw. familiäre Bindungen zerstören, so daß wir immer weniger einen Sinn in unserem Leben und in unserer Arbeit entdecken können. 12 Wenn wir uns die vorliegenden Untersuchungsergebnisse noch einmal anschauen, so erkennen wir aber, daß für die meisten Befragten Familie und Beruf gleichwertig sind, in fast der Hälfte der Fälle ist die Familie sogar wichtiger. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, daß sich bei der überwiegenden Zahl der Betroffenen das berufliche Verhalten durchaus auf das Familienleben auswirkt. Hier sollten wir bei allen Verständnis für die Wünsche der Unternehmen nach flexiblen Mitarbeitern nicht die Wechselwirkung zwischen Familie und Beruf aus dem Auge verlieren. Eine zu extreme und kurzfristige Nutzenorientierung bei den Unternehmen könnte uns in eine Situation bringen, in der letztlich sowohl die Unternehmen als auch die Mitarbeiter auf der Verliererseite stehen, da dann auch die Mitarbeiter nicht mehr den Unternehmenserfolg, sondern nur noch den persönlichen Erfolg anstreben. Woher sollen denn die Werthaltungen kommen, aus denen eine Unternehmenskultur entsteht, mit der sich die Mitarbeiter identifizieren können und in der die Personenwürde respektiert wird? Die Familie kann sich nur dann als Ort zur Vermittlung eines Berufs- und Arbeitsethos verstehen, wenn sie nicht durch die Verän- 409

manenten Frustrationen in Beruf und Arbeit, sondern der Wettbewerbsgedanke<br />

pervertiert und das Marktversagen ist vorprogrammiert. Arbeit ist nun einmal<br />

auch mit Mühsal verbunden, und Erfolge können nicht ohne Leistung erreicht<br />

werden. Mitarbeiter und Führungskräfte denken zwar ökonomisch konsequent,<br />

wenn sie letztlich auch die Arbeit als Konsumgut ansehen und nicht mehr den<br />

Unternehmenserfolg, sondern nur noch den persönlichen Erfolg anstreben, aber<br />

diese Strategie zahlt sich langfristig für keinen von uns aus. 9<br />

Wie ist aber nun die christliche Sicht von der Arbeit bzw. vom Beruf, und kann<br />

uns diese helfen, die bestehenden Probleme zu bewältigen? Papst Johannes Paul<br />

II. weist in der Enzyklika über die menschliche Arbeit „Laborem exercens“ darauf<br />

hin, daß Arbeit Teilnahme am Schöpfungswerk Gottes bedeutet. Im Schöpfungsbericht<br />

der Bibel wird der Mensch als Ebenbild Gottes beauftragt, die Welt<br />

in Heiligkeit und Gerechtigkeit zu regieren, um so das Schöpfungswerk Gottes<br />

im Rahmen seiner menschlichen Möglichkeiten weiterzuführen und zu vollenden.<br />

Der Mensch soll dabei Gott sowohl in der Arbeit als auch in der Ruhe nachahmen<br />

und damit alle Dinge, sich selbst und die gesamte Wirklichkeit in Beziehung<br />

zu Gott bringen. Diese Wahrheit hat besonders leuchtend Jesus Christus<br />

selbst herausgestellt, der einen großen Teil seines Lebens als Zimmermann arbeitete<br />

und auch seine Frohbotschaft nicht nur verkündet, sondern vor allem durch<br />

sein Wirken vollbracht hat. Schließlich bedeutet Arbeit unvermeidlich auch<br />

Mühsal, wie uns der Schöpfungsbericht lehrt. Vor dem Hintergrund von Kreuz<br />

und Auferstehung kann aber der Christ in seiner Arbeit einen kleinen Teil des<br />

Kreuzes Christi auf sich nehmen, um so im Licht der Auferstehung einen Schimmer<br />

des „neuen Himmels und der neuen Erde“ zu entdecken. 10<br />

Was bedeutet aber das bisher Gesagte ganz konkret für eine christliche Berufs-<br />

und Arbeitsethik? Besonders eindrucksvoll hat diese Sichtweise der Gründer des<br />

Opus Dei Josemaría Escrivá in seinem Programm der Heilung der Arbeit entfaltet.<br />

Ein christliches Leben vollziehen wir demnach nicht dadurch, daß wir der<br />

Arbeit den Rücken kehren, sondern indem wir sie in Beziehung zu Gott bringen.<br />

Dies bedeutet als erstes, daß wir unsere Arbeit heiligen, das heißt in diesem Fall,<br />

sie sachgerecht leisten, um so die Wirklichkeit im Sinne Gottes weiter zu gestalten<br />

und zu vollenden. Ein zweiter Aspekt ist der der persönlichen Heiligung in<br />

der Arbeit. In der Gegenwart Gottes arbeiten heißt also ständig „mit den Händen“<br />

beten. Damit ist der Beruf und die Arbeit vor allem auch ein Bewährungsort<br />

für Tugenden. Und schließlich können wir die Welt mit christlichem Geist<br />

durchdringen und somit heiligen. Diese Sicht führt zu einem Geflecht von aufrichtigen,<br />

uneigennützigen persönlichen Kontakten und Freundschaften. 11<br />

Nachdem wir eine Grundvorstellung von einer christlichen Berufs- und Arbeitsethik<br />

erhalten haben, gilt es nun, diese auf verschiedene Anwendungsbereiche zu<br />

übertragen. Hierzu können unsere Untersuchungsergebnisse noch einmal Ansatzpunkte<br />

bieten. Wie bereits gesagt, ist in Hinblick auf die Berufswahl positiv<br />

hervorzuheben, daß sich die meisten Befragten an der Eignung orientieren und<br />

nach Selbstverwirklichung in der Arbeit streben. Diese Einstellungen können die<br />

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Interessanterweise fehlt aber eine angemessene Orientierung darüber, mit wel-<br />

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