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einseitigen ökonomischen Rationalis -<br />
mus Anwendung finden. Die Legitimationsfrage<br />
für dieses Kriterium ist<br />
für Dietzfelbinger hier religiös-anthropologisch<br />
angegangen. Metaphysik<br />
und Sozialökonomie finden danach<br />
zu einer gemeinsamen Rationalität<br />
aus der Überwindung des<br />
menschlichen Dualismus von Geist<br />
und Natur. Diese Matrix sieht Dietzfelbinger<br />
bei Müller-Armack im<br />
„Leitbild“ der Sozialen Marktwirtschaft<br />
realisiert. Die Symbiose oder<br />
Komplementarität der christlichen<br />
Wurzeln von Freiheit und sozialer<br />
Gerechtigkeit überwindet in seiner<br />
praktischen Ausgestaltung danach<br />
auch die Dualismen von ökonomischen<br />
und sozialen, von statischem<br />
und dynamischen Argumentationen.<br />
Dieser so verstandene Stil der sozialen<br />
Marktwirtschaft sei das antizipierte<br />
Leitbild für die Gestaltung einer<br />
ebenso sozialen wie freien Wirtschafts-<br />
und Kulturordnung.<br />
Da deutlich die Herleitung des Wirtschafts-<br />
aus dem Lebensstil herausgestellt<br />
wird, leistet Dietzfelbinger<br />
einen wichtigen Beitrag dazu, mit<br />
Müller-Armack die Anthropologie<br />
und Metaphysik wieder mehr in die<br />
Mitte der Legitimationsversuche moderner<br />
Wirtschaftsethik zu rücken.<br />
Parallelen des Denkens von Müller-<br />
Armack zum naturrechtlichen Analogiemodell<br />
treten offen zutage, werden<br />
aber nicht benannt. Wie nun der<br />
Hoffnungsträger „Wirtschaftsstil“ die<br />
konkurrierenden Rationalitäten zusammenführen<br />
will, so daß sie sich<br />
gegenseitig akzeptieren, diese Frage<br />
bleibt letztlich ungeklärt. Die Dringlichkeit<br />
aber, sich dieser Herausforderung<br />
von christlicher Seite zu stellen,<br />
hat Dietzfelbinger mit seinem prägnanten<br />
Grundlagenwerk neu angestoßen.<br />
Das macht Geschmack da-<br />
rauf, mit Müller-Armack in diese<br />
Richtung weiterzudenken.<br />
Elmar Nass<br />
Christliche Sozialethik<br />
Was einst als Opium für das Volk in<br />
Bausch und Bogen abgekanzelt wurde,<br />
dem wird in seiner sozialethischen<br />
Facette heute zumindest das „Odium<br />
des Überholten“ angedichtet, wie es<br />
Joachim Kardinal Meisner in seinem<br />
Geleitwort sehr treffend mit Blick auf<br />
die kirchliche Sozialverkündigung<br />
beschreibt. Dem entgegenzutreten in<br />
einem Werk, das nach der eigenen<br />
Präsentation den im „Blick auf die<br />
Humanität und Zukunftsfähigkeit von<br />
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft<br />
notwendigen Dialog nicht nur dokumentiert,<br />
sondern auch voranbringt“,<br />
ist Anspruch der Festschrift für den<br />
jetzt emeritierten Bonner Sozialethiker<br />
Lothar Roos, der durch sein Denken<br />
und Wirken schon seit langen<br />
Jahren selbst diesen Dialog maßgeblich<br />
vorlebt und mitgestaltet.<br />
Ursula Nothelle-Wildfeuer/Norbert<br />
Glatzel [Hrsg.] (2000): Christliche<br />
Sozialethik im Dialog. Zur Zukunftsfähigkeit<br />
von Wirtschaft, Politik<br />
und Gesellschaft. Festschrift<br />
zum 65. Geburtstag von Lothar<br />
Roos, Vektor-Verlag, Grafschaft,<br />
672 S.<br />
Die breit angelegte Auswahl der<br />
Themen wie der 39 hochkarätigen<br />
Autoren aus Kirche, Wissenschaft<br />
und Wirtschaft spiegelt – thematisch<br />
in acht Abschnitten übersichtlich<br />
zusammengestellt – das weite Spektrum<br />
der Wissensgebiete treffend<br />
wider, die Lothar Roos in seinem<br />
bisherigen Lebenswerk nachhaltig geprägt<br />
hat und auch sicher noch weiter<br />
prägen wird. Dies Anliegen von Roos<br />
fassen die Herausgeber in ihrem<br />
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