Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3. Die atmende Gesellschaft: Rücknahme des Staates zum Wohle aller<br />
Unternehmen können letztlich nur in einem freien Umfeld erfolgreich sein. Ein zu<br />
mächtiger Staat engt sowohl die Handlungsmöglichkeiten der Unternehmen wie<br />
auch durch zu hohe Steuern und Abgaben den Handlungsspielraum des einzelnen<br />
ein. Es liegt in der Natur der Sache, daß kein Staat alle Wünsche und Ansprüche,<br />
die an ihn gerichtet werden, erfüllen kann. Bei einem Staatsanteil von über 50%<br />
am Bruttoinlandsprodukt (BIP) kann nicht von einer marktwirtschaftlichen Ordnung<br />
gesprochen werden.<br />
Der wohl schwerwiegendste Vorwurf, der gegen die heutige gesellschaftliche<br />
Situation erhoben wird, ist die sogenannte Gerechtigkeitslücke. Nach Aristoteles<br />
bedeutet Gerechtigkeit, „jedem jederzeit das Seine gewähren zu wollen“. In dieser<br />
Definition ist angelegt, daß es sich bei der Gerechtigkeit nicht um einen einmal<br />
erreichten Zustand handelt, sondern um ein ständiges Bemühen und Tun. Dies<br />
bedeutet, daß wir keine gesellschaftliche Situation und Konditionen festschreiben<br />
können, sondern daß es gilt, eine einsichtige und verständliche Zielsetzung aufzuzeigen.<br />
Zu jeder wirklichen Zielsetzung gehört eine ethische sowie eine reale/ökonomische<br />
Aufgabenstellung. Übertragen auf unsere Situation erfordert dies<br />
die Schaffung einer Rahmenordnung, die dem Bürger positive Handlungsmöglichkeiten<br />
über die heutigen Grauzonen, die Schwarzarbeit und die Verweigerung<br />
gegenüber dem Staat, hinaus eröffnen. Es gilt, die Umgestaltung und Anpassung<br />
der Gesellschaft als Ziel zu erkennen, statt einer stetigen Ausweitung des Staates<br />
das Wort zu reden. Dazu zählt besonders, die Rahmenordnung neu zu definieren<br />
durch eine Begrenzung der Staatsquote auf maximal 40% und die gesetzliche Ve rpflichtung,<br />
daß nur ausgeglichene Budgets staatlicherseits auf allen drei Ebenen<br />
von Bund, Ländern und Gemeinden eingebracht werden dürfen. Diese Maßnahmen,<br />
die in verschiedenen Formen bereits in zahlreichen Ländern angewendet<br />
werden, schaffen mehr Freiraum für den einzelnen, ohne die solidarische Hilfe für<br />
wirklich Bedürftige auszuschließen. Ein solches Konzept, das ethische und ökonomische<br />
Ziele miteinander verbindet und vertritt, kann vom Bürger verstanden<br />
und akzeptiert werden als Zugang zu einer wirklichen Beteiligungsgerechtigkeit.<br />
Eine „atmende Gesellschaft“ ermöglicht die späte Umsetzung von Ludwig Erhards<br />
Idee: Ein Volk von Teilhabern - Wohlstand für alle. Zugleich wird der Staat selber<br />
wieder handlungsfähiger und verläßlich.<br />
Cornelius G. Fetsch ist Ehrenvorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer<br />
(BKU) und lebt in Düsseldorf-Angermund.<br />
458