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vom Konsens der davon betroffenen Anspruchsgruppen abhängig zu machen. Alle<br />
„stakeholders“ haben das „moralische Recht“ „zur Einmischung in die Unternehmenspolitik“.<br />
„Die Unzumutbarkeit dieser Ansprüche muß von der Unternehmensleitung<br />
vor der Öffentlichkeit begründet werden.“ 12<br />
Stellt sich bei Homann die bereits eingangs angesprochene Frage, ob die Moral in der<br />
Wirtschaft sich wirklich allein durch eine (noch so ideale) Rahmenordnung garantieren<br />
läßt, rufen bei Ulrich die intensiv zu führenden Begründungs- und Konsensdiskurse<br />
zwischen Unternehmen und ihren Anspruchsgruppen Zweifel an ihrer Durchführbarkeit<br />
innerhalb eines marktwirtschaftlichen Systems hervor. Für den unternehmerischen<br />
Alltag muß ein tragfähigerer, d.h. ein „gemäßigter Anspruchsgruppen-<br />
Ansatz“ entwickelt werden. 13 Entsprechend den ethischen Kriterien der individuellen<br />
Angemessenheit, Sozial- und Umweltverträglichkeit (Nachhaltigkeit) wird zwar auch<br />
die Verantwortung der Unternehmen gegenüber Einzelpersonen (z.B. Konsument,<br />
Mitarbeiter), Unternehmen (z.B. Lieferanten-, Kundenfirma), der Gesellschaft und<br />
der Natur einzufordern sein, doch unter Berücksichtigung der originären Unternehmenszwecke<br />
(Bedarfsdeckung und Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit), der grundsätzlichen<br />
Entscheidungskompetenz der Unternehmen und der Fragmentierung unternehmerischer<br />
Macht und Verantwortung innerhalb eines dezentral wirkenden<br />
marktwirtschaftlichen Systems.<br />
4. Implementierung der Unternehmensethik<br />
Die Inhalte der Unternehmensethik müssen dort implementiert werden, wo Unternehmensentscheidungen<br />
gefällt und in konkrete Handlungen umgesetzt werden. Wie<br />
kann der „ethische Anwendungsfall“ systematisiert werden angesichts der fast unüberschaubaren<br />
Vielzahl und auch Vielfalt der getroffenen unternehmerischen Entscheidungen<br />
und Handlungen? Ein taugliches Mittel dazu ist die horizontale und<br />
vertikale Strukturierung dieser Entscheidungs- und Handlungsorte:<br />
Die horizontale Strukturierung orientiert sich an der Wertschöpfungskette. Jede unternehmerische<br />
Entscheidung und Handlung hat dort ihren bestimmten Platz. Jede<br />
läßt sich einem der Bereiche Forschung und Entwicklung, Einkauf, Produktion,<br />
Verkauf oder Verwaltung (Controlling, Personal, Öffentlichkeitsarbeit) zuordnen. Je<br />
nach Ort in der Wertschöpfungskette (ob im gentechnologischen Forschungslabor<br />
oder in der Werbeabteilung eines Pharma-Konzerns) ergeben sich bei der Einlösung<br />
ethischer Kriterien je eigene unternehmensethische Fragestellungen mit Schnittstellen<br />
zu anderen ethischen Forschungsgebieten und anderen Wissenschaften.<br />
- Die Entscheidung sowie die Auslösung von Handlungen sind Management-<br />
Aufgaben. Deshalb lassen sich unternehmerische Entscheidungen und Handlungen<br />
nicht nur nach ihrem Ort in der Wertschöpfungskette unterscheiden, sie gehören auch<br />
(im Sinne einer vertikalen Strukturierung) einer der drei verschiedenen Dimensionen<br />
des Managements an: der normativen, der strategischen oder der operativen Dimension.<br />
Normatives Management beschäftigt sich mit den generellen Zielen der Unternehmung,<br />
mit Prinzipien, Normen, Spielregeln, die die Lebens- und Entwicklungsfähigkeit<br />
des Unternehmens ermöglichen sollen und sich in Unternehmensverfassung,<br />
-politik und -kultur niederschlagen. Strategisches Management zielt auf den Aufbau,<br />
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