DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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27.11.2012 Aufrufe

eispielsweise vor einem ähnlichen geschichtlichen Hintergrund wie heute im Zusammenhang mit der Sabbatheiligung die folgende Aussage: „Deine Leute bauen die uralten Trümmerstätten wieder auf, die Grundmauern aus der Zeit vergangener Generationen stellst du wieder her.“ Können wir nicht auch ein christliches Berufs- und Arbeitsethos mit Gottes Hilfe wieder herstellen? Der Weg der Kirche durch die Zeit ist zwar immer wieder ein Auf und Ab gewesen, wir sollten heutige Krisen aber nicht als Niedergang begreifen, wie es manche Geschichtsideologie gerne glauben machen möchte. Wir müssen dabei nicht immer das Rad neu erfinden, wir dürfen auch von den Erfahrungen vergangener Generationen von Mitchristen lernen und somit in einer gemeinsamen Tradition leben. Für den Christen geht es aber nicht darum, trotz seiner Arbeit im beruflichen Alltag und in der Familie ein christliches Leben zu führen. Im Gegenteil, Beten und Arbeiten bedingen einander und beide gehören gleichermaßen zum christlichen Lebensvollzug. 18 Ohne unseren christlichen Glauben verzwecken zu wollen, können wir sagen, daß ohne Religion als Rückbindung auch unser Wirtschaftssystem nicht funktioniert. So plausibel die bisherigen Überlegungen auch sein mögen, die Schwierigkeit besteht heute darin, die vorherrschende anthropozentrische Orientierung zu überwinden und den Menschen zu einer christozentrischen Existenz zu befähigen und zu ermutigen. Streng genommen ist dies nichts anderes als die Beschreibung eines Bußaktes, ja einer Bekehrung im Sinne des Apostels Paulus. Damit ist auch die Frage nach einer „Evangelisation der Wirtschaft“ angesprochen. 19 Ohne eine hinreichende Antwort auf diese Frage geben zu können, sollen hier noch folgende Ansatzpunkte genannt werden: Zunächst einmal verweisen beispielsweise Arbeitslosigkeit und Armut als Konsequenz des Marktversagens auf ein mangelhaftes Wirtschaften. Der hierbei entstandene Leidensdruck bietet wiederum die Möglichkeit – keineswegs aber die Sicherheit – zur Neuorientierung. Die Suche nach einer Wirtschaftsethik ist ein Beispiel dafür. Als nächstes können wir Christen im Sinne Pestalozzis durch Vorbild und Liebe zu einer Umkehr und Neuorientierung beitragen. Viele Fach- und Führungskräfte versuchen dies bereits in der Stille. Wir sollten diesen Weg – auch wenn unsere Erfolge immer nur bruchstückhaft sein können – nicht schamhaft verschweigen, sondern auch in der Wirtschaft unseren christlichen Standpunkt vertreten. Schließlich muß alle Hoffnung auf „Evangelisation“ angesichts der fortschreitenden Entchristlichung scheitern, wenn wir nicht auf das Handeln Gottes vertrauen. Deshalb ist beispielsweise das kleine Dorf Medjugorje in der Herzegowina so erstaunlich. Viele Menschen haben dort neu zum Glauben gefunden und wirken nun in den Gemeinden bzw. in der Gesellschaft. Anmerkungen 1) Meadows, D. et. Al. (1972): Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Stuttgart. 412

2) Steinhausen, G. (1912): Der Kaufmann in der deutschen Vergangenheit. Leipzig, S. 114 f.; Grundgesetz Art. 14 und 15; Thomas von Aquin. (1985): „Summa Theologiae“ (1266-1273), dt. Übersetzung (J. Bernhardt): Summe der Theologie, 3. Bd.: Der Mensch und das Heil, 3. Aufl. Stuttgart. 3) Scheuch, E. K. (1999): Wider die Ökonomisierung aller Lebensbereich, in: Beckers, E. u.a. (Hrsg.): Hochschulausbildung im Aus? 2. Symposium des Professorenforums, Gießen, S. 141 ff. 4) Homann, K. (1997): Individualisierung: Verfall der Moral? Zum ökonomischen Fundament aller Moral, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 21, S. 13 ff. 5) Novak, M. (1998): Die katholische Ethik und der Geist des Kapitalismus, 2. Aufl. Trier. 6) Scheuch, E. K. (1999): a.a.O. und Tenbruck, F. H. (1984): Die Unbewältigten Sozialwissenschaften oder Die Abschaffung des Menschen, Graz/Wien/Köln, S. 52 ff. 7) Befragungszeitraum 28.3. bis 2.4.2000, Antworten N = 118, E-Mail-Anfragen in den Städten: Kempten, Aachen, Kiel, Brandenburg, Rücklaufquote ca. 16%. 8) Kreuzhof, R. (2000): Personalwirtschaft, in: Arens-Fischer, W.; Steinkamp, Th. (Hrsg.).: Betriebswirtschaftslehre, München/Wien, S. 234 ff. 9) Kreuzhof, R. (1999a): Jenseits von Arbeit und Konsum. Ladenöffnungszeiten und die Arbeit an Sonn- und Feiertagen, in: Die Neue Ordnung, Heft 5, S. 377. 10) Papst Johannes Paul II (1981): Enzyklika Laborem exercens über die menschliche Arbeit zum neunzigsten Jahrestag der Enzyklika „Rerum Novarum“, Castel Gandolfo, Rand-Nr. 25,26,27. 11) Le Tourneau, D. (1988): Das Opus Dei. Kurzporträt seiner Entwicklung, Spiritualität und Tätigkeit, 2. Aufl. Stein am Rhein, S. 49 ff. 12) Sennett, R. (1998): Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus, (dt.) 8. Aufl. Berlin 1998. 13) Kreuzhof, R. (1999b): Ethische Grundlagen für ein erfolgreiches Personalmanagement, in: Beckers, E. u.a. (Hrsg.): Hochschulausbildung im Aus? 2. Symposium des Professorenforums, Gießen, S. 185 ff. 14) Seiwert, L.J. (1999): Selbstmanagement. Persönlicher Erfolg, Zielbewußtsein, Zukunftsgestaltung, 2. Aufl. Landsberg am Lech. 15) Kreuzhof, R. (1999a): a.a.O. S. 378 f. 16) Puhl, St. (1998): Zur Spiritualität der Arbeit, in: Die Neue Ordnung, Heft 6 1998, (Internet-Dokument) S. 3 f. 17) Grün, A.: Mit Benediktus Christ sein, Radio Vatikan (Audio-Kassette); Derselbe (1997): Geborgenheit finden – Rituale feiern. Wege zu mehr Lebensfreude, Stuttgart S. 145 ff.; Derselbe (1999): Vergib Dir selbst. Versöhnung – Vergebung. Münsterschwarzach. 18) Puhl, St. (1998): a.a.O. S. 4 ff. 19) Mein Dank für den Hinweis auf die Evangelisation der Wirtschaft gilt Pastor Bernhard Müller, Schleswig. Prof. Dr. Rainer Kreuzhof lehrt Personalwesen, Organisation und Wirtschaftsethik an der Fachhochschule Flensburg. 413

eispielsweise vor einem ähnlichen geschichtlichen Hintergrund wie heute im<br />

Zusammenhang mit der Sabbatheiligung die folgende Aussage: „Deine Leute<br />

bauen die uralten Trümmerstätten wieder auf, die Grundmauern aus der Zeit<br />

vergangener Generationen stellst du wieder her.“ Können wir nicht auch ein<br />

christliches Berufs- und Arbeitsethos mit Gottes Hilfe wieder herstellen? Der<br />

Weg der Kirche durch die Zeit ist zwar immer wieder ein Auf und Ab gewesen,<br />

wir sollten heutige Krisen aber nicht als Niedergang begreifen, wie es manche<br />

Geschichtsideologie gerne glauben machen möchte. Wir müssen dabei nicht<br />

immer das Rad neu erfinden, wir dürfen auch von den Erfahrungen vergangener<br />

Generationen von Mitchristen lernen und somit in einer gemeinsamen Tradition<br />

leben.<br />

Für den Christen geht es aber nicht darum, trotz seiner Arbeit im beruflichen<br />

Alltag und in der Familie ein christliches Leben zu führen. Im Gegenteil, Beten<br />

und Arbeiten bedingen einander und beide gehören gleichermaßen zum christlichen<br />

Lebensvollzug. 18 Ohne unseren christlichen Glauben verzwecken zu wollen,<br />

können wir sagen, daß ohne Religion als Rückbindung auch unser Wirtschaftssystem<br />

nicht funktioniert.<br />

So plausibel die bisherigen Überlegungen auch sein mögen, die Schwierigkeit<br />

besteht heute darin, die vorherrschende anthropozentrische Orientierung zu überwinden<br />

und den Menschen zu einer christozentrischen Existenz zu befähigen und<br />

zu ermutigen. Streng genommen ist dies nichts anderes als die Beschreibung<br />

eines Bußaktes, ja einer Bekehrung im Sinne des Apostels Paulus. Damit ist<br />

auch die Frage nach einer „Evangelisation der Wirtschaft“ angesprochen. 19<br />

Ohne eine hinreichende Antwort auf diese Frage geben zu können, sollen hier<br />

noch folgende Ansatzpunkte genannt werden: Zunächst einmal verweisen beispielsweise<br />

Arbeitslosigkeit und Armut als Konsequenz des Marktversagens auf<br />

ein mangelhaftes Wirtschaften. Der hierbei entstandene Leidensdruck bietet<br />

wiederum die Möglichkeit – keineswegs aber die Sicherheit – zur Neuorientierung.<br />

Die Suche nach einer Wirtschaftsethik ist ein Beispiel dafür.<br />

Als nächstes können wir Christen im Sinne Pestalozzis durch Vorbild und Liebe<br />

zu einer Umkehr und Neuorientierung beitragen. Viele Fach- und Führungskräfte<br />

versuchen dies bereits in der Stille. Wir sollten diesen Weg – auch wenn unsere<br />

Erfolge immer nur bruchstückhaft sein können – nicht schamhaft verschweigen,<br />

sondern auch in der Wirtschaft unseren christlichen Standpunkt vertreten.<br />

Schließlich muß alle Hoffnung auf „Evangelisation“ angesichts der fortschreitenden<br />

Entchristlichung scheitern, wenn wir nicht auf das Handeln Gottes vertrauen.<br />

Deshalb ist beispielsweise das kleine Dorf Medjugorje in der Herzegowina<br />

so erstaunlich. Viele Menschen haben dort neu zum Glauben gefunden und<br />

wirken nun in den Gemeinden bzw. in der Gesellschaft.<br />

Anmerkungen<br />

1) Meadows, D. et. Al. (1972): Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome<br />

zur Lage der Menschheit. Stuttgart.<br />

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