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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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eher nach unserem geistlichen Leben fragen. Schon Benedikt wußte, daß „Beten<br />

und Arbeiten“ zusammengehören. Dabei geht es aber nicht um eine geistliche<br />

Technik, sondern um eine lebendige Beziehung zu Gott.<br />

Wie können wir aber ein geistliches Leben führen, das uns zu einem christlichen<br />

Berufs- und Arbeitsethos befähigt? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sollen<br />

hier einige Anregungen gegeben werden.<br />

An erster Stelle ist hier natürlich auf den Erfahrungswert der 3500 Jahre alten<br />

jüdischen Sabbat- und frühchristlichen Sonntagskultur hinzuweisen. Dabei haben<br />

wir schon aus dem Schöpfungsbericht und Dekalog erfahren, daß wir nicht nur<br />

an seinem Schöpfungswerk, sondern auch an seiner Arbeitsruhe teilhaben dürfen.<br />

Diese Zeit befreit uns auch aus der „Sklaverei“ jedweder Fremdbestimmung<br />

im Wirtschaftsleben und kann uns so geistige Quelle für ein christliches Berufs-<br />

und Arbeitsethos sein. Gerade durch den Gottesbezug entsteht eine Unverfügbarkeit,<br />

die uns davor schützt, uns selbst und unsere „Freizeit“ zu verzwecken<br />

und wirtschaftlichen Zielen zu opfern. 15 Die Vorstellung, daß dieser Freiraum<br />

uns geistige Quelle sein kann, erfahren wir aber nicht nur durch die Möglichkeit<br />

zur Erholung, zum Nachdenken und zur Gemeinschaft. In der Liturgie zur Gabenbereitung<br />

bei der Eucharistiefeier wird das Brot als Frucht der Erde und der<br />

menschlichen Arbeit dargebracht, das uns zum Brot des Lebens wird. Hier wird<br />

auf faszinierende Weise das wechselseitige Durchdringen von göttlicher Allmacht<br />

und freiem menschlichen Tun deutlich, das uns auch zur Quelle eines<br />

erfüllten Arbeitslebens werden kann. 16 Können nicht auch wir unsere Arbeitsergebnisse<br />

in all ihrer Bruchstückhaftigkeit und Unvollkommenheit bei dieser<br />

Gelegenheit in Gedanken vor Gott bringen und sie uns verwandelt wieder schenken<br />

lassen?<br />

Neben der gemeinschaftlichen Feier der Liturgie brauchen wir aber auch immer<br />

wieder Zeiten der Besinnung und des persönlichen Gebetes. So schlägt beispiels<br />

weise der Benediktinermönch Anselm Grün vor, daß wir vor allem schwierige<br />

Situationen des Berufslebens in einer Zeit der Stille vor Arbeitsbeginn<br />

durchbeten und damit vor Gott tragen können. Oft erfahren wir dabei, daß uns<br />

eine veränderte Sicht der Dinge geschenkt wird, die uns befähigt, neue Wege zu<br />

gehen. Dabei sind feste Zeiten und Rituale besonders hilfreich, weil sie Ordnung<br />

schaffen, Sinn stiften, Freude bringen und damit insgesamt eine heilende Wirkung<br />

erzeugen. Ebenso können wir Arbeitserlebnisse, die uns belasten, weil wir<br />

durch andere verletzt wurden oder andere verletzt haben, am Ende eines Arbeitstages<br />

oder einer Arbeitswoche Gott anvertrauen und ihn um Heilung und<br />

Vergebung bitten. In diesem Zusammenhang bietet vor allem die Buße und Ve rsöhnung<br />

als Sakrament der Heilung Chancen für eine Umkehr und Neuorientierung<br />

auch unseres Handelns in Arbeit und Beruf. 17<br />

Schließlich ist nicht zuletzt auch das Bibelstudium als geistliche Quelle für das<br />

Berufs- und Arbeitsethos zu nennen. Gerade durch das Wort Gottes können wir<br />

Kraft, Trost und Inspiration für den beruflichen Alltag bekommen. Wie oft wird<br />

hier von der Erfahrung menschlichen Scheiterns und göttlicher Gnade berichtet.<br />

Heute sprechen wir häufig von einer Zeit mit mangelnder moralischer Orientierung<br />

und Rückgang der christlichen Lebensführung. In Jesaja 58,12 finden wir<br />

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