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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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derungen in der Berufs- und Arbeitswelt in Frage gestellt wird. 13 Auch im Zusammenhang<br />

mit einem Leben ohne Erwerbsarbeit, also bei Arbeitslosigkeit und<br />

Ruhestand, ist nach einer angemessenen Sinnorientierung zu fragen. Zwar verweisen<br />

hier die Befragungsergebnisse nicht auf besondere Probleme, dies liegt<br />

jedoch daran, daß vorzugsweise jüngere Arbeitnehmer in gesicherter beruflicher<br />

Situation geantwortet haben. Vor dem Hintergrund der bisherigen Überlegungen<br />

sollte jedoch deutlich geworden sein, daß Arbeit mehr ist als nur Broterwerb und<br />

daß wir alle gesellschaftlichen Anstrengungen unternehmen sollten, um Menschen<br />

die Möglichkeit zur Arbeit bieten zu können. Wenn wir dabei Arbeit nicht<br />

nur auf Erwerbsarbeit reduzieren und die soziale Sicherung im Auge behalten,<br />

bestehen vielleicht anderweitige Möglichkeiten, mehr Menschen eine sinnvolle<br />

Tätigkeit zu bieten. Lohnenswerte Aufgaben gibt es in unserer Gesellschaft sicherlich<br />

genügend. Die negativen Befragungsergebnisse bezüglich ehrenamtlicher<br />

Tätigkeiten fordern hier allerdings zu einer Neuorientierung auf.<br />

Als letztes ist schließlich noch nach dem Berufs- und Arbeitsleben als Bewährungsort<br />

für menschliche Tugenden zu fragen. Dabei gelten Klugheit, Gerechtigkeit,<br />

Tapferkeit und Mäßigung als grundlegende Kardinaltugenden. Die Klugheit<br />

versetzt uns vor diesem Hintergrund in die Lage, zu erkennen, was sinnvoll ist<br />

und wie wir es erreichen können, sie lenkt also unser Gewissensurteil. So können<br />

beispielsweise schlechte Arbeitsbedingungen zwar kurzfristig Kostenvorteile<br />

verschaffen, sind aber unklug, weil die Mitarbeiter letztlich ihre Leistungsbereitschaft<br />

bzw. Leistungsfähigkeit verlieren. Die Gerechtigkeit umfaßt demgegenüber<br />

den Willen, jedem das zu geben, was ihm zusteht. Hier zeigen die Ergebnisse<br />

der Internet-Befragung, daß insgesamt durchaus ein hohes Maß an Sensibilität<br />

gegenüber Wertverletzungen verschiedenster Art besteht. Bei der Tapferkeit als<br />

Fähigkeit, in Schwierigkeiten standzuhalten und im Erstreben des Guten durchzuhalten,<br />

bestehen bei den Befragten allerdings Probleme. So zeigen die Ergebnisse<br />

– wie bereits berichtet –, daß die Leistung sehr stark von der Anerkennung<br />

durch andere abhängt, und daß die Betroffenen vielfach schnelle berufliche Erfolge<br />

benötigen, um die Motivation nicht zu verlieren. Die Mäßigung schließlich<br />

sichert die Herrschaft des Willens über die Begierden. Ohne diese Tugend würde<br />

sich beispielsweise bei Managern das Streben nach Macht, Karriere und Gewinn<br />

im Falle von Unternehmenszusammenschlüssen grenzenlos und damit zerstörerisch<br />

auswirken.<br />

410<br />

IV. Spiritualität des Alltags<br />

Die bisherigen Überlegungen zur modernen Berufs- und Arbeitswelt mögen ja<br />

durchaus zutreffen, und die Hinweise zur christlichen Berufs- und Arbeitsethik<br />

vielleicht auch erbaulich sein, aber können sie uns im Alltag wirklich helfen? Im<br />

Kern fehlt es uns an einer individuellen moralischen Orientierung und einer<br />

Motivation, moralisch zu handeln. Sind aber individuelle Zielorientierung und<br />

Motivation nicht Gegenstand einer Vielzahl von Erfolgstrainingsangeboten mit<br />

und ohne esoterischer Ausrichtung? 14 Allerdings steht bei dieser Form der säkularen<br />

Spiritualität der Selbsterlösergedanke Pate, der letztlich zum Scheitern<br />

verurteilt ist. Aus christlicher Sicht sollten wir in einer solchen Situation daher

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