QUIMS Schlussbericht definitiv - Interface
QUIMS Schlussbericht definitiv - Interface
QUIMS Schlussbericht definitiv - Interface
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
In Europa wurde dem ‚wohlmeinenden Multikulturalismus‘, der<br />
die ethnischen Differenzen zwischen Kindern in der Institution<br />
Schule hervorkehrt, ohne die soziale Hierarchisierung der Kulturen<br />
wirklich bearbeiten zu können, zuerst in Grossbritannien<br />
der Ansatz der ‚antirassistischen Erziehung‘ entgegengesetzt. (...)<br />
Die Schwierigkeiten der zugewanderten Kinder werden nicht<br />
mehr allein mit Kulturdifferenzen in Verbindung gebracht, sondern<br />
mit diskriminierenden Praktiken im Unterricht im besonderen<br />
und in Schule und Gesellschaft im allgemeinen.“ (1993, S.<br />
483)<br />
Allemann-Ghionda (1997, S. 283) hält fest, dass die Grundbedingungen<br />
für den erfolgreichen Wandel der Strategien im Umgang mit Migration<br />
und sprachlicher Vielfalt die allgemeine Ausrichtung des jeweiligen<br />
Schulsystems ist. „Auf die einfachste Form gebracht, ist eine Umgestaltung<br />
der Curricula, der Unterrichtsstile und der Lehrmittel nach den<br />
Leitgedanken der bestmöglichen Förderung und Integration von Kindern<br />
mit multikulturellen Hintergründen ein aussichtsloses Unterfangen,<br />
wenn es innerhalb von stark segregierenden und selektiven Strukturen,<br />
welche die soziale Herkunft ‚bestrafen‘, verwirklicht werden<br />
soll.“<br />
Das Projekt <strong>QUIMS</strong> greift genau diese Frage eines positiven Umgangs<br />
mit Pluralität auf. Dass dabei die Schulen derart grosse Anstrengungen<br />
unternehmen – oder eher unternehmen müssen –, ihre Lernangebote<br />
besser auf das Potential und die Bedürfnisse des einzelnen Kindes abzustimmen,<br />
kann als Indiz dafür verstanden werden, dass sie eben letztlich<br />
nicht so konzipiert ist. Sie gruppiert die SchülerInnen in Klassen<br />
und fasst diese in Form von gemeinsam zu unterrichtenden Einheiten<br />
zusammen. Die konsequente Individualisierung und Binnendifferenzierung,<br />
die Bildung altersdurchmischter oder gar klassenübergreifender<br />
Lerngruppen, Unterricht nach individuellen Förderplänen gemäss unterschiedlichen<br />
Begabungsprofilen, die Zusammenstellung von auf<br />
Lernstand und Interessen angepasster Lerninhalte, der Aufbau von<br />
massgeschneiderten Stütz- und Fördermassnahmen usw. – das alles sind<br />
letztlich Abweichungen vom „normal organisierten Unterricht“ und<br />
erfordern von den Lehrpersonen grosse zusätzliche Anstrengungen, von<br />
der Schule pragmatische und kreative organisatorische Lösungen und<br />
von der Institution Volksschule nicht zuletzt zusätzliche Ressourcen.<br />
<strong>Interface</strong><br />
21