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Labertaler Igeleien - Mittleres Labertal

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Nummer 28 / Juli 2009 / Kostenlos<br />

<strong><strong>Labertal</strong>er</strong><br />

Ausschnitt aus “Bayerische Landtafeln“ von Ph. Apian (1568)<br />

<strong>Igeleien</strong><br />

Ein Lesejournal der ArGe Naherholung <strong>Mittleres</strong> <strong>Labertal</strong><br />

Diese Schrift wird von vielen Mitbürgern finanziell gestützt und ist kostenlos.<br />

Spenden werden dankbar angenommen!<br />

Homepage der ArGe: www.labertal.com


Liebe Freunde der ArGe,<br />

Frank Schirrmacher, einer der Mitherausgeber der FAZ schreibt:<br />

„Statt ein „Unwort des Jahres" zu wählen, hätten die zuständigen Institutionen dem<br />

Land erklären sollen, worin 2008 sich von allen anderen Jahren unterscheidet:<br />

Es zählen die Worte nicht.<br />

Dieses Jahr ist das Jahr der Zahlen, Zahlen so groß und ohne Verhältnis,<br />

dass Worte nicht mehr zu funktionieren scheinen.<br />

Es ist das Jahr, in dem sich die Maßstäbe der Astronomie in die Alltagswelt<br />

einquartiert haben, und gerne hätte man statt des Unworts die „Unzahl" des Jahres<br />

verbucht.<br />

Das Ende einer betrügerischen Karriere<br />

150 Jahre Haft für geständigen Milliardenbetrüger.<br />

Zum Beispiel jene fünfzig Milliarden Dollar, mit denen in den letzten Wochen des<br />

Jahres 2008 Bernie Madoff noch das schwarze Loch zuschüttete und Dutzende<br />

gemeinnützige Organisationen an den Rand des Ruins brachte.<br />

Die Abkoppelung der schieren Quantitäten der aktuellen Geldblase von jeder<br />

empirischen Vorstellungswelt ist elementar.<br />

Das ist natürlich keine Inflation; aber es ist eine Inflationserfahrung auf abstrakter<br />

Ebene. Die permanente, fast wöchentliche Überhöhung immer phantastischer<br />

werdender Zahlen, das vollständige Verschwinden riesiger Summen,<br />

die ursprünglich offenbar niemals vorhanden waren, im Nichts, der Bankrott ganzer<br />

Länder führen zu einer Entwertungserfahrung, die nicht kommunizierbar ist.<br />

Die gigantischen Zahlen nämlich legen die Sprache lahm und damit den<br />

Alltagsverstand, ja Rationalität überhaupt.<br />

Bestimmte miese Finanzprodukte, darauf hat Warren Buffett unlängst hingewiesen,<br />

verlangen eine schriftliche Dokumentation von fast 100 000 Seiten.<br />

Kein Wunder, dass die Experten, vom früheren Chef der amerikanischen Notenbank<br />

bis zum Sparkassendirektor, davon reden, dass sie sich, in den Worten Alan<br />

Greenspans, was jetzt geschieht, „nicht haben vorstellen können".<br />

Es gehört zur weihnachtlichen Botschaft, festzustellen, dass der Mensch nicht vom<br />

Geld alleine lebt und man nicht vergötzen solle, was nur Zahl und nicht Bedeutung<br />

sei.<br />

Genauso stimmt aber auch der Satz des Philosophen Hans Blumenberg, dass Geld<br />

zwar nicht glücklich macht, aber dem am nächsten kommt, was man<br />

Glückserreichung nennt.<br />

Die Art, wie im Jahre 2008 mit Geld umgegangen wurde, stellt objektiv eine nicht zu<br />

unterschätzende Entwertungsdrohung für die Menschen und ihren Lebensstil dar.<br />

Man braucht für diese Erfahrung keine eigene Inflationserinnerung.<br />

2


Es genügt, festzustellen, dass das Milliardenspiel um unverstandene Produkte und<br />

wohlverstandene Boni eine objektive Erniedrigung für die Mehrzahl der arbeitenden<br />

Menschen darstellt.<br />

Diese Entwertungserfahrungen müssen nicht gleich im Schlimmsten enden.<br />

Es reicht, worauf der amerikanische Publizist David Brooks hingewiesen hat,<br />

dass sie ein Klima des Zynismus erzeugen. Der Zynismus, der als Folge der<br />

Rezession der siebziger Jahre entstanden sei, habe die amerikanische Gesellschaft<br />

über Jahrzehnte geprägt. Damals, so Brooks, „habe ein Viertel der Beschäftigten<br />

gesagt, sie würden die Produkte, die sie herstellen, nicht selber kaufen, weil sie so<br />

schlecht gemacht seien".<br />

Dieses Jahr der gigantischen Zahlen ist eine Erfahrung der Wertlosigkeit für die<br />

Menschen. Man zählt in jeder beliebigen Höhe nach oben, in die Milliarden und<br />

mittlerweile in die Billionen; aber in Wahrheit ist es ein Zählen nach unten, denn<br />

nichts davon ist wirklich da.<br />

Rezessionen sind Phasen kollektiver Erwartungsverluste. Damit eröffnen sie aber<br />

auch die Chance kultureller Neudefinitionen. Wir müssen nicht mehr nur sagen, was<br />

wir nicht mehr erwarten können, sondern was wir angesichts verminderter<br />

Erwartungen unbedingt schaffen und bewahren wollen. „Zuversicht" als<br />

Weihnachtsbotschaft reicht nicht.<br />

Es gibt einen Rettungsschirm, der wunderbarerweise alle zusammen und jeden Einzelnen<br />

rettet; einer, der immer funktioniert und die neuen Maßstäbe zwischen den<br />

großen und den kleinen Zahlen setzt: Bildung und Realismus“.<br />

Soweit Frank Schirrmacher.<br />

Wenn wir also das ereignisreiche Jahr 2008 aus unserer Perspektive betrachten,<br />

so dürfen wir feststellen: Frieden, Freiheit und Wohlstand sind ein Privileg Europas,<br />

ein Privileg von unschätzbarem Wert. Dies erfordert aber auch, Mitverantwortung zu<br />

übernehmen und Engagement zu zeigen.<br />

Das haben Sie durch Ihre Arbeit in der ArGe bewiesen.<br />

Liebe Freunde,<br />

egal welche Zeitung wir in die Hand nehmen, welchen Sender wir auch sehen oder<br />

hören, überall wird uns erzählt, dass wir tief in der Krise stecken.<br />

Das lesen und hören wir dann so lange, bis wir es tatsächlich glauben.<br />

Doch was soll das eigentlich?<br />

Wenn es einen wirtschaftlichen Abschwung gibt, dann wäre dies nicht der erste und<br />

auch nicht der letzte; das gehört zum menschlichen Leben wie die Tatsache, dass zu<br />

jedem Berg auch ein Tal gehört. Da ist der Satz eines Soziologen schon viel<br />

bemerkenswerter:<br />

„Die Krise ist global, das Glück bleibt individuell“.<br />

Das ist schön und auch sehr tröstlich.<br />

3


Ob wir persönlich glücklich sind, das hängt nicht von der Wallstreet ab, sondern nur<br />

von unseren ganz persönlichen Umständen:<br />

von der Gesundheit, der Liebe, den Kindern, den Freunden.<br />

So gesehen ist jede Zeit gut, wenn nur die persönlichen Glücksfaktoren stimmen.<br />

Klaus Storm<br />

Arbeitsgemeinschaft Naherholung <strong>Mittleres</strong> <strong>Labertal</strong> e.V. 73<br />

Tagesordnung der 12. Generalversammlung<br />

1. Begrüßung 1.Vorsitzender Klaus Storm<br />

Grußworte, Totengedenken, Einführende Worte, Ehrenmitgliedschaft<br />

2. Grußwort der Freunde des Nationalparks Šumava, vorgetragen von Klaus Storm<br />

Dušan Žampach, 1. Vorsitzender Partnerverein Vimperk/Winterberg<br />

3. Tätigkeitsbericht 2006 - 2009 Geschäftsführer Ludwig Karl<br />

Ausblick auf bevorstehende Aktivitäten<br />

4. Informationen aus den Abteilungen<br />

Fotogruppe: Reinhold Krusche<br />

Internet: Paul Winderl<br />

Stockschützen: Vinzenz Rogl<br />

Senioren Gudrun Nixdorf<br />

5. Kassenbericht Schatzmeister Josef Braun<br />

Bericht der Kassenprüfer<br />

Abstimmung über Beitragsbefreiung<br />

6. Bildung eines Wahlausschusses:<br />

Entlastung der Vorstandschaft<br />

Neuwahl der gesamten Vorstandschaft sowie des Beirates<br />

7. Dank an ausscheidende Vorstands- und Beiratsmitglieder<br />

BeiratsVS Anderl Stöttner, Gottfried Aigner, Dr. Wilhelm Feldmeier,<br />

8. Wünsche und Anträge der Mitglieder<br />

Verantwortlich Klaus Storm, 1. Vorsitzender<br />

4


Vorstandschaft 2009-2012:<br />

U1. Vorsitzender: Klaus Storm klaus.storm@t-online.de<br />

U2. Vorsitzender: Hans Bachmeier familie_bachmaier@web.de<br />

UBeiratsvorsitzender: Dr. Hans Kirchinger kirchinger.hans@vr-web.de<br />

USchatzmeister: Josef Braun braunjosch@web.de<br />

UGeschäftsführer: Ludwig Karl ludwig.karl@voba-straubing.de<br />

UArbeitsgruppenleiter: Hermann Albertskirchinger<br />

UEhrenmitglied Michael Wellenhofer, Kreisheimatpfleger<br />

Beirat<br />

Wahlperiode 2009 – 2012<br />

1. BGM Wellenhofer Karl MP HTUk.wellenhofer@mal-pfa.deUTH<br />

1. BGM Eggl Xaver L<br />

1. BGM Krempl Bernhard G HTUbuergermeister@geiselhoering.deU TH<br />

Gandorfer Josef L Heimat/Geschichte<br />

Dr. Husty Ludwig Sr Kreisarchäologe<br />

Dr. Kirchinger Hans MP Heimat/Geschichte<br />

Lederer Alois G Heimat/Geschichte<br />

Ulederer@mal-pfa.de<br />

Wellenhofer Michael SR Kreisheimatpfleger<br />

Nixdorf Gudrun MP <strong><strong>Labertal</strong>er</strong> <strong>Igeleien</strong>, Senioren<br />

HTUgudrun.nixdorf@t-online.deUTH<br />

Rogl Vinzenz MP Stockschützen<br />

Krusche Reinhold MP Fotogruppe<br />

UKrusche.Reinhold@AOL.com<br />

Winderl Paul L Internet HUpaul.winderl@t-<br />

online.deUH<br />

Stadler Margarethe MP Kreisbäuerin<br />

Partnerschaft<br />

Raum Rudi Runding, Urudolf.raum@runding.deU<br />

Weigl Hilde MP HTUhilde.weigl@t-online.deUTH<br />

UŽUampach Dušan Winterberg/Vimperk Ud.zampach@tiscali.czU<br />

Vereine, Verbände<br />

Franzke Horst MP<br />

Inkoferer Hans L Uh.inki@t-online.deU<br />

Kammermeier Erwin sen. G<br />

Meier Gerda MP HTUford-geissler@t-online.deUTH<br />

5


Gesundheitswesen, Pflegeeinrichtungen<br />

Achatz Klaus MP<br />

Dr. Franzke Richard MP Udr.richard-franzke@t-online.de<br />

Lohmeier Hans MP<br />

Kultur, Kirche, Schulen<br />

Bauer Norbert MP<br />

Fritsch Ulrich, Pfarrer G<br />

Gigl Klaus MP<br />

Holzer Otto L<br />

Marmor Andreas MP Umarmor@consolutions.de<br />

Schmid Heinz MP<br />

Naturschutz<br />

Albertskirchinger Hermann L<br />

Kemmer Heribert Landschaftpflegeverband<br />

Prosch Alois MP<br />

Schillinger Alfons L<br />

Brauchtum<br />

Bachmeier Hans G Ufamilie_bachmaier@web.deU<br />

Raith Alois MP Ualois-ulrike.raith@t-online.deU<br />

Raith Ulrike MP Ualois-ulrike.raith@t-online.deU<br />

Rehm Hermann MP<br />

Stadler Konrad L<br />

politische Parteien<br />

Fahrner Traudl MP<br />

Kreutz Martin MP<br />

Dr. Röder Michael MP<br />

Schieder Axel MP<br />

Stiersdorfer Franz-Xaver G<br />

Zellmeier Josef jun. MdL L<br />

Wirtschaft<br />

Holzer Xaver La<br />

Karlstetter Norbert M<br />

Stadler Richard L Uelcom.stadler@t-online.de<br />

Steger Fritz MP<br />

Stöttner Andreas MP HTUinfo@stoettner.deUTH<br />

Wild Hans MP<br />

Zellmeier Heinrich MP<br />

Jugend<br />

Lichtinger Josef L HTUlupo.lichtinger@freenet.deUTH<br />

6


Obst- und Gartenbau<br />

Marmor Angela MP<br />

Jubelt Marianne G<br />

Jagd<br />

Brandl Rudolf J. G<br />

Sigl Ludwig, Bezirksjagdberater L<br />

Gratulationscour<br />

Da Enk’l kimmt zum Gratuliern, sagt af an Opa a Gedicht.<br />

Da Opa macht a freindlich’s G’sicht,<br />

sagt: „Sche war des Gedicht“<br />

Da muaß i ja glei dir a Gèid dafür geb’m.“<br />

Da Enk’l moant: “Aber bittschen oans zum Zusammaleg’n.“<br />

Selbst ist der Mann<br />

Da Sepperl in der ersten Klass<br />

is um d’ Nos’n rum ganz verotzt und nass.<br />

D’ Lehrerin sagt: “Geh wisch dir doch die Rotzglock’n o.“<br />

Da Sepperl moant: „Braucht’s net, i daziags scho no.“<br />

A doppelte Gebiss<br />

Vo 2 Manner in a ran Krankenzimmer<br />

find in der Früah oaner sei Gebiss hoit nimmer.<br />

Der andere red’t total unverständlich daher.<br />

A Krankenschwester kimmt ins Zimmer rei<br />

und schaut eahm desweg’n in sein Mund tiaf nei.<br />

Es stellt se raus, dass neben sein eigenen Gebiss<br />

a des von anderm in sein Mund drinn ist.<br />

Was für a Gebot?<br />

Zum Beicht’n geht a richtiger Lausbua,<br />

aber oa Sünd lasst eahm gar koa Ruah,<br />

denn er woas net gega was für a Gebot er hot verstoss’n,<br />

weil er mit seim Gebetbuch hot Eisstock g’schoss’n.<br />

7<br />

Karl Lippert


Eine Bauernbundsversammlung in Pfaffenberg<br />

Dr. Hans Kirchinger<br />

Der Markt Pfaffenberg war wegen des Wohnsitzes von Carl Gandorfer (1875–1933)<br />

eine Hochburg des Bayerischen Bauernbundes – einer strikt wirtschaftsegoistischen<br />

landwirtschaftlichen Interessenpartei. Doch bereits lange vor Gandorfer, bereits kurz<br />

nach dem ersten Aufflackern der Bauernbundsbewegung sind deren Spuren in<br />

Pfaffenberg nachweisbar. Dies zeigt ein hier wiedergegebener<br />

Versammlungsbericht, den das Bezirksamt Mallersdorf am 30. Mai 1893 an die<br />

Regierung von Niederbayern in Landshut pflichtschuldig erstattete (Staatsarchiv<br />

Landshut, Regierung von NB (K.d.I.) Rep. 168/1, A 37522).<br />

Die Bauernbundsbewegung entstand, als die katholisch-konservative Zentrumspartei<br />

ihre fundamentaloppositionelle Haltung gegenüber den liberalen Regierungen nach<br />

dem Ende des Kulturkampfes zwischen katholischer Kirche und säkularem Staat<br />

aufgab. Als stärkste Fraktion im Reichstag trat der<br />

katholisch-konfessionelle Charakter der Partei zugunsten<br />

eines starken sozialpolitischen Engagements zurück.<br />

Während es dem Zentrum dadurch gelang, Arbeiter an<br />

sich zu binden, schwand das Vertrauen der ländlichen<br />

katholischen Wähler Bayerns in ihre bisherige<br />

parlamentarische Vertretung. Denn die Haltung des<br />

Zentrums verschaffte der Sozialgesetzgebung des<br />

Reiches, den Militärvorlagen der Reichsregierung und<br />

der an den Interessen der Industrie orientierten<br />

Handelspolitik stets zu einer Mehrheit. Für die Bauern<br />

bedeutete diese Politik Steuererhöhungen durch die<br />

Militärlasten, Vermehrung der Abgabenbelastung durch<br />

die Sozialpolitik und rückläufige Agrarpreise wegen der<br />

Handelspolitik. Dagegen erhob sich in Bayern seit 1892<br />

eine bäuerliche Protestbewegung als Teil einer das<br />

gesamte Reich erfassenden agrarischen Mobilisierung.<br />

Franz Wieland<br />

Im Rahmen dieser Bewegung sollte auch Pfaffenberg angesichts der anstehenden<br />

Reichstagswahl für den Bauernbund und seinen Kandidaten Dr. Johann Baptist Sigl<br />

(geb. 1839 in Ascholtshausen, gest. 1902) gewonnen werden. Franz Wieland (1850–<br />

1901), ein Bauer aus Hierlbach bei Straubing, machte Werbung für Sigl, bevor er<br />

sich zu dessen erbittertstem Gegner entwickelte. Deutlich zeigt sich an dem<br />

Pfaffenberger Versammlungsbericht, dass die spätere stark antiklerikale Ausrichtung<br />

des Bauernbundes in der Gründungsphase noch nicht angelegt war:<br />

„Am Sonntag, den 28ten. dieß Monats Nachmittags 3 Uhr fand in den Gartenräumen<br />

des Bierbrauers Stöttner von Pfaffenberg auf Veranlassung der Vorstandschaft des<br />

niederbayerischen Bauernbundes eine öffentliche Versammlung statt zum Zwecke<br />

der Aufstellung des Redakteurs Dr. Sigl aus München als Candidaten für die<br />

kommende Reichstagswahl.<br />

Die Versammlung war ungemein zahlreich besucht und wird die Zahl der<br />

Anwesenden 2000 bis 2500 betragen haben. Nicht nur aus dem Bezirke Mallersdorf,<br />

der durch Bauern aus fast allen Ortschaften des Bezirkes vertreten war, sondern<br />

auch aus den Bezirken Rottenburg, Kelheim, Straubing und Regensburg waren<br />

8


Theilnehmer vorhanden. Die Versammlung wurde eröffnet von dem Vorstande des<br />

Bauernbundes, dem Oekonomen Hien von Mitterharthausen, welcher sofort das<br />

Wort dem Oekonomen Wieland aus Hierlbach bei Straubing ertheilte.<br />

Dieser verbreitete sich nunmehr über die Gründe, welche den niederbayerischen<br />

Bauernbund in’s Leben gerufen hätten, über das Gesetz, die Invaliditaets- und<br />

Altersversicherung‘ betr., über Zölle und Handels-Vertraege,<br />

über die Militaervorlage und empfahl sodann den Dr. Sigl als<br />

Candidaten für die Reichstagswahl.<br />

Sodann hielt Dr. Sigl selbst, welcher mit lautem Beifall von<br />

der Menge begrüßt wurde, seine Canditatenrede, welche mit<br />

der Haltung seines Blattes [Das Bayerische Vaterland] sich<br />

in jeder Beziehung deckt.<br />

Derselbe wendete sich insbesondere gegen das Gesetz<br />

über Invaliditäts- und Altersversicherung und gegen die<br />

Militaervorlage und Militaerlasten.<br />

Laute Beifallsrufe unterbrauchen des Oefteren seine Rede.<br />

Sodann empfahl Dr. Gaech aus Schwarzach die Candidatur<br />

Sigl’s. Geradezu stürmischer Beifall aber folgte der<br />

Schlußrede des ehemaligen Pfarrers und<br />

Commorantpriesters Kießlinger von Allkofen, welcher die<br />

Candidatur Dr. Sigls empfahl und Dr. Sigl als eifrigen und<br />

Dr. Johann Baptist Sigl<br />

wahren Katholiken bezeichnete, dessen Blatt er seit seinem<br />

Bestehen lese.<br />

Der Versammlung wohnten auch mehrere Geistliche aus dem Bezirke, so der Pfarrer<br />

und Dekan Pitzl von Westen, die Pfarrer von Holztraubach und Grafentraubach und<br />

der Assistent Ferstl von hier an.<br />

Ordnungsstörungen sind nicht vorgekommen.“<br />

Schicksal im <strong>Labertal</strong><br />

"Genau a so is!"<br />

Ich heiße Josef Georg Werner Pfifferling, geboren am 19 Mai 1950 in Mallersdorf.<br />

Nach meiner Volksschulzeit in Grafentraubach erlernte ich im elterlichen Betrieb, ebenfalls in<br />

Grafentraubach, das Bäckerhandwerk.<br />

Nach meiner Gesellenprüfung ging ich 1968 für 2 Jahre nach Landshut, um meine<br />

Kenntnisse vor allem in der Konditorei zu erweitern.<br />

1970 wurde ich zur Bundeswehr einberufen, begann meine Grundausbildung bei den<br />

Feldjägern in München und wurde dann in die Küche der Heeresoffiziersschule eingecheckt.<br />

1975 machte ich in Straubing und Regensburg die Meisterprüfung.<br />

Bei der Abschlussfeier in Passau wurde ich als Kursbester belobigt.<br />

1985 übernahm ich den elterlichen Betrieb und hatte große Pläne vor.<br />

Da kam im Oktober 1997 der Schicksalsschlag: ein Schlaganfall mit Gehirnblutung,<br />

seitdem sitze ich ihm Rollstuhl.<br />

Nach etlichen Operationen fahre ich seit November 2001 in die Behinderten-Werkstatt nach<br />

Straubing und arbeite dort in der Montagegruppe.<br />

Meine Freizeit verbringe ich oft am Computer und schreibe dort meine Geschichten. Zwei<br />

Kostproben davon können Sie auf den nächsten Seiten lesen.<br />

9


Freundschaft<br />

Wahre Freunde die sind echt,<br />

zeigen sich wenn es dir geht einmal schlecht.<br />

Die anderen kannst du vergessen,<br />

die haben nur eigene Interessen.<br />

Ein Motto steckt in mir,<br />

vielleicht hilft es auch dir:<br />

„Sei ein Sonnenkind dein ganzes Leben,<br />

nur wer Sonne hat, kann Sonne geben“.<br />

Freundschaft entsteht nicht von heute auf morgen, vielmehr wächst man hinein.<br />

Meistens geht es zurück, da warst du noch ganz klein.<br />

Leute gibt es in rauer Menge,<br />

die meisten davon ich wohl nur oberflächlich kenne.<br />

Es ist für dich dann eine besondere Ehr,<br />

hast du gute Freunde und derer gleich mehr.<br />

Davon dann den besten nimm,<br />

der mit dir dann geht durch dick und dünn.<br />

Es kann schon mal geschehen,<br />

dass eine alte Freundschaft nicht bleibt bestehen.<br />

Wenn man sich aus den Augen verliert,<br />

also eine alte Freundschaft einfriert.<br />

Es ist egal welches Geschlecht, ob er zu den Jungen gehört oder zu den Alten,<br />

es muss das geheim Anvertraute für sich behalten.<br />

Man braucht in einem Leben,<br />

zum Ausreden einen guten Freund – so ist es eben.<br />

Echte Freundschaft hat schon viel gebracht<br />

und das bei Tag und Nacht.<br />

Drum schau nach einem Freund,<br />

der es ehrlich mit dir meint!<br />

10<br />

Josef Pfifferling


Sommer!<br />

Im Sommer zieht ein jeder Mann<br />

gern die kurze Hose an.<br />

Jetzt ist die beste Erntezeit,<br />

auf diese Monate freut sich die ganze Menschheit.<br />

Möchtest du an allen Grillpartys teilnehma,<br />

konnste de glatt darena.<br />

Bei den vuin Volksfesta und Fahnaweih’n<br />

kannst da manchmal an Geldscheißer ausleihen.<br />

Meine besten Freund de warten<br />

unter’m Kastanienbam im schattigen Biergarten.<br />

Doch ich sitz’ auf’n Balkon und gib dem Tag die Krone,<br />

bei einem Glas Bowle und genieß die Abendsonne.<br />

Die Frage stellt sich auch heier,<br />

Freibad oder Baggerweiher.<br />

Mir es des wurst, i hob überall mein Spaß,<br />

Hauptsache is doch man wird nass.<br />

Auch ist im Sommer für manche Leit<br />

die große, große Urlaubszeit.<br />

Dann muss die Reise in fremde Länger gehen,<br />

weil zu Hause hat man schon alles g’sehn.<br />

Die Kinder schwitzen in der Schulbank und das net<br />

schlecht,<br />

da kemant die groß’n Ferien grad recht.<br />

Ein Gewitter wird in Kauf genommen,<br />

wir meistens darauf schönes Wetter bekommen.<br />

Buam lafan barfuß und schlecken a „Stäggerleis“,<br />

ob’s regnet oder s’Wetter is recht heiß.<br />

Der Garten steht in voller Blütenpracht,<br />

jedem Blumenfreund das Herz im Leibe lacht.<br />

Frischer Heuduft in der Luft liegt,<br />

man geht ins Openair-Konzert, wenn man a Kart’n kriegt.<br />

Es ist also für jeden was bereit<br />

in der von uns geliebten Sommerzeit.<br />

11<br />

Josef Pfifferling


900 Jahre Kloster Mallersdorf<br />

Die große Zäsur in der Geschichte des Benediktiner-Klosters<br />

Der Weg zum modernen Bayern führte über die Säkularisation!<br />

Prof. Dr. Karl Bosl, der unvergessene Festredner zum 10-jährigen Jubiläum der<br />

ArGe 1983 hier in unserem Gymnasium schreibt in seiner "Bayerischen Geschichte":<br />

Die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert war in Bayern als Hauptzäsur von<br />

Gesellschaft und Kultur spürbar. Mit dem "Monopolstaat" hat bayerische Geschichte<br />

einen anderen Sinn, ein anderes Gesicht und der Staat eine neue Ideologie:<br />

Mit dem Jahre 1806 beginnt deshalb eine neue bayerische Geschichte<br />

Um Sie zu den Begriffen "Säkularisierung, Säkularisation" hinzuführen zitiere ich<br />

die Historiker Hömig und Rauscher:<br />

Die Säkularisierung ist jede Form der Verweltlichung.<br />

Der Begriff sowie der vielfach synonym verwendete Terminus "Säkularisation"<br />

bezeichnen im Wesentlichen drei Phänomene:<br />

► die historischen Vorgänge, die zur Überleitung geistlicher Besitztümer in die<br />

Verfügungsgewalt des Staates geführt haben;<br />

► jenen gesamtkulturellen Prozess, der in der europäischen Neuzeit zu einer immer<br />

größeren Autonomie der Lebensgestaltung und<br />

Weltanschauung gegenüber kirchlichen und religiösen<br />

Ordnungssystemen geführt hat; und<br />

► die ideelle Transformation und das Weiterwirken<br />

ursprünglich christlicher Sinngehalte außerhalb des im<br />

engeren Sinnes religiösen Bereichs.<br />

Säkularisation bedeutet die ohne kirchliche<br />

Genehmigung erfolgte Einziehung oder Nutzung<br />

kirchlichen Eigentums - meist Vermögen, Landbesitz<br />

oder Territorien - durch weltliche Gewalt, durch den<br />

Staat.<br />

Der Begriff wurde in diesem spezifischen Sinn erstmals 1646 durch den<br />

französischen Gesandten bei den Vorverhandlungen zum Westfälischen. Frieden<br />

12


enutzt, Das Phänomen ist indes weit älter und beruht auf der Vorstellung einer<br />

staatlichen Oberhoheit über kirchlichen Grundbesitz. Dazu gehören in diesem<br />

Zusammenhang die Belehnung des Adels mit Kirchengütern durch die Karolinger im<br />

8. und 9. Jh., die Einziehung des Vermögens des Templerordens durch die<br />

französische Krone im l4.Jh. sowie im Zusammenhang mit der Reformation die<br />

Aufhebung von Klöstern in England unter HEINRICH VIII. und die Umwandlung<br />

zahlreicher Klöster und Stifte in meist karitative Einrichtungen durch die evangelisch<br />

gewordenen Territorien in Deutschland.<br />

Säkularisation größeren Stils bildeten die Umwandlung des Deutschordensstaates in<br />

das erbliche Herzogtum Preußen 1525 durch ALBRECHT D. ÄLTEREN, die<br />

Einverleibung des weltlichen Territoriums des Bistums Utrecht durch Burgund 1528,<br />

die Aneignung der Territorien der Bistümer Metz, Toul und Verdun 1552 durch<br />

Frankreich, die Aufhebung und Einziehung der Bistümer Brandenburg, Havelberg<br />

und Lebus durch Brandenburg, sowie der Bistümer Meißen, Merseburg und<br />

Naumburg-Zeitz durch Sachsen im 16. Jh., ebenfalls im Zuge der Reformation.<br />

Der im Augsburger Religionsfrieden von 1555 vereinbarte "geistlichen Vorbehalt"<br />

(Reservatum ecclesiasticum) sollte die weitere Säkularisation reichsunmittelbarer<br />

Territorien verhindern, jedoch erwies sich diese Bestimmung als unzureichend und<br />

war eine der Ursachen des Dreißigjährigen Krieges.<br />

Absolutismus und Aufklärung leisteten dem Gedanken der Säkularisation<br />

weiteren Vorschub.<br />

In Österreich wurden unter JOSEPH II.<br />

mehr als 700 "unnütze" Klöster<br />

aufgehoben. Im Gefolge der Französischen<br />

Revolution war schon 1789 der gesamte<br />

Kirchenbesitz in Frankreich zum<br />

Nationaleigentum erklärt worden.<br />

In Deutschland wurden vier Erzbistümer, 18<br />

Bistümer sowie rund 300 Abteien, Stifte und<br />

Klöster säkularisiert. Auch die evangelische<br />

Kirche war, wenn auch in geringerem<br />

Benediktinerkloster Mallersdorf, Stich von<br />

Umfang, betroffen.<br />

Michael Wening um 1700<br />

Die bis dahin größte politische und territoriale Umwälzung in Deutschland<br />

führte zur politischen Entmachtung der katholischen Kirche.<br />

Mit der Säkularisation einher ging der Verlust vieler bedeutender Kultur- und<br />

Kunstschätze.<br />

Weitere wichtige Säkularisierungen waren die Aufhebung des Kirchenstaates durch<br />

Italien (1870), die des Kirchenvermögens in Frankreich (1901-05), in Russland (nach<br />

1918) sowie nach 1945 in den kommunistisch gewordenen Staaten.<br />

TKlaus Storm<br />

13


Kräuterpädagoge – was ist das ?<br />

Hinter unserem "täglichen Stück Brot" stehen Kulturpflanzen, Zuchtprodukte aus der<br />

wilden Formenvielfalt der Natur.<br />

Wer ganz zurückgeht auf die Ursprünge der Kulturpflanzen endet bei dem was man<br />

heute Un-Kraut nennt. Diese wilden Kräuter und Gräser sind die Urformen unserer<br />

Kulturpflanzen. So ist es für den, der sich auskennt, nicht überraschend, dass so<br />

manches Kräutlein als schmackhafte Delikatesse und/oder sanftes Heilkraut direkt<br />

am Wegesrand wächst.<br />

Das Interesse und der Wunsch Natur wahrzunehmen, zu erleben und zu verstehen<br />

ist in den letzten Jahren bei Menschen aller Altersgruppen geweckt worden.<br />

Diesem Interesse Rechnung zu tragen bedarf es regionaler Fachkräfte, die mit<br />

fundierten Kenntnissen einerseits und Begeisterung andererseits Grundkenntnisse<br />

der einheimischen Pflanzenwelt, ihrer Vielfalt und ihrer Bedeutung als<br />

Lebensgrundlage für den Menschen vermitteln können.<br />

Dabei geht es nicht so sehr um botanisches Detailwissen sondern es sollen<br />

besonders die einheimischen Pflanzen UerlebtU werden, die den Menschen begleiten,<br />

auf „Schritt und Tritt" zu finden sind und deshalb meist aus Unkenntnis zum<br />

unerwünschten, nutzlosen Unkraut degradiert werden. Jeder sieht sie – fast keiner<br />

kennt sie - und gerade diese Pflanzen sind es, die durch ihre Vitalität,<br />

Anpassungsfähigkeit und Ästhetik faszinieren. Sie enthalten eine Vielzahl von<br />

ursprünglichen Inhaltsstoffen, die sie konkurrenzfähig machen, und die sie für uns zu<br />

einer ungewöhnlichen Delikatesse und einem sanften Heilkraut werden lassen.<br />

Interessierte Laien und vor allem auch Kinder sind durch sinnliches Erfahren,<br />

spielerisches Sehen lernen, durch aktiven Umgang mit Pflanzen ohne<br />

"Verbotspädagogik" für biologische und ökologische Zusammenhänge und die<br />

Wertschätzung nicht nur für die bodenständige Pflanzenwelt sondern auch für die<br />

Vielfalt von Natur- und Kulturlandschaft zu begeistern.<br />

Kräuterpädagogen/innen tragen dann dazu bei, dass besonders regionale, ländliche<br />

Räume an Bedeutung, Attraktivität und Erholungswert gewinnen und fördern einen<br />

alternativen, umweltverträglichen und bodenständigen Tourismus nachhaltig.<br />

14


Ausbildung an der Gundermannschule<br />

Die von Dr. Brigitte Klemme, Dr. Dirk Holtermann und weiteren Un-Kraut-Freunden<br />

gegründete Gundermannschule, ist die erste und bislang einzige anerkannte<br />

Fortbildungseinrichtung für Ethnobotanik, deren Absolventen als<br />

KRÄUTERPÄDAGOGEN® staatlich anerkannt und zertifiziert werden.<br />

Internet: HTUwww.gundermannschule.deUTH<br />

HTUwww.un-kraut.deUTH<br />

oder<br />

Internetseite der Kräuterpädagogen HTUwww.unkraeuterschule.deUTH<br />

Zwischen Kultur und Natur im Tal der Kleinen Laber<br />

Archäologie, Geologie und heimische Wildflora<br />

zwischen Mallersdorf-Pfaffenberg und Geiselhöring<br />

Bei bestem Wetter startete am vergangenen Samstag der Radlausflug der ArGe<br />

Naherholung in Mallersdorf-Pfaffenberg, die sich über fast 60 Teilnehmer freuen<br />

konnte. Die Route verlief größtenteils auf dem Radweg Richtung Geiselhöring und<br />

bot allerlei Abwechslung für die große Gruppe. Auf Höhe Steinkirchen war der erste<br />

Haltepunkt, an dem Kräuterpädagogin Angela Marmor auf die Flora im <strong>Labertal</strong><br />

einging. Zur Flora im <strong>Labertal</strong> hatte sie nicht nur Informatives zu Eiche, Hopfen und<br />

Erle parat, sondern wusste auch eine Sage über die hässliche „Raue Else“ zu<br />

berichten, die unbedingt von dem armen Wolfdietrich „geminnt“ (=geheiratet) werden<br />

wollte und ihn wegen seiner Widerspenstigkeit mit verschiedenem Zauber belegte.<br />

Dass Hopfen, unsere heimische Liane, eigentlich eine Pflanze ist, die typisch in<br />

Auwaldvegetationen vorkommt, überraschte die Zuhörer ebenso wie die zahlreichen<br />

Verwendungen der<br />

Eichelfrüchte, die für unsere<br />

Vorfahren wichtiges<br />

Nahrungsmittel waren. Mit<br />

dabei war auch Hermann<br />

Albertskirchinger, der in<br />

seiner Eigenschaft als Förster<br />

und Arbeitsgruppenleiter der<br />

ArGe Naherholung über<br />

Geschichte und aktuelle<br />

Situation in der Forstwirtschaft<br />

und Waldsituation im <strong>Labertal</strong><br />

berichtete und einen Blick auf<br />

die Zukunftsperspektive der<br />

Waldentwicklung eröffnete.<br />

Die nächste Pause gab es Radler im <strong>Labertal</strong> erkunden die Heimat<br />

nach Grafentraubach und dort<br />

erfuhren alle, wie die<br />

15


erdgeschichtliche Entstehung des <strong>Labertal</strong>es verlief. „Eigentlich unspektakulär“ so<br />

der Geologe Holger Ernst, aber dennoch hochinteressant. Aufgebaut abwechselnd<br />

aus unterschiedlichen Schichten wie Tonen, Schluffen, Sanden und Kiesen entstand<br />

zwischen den Hangkanten des Tales ein fruchtbarer Boden, der selbst in den<br />

verschiedenen Eiszeiten nicht vergletschert war. So kam es auch zu einer relativ<br />

frühen Besiedlung über deren Einzelheiten Kreisarchäologe Dr. Ludwig Husty am<br />

Haltepunkt der Großen Keltenschanze bei Sallach ausführlich zu berichten wusste.<br />

Auf verschlungenen Pfaden (!) gelangte die große Gruppe durch den Wald, mit<br />

schönen Ausblicken nach Aufhausen und vorbei an der Kleinen Keltenschanze<br />

dorthin. Viele Erkenntnisse zu dieser Thematik, vor allem die Neuesten, beruhen<br />

dabei nicht auf Grabungen, wie man vermuten würde, sondern auf<br />

Geländeaufnahmen aus der Luft mittels einer neuen Lasertechnik. Mit Schautafeln<br />

konnten sich die interessierten Teilnehmer einen Überblick über die<br />

Siedlungstätigkeit der Kelten verschaffen und stellten dem Archäologen auch<br />

zahlreiche Fragen. Über Klause ging es mit einem wunderbaren Blick über das<br />

<strong>Labertal</strong> und den abschließenden Worten von Fachapotheker Klaus Storm, der auch<br />

an anderen Haltepunkten nicht nur botanische interessante Informationen für die<br />

Teilnehmer hatte, weiter zur gemütlichen Einkehr beim Gasthof Wellenhofer in<br />

Eitting, wo das Erlebte noch ausgiebig ausgetauscht wurde.<br />

Die Veranstaltung fand im Rahmen der BayernTourNatur statt.<br />

Angebote für weitere interessante Unternehmungen aus diesem Programm des<br />

Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit gibt es im<br />

Veranstaltungskalender unter HTUwww.tournatur.bayern.deUTH. Broschüren dazu und ein<br />

kostenloses Büchlein mit weiteren Zielen liegen im Marktbereich auf bzw. können<br />

direkt beim Staatsministerium angefordert werden.<br />

Neue und außergewöhnliche archäologische Funde im mittleren <strong>Labertal</strong><br />

Wie so oft spielt der Zufall in der Archäologie eine entscheidende Rolle bei der<br />

Entdeckung neuer Fundstellen. Durch den aktuellen Ausbau der B15 Neu zwischen<br />

Landshut und Regensburg mit teilweiser Verbreiterung der Straßentrasse war es<br />

notwendig, Ausgleichsflächen für den durch die Straßenbaumaßnahme<br />

hervorgerufenen Flächenverbrauch zu schaffen. Dabei sollten landwirtschaftliche<br />

Flächen stillgelegt und bei Bedarf und Möglichkeit Biotope wie z. B. Froschtümpel<br />

angelegt werden.<br />

Im Spätherbst des Jahres 2008 wurde durch das bei der Straßenbaumaßnahme<br />

beteiligte Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle Regensburg, die<br />

Kreisarchäologie Straubing-Bogen davon in Kenntnis gesetzt, dass auch im<br />

Landkreis Straubing-Bogen im mittleren <strong>Labertal</strong> einige Ausgleichsflächen der B15<br />

Neu liegen. Geplant war, auf diesen Flächen neben einer Stauden- und<br />

Strauchbepflanzung auch mehrere Froschtümpel anzulegen, was jedoch nicht<br />

unerhebliche Bodeneingriffe nach sich ziehen würde. Um sicher zu gehen, dass bei<br />

diesen Baumaßnahmen keine unterirdischen Bodendenkmäler in dem an<br />

16


Bodendenkmälern reich gesegneten Abschnitt des Mittleren <strong>Labertal</strong>s in<br />

Mitleidenschaft gezogen würden, wurden umgehend bauvorgreifende archäologische<br />

Sondageuntersuchungen angeordnet. Dabei wurde auf einer der Ausgleichsflächen<br />

ein etwa 6 m breiter Streifen vom Oberboden befreit, wobei diese Maßnahme durch<br />

einen Grabungstechniker des<br />

Bayerischen Landesamtes für<br />

Denkmalpflege, Außenstelle<br />

Regensburg, betreut wurde.<br />

Unerwartet stieß man dabei<br />

auf bis dahin unbekannte<br />

Siedlungsspuren aus der<br />

sogenannten Urnenfelderzeit<br />

etwa zwischen 1.000 bis 800<br />

v. Chr. Geburt. Völlig<br />

überraschend tauchten jedoch<br />

innerhalb des freigelegten<br />

Eine der drei vollständig erhaltenen Urnen.<br />

Suchschnittes auch die<br />

(Foto Dr. Husty)<br />

Überreste von drei Urnen auf,<br />

die teilweise von der Baggerschaufel am Gefäßrand angekratzt worden sind. Typisch<br />

für die Urnenfelderzeit wurden die Angehörigen der Siedlungsgemeinschaft<br />

nach<br />

ihrem Ableben meistens auf Scheiterhaufen an ausgewiesenen<br />

Verbrennungsplätzen verbrannt. Nach Abschluss des Verbrennungsvorganges<br />

wurde in der Regel die<br />

Leichenasche sorgfältig<br />

zusammengesammelt und<br />

in<br />

den Leichenaschenbehälter,<br />

eben in der Urne, deponiert.<br />

Häufig finden sich zusätzlich<br />

kleinere Gefäße wie Töpfe,<br />

Schalen oder Schälchen in<br />

der Urne, die möglicherweise<br />

für die Verwendung im<br />

jenseitigen Leben oder für<br />

die<br />

Reise ins Jenseits gedacht<br />

waren. Wohlhabenderen<br />

Mitgliedern der Siedlungsund<br />

Sozialgemeinschaft<br />

wurden oft auch Teile ihres<br />

Beigefäße aus Grab 3, verzierte Trichterhalsflasche und<br />

Schmuckes oder ihrer<br />

Schale. (Foto Dr. Husty)<br />

Bewaffnung, die nicht selten<br />

auch mit den Verstorbenen dem Leichenfeuer ausgesetzt waren, mit in die Urne<br />

gegeben. Dieses Verhalten lässt auf eine recht komplexe Vorstellungswelt unserer<br />

urnenfelderzeitlichen Vorfahren hinsichtlich ihres „Weiterlebens nach dem Tod“<br />

17


schließen und zeigt deutlich, welch ausgeprägtes kulturelles und religiöses Verhalten<br />

hier bereits vor über 3.000 Jahren im mittleren <strong>Labertal</strong> vorhanden war.<br />

Auf der Suche nach weiteren Spuren nach Hinterlassenschaften unserer Vorfahren<br />

im Boden stieß der die Maßnahme begleitende Grabungstechniker des Bayerischen<br />

Landesamtes für Denkmalpflege, Außenstelle Regensburg, R. Pleyer sowohl im<br />

östlich als auch im westlich angrenzenden Feld auf weitere Urnen dieser Zeit. Lagen<br />

zahlreichen Urnenscherben im westlichen Feld kaum erkennbar für ein ungeübtes<br />

Auge zwischen Erde und Kiesel bereits zum Teil ausgeackert an der Oberfläche, so<br />

tauchten drei vollständig erhaltene Urnen mit Beigefäßen an der Flurgrenze zum<br />

östlichen Feld auf (Abb. 1). Diese lagen in einer Tiefe von ca. 30 – 40 cm unter der<br />

Humusoberkante. Nahezu unversehrt lagen in einer der drei Urnen mehrere kleinere<br />

Gefäße, darunter eine auf der Innenseite girlandenförmig verzierte etwa 12 cm große<br />

Schale und eine auf der Außenseite aufwendig mit feinen Dreiecksritzlinien verzierte<br />

Trichterhalsflasche (Abb.2). Um die Größe dieses Friedhofes der Zeit etwa um 1.000<br />

– 800 v. Chr. besser abschätzen zu können – eine genauere Datierung wird erst<br />

durch die Ausgrabung möglich sein – wurde eine Magnetometerprospektion<br />

durchgeführt. Bei dieser zerstörungsfreien Messmethode lassen sich, vereinfacht<br />

dargestellt, alle Bodeneingriffe, die das erdeigene Magnetfeld veränderten<br />

aufzeichnen. Bei einem entsprechend gemessenen und aussagekräftigen Magnetbild<br />

liefern diese Bilder Hinweise auf die Art und Weise des menschlichen Bodeneingriffs.<br />

Die durchgeführten Messungen auf oben genannten Feldern ergaben, dass sich hier<br />

auf einer Fläche von möglicherweise 5.000 m² neben verschiedenen<br />

vorgeschichtlichen Siedlungsspuren eine außergewöhnlich große Zahl von<br />

Urnengräber noch im Boden befinden; wahrscheinlich der größte Friedhof dieser Zeit<br />

im Landkreis Straubing-Bogen.<br />

Der spektakulärste, wenngleich für den Laien vielleicht unscheinbarste Fund gelang<br />

jedoch auf der westlichen Ackerfläche, inmitten der ausgeackerten Scherben des<br />

Urnenfelder Friedhofes. Ein kleiner, durch Feuereinwirkung an der Oberfläche<br />

weißlich wirkender Feuersteinkratzer, der aufgrund seines Erscheinungsbildes und<br />

seiner Herstellungstechnik als Relikt der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler gilt!<br />

Mit diesem kleinen Kratzer ist erstmals der Nachweis geglückt, dass das Mittlere<br />

<strong>Labertal</strong> bereits vor über 10.000 Jahren vom vorgeschichtlichen Menschen<br />

aufgesucht worden ist. Schlaglichtartig ist damit die Geschichte dieser Region um<br />

mehr als 5.000 Jahre älter geworden als bis dahin bekannt.<br />

Es ist geplant, in einer durch die ARGE Naherholung unterstützen Aktion, vor allem<br />

die gefährdeten, bereits an der Oberfläche liegenden Teile dieses bedeutenden<br />

Bodendenkmals in den nächsten Wochen und Monaten auszugraben, zu<br />

dokumentieren und danach einer weiteren wissenschaftlichen Auswertung<br />

zuzuführen, um Neues aus der Zeit vor über 3.000 Jahren im Mittleren <strong>Labertal</strong> zu<br />

erfahren.<br />

Dr. Ludwig Husty<br />

Kreisarchäologie Straubing-Bogen<br />

18


Seit 1913 waren die Armen Franziskanerinnen in Pfaffenberg<br />

Im Januar 2009 wurden von der Pfarrei St. Peter in Pfaffenberg und der<br />

Marktgemeinde drei verdienstvolle Schwestern verabschiedet. Sie gingen zurück in<br />

das Mutterhaus nach Mallersdorf, nachdem die Ordensgemeinschaft die<br />

Pfaffenberger Filiale zum 31. 12. 2008 aufgelöst hat.<br />

Schwester M. Ermelda war 33 Jahre in Pfaffenberg, 27 Jahre waren es für<br />

Schwester Oberin Heladia und 18 Jahre für Schwester Leoberta. Abschiedsworte<br />

sprachen Hans Lohmeier von der Kirchenverwaltung, Karl Lippert aus Pfaffenberg<br />

sowie Generaloberin Schwester Hiltrud Baumer, 2. Bürgermeister Hans Trepesch<br />

und Pfarrgemeinderatssprecher Robert Rauch. Alle<br />

Redner würdigten die verdienstvolle Arbeit der drei<br />

Schwestern in Pfaffenberg und die Kirchenbesucher<br />

erhoben sich zu einem lang anhaltenden Applaus.<br />

Der Abschied der drei Schwestern ist es wert, kurz<br />

zurückzublicken. Dabei kommt mir zugute, dass ich<br />

per Zufall einige Aufzeichnungen des früheren<br />

Pfaffenberger Pfarrherrn, Herrn Geistlichen Rat<br />

Markus Jakob, fand.<br />

Dieser hat schriftlich festgehalten, dass die ersten<br />

Sr. M. Ermelda Mallersdorfer Schwestern am 4. Oktober 1913, dem<br />

Fest des hl. Franziskus, nach Pfaffenberg kamen.<br />

Zur ersten Schwesterngeneration gehörten Oberin Memia als Handarbeitsschwester,<br />

Schwester M. Sanctula als amublante Krankenschwester und Schwester M.<br />

Manfreda als Kindergartenschwester. Am 1. April 1919 kam Schwester M.<br />

Austreberta als Kindergartenschwester nach Pfaffenberg. Noch heute genießt die<br />

verstorbene Schwester M. Austreberta einen beinahe legendären Ruf. Sie konnte im<br />

Mai 1971 ihr goldenes Professjubiläum<br />

feiern und wurde am 29. Juni 1971<br />

wegen ihrer langjährigen<br />

außerordentlich verdienstvollen Tätigkeit<br />

mit den Ehrenbürgerrechten des<br />

Marktes Pfaffenberg ausgezeichnet.<br />

Am 18. Februar 1946 kam Schwester M.<br />

Orora in die Schwesternstation nach<br />

Pfaffenberg. Über viele Jahre versah sie<br />

den Dienst als Krankenschwester. Nach<br />

dem Tode von Schwester M.<br />

Hildeburgis übernahm sie am 1. Februar<br />

1973 die Leitung der kleinen<br />

Schwesterngemeinschaft als Oberin.<br />

Schwester M. Sanctula starb am 5.<br />

Februar 1960. In den langen Jahren seit 1919 hat sie Unzähligen in ihrer Krankheit<br />

19<br />

Bewegter Abschied von den Mallersdorfer<br />

Schwestern in der Pfarrkirche St. Peter.


und in ihren Leiden geholfen. Auch sie<br />

wurde dafür mit dem Ehrenbürgerrecht<br />

von Pfaffenberg ausgezeichnet.<br />

Nach dem Tode von Oberin Hildeburgis<br />

waren vorübergehend Schwester M.<br />

Wulsina und Schwester M. Adilande im<br />

Haushalt tätig. 1973 kam Schwester M.<br />

Valena dazu.<br />

Blickt man zurück, so wird offenkundig,<br />

dass der Konvent in Pfaffenberg eine<br />

bewegte Geschichte hinter sich hat. Im<br />

Wandbild im Kindergarten St. Elisabeth<br />

Oktober 1939 mussten die Schwestern<br />

das Haus verlassen und fanden<br />

vorübergehend für drei Monate im Frühmesserhaus eine Unterkunft. Die Familie<br />

Kolbinger in Berghausen sorgte für eine Wohnung, in dem sie das Mesnerhaus<br />

pachtete und die Schwestern aufnahm. Das Schwesternhaus selbst war bis 1945<br />

von der N.S.V. besetzt. Ab 1945 arbeiteten die Schwestern wieder im Kindergarten<br />

und in der Handarbeit, wohnten aber zunächst bei der Familie Rauch. Am 26. 2.<br />

1946 bezogen die Mallersdorfer Schwestern das Schwesternhaus in Pfaffenberg am<br />

Gandorferberg, welches schon seit vielen Jahren in Privatbesitz ist. Der Markt hat es<br />

gegen ein Anwesen in der Steinrainer Straße vertauscht.<br />

1974/75 baute das Kloster an der Ziegelgasse einen modernen Kindergarten sowie<br />

ein Schwesternwohnheim mit Sozialstation. Dort fanden die Klosterschwestern neue<br />

und beste Arbeitsbedingungen vor und zudem ein neues Heim. Die Trägerschaft des<br />

Kindergartens war von 1913 bis 1975 in<br />

den Händen der Kommune. Sie ging<br />

anschließend auf das Kloster über, und<br />

zwar bis 1. 9. 2006. Zum 1. 9. 1975 kam<br />

Schwester M. Ermelda in den<br />

Pfaffenberger Kindergarten.<br />

Sie wurde in ihrer Arbeit über viele Jahre<br />

von Schwester M. Irene unterstützt, und<br />

zwar in den Jahren 1975 bis 1988. Als<br />

ehrwürdige Schwestern in Pfaffenberg<br />

Kindergarten St. Elisabeth Pfaffenberg wirkten auch S.M. Heladia, S.M.<br />

Markusine und S.M. Hildelit. Seit<br />

Dezember 2006 ist das gesamte Areal mit den darauf befindlichen Gebäuden im<br />

Besitz der Marktgemeinde Mallersdorf-Pfaffenberg. Das Schwesternwohnheim wird<br />

derzeit als Kinderkrippe umgebaut.<br />

Generaloberin Schwester M. Hiltraud Baumer sagte bei der Verabschiedung im<br />

Januar: „Möge, was die Schwestern ausgesät haben, in den Herzen aufgehen“.<br />

Dem gilt es eigentlich nichts mehr hinzu zufügen.<br />

Alois Lederer<br />

20


Von Apostrophen und anderen Katastrophen<br />

Eine Menge ist schon geschrieben worden über den Wildwuchs des Apostrophs im<br />

Deutschen. Er ist beliebt, ist 'in' und taucht selbst dort auf, wo man ihn nicht vermutet<br />

hätte: Mittwoch's ofenfrische Brezen – Bitte beachten Sie die Info's in der Hotelhalle!<br />

– Cd's und DVD's unter 5 € – Ihre Foto's auf Markenpapier – Zinsen auf 's Konto –<br />

während des Verkauf 's . . .<br />

Ein deutsches Gasthaus- oder Firmenschild, in<br />

dem kein Apostroph auftaucht, ist wie ein<br />

alkoholfreies Weißbier – irgendetwas fehlt.<br />

Und es wird wohl nur ein kleiner Schritt sein, bis<br />

wir das lesen können: Wir haben geheiratet!<br />

Aloi's und Agne's . . .<br />

Nun erreicht uns aus England, quasi dem<br />

Verursacherland der deutschen Apostrophsucht,<br />

eine Nachricht, die den trend-bewussten<br />

Apostrophsetzer zum Nach-denken bringen könnte. Der Stadtrat von Birmingham hat<br />

beschlossen, den Apostroph – zumindest in den Straßenschildern – abzuschaffen.<br />

Kommentare der Times sprechen von heftigen Protesten der Bürger, die nun in<br />

"Kings Street", "St. Pauls Square" oder am "Acocks Green" wohnen sollen und dem<br />

fehlenden Apostroph nachtrauern. Viele beklagen den Wegfall als linguistischen<br />

Vandalismus, als deutlichen Mangel an Geschichtsbewusstsein. Wer könnte noch<br />

erkennen, dass das Queens' College in Cambridge nach zwei Königinnen, das<br />

Queen's College in Oxford jedoch nur nach einer benannt wurde?<br />

Ist denn das so wichtig, meint der Stadtrat. Wichtiger ist doch wohl, dass Rettungs-<br />

und Einsatzfahrzeuge durch Apostrophe in den Adressen nicht fehlgeleitet werden.<br />

Das klingt vernünftig für die einen, haarsträubend für die anderen, die Generationen<br />

von Schülern mit tückischen Sätzen wie "Its so funny when the dogs tails wagging." –<br />

finden Sie mal in zwei Sekunden die Fehler – in Diktaten reingelegt haben.<br />

Andererseits, wenn die Sprache das Instrument des Denkens ist, dann sind<br />

schlampige Sprache und Rechtschreibung die Werkzeuge geistiger Inkohärenz.<br />

Wenn es uns nicht einmal gelingt, sie richtig zu buchstabieren, haben wir kaum eine<br />

Chance die Warheid zu erkennen.<br />

Für uns Deutsche könnte man eine Grundregel zum Gebrauch des Apostrophs<br />

aufstellen: "Wenn im Zweifel, hau's zum Teifel!"<br />

Volker Anders<br />

(Informationen aus The Times vom 30. Januar 2009 – Fotomontage)<br />

Die Ernte steht vor der Tür. Was machen wir<br />

daraus? Brot oder Energie? – „Alle samenhaltigen<br />

Früchte gebe ich euch zur Nahrung, zur Nahrung<br />

gebe ich sie euch!“ BBuucchh GGeenneess ii ss<br />

1 29<br />

21


Kirchen und Kapellen der Heimat<br />

Kirche St. Johannes Baptist Oberlindhart<br />

Die Kirche Oberlindhart liegt etwas erhöht über dem Dorf, umgeben vom Friedhof,<br />

direkt an der Bahnlinie Neufahrn-Straubing. Sie ist eine der ältesten Dorfkirchen<br />

Ostbayerns. Bereits im Jahre 740 trafen sich hier in einer hölzernen Vorgängerkirche<br />

die Heiligen Bonifatius und Willibald.<br />

22<br />

Die heutige Kirche wurde um 1495<br />

unter Einbeziehung romanischer<br />

Bausubstanz neu erbaut. Der südlich<br />

zwischen Langhaus und Chor<br />

vorgebaute Turm wurde um die Mitte<br />

des 17. Jahrhunderts erhöht und mit<br />

einem Satteldach mit Stufengiebeln<br />

und gepaarten, spitzbogigen Schallarkaden<br />

ausgestattet.<br />

Das Langhaus hat zwei Achsen mit<br />

spitzbogigen Fenstern mit schrägem<br />

Gewände. Der nicht eingezogene<br />

Chor mit zwei Jochen ist in drei<br />

Seiten eines Achtecks geschlossen. Der Eingang erfolgt über ein westliches<br />

Vorzeichen. Die Sakristei befindet sich südlich am Chor.<br />

flügelten Engelsköpfen.<br />

Bei einer Erhöhung des Daches im<br />

späten 19. Jahrhundert entfernte man<br />

das barocke Gewölbe. Chor und<br />

Langhaus wurden mit einem<br />

gotischen<br />

Sternrippenge<br />

wölbe neu<br />

eingewölbt.<br />

Drei runde<br />

Schluss-Steine<br />

schließen das<br />

Chorgewölbe<br />

ab. Die profilierten Rippen des Gewölbes<br />

ruhen auf Konsolen mit ge


Das Hauptbild des Hochaltars zeigt die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer im<br />

Jordan. Die Seitenfiguren stellen die Eltern von Johannes, Zacharias und Elisabeth<br />

dar. Die geschnitzte, spätgotische Johannesschüssel aus dem Anfang des 16. Jh. ist<br />

am Antependium des Altares angebracht. Seitlich im Chor auf Wandkonsolen Figuren<br />

der Heiligen Bonifatius und Willibald. Nördlicher Seitenaltar mit Maria unbefleckte<br />

Empfängnis und den Seitenfiguren St. Elisabeth und St. Josef. Südlicher Seitenaltar<br />

mit St. Sebastian im Zentrum. Seitenfiguren St. Katharina und St. Ludwig.<br />

Kruzifix aus dem Jahr<br />

1654<br />

Das eingewölbte Langhaus mit Orgelempore.<br />

An der Südwand des Langhauses<br />

Kruzifix aus dem Jahr 1652.<br />

Heiligenschein mit<br />

durchbrochenem Vierpass. Die<br />

angebrachte Schrifttafel berichtet<br />

von den Stiftern „Andreas Spiegl,<br />

Witnpauer alhie und seiner<br />

ehelichen Hausfrau Magdalena,<br />

die dieses Kruzifix von neiem<br />

haben machen lassen.“<br />

Johannesschüssel am<br />

Hochaltar<br />

23<br />

Stuhlwangen mit Akanthus- und<br />

Maskenschnitzerei um 1700.<br />

Blick von Osten auf den<br />

achteckigen Chor und Turm.


Bonifatiusbrunnen in Oberlindhart<br />

Weitere Bilder und Informationen zur Kirche Oberlindhart und zu anderen 720<br />

Kirchen und Kapellen aus dem Altlandkreis Mallersdorf und angrenzenden Gebieten<br />

finden Sie auf der Internetseite der ArGe Naherholung unter HTUwww.labertal.comUTH –<br />

Richard Stadler<br />

Quelle: Die Kunstdenkmäler von Bayern – Bezirksamt Mallersdorf 1936 von Joseph<br />

Maria Ritz<br />

Extra Bavariam non est vita …<br />

Der kleine Tobias aus Düsseldorf ist mit seinen Eltern zu Besuch bei<br />

Tante Anni in Hofkirchen. Er steht am Zaun und betrachtet den<br />

Straßenverkehr. Ab und zu winkt er einem Auto- oder LKW-Fahrer<br />

zu. Die Fahrer lächeln und winken zurück. Nach einer Weile läuft er<br />

zu seinem Vater und berichtet aufgeregt: „Vati, Vati, hier in Bayern<br />

winken die Leute zurück. Bei uns in Deutschland macht das keiner.“<br />

24


Prof. Dr. Karl Bosl,<br />

der Festredner zum 10-jährigen Jubiläum der ArGe<br />

im Jahr 1983<br />

Karl Bosl (* 11. November 1908 in Cham, Oberpfalz; †<br />

18. Januar 1993 in München) war ein deutscher<br />

Historiker.<br />

Er war Inhaber des Lehrstuhls für Bayerische<br />

Landesgeschichte an der Universität Regensburg.<br />

Bosl habilitierte sich 1944 an der Universität München<br />

während seiner Tätigkeit als Studienrat am<br />

humanistischen Gymnasium in Ansbach. Ab 1947 war<br />

er Privatdozent in München und als Beauftragter des<br />

Kultusministeriums am Wiederaufbau des bayrischen<br />

Gymnasialwesens beteiligt.<br />

Prof. Dr. Karl Bosl<br />

Er war 1949 Mitbegründer des Bayrischen Philologen Verbandes und dessen Erster<br />

Vorsitzender bis 1954, dann dessen Ehrenvorsitzender.<br />

1953 wurde er als Professor auf den Lehrstuhl für mittlere und neuere Geschichte<br />

der Universität Würzburg berufen. Sein Schwerpunkt lag auf der bayerischen<br />

Landesgeschichte. Von 1960 bis 1977 hatte er den Lehrstuhl für Bayerische<br />

Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte mit besonderer Berücksichtigung<br />

der Neuzeit an der Universität München inne. 1961 wurde er zum ordentlichen<br />

Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Bosl war Mitglied<br />

des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte.<br />

Karl Bosl war auch der Autor „Bosl´s Bayerische Biographie“ in 2 Bänden:<br />

9 000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten.<br />

Zum Jubiläum „900 Jahre Kloster Mallersdorf“ habe ich seine Beiträge<br />

zusammengefasst.<br />

Bogenhauser Michael,<br />

Abt von Weltenburg (1418-1424) und Mallersdorf (1424-1442), OSB, †1442<br />

Mallersdorf. Vergrößerte als Abt von Mallersdorf dessen Bibliothek und sanierte das<br />

Kloster in wirtschaftlicher Hinsicht.<br />

Brechtl (Brechtl, Precht, Prechtl), Johann Sig(is)mund,<br />

Historiker, *1560/70 Kirchsittenbach bei Hersbruck,<br />

†nach 1637 Regensburg.<br />

Im Dienst des Reichstift Niedermünster, Probstrichter,<br />

fürstbischöflicher Registrator,<br />

Verfasser einer Chronik des Klosters Mallersdorf.<br />

Burkhard (Burchard) (sel.), 1. Abt von Mallersdorf<br />

(1109-1122), OSB,<br />

†25.06.1122 Mallersdorf.<br />

25<br />

Abtwappen in der<br />

Mallersdorfer Kirche


Aus dem Geschlecht der Herren von Wildenfels. Womöglich Profeß in St.<br />

Michelsberg in Bamberg. Soll von dort mit einigen Mitbrüdern nach Mallersdorf<br />

entsandt worden sein.<br />

Eppo, Abt von Mallersdorf (1122-1143), OSB, †27.06.1143 Mallersdorf.<br />

Nachfolger Abt Burkhards, kam mit diesem von St. Michelsberg. 1136 verlegte Eppo<br />

das Mallersdorf angehörende Frauenkloster unter Mithilfe von Graf Adalbert von<br />

Kirchberg nach Eitting.1139 päpstliche Konfirmation<br />

des Klosters auf seinen Wunsch.<br />

Gruma(y)d, Peter, Abt von Mallersdorf (1413-1419),<br />

OSB, †29.11.1419, Mallersdorf.<br />

Profeß in Reichenbach. Als Abt von Mallersdorf<br />

Erneuerung des mönchischen Leben durch<br />

Einführung der Kastler Reform; Auswirkung erst unter<br />

Abt Michael Bogenhauser.<br />

Kirchberg, Heinrich von, Stifter des Kloster Mallersdorf, OSB, Ministeriale aus der<br />

Familia des Klosters Niedermünster, †03.01.1123, zusammen mit seinem Sohn Ernst<br />

von Kirchberg Übergabe der Burg Madilhardesdorf und weiterer Besitzungen an den<br />

Benediktinerorden zur Klostergründung.<br />

Madlseder, Heinrich VII., OSB, Abt von Mallersdorf,<br />

(1756-1779), *1712 München, †06.10.1779<br />

Mallersdorf.<br />

1734 Profess, 1758 Abt von Mallersdorf. Erweiterung<br />

des Klosters zum schlossähnlichen Prunkbau;<br />

„Rokokoprälat“.<br />

Perfelder, Erasmus I., Abt von Mallersdorf, (1476-<br />

1495), OSB, *um 1415, †1495 Mallersdorf.<br />

Profess in Ebersberg, 1476 Abt in Ebersberg, 1476 Abt von Mallersdorf, 1477<br />

infuliert. Wirtschaftliche Sanierung des Klosters sowie Verdienst um Schreibschule<br />

und Bibliothek.<br />

Schelshorn, Anton, Abt von Mallersdorf (1665-1695), OSB, *Buelach, †31.01.1695<br />

Mallersdorf.<br />

1649 Profess und seit 1665 Abt von Mallersdorf, Errichtung des<br />

Kongregationsnoviziats der bayerischen<br />

Benediktinerkongretation in Mallersdorf.<br />

Wirtschaftliche und geistige Blüte des Klosters durch<br />

sein Wirken.<br />

Schöpf, Johann Adam, Maler und Radierer,<br />

*24.12.1702 Stadtamhof, †10.01.1772 Egenburg.<br />

1741 Schöpfer des Chorgemäldes in der<br />

Klosterkirche Mallersdorf.<br />

Sperr, Martin (Johann Martin), Maler und Radierer, *1701, †28.10.1765 Regensburg.<br />

Fresken in der Mallersdorfer Kirche.<br />

26


Strolenfelser (Strolnvelser, Strolenuelsär) Johannes, Abt, †14.01.1417.<br />

Zunächst Mönch in Kastl. 1394 Einsetzung als Abt des Klosters Reichenbach, dort<br />

bis 1417 Abt.<br />

Unter ihm Einführung der Kastler Reform. 1410 Entsendung eines Mönchs zur<br />

Reformarbiet nach Kloster Mallersdorf.<br />

Sturm, Eustachius, Abt von Mallersdorf (1602-1619), *um 1555 Freising,<br />

†16.04.1619 Landshut.<br />

Profess in Weihenstephan. Seit 1602 Abt von Mallersdorf; geistliche und<br />

wirtschaftliche Gesundung des Klosters durch sein Wirken. Umgestaltung der<br />

Klosterkirche, Errichtung der Wirtschaftsgebäude.<br />

Widmann, Heinrich VI., OSB,<br />

Abt von Mallersdorf (1732-<br />

1758), *13.11.1689<br />

Straubing,†14.10.1758<br />

Mallersdorf.1710 Profess,<br />

1714 Primiz. Direktor des<br />

adeligen Seminars im<br />

Schottenkloster St. Jakob in<br />

Regensburg. Anschließend 4<br />

Jahre Professor der<br />

Philosophie an der Universität<br />

Erfurt, zugleich Dekan der der<br />

philosophischen Fakultät.<br />

Anschließend Prior, seit 1732<br />

Abt von Mallersdorf.<br />

Lehrte dort Theologie. Der<br />

„Rokokoprälat“, berief<br />

bedeutende Künstler u.a.<br />

Ignaz Günther.<br />

Auszug des Hochaltars St. Johannes Mallersdorf<br />

Wolf, Benedikt II., OSB, Abt von Mallersdorf (1633-1661), *1592 Zeitlarn,<br />

†21.09.1661 Mallersdorf.<br />

1614 Profess Oberalteich, 1621 Priesterweihe. Seit 1631 Abt von Mallersdorf; 1632<br />

Flucht vor den Schweden. Wiederaufbau des Klosters nach den Verwüstungen durch<br />

die Schweden.<br />

Im Ergänzungsband: Hartwig I., Bischof von Regenburg, 1109 Weihe der<br />

Klosterkirche Mallersdorf.<br />

Klaus Storm<br />

Pater Wilhelm (Bernhard) Schröck (OSB)<br />

Die Marktgemeinde Mallersdorf-Pfaffenberg hat über die vertriebenen Gossengrüner<br />

die Patenschaft übernommen. 1946 waren im Zuge der Vertreibung der<br />

Sudetendeutschen von den 1600 Einwohnern Gossengrüns im Kreis Falkenau im<br />

Egerland etwa 100 nach Pfaffenberg gekommen.<br />

27


Zwischen dem Egerland und der Diözese Regensburg gab es immer enge<br />

Verbindungen, ein Teil des Egerlandes gehörte bis ins 19 Jahrhundert zur Diözese<br />

Regensburg.<br />

So kommt es, dass zwischen den beiden Regionen auch Priester ausgetauscht<br />

wurden.<br />

Einer davon ist der aus Gossengrün stammende Pater Bernhard Schröck, der Ende<br />

des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhundert hier wirkte, u.a. auch in Haindling.<br />

Pater Wilhelm (Bernhard) Schröck (OSB) wurde am 10. 4. 1759 in Gossengrün als<br />

Sohn des Schuhmachers Schröck geboren.<br />

Als Präbendist war er im Kloster St. Emmeram in Regensburg und legte am 8.<br />

November 1778 die Profess ab. Zum Priester wurde er am 24. Juni 1783 geweiht.<br />

Schon 1784 war er Direktor der Präbendisten und Chorregent. 1787 - 1790 war er<br />

Frühmesser und Aushelfer in Matting bei Regensburg, 1790 - 1792 war er<br />

Beichtvater und Präses der Dreifaltigkeitsbruderschaft in Haindling (Niederbayern).<br />

1792 wurde er schließlich Pfarrvikar in Matting und er bekleidete diese Stelle bis<br />

1797. Von 1797 bis 1803 war er Probst und Pfarrvikar in Hohengebraching.<br />

Von 1803—1806 hielt er sich wegen der Säkularisation in seiner Heimat Gossengrün<br />

auf.<br />

1806 - 1814 wirkte er als Pfarrer in Sallern, Lkr. Riedenburg, Oberpfalz,<br />

1815 - 1824 war er schließlich Pfarrer und Kammerer in Schambach, Landkreis<br />

Riedenburg.<br />

Als 70jähriger starb er am 12. 8.1829 als Kommorant in Regensburg.<br />

Reinhold Erlbeck<br />

Lebensraum Auwald<br />

Zu einer Exkursion im bedeutendsten Naturwaldareal des Donautals im Landkreis<br />

SR-Bogen hatte am 8. Mai 2009 die ArGe Naherholung eingeladen.<br />

Fachlich begleitet von Fachapotheker Klaus Storm und Kräuterpädagogin Angela<br />

Marmor erkundeten die Teilnehmer die Artenvielfalt im Rainer Wald. Drei<br />

verschiedene Waldtypen stellen sich dem Besucher mit der typischen Flora hier<br />

anschaulich dar:<br />

Erlen-Bruchwald, Erlen-Eschen-Auwald und Eichen-Hainbuchen-Wald.<br />

Anschaulich stellten die Referenten die Bedeutung des Öko-Systems Wald vor.<br />

Seit 2005 im Besitz des LBV befindlich, ist dieser Wald ein wichtiger Baustein im<br />

bayernweiten Biotopverbund.<br />

Auf über 100 ha finden sich mehr als 400 Tierarten, darunter zahlreiche bedrohte wie<br />

auch 97 Brutvogelarten – allein 6 heimische Spechtarten.<br />

449 Farn- und Blütenpflanzen aller Art wurden in der Vergangenheit gezählt,<br />

darunter auch eine hohe Fülle an gefährdeten Arten. Die dichte, teilweise<br />

urwaldähnliche Vegetation lässt erahnen, wie es früher in unseren Wäldern einmal<br />

ausgesehen haben mag.<br />

28


Seit 2006 wird nachhaltig mit vielen ehrenamtlichen Helfern daran gearbeitet, den für<br />

Au- und Bruchwälder typischen Wasserhaushalt wieder herzustellen, nachdem in der<br />

Vergangenheit Wiesenflächen aufgefüllt und Gräben geschlossen worden waren.<br />

Eine ansässige Biberfamilie unterstützt diese Maßnahmen eindrucksvoll auf ihre<br />

Weise.<br />

Der vorhandene Fichten-Monokulturbestand in einem Teilbereich wird unter<br />

Beachtung der Windstabilität des Waldes schonend und standortangepasst in<br />

Laubwald umgewandelt.<br />

Zu Beginn musste die Gruppe feststellen, dass die meisten Frühlingsgeophyten die<br />

Blütezeit mit dem dichter werdenden Blätterdach bereits abgeschlossen haben; sie<br />

investieren die letzen Kräfte in die Ausbildung von Samen und überdauern bis zum<br />

nächsten Frühjahr unterirdisch häufig in Rhizomen. Verschiedene Gräser und<br />

krautige Pflanzen wie Waldziest, Wiesenbärenklau und Mädesüß dominieren jetzt an<br />

unterschiedlichen Standorten. Gut versteckt in den kaum betretbaren Waldparzellen,<br />

in denen sich die Erlen mit ihren „Stelzwurzeln“ über Wasser halten, finden sich<br />

Gelbe Schwertlilie und Walzen-Segge. Von Kräuterpädagogin Angela Marmor<br />

erfuhren die Teilnehmer, wie ein bekanntes Schmerzmittel zu seinem Namen kam.<br />

Ein medizinisch wirksamer Inhaltsstoff im Mädesüß, der auch in der Weidenrinde<br />

vorkommt, heißt „A“cetylsalicylsäure.<br />

Die Pflanze selbst nannte man früher „Spir“ea und eine typische Endung für<br />

Arzneimittel ist „in“.<br />

Zur volksheilkundlichen und medizinischen Anwendungen wusste Fachapotheker Storm bei den<br />

verschiedenen Pflanzen Interessantes zu ergänzen.<br />

Die<br />

Trollblume, im <strong>Labertal</strong> bereits seit langem verschollen, konnte an einem<br />

Tümpelrand bewundert werden. Sie gehört zu den Hahnenfußgewächsen, einer<br />

Pflanzenfamilie, der auch die giftigste Pflanze Europas – der Blaue Eisenhut –<br />

angehört.<br />

Über die klimatische<br />

Bedeutung von Bäumen war an anderer Stelle Bedeutsames zu<br />

erfahren: 13 kg Sauerstoff kann eine 100 Jahre alte Buche mit etwa 600.000 Blättern<br />

29


jeden Tag produzieren – genügend für den Tagesbedarf von 10 Menschen. Dabei<br />

verbraucht sie im Durchschnitt bis zu 400 l Wasser und verbraucht etwa 18 kg CO².<br />

Die Früchte mancher Bäume dienten in früheren Zeiten nicht nur der der Ernährung<br />

Menschen. Im sogenannten Hutewald wurden Schweine zur Eichelmast gehalten:<br />

„Unter den Eichen wachsen die besten Schinken“ – so ein altes Sprichwort.<br />

Die Schwarze Teufelskralle, eine heute seltene Blume, wurde von den Menschen<br />

früher als essbares Wildgemüse gesammelt; der Wald-Ziest gab Speisen ein<br />

steinpilzähnliches Aroma und die Blätter und Rhizome von Scharbockskraut<br />

spendeten die ersten Vitamine nach einem langen Winter.<br />

An vielen Stellen sind Situationen durch Schautafeln des LBV anschaulich<br />

verdeutlicht und laden ein zur genaueren Betrachtung der Natur. Besonders<br />

eindrucksvoll empfanden die Teilnehmer das „Tor zum Urwald“.<br />

Aus der Fichtenschonung herauskommend steht man vor dichter Vegetation mit<br />

Erlen und Eschen in einem lichten „Ur“-Wald.<br />

Kein Wunder, dass sich so viele seltene Tierarten hier eingefunden haben.<br />

Ohne Zweifel ist der Rainer Wald ein beispielhaftes Projekt des Landesbundes für<br />

Vogelschutz mit seinen Partnern und einen Besuch wert.<br />

Die erworbenen Eindrücke und Erfahrungen tauschten die Exkursionsteilnehmern<br />

und Referenten anschließend bei einer bayerischen Brotzeit und Kaffee noch rege<br />

aus.<br />

Angela Marmor<br />

Ein lebendiges Wesen<br />

Würden Sie zum Metzger gehen, wenn Sie Obst kaufen wollen?<br />

Welch seltsamer Gedanke.<br />

Das wäre ja genau so, als würden Sie Wein an der Tankstelle kaufen.<br />

Aber so war es - beinahe.<br />

Wir waren bei Freunden in Oberitalien und stellten – leichtfertig genug – die Frage,<br />

wo man guten Wein kaufen könnte. Diego, der für uns kochte, wiegte nachdenklich<br />

seinen Kopf, Gianni widersprach vorsorglich, Annamaria stellte fest, dass alle<br />

italienischen Weine gut seien, und Daniele<br />

meinte 'schwierig, schwierig' (molto difficile).<br />

Schließlich war es Nazareno, der das<br />

Weinbaugebiet um den Piave-Fluss<br />

erwähnte: Beste Qualität!<br />

ODERZ0<br />

Der Piave – da war doch noch etwas. Der<br />

heilige Fluss der Italiener – die<br />

Piaveschlachten gegen die österreichische<br />

k. u. k. Monarchie im 1. Weltkrieg – die<br />

Schlacht um Karfreit, wo wir das Museum<br />

besucht hatten. Das muss ich nachlesen.<br />

Wir machten uns auf den Weg. Egal wohin,<br />

Richtung Piave, nach Osten. Das Benzin<br />

wurde knapp, wir hielten an einer Agip-<br />

Tankstelle in Oderzo. Das ist doch mitten im Piave-Weinbaugebiet, also warum nicht<br />

fragen: "Vorrei comprare di vino locale, ma roba genuina." Ich hatte mein bestes<br />

Gastarbeiter-Italienisch ausgepackt und war besonders stolz auf 'roba genuina'<br />

30


(echtes Zeug), das ich gelernt hatte, als wir mal im Ristorante ein Hähnchen zum<br />

Geburtstag unserer Tochter bestellt hatten. Der Tankwart überlegte knapp und<br />

schrieb mir eine Adresse auf: Evaristo Spinacè, Via San Vincenzo 45, auch hier in<br />

Oderzo.<br />

Via San Vincenzo, 45 ist ein stattliches Anwesen mit breiter, weißbekiester Einfahrt<br />

und einem schönen schmiedeeisernen Tor, das sich öffnet, wenn man sein Begehr<br />

sagt.<br />

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber man ist halt<br />

bei Weinproben immer begeistert. Die Kellerkühle,<br />

die imposanten Holzfässer, die Stahltanks, der<br />

Geruch im Raum, die leicht schäumenden Proben in<br />

den Gläsern (ja schäumen müssen sie schon, sonst<br />

sind sie ja tot), die Farbe, dran riechen und der erste<br />

kleine Schluck – den nehmen wir, die nehmen wir<br />

alle!<br />

Evaristo schenkt ein: den fruchtigen Verduzzo, den<br />

eleganten Sauvignon, den sauber trockenen<br />

Prosecco, von dem er jetzt ein neues Feld angelegt<br />

hat, Schluss jetzt für mich, aber weiter geht's mit dem<br />

dunkelgelben Tocai und dem Moscato, der jedes<br />

Dessert krönen würde. Nur wenn Nadia, seine<br />

bildhübsche Tochter, uns in unser Hotel 'Bertola' in<br />

Fossadelle di Ponte di Piave heimfährt, können wir noch nach einigen Scheiben<br />

hausgemachter Salami und dicken Käsekeilen (übrigens, da wäre noch einiges zu<br />

erwähnen) zum Roten übergehen. Cabernet franc, Merlot, Raboso, Malbec sind alle<br />

ehrliches Zeug, nicht verfälscht durch Pseudo-Eichengeschmack – alles<br />

handgemacht.<br />

Wir sitzen in der Küche. Oder ist es das Esszimmer? Mittelpunkt ist der Tisch, eine<br />

dunkle wuchtig-dicke Eichenplatte, umrahmt von den typisch südländischen Stühlen<br />

mit Korbgeflecht, alles einladend und so bemessen, dass Generationen und Freunde<br />

daran Platz nehmen und in angeregter Unterhaltung Evaristos Gastfreundschaft<br />

genießen können. Eigentlich ist es Marias Reich. Evaristos Frau hat viel Humor und<br />

versorgt die Gäste mit kleinen Leckerbissen. Wein kauft man im Frühjahr. Deshalb<br />

wärmt jetzt das Feuer im offenen Kamin die Freunde.<br />

Wir wollen wissen, was<br />

Evaristos Philosophie ist.<br />

Nadia erzählt: "Mein Vater hat<br />

immer darum gekämpft, die alte<br />

Art des Weinmachens zu<br />

bewahren, so wie er es von<br />

seinem Vater gelernt hat.<br />

Natürlich steht seine<br />

Philosophie im Widerstreit mit<br />

der handelsüblichen<br />

Massenproduktion und dem<br />

schnellen Gewinn. Sein<br />

Hauptanliegen ist stets den<br />

natürlichen Geschmack der<br />

Trauben zu erhalten und das Endprodukt nicht zu ändern." Verständlich, dass<br />

Evaristo nichts von Supermarkt-Weinen hält, von denen er manche als 'vini di<br />

polvere' abwertet, die erst mit 'Pulverl' im Labor hergerichtet werden. Jeder seiner<br />

31


Weine ist ein Lebewesen, un essere vivente, das gärt, sprudelt, sich bewegt, sich<br />

bäumt und wälzt, das den Korken raushauen will und beim Einschenken im Glas<br />

perlt. Da wird kein acido carbonico (Kohlensäure) eingespritzt, um einen Frizzante zu<br />

servieren.<br />

"Du kannst zehn Gläser von meinem Wein trinken und du wirst keine Kopfschmerzen<br />

bekommen", erklärt Evaristo. Was er will, ist die Zufriedenheit seiner Kunden, und<br />

seine Kunden sind in erster Linie Familien oder Freundeskreise, die echte Ware<br />

haben wollen und bei Besuchen die frische Luft im Weinberg genießen. Sie kommen<br />

aus Mailand, Trient, Rom, Cortina, Catanzaro, Sardinien und … aus Deutschland.<br />

Es ist Weinlese.<br />

Eine schier endlose Reihe von Traktoren mit rebenbeladenen Anhängern zieht sich<br />

im September durch die Via Altinate in Oderzo. Die Weinbauern liefern ihre<br />

Traubenernten in der Cantina Sociale di Oderzo ab. Evaristos Cantina ist noch einer<br />

der wenigen privaten Betriebe, die als Familienunternehmen geführt werden. Bei der<br />

Weinlese helfen alle mit: die Töchter Nadia und Silva, Stephano, der Sohn,<br />

Schwester, Schwager, ja bis zum 87-jährigen Großvater, der fleißig mitarbeitet und<br />

den der Wein jung hält.<br />

Bericht: Volker ANDERS<br />

Der Frauenmantel – Alchemilla spec.<br />

Frauenkraut und Alchemistenpflanze<br />

(Rosengewächse – Rosaceae)<br />

„Tautropfen“ auf Alchemilla mollis – Garten-Frauenmantel<br />

Weitere Namen<br />

Frauenhilf, Perlkraut, Röckli, Taukraut, Taumantel, Tauschüsserl, Wundwurz,<br />

Frauentrost, Weiberkittel, Milchkraut, Sonnentau, Marienmantel oder Unserer lieb<br />

Frauen Mantel, Alchimistenkraut, Bärenfuß, Löwenfußkraut, Sintau.<br />

Besonderheiten zum Pflanzennamen<br />

Der deutsche Name soll an den Mantel der Gottesmutter Maria erinnern, unter dem<br />

hilfesuchende Menschen Schutz finden.<br />

In alten Kräuterbüchern findet man den Frauenmantel auch als Sinau oder Sintau,<br />

eine Zusammensetzung aus dem althoch-deutschen „sin“= immer, und „au“ = Tau.<br />

32


Er galt als großes Allheilmittel, das man mit allerlei Beschwörungen verwenden<br />

musste. Die Guttationstropfen wurden in der Alchemie bei Versuchen zur Herstellung<br />

des „Stein der Weisen“ verwendet = Alchemilla<br />

Frauenmantel Alchemilla spec.<br />

Fotos: Angela Marmor<br />

Beschreibung<br />

Blätter handförmig, gefaltet. Fein behaart, je nach Art stärker oder schwächer,<br />

dunkelgrün.<br />

Behaarung des Stängels variabel, mehr oder weniger verzweigt.<br />

Blüten gelbgrün, an endständigen Rispen. Die Blüten sind unscheinbar und Tag und<br />

Nacht geöffnet. Die Blüten werden zwar von verschiedenen Insekten besucht, diese<br />

sind aber für die Vermehrung nicht von Bedeutung. Der Frauenmantel ist in der Lage<br />

zur Selbstbefruchtung, aber die Samen können sich auch ohne Befruchtung bilden.<br />

Wichtiges Erkennungsmerkmal<br />

Auffällig sind die Guttationstropfen, die<br />

sich am Morgen an den Blattspitzen<br />

bilden und in der Mitte der Blätter<br />

zusammenlaufen.<br />

Das Kräutlein treibt ein rundes Blatt<br />

Wie keines ringsherum es hat.<br />

Mit zierlich eingekerbtem Rand<br />

Ist für den Tau es angespannt,<br />

Recht als ein Schälchen hingestellt,<br />

Vorkommen<br />

in welches Perl` auf Perle fällt.<br />

Je nach Art in lichten Wäldern,<br />

So hebt es auf des Himmels tau,<br />

wechselfeuchten Gebüschen, Wiesen, der niedersinkt auf Flur und Au`,<br />

Gräben und Wegrändern und bildet Manch Elflein gegen Morgen kommt,<br />

flächige Bestände.<br />

das dürstet, dem zu trinken frommt,<br />

Er liebt humosen, feuchten Boden und Schöpft aus dem Schüsselchen und spricht:<br />

sonnige Standorte.<br />

In ganz Europa, im Norden Amerikas<br />

und im gemäßigten Asien.<br />

Ein bessres Labsal gibt es nicht<br />

(Johannes Trojan)<br />

Der Alpenfrauenmantel wächst bis in 3000 m Höhe.<br />

Blütezeit<br />

Mai bis September<br />

Höhe<br />

je nach Art 10-30 cm, manche Arten bis 45 cm<br />

33<br />

Fotos: Angela Marmor


Verwandte Arten<br />

Alchemilla vulgaris: gemeiner Frauenmantel<br />

Alchemilla alpina: Alpenfrauenmantel<br />

Alchemilla mollis: Garten-Frauenmantel<br />

Verwechslungsmöglichkeiten<br />

Innerhalb der Arten<br />

Inhaltsstoffe<br />

Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe, Phytosterin, Glycoside, Saponine<br />

Geschmack und Würze<br />

Der Geschmack der Pflanze ist mild kohlrabiartig<br />

Ernte und Aufbewahrung<br />

Man verwendet das Kraut vom Frühjahr bis in den Sommer.<br />

Die Blätter können auch gut gelüftet und sonnengeschützt getrocknet werden;<br />

darauf achten, dass die Pflanze keine Mehltau angesetzt hat.<br />

Verwendung in der Küche<br />

Die jungen, weichen, hellgrünen Blätter geschnitten in Salaten, in Kräuterkäse,<br />

Quark. Größere Blätter auch später in Gemüsefüllungen, Aufläufen, Bratlingen, auf<br />

Pizza und zu Kochgemüse und als Teezubereitung.<br />

Blüten: Als essbare Dekoration<br />

Verwendung in der Volksheilkunde/Hausapotheke<br />

Altes Heilkraut bei Frauenleiden, bei Menstruationsbeschwerden, in den<br />

Wechseljahren, bei Magen- und Darmbeschwerden. Die Verwendung bei Magen-<br />

und Darmbeschwerden beruht wohl auf dem hohen Gerbstoffgehalt der Blätter, für<br />

Frauenleiden hat sich der Frauenmantel früher durch die Signaturlehre „qualifiziert“.<br />

Frauenmantel galt als Aphrodisiakum (Mittel zur Steigerung der Potenz). Frauen mit<br />

erschlafften Brüsten sollten Kompressen aus Frauenmantel auflegen um die Haut zu<br />

stärken.<br />

Wissenswertes/Mythologie<br />

Wegen seiner Kraft gegen Frauenleiden weihten die vorchristlichen Hebammen und<br />

Kräuterweiber den späteren "Unser Frowen Mantel" der Liebes- und<br />

Fruchtbarkeitsgöttin Frigga. Mit dem Frauenmantel hatte die Göttin den Frauen ein<br />

Mutterkraut geschenkt, das – insbesondere bei abnehmendem Mond gebraucht – die<br />

Macht besaß, Blutungen zu stillen oder Geburtswunden zu schließen.<br />

Die Germanen verehrten sie einst als Spenderin des Ehesegens und brachten ihr<br />

Milch- und Räucheropfer dar, damit sie über die Gebärenden wachte.<br />

Die „Tautropfen“ wurden früher auch gesammelt, um sich damit das Gesicht zu<br />

waschen - für eine schöne Haut und gegen Sommersprossen.<br />

34


4000 Kilometer und das alles zu Fuß:<br />

Wolfgang Schamburek war in Rom, Lourdes und Fatima<br />

In diesen Tagen, wenn die neueste Ausgabe der <strong><strong>Labertal</strong>er</strong> <strong>Igeleien</strong> erscheint, ist es<br />

ein Jahr her, seit Wolfgang Schamburek von seiner letzten „Unternehmung“<br />

zurückgekommen ist.<br />

Vom 25. April bis 6. Juni 2008 war der Angestellte im Bischöflichen Ordinariat in<br />

Regensburg zu Fuß unterwegs und ging von Lourdes in Frankreich über Santiago de<br />

Compostella in Spanien nach<br />

Fatima in Portugal.<br />

Unwahrscheinliche Strapazen<br />

nahm der Pilger aus Mallersdorf-<br />

Pfaffenberg dabei auf sich, bevor<br />

er erschöpft, aber zufrieden wieder<br />

daheim im <strong>Labertal</strong> war.<br />

Für Wolfgang Schamburek war<br />

dies die dritte „Expedition“ dieser<br />

Art. 2007 war er ebenfalls<br />

unterwegs und pilgerte zu Fuß von<br />

Rom nach Lourdes. 1100<br />

Kilometer absolvierte er dabei und<br />

warb um Spenden für die<br />

Kathedrale von Santiago de Compostella<br />

Kinderheime des Kloster<br />

Mallersdorf in Rumänien. Pro<br />

Kilometer erhoffte er sich 1 Euro. Heraus kamen schließlich insgesamt 1841 Euro<br />

und diese überreichte er der Ordensleitung mit besonderer Freude.<br />

Die erste Fußwallfahrt führte Wolfgang Schamburek von Mallersdorf-Pfaffenberg<br />

direkt nach Rom, und zwar im Frühjahr 2006. Mit dabei war auch sein Spezl Ernst<br />

Reichmann. Viele Abenteuer hatte man dabei zu bestehen, bevor man glücklich auf<br />

dem Petersplatz ankam. Ein besonderer Höhepunkt war natürlich die Audienz mit<br />

Papst Benedikt XVI.<br />

Über seine Erlebnisse auf den drei Pilgerschaften berichtete Wolfgang Schamburek<br />

zuletzt nicht nur beim Pfarrgemeinderat St. Peter in Pfaffenberg, sondern auch in<br />

Oberhaselbach. Den Zuhörern gefiel dabei nicht nur die lockere Art, mit welcher der<br />

versierte Pilger über seine Touren berichtete; sie honorierten auch die<br />

Gewaltanstrengung, mit der Wolfgang Schamburek sich auf diese 4000 Kilometer<br />

machte.<br />

Die Erlebnisse während der drei eindrucksvollen Pilgerwanderungen sind<br />

niedergeschrieben im neuen <strong><strong>Labertal</strong>er</strong><br />

Lesebuch VI.<br />

Dieses ist nach wie vor erhältlich in den<br />

meisten Bankinstituten des <strong>Labertal</strong>es<br />

und in der Landgerichtsapotheke sowie der<br />

Marktgemeinde Mallersdorf-Pfaffenberg<br />

Der Sprecher des Pfarrgemeinderates von<br />

Pfaffenberg, MGR Robert Rauch, überreicht ein<br />

Präsent anlässlich des Diavortrages im<br />

Gasthaus „Zum gemütlichen Treff“<br />

35


Das Geräusch<br />

Da ist es wieder, das Geräusch. Ein summendes, surrendes Strummen, als würde<br />

jemand in Abständen die Saiten einer Riesengitarre schlagen. Seit etwa einem Jahr<br />

hören wir es, meistens früh zwischen sieben und neun Uhr. Natürlich will man der<br />

Sache auf den Grund gehen, wenn im eigenen Haus Seltsames passiert. Woher<br />

kommt das Geräusch? Wird dadurch Schaden angerichtet? Hat sich vielleicht Luft in<br />

der Heizung angesammelt und entweicht nachhallend? Aber im Heizungskeller sind<br />

die Takte der Riesengitarre eher schwächer zu hören. Egal ob im Wohnzimmer,<br />

Schlafzimmer oder am Balkon, das Geräusch ist hier immer gleich laut und lässt sich<br />

nicht orten.<br />

Wir waren mit unserer Weisheit am Ende und<br />

nahe dran, unsere Nachforschungen<br />

einzustellen, als meine Frau beschloss, was mir<br />

wenig sinnvoll schien, am Dachboden<br />

nachzuschauen. Nach so langen Monaten war<br />

das ein Volltreffer. Das Zummen und Strummen<br />

ging eindeutig vom dort verankerten metallenen<br />

Antennenrohr aus, mit der Hand konnte man die<br />

Vibrationen spüren.<br />

Hatte meine Frau den ersten Schritt zur<br />

Aufklärung des Rätsels getan, so bin ich nun<br />

meinerseits recht stolz darauf, den Einfall gehabt<br />

zu haben, vors Haus zu gehen, um zu sehen,<br />

welch eigenartiges Verhalten unsere<br />

Fernsehantenne zeigt.<br />

Gerade rechtzeitig: Da strummte sie wieder,<br />

unsere Gitarre, und der Musikant war ein<br />

prächtiger Buntspecht mit rotem Nackenfleck<br />

und orangefarbenem Hinterteil, der mit seinem Schnabel ein fröhlich Liedlein auf der<br />

Antenne spielte, uns beäugte und zur zweiten Strophe anhob.<br />

Soweit, so gut. - Sie, genauso wenig wie ich, geben sich damit zufrieden. Was<br />

veranlasst einen Buntspecht zu morgendlicher Stunde an eine Fernsehantenne zu<br />

picken, fragen wir uns. 'Der Buntspecht ernährt sich während der überwiegenden Zeit<br />

des Jahres hauptsächlich von HTInsektenTH und ihren HTLarvenTH, die er mit kräftigen<br />

Schnabelhieben unter der HTBorkeTH hervorholt', lehrt uns das Lexikon. Sollte das<br />

Trommeln des Spechts nicht nur und ausschließlich der Nahrungsbeschaffung<br />

dienen? Sollte in dem kleinen Kerl, dem die Natur schon so viel Schönheit geschenkt<br />

hat, obendrein noch ein kompositorisch-musikalisches Empfinden stecken, das hohle<br />

Bäume zum Schallen und TV-Antennen zum Schwingen bringt? Vielleicht hat sein<br />

künstlerisches Wirken auf meinem Dach auch Einfluss auf die Qualität der<br />

Fernsehsendungen.<br />

Weiß man's?<br />

Volker Anders<br />

36


Erinnerungen an eine Kindheit<br />

von Gudrun Nixdorf<br />

1952 im Februar begann meine Kinderzeit im ehemaligen<br />

Amtsgericht auf dem Klosterberg. Neben dem ehrwürdigen Kloster<br />

waren die Klosterschreinerei und der Kindergarten unsere<br />

Nachbarn. Über einen alten Weichselbaum kletterte ich als 7jähriges<br />

„Lausdirndl“ aufs Dach der Kindergartenhalle und<br />

beobachtete als eingebildeter „Erstklassler“ die spielenden<br />

Kleinen, bis mich die Schwester Gonzaga schimpfend verjagte.<br />

Die Schwester Corneliana - damals noch blutjung - hatte größeres<br />

Verständnis und schenkte mir ein verzeihendes Lächeln.<br />

Der Meister Rieder und die Gesellen der benachbarten<br />

Klosterschreinerei (heute Bräustüberl) hatten auch ihre liebe Not mit mir, weil ich<br />

verbotenerweise auf die Bretterstöße kraxelte und auf den überstehenden Brettern<br />

hutschte – was ja gefährlich war. Der Amberger Kon kam dabei einmal an eine<br />

Stromleitung, was uns anderen „Abenteurern“ momentan einen riesigen Schrecken<br />

einjagte, der allerdings nicht lange vorhielt.<br />

Ein- oder zweimal im Jahr pechte der Fassbinder Binder die Holzfässer der<br />

Klosterbrauerei aus und wir Kinder schnüffelten genüsslich den heißen Teergeruch<br />

ein, den die Erwachsenen für schrecklich hielten (die hatten halt einen langweiligen<br />

Geschmack!).<br />

Einen besonderen Stellenwert hatte der Kater des alten Binder, der<br />

in den umliegenden Gärten auf Vogeljagd ging. Ganz besonders<br />

hatte er es auf die jungen „Rotschwanzerl“ im Rosenbäumchen<br />

unseres oberen Gartens abgesehen, wobei er sehr gewitzt vorging.<br />

Um sich nicht an den Dornen zu verletzen, setzte er sich<br />

seelenruhig unter das Bäumchen und wartete darauf, dass sich ein<br />

Junges vorwitzig aus dem Nest beugte und hinunter in sein offenes<br />

Maul fiel oder die Halbflüggen schneidig aus dem Nest hopsten und<br />

auf die gleiche Weise zu Tode kamen. Wir mussten oft von den<br />

oberen Fenstern zusehen und warfen nicht selten einen Besen oder Mop nach ihm,<br />

was ihn wenig rührte.<br />

Aber auch weniger Ruhmestaten<br />

gingen auf unser Konto. Unter<br />

anderem nahm unser „Derblecken“<br />

manchmal unschöne Formen an.<br />

So wohnte am Ortsanfang von<br />

Niederlindhart (von Mallersdorf aus)<br />

eine alte Frau. Ihr Häuschen stand<br />

in der großen Kurve, wo heute eine<br />

Pferdekoppel ist. Ihr Name war „Koch Res“ und sie war ganz altmodisch angezogen<br />

mit langem Rock und einer Haube auf ihrem wirren Haar. Oft beobachteten wir sie<br />

durch die kleinen, halbblinden Fenster, wie sie vor sich hin murmelnd ihr Tagwerk<br />

verrichtete. Sie sah eben aus wie die Hexen im Märchenbuch der Gebrüder Grimm.<br />

Das Bedürfnis nach einem überschaubaren Grauen ist nicht nur den heutigen<br />

Jungen eigen – auch wir damals gruselten uns ab und zu ganz gern und in<br />

Ermangelung der heutigen Kindergruselbücher und -filme (siehe Harry Potter!)<br />

fanden wir in der Koch Res ein geeignetes Objekt. Wir Kinder riefen dann vor ihrer<br />

Türe: „Koch Res, alte Hex`!“ Es war jedes Mal eine unheimliche Schreckensgaudi<br />

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wenn sie aus der Haustüre schoss und tatsächlich mit einem Besen fuchtelte wie<br />

eine richtige Hexe.<br />

Wie betroffen war ich, als ich sie am Klosterberg sah, wie sie zu ihrer „Klostersuppe“<br />

ging, welche die Klosterküche der „Armen Franziskanerinnen“ den Bedürftigen<br />

ausgab. Noch heute wandern Obdachlose diesen Weg und keiner wird abgewiesen.<br />

Meinen Eltern habe ich mich anvertraut – sie haben nicht geschimpft, aber in guten<br />

Gesprächen auf die Würde eines jeden Menschen hingewiesen. Ab da habe ich<br />

keinen Schwächeren mehr „derbleckt“ und wünsche den heutigen Kindern auch<br />

solche Eltern, wie ich sie haben durfte.<br />

Was mir meine Heimat bedeutet<br />

Heimat, so schrieb Ernst Bloch, sei „etwas, das allen in die Kindheit scheint und<br />

worin noch niemand war.“<br />

Seitdem ich wieder im Kleinen <strong>Labertal</strong> zeitweise wohne, erfahre ich, was mir meine<br />

Heimat bedeutet und ich suche die Heimat wieder neu.<br />

Ich liebe die grünen Wiesen und Wälder, das Tal der Kleinen Laber, die schönen<br />

Kirchen und Kapellen, die niederbayerische Lebensart.<br />

Manchmal hört man noch den niederbayerischen<br />

Dialekt, sieht man ein bayerisches Pfoad* oder<br />

bewundert einen alten Schrank, bunt bemalt, im<br />

Museum! Ich denke in Gedanken an die Klänge<br />

einer Blaskapelle, die zum Tanz aufspielt. Wie schön<br />

Polka, Landler oder Dreher klingen. Ich versuche die<br />

Beine zu bewegen und zu tanzen. Wo sind die<br />

Melodien? Das Leben mit Musik lässt manche Sorge<br />

vergessen. Ich will mir Noten besorgen<br />

und auf meinem Klavier die Melodien<br />

erklingen lassen.<br />

Ein Rundgang durch meine Heimat<br />

Mallersdorf mit meinem treuen<br />

Begleiter, dem Hund Idi, führt mich zu<br />

meinen Lieblingsplätzen im Ort:<br />

Golden glänzt die Muttergottes auf dem<br />

Marienbrunnen. Sie strahlt Hoffnung aus<br />

mit dem Jesuskind, die Wasser<br />

plätschern beruhigend vor sich hin, die Minuten eilen dahin; daneben besuche ich<br />

das alte Weingärtnerhaus, einen besonderen Ort meiner Kindheit (siehe früheren<br />

Beitrag). Dann gehe ich zur Goldenen Gans an der Kreissparkasse. Auch sie hat<br />

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früher als Brunnen geplätschert. Ich liebe sie besonders, denn Märchen waren in<br />

unserer Kindheit immer heiß geliebt. Weiter geht’s zur Laberbrücke mit den großen<br />

Weidenbäumen, die ihre Zweige über das Wasser hängen als<br />

wollten sie die Laber einfangen. Wenn ich dann zurückgehe,<br />

wandere ich durch den Torbogen und besuche in Ried die<br />

Sebastianikapelle und das Sanatorium St. Maria. Dort waren<br />

wir auch als Kinder oft. Die Marienfigur an der Wand hat mich<br />

schon als Kind begrüßt. Ich grüße sie und lese die Worte an<br />

der Wand daneben.<br />

Das Hölzl am Sanatorium und das Peterhölzl waren im<br />

Frühling immer voller Blumen und Blüten.<br />

Wenn ich zurückwandere gehe ich<br />

wieder durch die Marktstraße. Heute fahren dort Lastwagen<br />

und rauschen Pkws vorbei. Früher liefen wir dort zur Schule,<br />

bellten Hunde in den Vorgärten, hielten die Mütter einen<br />

kleinen Ratsch vor der Bäckerei Schreiner. Das wäre heute<br />

wegen des Lärms nicht mehr möglich. Schade!<br />

Man kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen.<br />

Doch man kann ULebenU bewahren.<br />

Morgen gehe ich zur Klosterkirche St. Johannes. Ich fühle<br />

wieder die Heiterkeit und Fröhlichkeit des Himmels dort. Die<br />

Engel musizieren in diesem Barockjuwel.<br />

Übermorgen gehe ich zur großen Eiche am Hochbuchet.<br />

Rote Hagebutten und blaue Schlehen säumen meinen Weg.<br />

Vögel sitzen in den Heckenrainen, wo die Heckenrosen und<br />

andere Büsche noch wachsen.<br />

Von oben blicke ich auf die vielen Kirchen im Tal; sie zeugen<br />

von der Frömmigkeit unserer Väter. Mein Vorahn hat darin viele Bilder gemalt. Ein<br />

Hl. Nepomuk, ein Hl.<br />

Franz Xaver, eine<br />

Muttergottes; sie alle<br />

haben unser Leben im Tal<br />

begleitet und die Musik hat<br />

uns das Leben verschönt,<br />

damals?<br />

Die Erhaltung der Kultur<br />

und der Natur ist unsere<br />

Aufgabe. Wir wollen uns<br />

dafür einsetzen. Bald<br />

kommt der erste Schnee.<br />

Ich glaube ich setze mich<br />

auf den Schlitten dann und<br />

rausche die“Kuaäz“ runter<br />

wie damals.<br />

Pfoad*, gotisch „paida“, war ursprünglich ein Rock, ein Überkleid; als sich die<br />

Kleidungsstücke etwas differenzierten wurde daraus im Bairischen das „Hemd“.<br />

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Brigitte Peter


Impressum<br />

UHerausgeberU: ArGe Naherholung <strong>Mittleres</strong> <strong>Labertal</strong> e.V.<br />

84066 Mallersdorf‐Pfaffenberg<br />

Bankverbindungen:<br />

Sparkasse Mallersdorf Kto.‐Nr.5001137 (BLZ 743500000) „<strong><strong>Labertal</strong>er</strong> <strong>Igeleien</strong>“<br />

1. Vorsitzender: Klaus Storm (08772/224) – E‐Mail: Klaus.Storm@t‐online.de<br />

2. Vorsitzender: Johann Bachmeier (09423/2434)<br />

Beiratsvorsitzender: Dr. Hans Kirchinger (08772/5630)<br />

Geschäftsführer: Ludwig Karl (08772/96120)<br />

Schatzmeister: Josef Braun (08772/1237)<br />

Arbeitsgruppe: Hermann Albertskirchinger (08772/5690<br />

URedaktionU: Klaus Storm, Gudrun Nixdorf, Mallersdorf‐Pfaffenberg<br />

USchlussredaktionU: Richard Stadler, Hofkirchen<br />

UDruckU: Fischer Geiselhöring<br />

UAuflagenhöheU: 800 (Juli 2009)<br />

Wir danken unseren Sponsoren:<br />

Stadt Geiselhöring; Markt Mallersdorf-Pfaffenberg; Gemeinde Laberweinting; Kloster<br />

Mallersdorf; Sparkasse Mallersdorf; Volksbank Straubing / Pfaffenberg; Familie Bittner;<br />

Damenrunde Mallersdorf; Mallersdorf; , Mallersdorf; Druckerei Fischer, Geiselhöring; Lilo<br />

Fromm, Dingolfing; Waltraud Gerlich, Pfaffenberg; Dr. Eduard Goß, Laberweinting;<br />

Rosamunde Huber, Laberweinting; Huber-Mühle, Oberlindhart; Karl Lippert, Pfaffenberg;<br />

Ingrid Michel, Bärenapotheke Straubing; Manfred Morhard, Pfaffenberg; Dr. Hermann Pickl,<br />

Mallersdorf; Brauerei Stöttner, Pfaffenberg; Therapiezentrum Stoll, Pfaffenberg; Hilde Weigl,<br />

Mallersdorf; Familie Wisznewski, Habelsbach<br />

Das Lesejournal der ArGe Naherholung kann und will keine Konkurrenz zur Tagespresse<br />

sein. Es ist vielmehr eine Möglichkeit, in der Zusammenstellung, Reihenfolge, persönlichen<br />

Gestaltung, im Umfang und vom Inhalt der Beiträge her eine Nachlese anzubieten und<br />

Zusatzinformationen zu geben. Es will ein “Buntes Allerlei“ darstellen, das aus dem Bereich<br />

der ArGe Naherholung und ihrer Aktivitäten wie auch über Interessantes aus dem Mittleren<br />

<strong>Labertal</strong> und den benachbarten Gebieten berichtet. Auch einmal über den Zaun<br />

hinauszuschauen soll nicht verwehrt sein.<br />

Die “<strong><strong>Labertal</strong>er</strong> <strong>Igeleien</strong>“ erscheinen zweimal im Jahr, und zwar im Frühjahr und im Herbst.<br />

Ansprechende und im Umfang passende Beiträge werden gerne angenommen. Sie sollten<br />

etwa jeweils bis Ende März bzw. September bei der Redaktion vorliegen. Beiträge sind an<br />

den Vorsitzenden oder den Geschäftsführer zu richten. Jeder Beitrag soll insgesamt (mit<br />

schon platziertem Bildmaterial) ein bis zwei DIN A4 Seiten (2cm Rand) umfassen und muss<br />

druckfertig als Winword Datei auf CD-Datenträger oder Email-Anhang vorliegen. Das<br />

Bildmaterial geht in den Besitz der ArGe über. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasser<br />

wieder.<br />

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