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Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

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1. <strong>Humor</strong> – Theorien <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

„<strong>Humor</strong> zu umschreiben ist e<strong>in</strong>e denkbar humorlose Angelegenheit, mehr noch – <strong>Humor</strong> ist<br />

offenbar genau das, was abhanden kommt, wenn er def<strong>in</strong>iert werden soll.“ (Johannes Gruntz-<br />

Stoll)<br />

1.1. Was ist <strong>Humor</strong>?<br />

Schaut man <strong>in</strong> Lexika <strong>und</strong> Wörterbüchern nach, so wirken die Erklärungen auf den ersten<br />

Blick meist sehr unterschiedlich. Bei genauerem H<strong>in</strong>sehen ersche<strong>in</strong>en aber mehrere Merkmale<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>: <strong>Humor</strong> ist ...<br />

� ... die Fähigkeit des <strong>Menschen</strong> (über sich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) zu Lachen<br />

� ... e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>mit</strong> den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nissen des täglichen Lebens<br />

umzugehen<br />

� ... e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>mit</strong> den existentiellen Bedrohungen <strong>im</strong> Leben umzugehen <strong>und</strong><br />

sie zu ertragen<br />

Das Wort ist late<strong>in</strong>ischen Ursprungs („(h)umor“: Saft, Flüssigkeit) <strong>und</strong> schon <strong>der</strong> römische<br />

Philosoph Seneca wusste, dass es <strong>mit</strong> dem „<strong>Humor</strong> e<strong>in</strong>e ernste Sache sei“. Galenos von Pergamon<br />

(2. Jh.) beschrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er <strong>Humor</strong>alpathologie die hippokratische Lehre von den Körpersäften<br />

als mediz<strong>in</strong>isches Wissen, welches e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrtausende <strong>in</strong> Mitteleuropa unh<strong>in</strong>terfragt<br />

blieb. Bis ><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>mit</strong>telalterlichen Mediz<strong>in</strong> stand „<strong>Humor</strong>“ für die vier Körpersäfte:<br />

Blut, Phlegma, Cholor <strong>und</strong> Melancholie. E<strong>in</strong> ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen vier<br />

Körperflüssigkeiten sorgte für „guten <strong>Humor</strong>“.< (Rob<strong>in</strong>son, 1999, 23f.) Später wandelte sich<br />

<strong>der</strong> Begriff von <strong>Humor</strong> <strong>und</strong> beschrieb e<strong>in</strong>e – unabhängig von den Körpersäften – ausgewogene<br />

Persönlichkeit. (vgl. Bischofberger, 2002, 32f.) In „<strong>Pflege</strong>konzepte“ von Silvia Käppeli ersche<strong>in</strong>t<br />

<strong>Humor</strong> <strong>in</strong> Band 3 als „Phänomen <strong>im</strong> Erleben von Krankheit <strong>und</strong> Umfeld“.<br />

1.2. <strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

Schon Florence Night<strong>in</strong>gale beschrieb <strong>in</strong> „Notes of Nurs<strong>in</strong>g“ (1860) den Wert des „herzhaften<br />

Lachens“. (Rob<strong>in</strong>son, 2002, 19) Sie soll bei ihren Patienten beson<strong>der</strong>s wegen ihres <strong>Humor</strong>s<br />

beliebt gewesen se<strong>in</strong>. Die <strong>Humor</strong>fe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> Krankenhäusern <strong>und</strong> He<strong>im</strong>en erklärt<br />

Bichofberger <strong>mit</strong> <strong>der</strong>en häufig religiösem o<strong>der</strong> klösterlichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Lachen sei als<br />

Gefahr verstanden worden, da es den Körper ausser Kontrolle br<strong>in</strong>ge, zu geistiger Krankheit<br />

<strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gerer Gottesfürchtigkeit führen könne. (vgl. Bischofberger, 2002, 30) Auch universitäre<br />

<strong>und</strong> militärische Ges<strong>und</strong>heitse<strong>in</strong>richtungen hätten daran wenig geän<strong>der</strong>t. ><strong>Pflege</strong>fachpersonen<br />

wurden nicht nur angehalten, son<strong>der</strong>n geradezu sozialisiert, nicht zu lachen! Der<br />

therapeutische Wert von <strong>Humor</strong> wurde nicht wahrgenommen <strong>und</strong> vom Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

auch nicht genehmigt.< (Rob<strong>in</strong>son, 2002,20)<br />

>Im Zuge <strong>der</strong> Industrialisierung, <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Schulmediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> dem Bedeutungszuwachs<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft g<strong>in</strong>g dieses Wissen <strong>und</strong> das Interesse daran weitgehend verloren. Erst<br />

<strong>in</strong> den 70er Jahren unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts besann man sich wie<strong>der</strong> auf die heilsame Wirkung<br />

des Lachens <strong>und</strong> <strong>mit</strong>tlerweile gibt es dafür sogar e<strong>in</strong>en eigenen Wissenschaftszweig, die Gelotologie<br />

(Wissenschaft des Lachens). Inzwischen ist es für viele Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt selbstverständlich,<br />

<strong>Humor</strong> als festen Bestandteil <strong>der</strong> Kommunikations- sowie <strong>der</strong> Therapiemethoden<br />

sowohl <strong>in</strong> den mediz<strong>in</strong>ischen als auch den unternehmerischen Alltag zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

In England zahlen seit Mai 1999 die Krankenkassen diese Heilform, Italiens Krankenkassen<br />

9<br />

<strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Alltagsgestaltung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma, Facharbeit Kurs WK 07 Essen, Christ<strong>in</strong>a Elser

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