27.11.2012 Aufrufe

Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Trotz <strong>Humor</strong> sollte <strong>der</strong> Patient <strong>im</strong>mer das Gefühl haben ernst genommen zu werden. Das bedeute,<br />

dass die betreuende <strong>Pflege</strong>kraft den Ernst e<strong>in</strong>er Situation, wie die e<strong>in</strong>er Krankheit, e<strong>in</strong>es<br />

He<strong>im</strong>aufenthaltes wahrnehmen muss, um das richtige Mass <strong>und</strong> die richtige Form von<br />

<strong>Humor</strong> zu f<strong>in</strong>den, bzw. um sensibel dafür zu se<strong>in</strong>, wann e<strong>in</strong>e humorvolle Intervention unangebracht<br />

ist. Der Ernst e<strong>in</strong>er Situation (wie Ängste, Probleme etc.) sollte trotz <strong>Humor</strong> nicht verniedlicht<br />

o<strong>der</strong> verharmlost werden. Je besser man e<strong>in</strong>en Patienten <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en Vorlieben <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>n für <strong>Humor</strong> kennt, desto e<strong>in</strong>facher wird es se<strong>in</strong>, die passende <strong>Humor</strong>spritze zu<br />

setzen.< (Siegel, 2005, 49)<br />

Gerade <strong>Pflege</strong>personal <strong>in</strong> Langzeitpflegee<strong>in</strong>richtungen ist hier <strong>im</strong> Vorteil gegenüber Berechen,<br />

<strong>in</strong> denen sich <strong>der</strong> Mensch <strong>im</strong> Wachkoma nur kürzere Zeit aufhält. Risiken sieht Siegel<br />

folgen<strong>der</strong>massen (2005, 53):<br />

� kognitive Fehle<strong>in</strong>schätzung (z.B. Überfor<strong>der</strong>ung, mangelhafte E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong><br />

<strong>Humor</strong>erfahrungen)<br />

� emotionale Fehle<strong>in</strong>schätzung (z.B. <strong>der</strong> Situation des <strong>Pflege</strong>empfängers)<br />

� sozial-kommunikative Fehle<strong>in</strong>schätzung (z.B. des Willens/Vermögens des <strong>Pflege</strong>empfängers)<br />

� materiell-gegenständliche Fehle<strong>in</strong>schätzung (z.B. falsch gewählter <strong>Humor</strong>st<strong>im</strong>ulus)<br />

Bischofberger (2002, 79) sieht unerwünschte Wirkungen:<br />

� wenn <strong>Humor</strong> nicht angebracht <strong>und</strong> unsensibel ist<br />

� wenn <strong>der</strong> <strong>Humor</strong>stil langweilig <strong>und</strong> ermüdend wirkt<br />

� wenn die Arbeitsqualität abn<strong>im</strong>mt<br />

� wenn zu stark auf die stressreduzierende Kraft gesetzt wird, ohne an<strong>der</strong>e Bewältigungsstrategien<br />

zu berücksichtigen<br />

� wenn <strong>Humor</strong> zur falschen Zeit als Intervention e<strong>in</strong>gebracht wird<br />

T<strong>im</strong><strong>in</strong>g ist also nicht nur <strong>im</strong> <strong>Humor</strong> selbst unhe<strong>im</strong>lich wichtig, son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> Planung:<br />

>Die Unterscheidung zwischen <strong>Humor</strong> <strong>und</strong> Lachen wird dann beson<strong>der</strong>s wichtig, wenn VersorgungsakteurInnen<br />

Ziele <strong>und</strong> Wirkungen bei PatientInnen o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Team def<strong>in</strong>ieren wollen.<br />

Soll vor allem <strong>Humor</strong> kultiviert werden? O<strong>der</strong> steht Lachen <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>? Diese Ziele for<strong>der</strong>n<br />

jeweils unterschiedliche Interventionen.< (Bischofberger, 2002, <strong>Humor</strong>Care, <strong>in</strong>ternet)<br />

Für Lachen sei eher <strong>der</strong> <strong>in</strong>direkte po<strong>in</strong>tiert st<strong>im</strong>ulierende <strong>Humor</strong> <strong>mit</strong> lustigen Filmen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Witzigkeiten geeignet. Für die Kultivierung e<strong>in</strong>er humorvollen Geisteshaltung sei eher<br />

<strong>der</strong> direkte bes<strong>in</strong>nlich wirkende <strong>Humor</strong> geme<strong>in</strong>samer Erlebnisse o<strong>der</strong> <strong>in</strong> liebevoll ausgestalteten<br />

Texten geeignet. Geplanter <strong>Humor</strong> verknüpft diese beiden Elemente zwar, den Schwerpunkt<br />

allerd<strong>in</strong>gs müssen die <strong>Pflege</strong>nden setzen.<br />

<strong>Humor</strong> kann <strong>in</strong> drei möglichen AEDLs <strong>in</strong> die <strong>Pflege</strong>planung aufgenommen werden. Entscheidend<br />

ist <strong>der</strong> S<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Zweck, den <strong>Humor</strong> erfüllen soll:<br />

� AEDL 1: Kommunizieren können. Ziel: <strong>Humor</strong> soll das Bedürfnis <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

zur Kommunikation för<strong>der</strong>n sowie die Aufmerksamkeit steigern. Dies sollte<br />

die häufigste Planungsstruktur se<strong>in</strong>.<br />

� AEDL 12: Soziale Bereiche des Lebens sichern können. Ziel: Mit <strong>Humor</strong> lässt sich die<br />

neue Lebenssituation ausgestalten <strong>und</strong> Identität stiftende Interaktionen för<strong>der</strong>n. Hier<br />

kann die o.g. angesprochene Angehörigenarbeit <strong>in</strong>tegriert werden (s. 5.6.).<br />

� AEDL 13: Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen können. Ziel: <strong>mit</strong><br />

<strong>Humor</strong> können schwierige Themen angesprochen <strong>und</strong> verarbeitet werden. Dies sollte<br />

reflektiv unterstützend nur e<strong>in</strong>gebracht werden, wenn die PatientInnen <strong>in</strong>itiativ werden,<br />

z.B. be<strong>im</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> eigenen Situation o<strong>der</strong> bleibenden Handycaps<br />

nach dem Erwachen aus dem Wachkoma.<br />

E<strong>in</strong>e lockerere Alternative zur <strong>Pflege</strong>dokumentation ist e<strong>in</strong> „<strong>Humor</strong>tagebuch für PatientInnen“.<br />

Hier kann das <strong>Pflege</strong>personal e<strong>in</strong>tragen, wann, wie <strong>und</strong> welcher <strong>Humor</strong> <strong>mit</strong> wem ge-<br />

46<br />

<strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Alltagsgestaltung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma, Facharbeit Kurs WK 07 Essen, Christ<strong>in</strong>a Elser

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!