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Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

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nen. ... Viele <strong>Menschen</strong> nehmen <strong>Humor</strong> spontan als „Positivum“ wahr, was sich <strong>im</strong> Volksm<strong>und</strong><br />

als „Lachen ist die beste Mediz<strong>in</strong>“ äussert. Bei genauerer Betrachtung erkennen sie,<br />

dass <strong>Humor</strong> auch bittere Mediz<strong>in</strong> se<strong>in</strong> kann, wenn <strong>der</strong> Fokus auf Ironie o<strong>der</strong> gar Sarkasmus<br />

liegt. Ob man diese Abweichung von therapeutisch wirksamem <strong>Humor</strong> noch als solchen bezeichnen<br />

kann, darüber s<strong>in</strong>d sich die VertreterInnen <strong>der</strong> Sprachwissenschaften, Psychotherapie,<br />

<strong>Humor</strong>forschung <strong>und</strong> Philosophie une<strong>in</strong>ig. Die Anerkennung des oben erwähnten<br />

Kont<strong>in</strong>uums als geme<strong>in</strong>same Gr<strong>und</strong>lage ist wichtig, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn PatientInnen von verschiedenen<br />

Kulturen o<strong>der</strong> sozialen Gruppen betreut werden, denn die Bedeutung von <strong>Humor</strong><br />

<strong>und</strong> Lachen ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Biographie <strong>und</strong> sozialen Umgebung sehr facettenreich.<<br />

(Bischofberger, 2000, 272) >Da die Vorlieben <strong>der</strong> PatientInnen handlungsleitend se<strong>in</strong> sollten,<br />

lautet e<strong>in</strong>e weitere Def<strong>in</strong>ition kurz <strong>und</strong> bündig: Was <strong>im</strong>mer die kranken <strong>Menschen</strong> zum Lachen<br />

anregt <strong>und</strong> von ihnen als lustig wahrgenommen wird, ist <strong>Humor</strong> (Pasquali, 1991). Dieses<br />

konsequent patientenorientierte Verständnis von <strong>Humor</strong> weist den PatientInnen viel Def<strong>in</strong>itionsmacht<br />

zu, denn sie best<strong>im</strong>men, welcher <strong>Humor</strong>stil ihnen am meisten behagt. Diese Umschreibung<br />

verlangt von den professionellen HelferInnen viel E<strong>in</strong>fühlungsvermögen, möglicherweise<br />

auch Konfliktfähigkeit, wenn sie den <strong>Humor</strong> <strong>der</strong> PatientInnen nicht teilen, nachvollziehen<br />

o<strong>der</strong> tolerieren können.< (Bischofberger, 2002, 34f.)<br />

6.3. Anamnese<br />

><strong>Humor</strong> ist sicherlich e<strong>in</strong> spontanes Phänomen, das sich oft überraschend Bahn bricht, gerade<br />

dar<strong>in</strong> liegt ja se<strong>in</strong> Reiz. Er ist nicht <strong>im</strong>mer planbar. Dennoch kann das Wissen über den S<strong>in</strong>n<br />

für <strong>Humor</strong> e<strong>in</strong>es Patienten wesentlich dazu beitragen, ihn näher kennen zu lernen, um so humorvoll<br />

se<strong>in</strong>en Geschmack zu treffen. E<strong>in</strong>e <strong>Humor</strong>anammnese kann dazu beitragen.< (Siegel,<br />

2005, 51) Sie stellt folgende Fragen, die hier für die Biographiearbeit <strong>mit</strong> Angehörigen von<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma entsprechend formuliert s<strong>in</strong>d:<br />

� Hat er/sie oft gelacht?<br />

� Was hat ihn/sie zum Lachen gebracht? (Filme, Komiker, Personen, Bücher etc.)<br />

� Mit wem konnte er/sie am besten lachen?<br />

� Wie fühlte er/sie sich, wenn er/sie herzhaft gelacht hat?<br />

� Kennen Sie zwei o<strong>der</strong> drei lustige Anekdoten aus se<strong>in</strong>em/ihrem Leben?<br />

� Welche Arten von <strong>Humor</strong> schätzte er/sie? Was fand er/sie überhaupt nicht lustig?<br />

� Welche negativen Seiten von <strong>Humor</strong> hat er/sie erlebt?<br />

� Hat er/sie <strong>Humor</strong> während Erkrankungen erlebt o<strong>der</strong> benutzt?<br />

� Wird er/sie trotz <strong>der</strong> e<strong>in</strong>getretenden Verän<strong>der</strong>ungen <strong>Humor</strong> erleben wollen?<br />

� Welche Art von <strong>Humor</strong> würde er/sie <strong>im</strong> Krankenhaus, <strong>Pflege</strong>he<strong>im</strong>,<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

ambulanten <strong>Pflege</strong> zu schätzen wissen?<br />

Rob<strong>in</strong>son, Bischofberger <strong>und</strong> Siegel verweisen darauf, dass es angebracht ist, wenn humorvoll<br />

<strong>Pflege</strong>nde e<strong>in</strong>e eigene <strong>Humor</strong>anamnese erstellen: >E<strong>in</strong>e persönliche <strong>Humor</strong>anamnese ist<br />

sicherlich auch für <strong>Pflege</strong>nde <strong>in</strong> ihrer Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong> ihrem eigenen <strong>Humor</strong> hilfreich.<<br />

(Siegel, 2005, 51)<br />

Die Anamnese durch Angehörige <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e des <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma ist nicht <strong>im</strong>mer<br />

e<strong>in</strong>fach, da je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Wahrnehmung hat, die Person <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Situationen erlebte <strong>und</strong><br />

durch das traumatische Ereignis bed<strong>in</strong>gt Er<strong>in</strong>nerungen verän<strong>der</strong>t. Oft ist es auch so, dass<br />

<strong>Menschen</strong> an verschiedenen Orten (z.B. Zuhause, Kneipe, Clique, Theater, Vere<strong>in</strong> etc.) verschiedene<br />

Arten von <strong>Humor</strong> erlebt <strong>und</strong> kulitiviert haben. Ziel sollte e<strong>in</strong>e umfassende Anamnese<br />

se<strong>in</strong>, anhand dieser Ressourcen, Möglichkeiten <strong>und</strong> Ziele <strong>in</strong> die Planung aufgenommen<br />

werden können.<br />

44<br />

<strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Alltagsgestaltung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma, Facharbeit Kurs WK 07 Essen, Christ<strong>in</strong>a Elser

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