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Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

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lau!“. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> freuten sich darüber <strong>und</strong> konnten so den durch Chemotherapie bed<strong>in</strong>gten<br />

Haarausfall besser verarbeiten. (Rob<strong>in</strong>son, 1999, 139)<br />

Bei Siegel (2005, 27f.) bekommt e<strong>in</strong> Patient zusätzlich zur enteralen Ernährung Sondenkost.<br />

Diese verursachte kaum beherrschbare Blähungen, die ihm sehr unangenehm waren. Als wie<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>d den Weg <strong>in</strong>s Freie suchte, sagte die <strong>Pflege</strong>kraft: „Wer ke<strong>in</strong>e Miete zahlt<br />

muss raus“ Er lachte daraufh<strong>in</strong> <strong>und</strong> als weitere Blähungen den Weg nach draussen fanden,<br />

sagte <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er: „Ist ja wie <strong>in</strong> Kreuzberg hier!“ Jedesmal wenn er wie<strong>der</strong> Sondenkost bekam<br />

sagte er dann: „Da kommse wie<strong>der</strong>, die Hausbesetzer!“ Be<strong>im</strong> <strong>Pflege</strong>personal, das die<br />

Vorgeschichte noch nicht kannte, konnte er so Staunen erzeugen <strong>und</strong> den Boden bereiten, um<br />

se<strong>in</strong>e Blähungen zu erklären. Er selbst konnte besser da<strong>mit</strong> umgehen.<br />

4.4.5. Bewältigen e<strong>in</strong>er Situation (Angehörige)<br />

Lachen ist auch für Angehörige hilfreich. Auf e<strong>in</strong>er Internetseite für Eltern von Ertr<strong>in</strong>kungsk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

wird <strong>der</strong> Fall von Frank geschil<strong>der</strong>t. Mit 19 Monaten ertrank er fast, wurde rean<strong>im</strong>iert<br />

<strong>und</strong> ist seitdem <strong>im</strong> Wachkoma. Se<strong>in</strong>e Eltern schreiben: >In den letzten Wochen ist es zwe<strong>im</strong>al<br />

vorgekommen, dass er glucksende fröhliche Laute von sich gegeben hat, die wir e<strong>in</strong>deutig als<br />

Lachen erkennen konnten. Für diese Augenblicke kämpfe ich jeden Tag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hoffnung, dass<br />

se<strong>in</strong> Leben für ihn lebenswert wird.< E<strong>in</strong> weiteres Beispiel hierzu (not, 3/95, 10): >... werden<br />

wir auch versuchen, alles <strong>in</strong> unserer Macht stehende für ihn zu tun. Und es lohnt sich auch,<br />

vor allem wenn wir von Philip <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em strahlenden, ansteckenden Lächeln belohnt werden.<<br />

Hier zeigt das Lachen e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>der</strong> Hoffnung <strong>und</strong> Kraftschöpfung für die Angehörigen<br />

auf. Lachende <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma geben so Kraft für die <strong>Pflege</strong> zuhause, allerd<strong>in</strong>gs<br />

können Angehörige <strong>mit</strong> <strong>Humor</strong> auch gut <strong>in</strong> den Wohnbereichsalltag <strong>in</strong>tegriert werden.<br />

4.4.6. Bewältigung beson<strong>der</strong>er Problematiken<br />

E<strong>in</strong> Bewohner me<strong>in</strong>es Wohnbereichs hat e<strong>in</strong>e psychologische Störung als Vorerkrankung <strong>und</strong><br />

neigte zu Wutausbrüchen <strong>und</strong> Panikattacken. In e<strong>in</strong>er solchen unternahm er e<strong>in</strong>en Suizidversuch.<br />

Er erwachte relativ zügig aus dem Koma, se<strong>in</strong> Leben danach ist aber von Ritualen, Zeitstrukturen<br />

<strong>und</strong> Zwangshandlungen geprägt. Diese aufzubrechen <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> entspannteres Leben<br />

zu führen, führte anfangs wie<strong>der</strong> zu Wutanfällen <strong>und</strong> panikhafter Angst bei ihm. Mit<br />

<strong>Humor</strong> haben wir e<strong>in</strong>e Möglichkeit gef<strong>und</strong>en ihm se<strong>in</strong> Verhalten zu verdeutlichen ohne gleich<br />

fe<strong>in</strong>dselig auf ihn zu wirken. Er selbst, obwohl er vieles wie<strong>der</strong> eigen<strong>in</strong>itiativ macht, entwikkelt<br />

kaum <strong>Humor</strong>, aber humorvolle Interventionen durch das <strong>Pflege</strong>personal kann ihm e<strong>in</strong><br />

Stück Lebensqualität geben. Lächeln <strong>und</strong> Lachen kann er <strong>in</strong>zwischen als kommunikatives<br />

Element nutzen <strong>und</strong> er hat gelernt Äusserungen, die er früher verabsolutiert hat, nach sachlichem<br />

o<strong>der</strong> emotionalem Inhalt e<strong>in</strong>zuordnen. Das Ansprechen von Themen, die für ihn <strong>mit</strong><br />

Frust <strong>und</strong> Stress belastet s<strong>in</strong>d, wird möglich. Er weiss, dass Wünsche eher erfüllt werden,<br />

wenn sie <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Lächeln geäussert werden. Allerd<strong>in</strong>gs hat er <strong>in</strong>zwischen auch gelernt, <strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>em Lächeln ernsthafte Gespräche abzuwehren, wenn sie ihm nicht behagen.<br />

4.4.7. <strong>Humor</strong> durch Missverständnisse<br />

Bei Rob<strong>in</strong>son (1999, 63) wird <strong>der</strong> Fall e<strong>in</strong>er Krankenschwester beschrieben, die sich <strong>in</strong> ihrem<br />

Krankenhaus e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff unterzog. Unter <strong>der</strong> OP erlitt sie e<strong>in</strong>en Herzstillstand,<br />

kam auf die Intensivstation <strong>und</strong> etliche Schläuche h<strong>in</strong>gen aus ihr heraus. Im komatösen Zustand<br />

wusste sie nicht, ob das nun <strong>der</strong> H<strong>im</strong>mel o<strong>der</strong> die Hölle war. Später erklärten ihr die<br />

Kollegen, sie hätte e<strong>in</strong>e Phase des Kicherns gehabt <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>er konnte sich erklären warum<br />

das so gewesen sei. Sie erklärte darauf, <strong>im</strong> Nebel ihrer Wahrnehmung hörte sie plötzlich e<strong>in</strong>e<br />

St<strong>im</strong>me, die ihren Namen aufrief <strong>und</strong> dann sagte: „Wir werden Sie jetzt wiegen!“ Sie grübelte<br />

e<strong>in</strong>e ganze Zeit danach, wieso das Körpergewicht e<strong>in</strong> Kriterium für den E<strong>in</strong>lass <strong>in</strong> den<br />

H<strong>im</strong>mel sei. Die daraus resultierende Erheiterung hätte ihr dann sehr geholfen die belastende<br />

Situation zu überstehen.<br />

33<br />

<strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Alltagsgestaltung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma, Facharbeit Kurs WK 07 Essen, Christ<strong>in</strong>a Elser

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