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Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

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ten sie <strong>in</strong> den kommenden Tagen Erstaunliches: Trotz stark verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tem Kurzzeitgedächtnis<br />

erzählten die vier "Senior-Raver" ihren MitbewohnerInnen noch tagelang vom tollen Fest auf<br />

Zürichs Strassen. (www.humor-pflege.ch, �archiv �August 2003)<br />

4.4.3. Alter, Krankheit o<strong>der</strong> Handycap akzeptieren<br />

Der folgende bei Siegel (2005, 22) beschriebene Witz zeigt, wie e<strong>in</strong> humorvoller Umgang <strong>mit</strong><br />

Krankheit möglich ist. >E<strong>in</strong>e Diabetiker<strong>in</strong> sitzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Café <strong>und</strong> bestellt e<strong>in</strong> Kännchen Kaffee.<br />

Der Ober fragt: „Mit Milch <strong>und</strong> Zucker?“ Darauf antwortet die Dame: „Nur <strong>mit</strong> Milch,<br />

Zucker habe ich selber.“ Durch die humorvolle Art <strong>der</strong> Äusserung entsteht Sympathie <strong>und</strong> er<br />

braucht sie nicht zu be<strong>mit</strong>leiden, son<strong>der</strong>n kann <strong>mit</strong> ihr lachen. Der geplante schöne Nach<strong>mit</strong>tag<br />

ist gerettet. Die Dame konnte ihre Erkrankung <strong>in</strong>s normale Leben <strong>in</strong>tegrieren. (vgl.<br />

Bischofberger, 2002, 46)<br />

Erfahrungen übers Alter(n) – Gedanken e<strong>in</strong>er Senior<strong>in</strong>: „Es fiel mir auf, dass alles weiter<br />

entfernt ist als vor e<strong>in</strong>igen Jahren. Es ist sogar zwe<strong>im</strong>al so weit zur Strassenecke, <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

Hügel war früher auch nicht da. Das Rennen zum Bus habe ich ganz aufgegeben, er fährt jetzt<br />

<strong>im</strong>mer früher ab. Die Treppen s<strong>in</strong>d auch höher als <strong>in</strong> den goldenen Jahren. Und Bücher <strong>und</strong><br />

Zeitungen werden <strong>mit</strong> kle<strong>in</strong>eren Buchstaben gedruckt. Aber es hat ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, jemanden ums<br />

Vorlesen zu bitten, da je<strong>der</strong> so leise spricht, dass man es kaum hören kann. Zu den Klei<strong>der</strong>n<br />

wird zu wenig Stoff verwendet, beson<strong>der</strong>s um die Hüfte. Auch die angegebenen Grössen fallen<br />

kle<strong>in</strong>er aus als früher. Sogar die <strong>Menschen</strong> verän<strong>der</strong>n sich. Sie s<strong>in</strong>d viel jünger, als wir <strong>in</strong><br />

dem Alter waren. An<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d die Leute unseres Alters so viel älter als wir. Ich traf<br />

neulich e<strong>in</strong>e Klassenkamerad<strong>in</strong>, die war so alt, dass sie mich nicht erkannte. Ich dachte an<br />

das arme Wesen, während ich me<strong>in</strong>e Haare kämmte. Und als ich <strong>in</strong> den Spiegel sah –<br />

wirklich, auch die Spiegel s<strong>in</strong>d nicht mehr das, was sie e<strong>in</strong>mal waren…“ (www.humorpflege.ch,<br />

�archiv �November 2003)<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wackoma gibt es <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Altersstufe, aber auch sie werden älter. Die eben<br />

humorvoll beschriebene Diskrepanz zwischen Wahrnehmung <strong>und</strong> Wirklichkeit kann auch bei<br />

jüngeren <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma auftreten, weil sie noch ihr Körperbild vor dem traumatischen<br />

Ereignis ver<strong>in</strong>nerlicht haben <strong>und</strong> die neue Situation noch nicht bewusst ist. Wird humorvoll<br />

e<strong>in</strong> Handycap akzeptiert, wie <strong>im</strong> vorherigen Beispiel, gehen Psychologen davon aus,<br />

dass <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Verarbeitung abgeschlossen ist. Der <strong>Humor</strong> helfe dann <strong>der</strong> Bewusstwerdung,<br />

ohne erneut <strong>in</strong> kräftezehrende Phasen des Trauerns zurückzufallen.<br />

4.4.4. Bewältigen e<strong>in</strong>er Situation (Patienten)<br />

Bei Bischofberger (2002,47) wird e<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong> beschrieben, die viele Tabletten schlucken<br />

muss. Als die Krankenschwester wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal <strong>mit</strong> den vielen Tabletten kam, fragte sie: „Wie<br />

hätten Sie’s denn heute gerne: Medium, blutig o<strong>der</strong> durchgebraten?“ Das E<strong>in</strong>nehmen <strong>der</strong><br />

Tabletten wurde durch diese Ablenkung erleichtert. Rob<strong>in</strong>son (1999, 176) beschreibt den Fall<br />

e<strong>in</strong>er MTA, die Blut bei e<strong>in</strong>em sehr ängstlichen Patienten abnehmen musste. Auf die übertriebende<br />

Gestik des Patienten <strong>und</strong> die Frage: „Wird das weh tun?“ antwortete sie: „Das<br />

werden die schl<strong>im</strong>msten Schmerzen ihres ganzen Lebens se<strong>in</strong>!“ Der Patient verstand die<br />

Übertreibung <strong>und</strong> entspannte sich. Bei solchem <strong>Humor</strong> muss allerd<strong>in</strong>gs gewährleistet se<strong>in</strong>,<br />

dass die Botschaft von Empfänger richtig verstanden wird, da<strong>mit</strong> Ängste nicht verstärkt<br />

werden. In e<strong>in</strong>em weiteren Fall wird das Missl<strong>in</strong>gen beschrieben (Rob<strong>in</strong>son, 1999, 177): E<strong>in</strong><br />

junger Mann sollte e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>lauf bekommen <strong>und</strong> die Krankenschwester glaubte e<strong>in</strong>en guten<br />

Draht zu ihm zu haben. Spasseshalber kam sie <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em 10-Liter-E<strong>im</strong>er <strong>und</strong> dem dicksten<br />

Schlauch, den sie f<strong>in</strong>den konnte. Der Patient flüchtete auf die Toillette <strong>und</strong> weigerte sich<br />

standhaft wie<strong>der</strong> heraus zu kommen. Er fand das gar nicht komisch. Wichtig ist also e<strong>in</strong>e<br />

verlässliche E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Reaktion des <strong>Humor</strong>empfängers. E<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>krankenschwester<br />

auf e<strong>in</strong>er onkologischen Station färbte sich oft <strong>und</strong> gerne die Haare. Sie stellte sich zur Verfügung,<br />

e<strong>in</strong>mal die K<strong>in</strong><strong>der</strong> best<strong>im</strong>men zu lassen, welche Haarfarbe als nächstes kam: „Hell-<br />

32<br />

<strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Alltagsgestaltung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma, Facharbeit Kurs WK 07 Essen, Christ<strong>in</strong>a Elser

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