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Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

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dem <strong>der</strong> amerikanische Psychiater Oliver Sacks e<strong>in</strong>e Begebenheit aus e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik-Station <strong>mit</strong><br />

Aphasie-Patienten berichtet:<br />

>E<strong>in</strong>e Anzahl Aphasiker sass vor dem Fernsehgerät <strong>und</strong> verfolgte e<strong>in</strong>e Ansprache des Präsidenten.<br />

Plötzlich begannen e<strong>in</strong>ige zu lachen. An<strong>der</strong>e erschienen erschrocken <strong>und</strong> ängstlich.<br />

Woher rührte das Verhalten ? Sacks denkt darüber nach <strong>und</strong> kommt zu folgendem Ergebnis:<br />

„Folglich waren es die M<strong>im</strong>ik, die schauspielerischen Übertreibungen, die aufgesetzten Gesten<br />

<strong>und</strong> vor allem <strong>der</strong> falsche Tonfall, die falsche Satzmelodie des Redners, die diesen<br />

sprachlosen, aber ungeheuer sensiblen Patienten heuchlerisch erschienen. Auf solche (für sie)<br />

höchst offenk<strong>und</strong>igen, ja grotesken Wi<strong>der</strong>s<strong>in</strong>nigkeiten <strong>und</strong> Ungere<strong>im</strong>theiten reagierten diese<br />

Patienten, die sich durch Worte nicht täuschen liessen, weil sie durch Worte nicht zu enttäuschen<br />

waren.“<<br />

Folgende Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d daher Gr<strong>und</strong>vorraussetzung zur Anwendung von <strong>Humor</strong> (vgl.<br />

Bischofberger, 2000, 295):<br />

� Wissen über den <strong>Menschen</strong> (<strong>in</strong>tensive Biografiearbeit, eventuelle Krankheitsverläufe,<br />

momentane Situation)<br />

� Intuition<br />

� Synchronizität<br />

� Car<strong>in</strong>g<br />

Hierzu noch e<strong>in</strong>ige Anregungen für den humorvollen Umgang <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma:<br />

� <strong>Humor</strong>volle St<strong>im</strong>ulation sollte überwiegend durch fröhliche Heiterkeit geschehen.<br />

Überraschungsmomente <strong>und</strong> allzu po<strong>in</strong>tertes Handeln sollten nur angewendet werden,<br />

wenn sicher ist, dass <strong>der</strong> Mensch <strong>im</strong> Wachkoma <strong>der</strong> Situation kognitiv <strong>und</strong> emotional<br />

gewachsen ist.<br />

� Bei Sprache sollte sehr auf Atemrhythmus, Satzmelodie, Re<strong>im</strong> o<strong>der</strong> vertrauter Dialekt<br />

geachtet werden. Die nonverbale Haltung muss dabei unbed<strong>in</strong>gt überprüft werden.<br />

� Bei lustigen Gegenständen sollte Vertrautheit, gute Tast- o<strong>der</strong> Riechbarkeit <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

stehen.<br />

� Bei Musik sollte e<strong>in</strong> Bezug zu Vertrautheit, Emotion <strong>und</strong> guter Laune gelegt werden.<br />

Vor allem Überbeschallung muss vermieden werden.<br />

� Bei allem sollte die handelnde Person auf die eigene Authentizität achten!<br />

Da <strong>Humor</strong> meist nur von kurzer Dauer ist, werden <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

nicht überfor<strong>der</strong>t, wenn man sich an die o.g. Bezugsrahmen <strong>und</strong> Regeln hält. Allerd<strong>in</strong>gs:<br />

>Den S<strong>in</strong>n für <strong>Humor</strong> zu wecken <strong>und</strong> zu stärken, bedarf kont<strong>in</strong>uierlicher Bemühungen.<br />

(Hirsch, 1992)< (Titze & Eschenrö<strong>der</strong>, 1998, 161)<br />

23<br />

<strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Alltagsgestaltung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma, Facharbeit Kurs WK 07 Essen, Christ<strong>in</strong>a Elser

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