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Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

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diesem Gr<strong>und</strong> brauchen wir ethische Gr<strong>und</strong>sätze für ihn, allerd<strong>in</strong>gs sollte er nicht unter diesem<br />

Vorwand verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.<br />

Da <strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> die Fähigkeiten <strong>und</strong> Lebensqualität des betreuten <strong>Menschen</strong> verbessern<br />

soll, können moralische <strong>und</strong> ethische Bedenken sich also nur auf falsch e<strong>in</strong>gesetzten,<br />

böswilligen o<strong>der</strong> gedankenlosen <strong>Humor</strong> beziehen. Die <strong>Humor</strong>Care hat deswegen Gr<strong>und</strong>sätze<br />

für korrektes humorvolles Handeln entwickelt (Abb. 1). Bischofberger (2002, 43) schreibt<br />

dazu: >Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> ist diesen Richtl<strong>in</strong>ien h<strong>in</strong>zuzufügen, dass warmherziger <strong>Humor</strong><br />

auch e<strong>in</strong> Zeichen <strong>der</strong> Menschlichkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wertschätzung des kranken <strong>Menschen</strong> darstellt<br />

(Åstedt-Kurki et al., 2001). In Anlehnung an Max Frisch heisst dies, dass <strong>Humor</strong> pflegebedürftigen<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Angehörigen wie e<strong>in</strong> warmer Mantel h<strong>in</strong>gehalten <strong>und</strong> nicht<br />

wie e<strong>in</strong> nasser Waschlappen <strong>in</strong>s Gesicht geschlagen werden soll.<<br />

Abb. 1: Ethische Richtl<strong>in</strong>ien von <strong>Humor</strong>Care<br />

Artikel 1:<br />

Der <strong>Humor</strong> stellt e<strong>in</strong> komplexes Phänomen dar, das kognitive, affektive <strong>und</strong> physiologische<br />

Aspekte e<strong>in</strong>bezieht. <strong>Humor</strong> führt zu e<strong>in</strong>er Erheiterung, die sich <strong>im</strong> Lächeln <strong>und</strong> Lachen äußern<br />

kann, wodurch sich auch kommunikative Auswirkungen ergeben. <strong>Humor</strong> kann <strong>im</strong>mer<br />

dann entstehen, wenn "komische" Normverletzungen entstehen, die e<strong>in</strong>en vorgegebenen Bezugsrahmen<br />

sprengen. Geschieht dies unfreiwillig (wie <strong>im</strong> Fall körperlicher, geistiger o<strong>der</strong><br />

psychischer Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen), kann dies zu beschämenden, pe<strong>in</strong>lichen Konsequenzen führen.<br />

Gerade psychisch kranke <strong>Menschen</strong> verhalten sich häufig unfreiwillig komisch. Sie können<br />

dadurch zu Objekten <strong>der</strong> Lächerlichkeit <strong>und</strong> zur Zielscheibe e<strong>in</strong>es destruktiven "schwarzen"<br />

<strong>Humor</strong>s (Ironie, Sarkasmus, Zynismus) werden. Die Mitglie<strong>der</strong> von <strong>Humor</strong>Care verpflichten<br />

sich, diese Art des <strong>Humor</strong>s gr<strong>und</strong>sätzlich zu vermeiden.<br />

Artikel 2:<br />

Freiwillige Komik entsteht, wenn sich e<strong>in</strong> Mensch bewusst <strong>und</strong> gezielt auf kommunikative<br />

<strong>und</strong> aktionale Normverletzungen e<strong>in</strong>lässt, die zu e<strong>in</strong>em erheiternden Effekt führen. Dies setzt<br />

das Wissen um spezifische kontrollierbare Techniken voraus, die gr<strong>und</strong>sätzlich erlernbar<br />

s<strong>in</strong>d, daneben aber auch Ausdruck <strong>in</strong>dividueller Kreativität <strong>und</strong> Schlagfertigkeit s<strong>in</strong>d. Professionelle<br />

<strong>Humor</strong>istInnen haben sich <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong> großes Repertoire an<br />

Techniken erarbeitet, das es ihnen ermöglicht, an<strong>der</strong>e <strong>Menschen</strong> zu verblüffen <strong>und</strong> zu erheitern.<br />

Ihr Ziel ist es, an<strong>der</strong>e möglichst häufig zum Lachen zu br<strong>in</strong>gen. Dieser Effekt ist vom<br />

therapeutischen Standpunkt aus unspezifisch. Therapeutisch wirksamer <strong>Humor</strong> zielt nicht auf<br />

den schnellen Effekt ab. Se<strong>in</strong>e pr<strong>im</strong>äre Intention ist die systematische Ver<strong>mit</strong>tlung von E<strong>in</strong>sicht<br />

<strong>in</strong> das Entstehen jener komischen Phänomene, die die Identität e<strong>in</strong>es <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> unfreiwilliger<br />

Weise akzentuieren <strong>und</strong> bestehende Krankheitssymptome dadurch verstärken<br />

können. Wer diese Wirkung bewusst reflektieren <strong>und</strong> steuern kann, vermag e<strong>in</strong>en Identitätswandel<br />

zu vollziehen, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em "an<strong>der</strong>en Weg des Denkens <strong>und</strong> Handelns" entspricht <strong>und</strong><br />

zu e<strong>in</strong>er aktiven Selbstbest<strong>im</strong>mung h<strong>in</strong>führt. Dieser Prozess beruht zunächst auf <strong>der</strong> Empathie<br />

<strong>und</strong> wohlwollenden Akzeptanz seitens <strong>der</strong>jenigen, die therapeutisch wirksamen <strong>Humor</strong><br />

anwenden. Gr<strong>und</strong>legendes Ziel ist die Ermutigung, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen<br />

(Mut zur Unvollkommenheit), über sich selbst lachen zu können (Mut zur Lächerlichkeit)<br />

<strong>und</strong> starre soziale Normen <strong>und</strong> Idealvorstellungen relativieren bzw. <strong>in</strong> Frage stellen zu können<br />

(Mut zum Wi<strong>der</strong>s<strong>in</strong>n/Uns<strong>in</strong>n). Im Zuge reziproker Identifikation sollen diejenigen, die<br />

therapeutisch wirksamen <strong>Humor</strong> anwenden, sich selbst zum Spiegelbild dieses E<strong>in</strong>stellungswandels<br />

machen. Dabei können entsprechende Techniken des <strong>Humor</strong>s ver<strong>mit</strong>telt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>geübt<br />

werden. Sie erfüllen die Funktion spezifischer Hilfs<strong>mit</strong>tel <strong>im</strong> Zusammenhang <strong>mit</strong> diesem<br />

ermutigenden E<strong>in</strong>stellungswandel.<br />

14<br />

<strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Alltagsgestaltung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma, Facharbeit Kurs WK 07 Essen, Christ<strong>in</strong>a Elser

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