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Humor in der Pflege und Alltagsgestaltung mit Menschen im ...

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1.5.2. Zeitgenössische psychologische Theorien<br />

>Der neue Ansatz konzentriert sich auf Aktivierungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> kognitive Faktoren.<br />

<strong>Humor</strong> hängt nicht alle<strong>in</strong> vom aktuellen situativen St<strong>im</strong>ulus ab, son<strong>der</strong>n auch von Er<strong>in</strong>nerungen<br />

an vergangene Erlebnisse <strong>und</strong> von Zukunftserwartungen. <strong>Humor</strong> kommt dadurch zustande,<br />

dass Vergangenes, Gegenwärtiges <strong>und</strong> Zukünftiges verglichen <strong>und</strong> komb<strong>in</strong>iert wird. Der<br />

Verarbeitungsprozess läuft auf <strong>der</strong> kognitiven Ebene ab, er erfor<strong>der</strong>t die Fähigkeit, Informationen<br />

aufzunehmen <strong>und</strong> Probleme zu lösen.< (Rob<strong>in</strong>son, 1999, 16)<br />

>Lefcourt & Mart<strong>in</strong> (1986) me<strong>in</strong>en, <strong>Humor</strong> sei e<strong>in</strong> Stressmodifikator. <strong>Humor</strong> <strong>und</strong> Lachen<br />

spielten angesichts <strong>der</strong> täglichen Belastungen <strong>und</strong> Stressoren e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> psychischen <strong>und</strong> physischen Ges<strong>und</strong>heit sowie des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens.<br />

Um diese Prämisse empirisch belegen zu können, entwickelten die beiden Autoren<br />

das „Situational <strong>Humor</strong> Response Questionaire“, <strong>mit</strong> dessen Hilfe e<strong>in</strong>geschätzt werden kann,<br />

wieviel S<strong>in</strong>n für <strong>Humor</strong> e<strong>in</strong> Individuum besitzt. Ausserdem konstruierten sie die „Cop<strong>in</strong>g <strong>Humor</strong><br />

Scale“, um erfassen zu können, <strong>in</strong>wieweit jemand se<strong>in</strong>en <strong>Humor</strong> zur Stressbewältigung<br />

nutzt.< (Rob<strong>in</strong>son, 1999, 16) Cop<strong>in</strong>g bedeuted „Bewältigungsstrategie“ (Wikipedia) bzw.<br />

„Erleichterungstheorie“ (Bischofberger, 2000, 275): >Erleichterung, den Normen entfliehen<br />

zu können (Entspannungseffekt ist <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>, eher als das humoristische Moment selber)<strong>Humor</strong> stellt e<strong>in</strong>en wichtigen Bewältigungsmechanismus<br />

dar. Er baut Spannungen, Ängste ab, dient als Ventil für Wut <strong>und</strong> Ärger, ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>en heilsamen Ausbruch aus <strong>der</strong> Realität <strong>und</strong> n<strong>im</strong>mt e<strong>in</strong>er lebensbedrohlichen Krankheit,<br />

e<strong>in</strong>er schweren Verletzung, e<strong>in</strong>er bleibenden Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>und</strong> dem Sterben e<strong>in</strong> wenig<br />

von ihrem Schrecken.< (Rob<strong>in</strong>son, 1999, 55)<br />

1.5.3. Soziologische Theorien<br />

>Die vielleicht erste soziologische <strong>Humor</strong>theorie wurde 1900 von Henri Bergson formuliert:<br />

E<strong>in</strong>e Person wirke lächerlich, wenn ihr Verhalten steif <strong>und</strong> automatisch sei. <strong>Humor</strong> wirke als<br />

Korrektiv dieses unangepassten Verhaltens. Komik, so Bergson, sei fest an die menschliche<br />

Existenz geb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> Lachen f<strong>in</strong>de stets <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Gruppe statt bzw. bedürfe des<br />

Kontaktes zu an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>telligenten Wesen. Das Lachen bewirke die Sozialisierung des Individuums<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gruppe <strong>und</strong> die von Gruppen <strong>in</strong> die Gesellschaft.< (Rob<strong>in</strong>son, 1999, 18)<br />

>Geme<strong>in</strong>same Erlebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen schweissen zusammen, um so mehr, wenn man<br />

sich <strong>in</strong> spassiger Weise darüber unterhalten kann. Die spassige Unterhaltung unterscheidet<br />

sich vom Witz o<strong>der</strong> Scherz <strong>in</strong>sofern, als dass die komische Wirkung nur e<strong>in</strong>tritt, wenn alle beteiligten<br />

die H<strong>in</strong>tergründe kennen. Sie e<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Gruppe, <strong>in</strong>dem sie es ihr ermöglicht, e<strong>in</strong>e Situation,<br />

die ursprünglich <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller Weise erlebt wurde, geme<strong>in</strong>sam neu zu <strong>in</strong>terpretieren<br />

(Coser, 1959).< (Rob<strong>in</strong>son, 1999, 53)<br />

1.6. <strong>Humor</strong> – e<strong>in</strong> unmoralisches Angebot?<br />

>Die Beschäftigten <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen unterwerfen sich <strong>in</strong> ihrer Mehrzahl noch <strong>der</strong> Norm<br />

e<strong>in</strong>es sche<strong>in</strong>bar humorlosen Betriebes. McGhee nennt das po<strong>in</strong>tiert e<strong>in</strong>e „term<strong>in</strong>al seriosness“<br />

als Folge des „Acquired Amusement Deficiency Syndroms“ (AADS).< (Lotze, 2003, 122)<br />

Diese „unheilbare Ernsthaftigkeit“ bzw. das „erworbene Heiterkeitsmangelsyndrom“ tritt vor<br />

allem be<strong>im</strong> Betreten von Krankenhäusern <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>he<strong>im</strong>en auf. Es kommt vor, dass Angehörige<br />

sich über fröhliches <strong>Pflege</strong>personal beschweren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ernste Athmosphäre als moralisch<br />

geboten sche<strong>in</strong>t. „Bei uns wird nicht gelacht, unseren Bewohnern geht es schlecht“<br />

wird e<strong>in</strong>e He<strong>im</strong>leitung auf <strong>der</strong> Internet-Seite von Iren Bischofberger zitiert. Über dem <strong>Humor</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Fröhlichkeit liegt noch <strong>im</strong>mer <strong>der</strong> Ruch des Unmoralischen <strong>und</strong> nicht korrekten<br />

Handelns. <strong>Humor</strong> ist aber e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil menschlichen Lebens <strong>und</strong> sollte deshalb<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Krankheit o<strong>der</strong> hoher <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit nicht vorenthalten werden. Aus<br />

13<br />

<strong>Humor</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Alltagsgestaltung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> Wachkoma, Facharbeit Kurs WK 07 Essen, Christ<strong>in</strong>a Elser

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