Analyse Juni¥
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Corporate Publishing<br />
Hohe Messlatte<br />
Herr Brenner, sind Kundenmagazine auch bei der Journalistenausbildung ein<br />
Thema?<br />
Selbstverständlich. Auftragsjournalismus wird auch an der Deutschen Journalistenschule<br />
behandelt. Während der Printausbildung beschäftigen wir uns<br />
mehrere Tage mit Kundenmagazinen, zusammen mit Marketingleitern übrigens.<br />
Das Marketing sollten sich nicht zu sehr mit dem praktischen Blattmachen<br />
beschäftigen, haben Sie einmal gesagt.<br />
Die Begeisterung am Blattmachen darf durchaus überspringen. Aber Kundenmagazine<br />
konkurrieren mit anderen Magazinen; die Leser machen keine<br />
Unterschiede mehr zwischen Kauftiteln und Kundenzeitschriften. Sie erwarten<br />
Qualität, die Messlatte liegt hoch. Deshalb soll man das Blattmachen erfahrenen<br />
Redakteuren überlassen.<br />
Gerade bei den erfahrenen Redakteuren kritisiert etwa Dr. Michael Ceyp, Marketingprofessor<br />
an der FH Wedel, eine gewisse Selbstverliebtheit. Journalisten<br />
würden »Stern« und »Spiegel« übertreffen wollen, aber die Ziele von Kundenmagazinen<br />
– letztlich die Generierung von Umsatz – aus den Augen verlieren.<br />
Ich kann jedem Unternehmen gratulieren, wenn dessen CP-Dienstleister das<br />
Niveau von Kauftiteln anstreben und dies auch erreichen können. Jedes Medium<br />
muss gut gemacht sein und sich an den Besten – bei Magazinen sind es die<br />
anspruchsvollen Kauftitel der Verlage – orientieren. Konkret: Journalisten<br />
müssen recherchieren, Sachverhalte sortieren und ihre Beiträge ordentlich<br />
schreiben – bei Kundenmagazinen ebenso wie bei Publikumstiteln. Auch Kleintexte<br />
wie Überschriften, Bildunterschriften oder Zwischentitel müssen bei Kundenmagazinen<br />
genauso neugierig machen und zum Lesen auffordern wie bei<br />
Kauftiteln. Es gibt im Handwerklichen wenig Unterschiede. Deshalb ist die<br />
hohe Hürde zu schaffen: Die Marketingleute müssen den Journalisten nur<br />
zutrauen, ein interessantes Magazin zu machen.<br />
Die Ziele der Kunden- und Mitarbeitermagazine sollte man dennoch nicht aus<br />
den Augen verlieren.<br />
Deshalb halte ich ein intensives Briefing für sehr notwendig. Bei verschwommenen<br />
und unklaren Vorgaben beginnt die Diskussion über Inhalte und<br />
erwünschte Wirkungen viel zu spät. Nach einem sehr klaren Briefing sollte man<br />
die Journalisten arbeiten lassen. Gegengelesen wird erst am Schluss. Aber dann<br />
nur noch auf Fehler und sachliche Unrichtigkeiten.<br />
CP <strong>Analyse</strong> Services<br />
AUS DER SZENE<br />
Ulrich Brenner, Leiter der Deutschen Journalistenschule in München, war Redakteur bei diversen Zeitschriften und<br />
Zeitungen sowie Redaktionsleiter des BMW Magazins. Er kennt also Kauftitel ebenso wie Kundenmagazine, und<br />
misst beide Medien mit denselben Maßstäben.<br />
– 201 –<br />
Qualität im<br />
Corporate Publishing<br />
KUNDENMAGAZIN<br />
17. Februar 2004