Analyse Juni¥
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Branchen Branchen<br />
Prozent der Deutschen jemals über<br />
die schwankenden Planken eines<br />
Hochseeschiffs gebummelt. »Das<br />
Potenzial ist unglaublich groß«, jubelt<br />
ein Branchenkenner.<br />
Allerdings: Auch die Kapazität<br />
wächst beträchtlich. Der zehnprozentigen<br />
Nachfragesteigerung steht eine<br />
rund 30-prozentige Kapazitätszunahme<br />
gegenüber. Allein 2003 sind weltweit<br />
zehn neue Schiffe vom Stapel<br />
gelaufen, für 2004 werden neun<br />
Indienststellungen erwartet. Bei 2000<br />
Betten pro Schiff und einem Reisezyklus<br />
von sieben bis zehn Tagen ist das<br />
ein Kapazitätszuwachs von 120.000<br />
bis 150.000 Kunden pro Jahr, die<br />
regelmäßig neu geworben oder<br />
gebunden werden müssen.<br />
Doch in Sachen Kundenbindung<br />
stehen die Reedereien noch sehr am<br />
Anfang. Die meisten setzen auf Discountpreise<br />
– ein zur Kundenbindung<br />
wenig geeignetes Instrument,<br />
das auch nur zeitlich begrenzt funktioniert.<br />
Einzig die Hamburger Reederei<br />
»Hapag Lloyd Kreuzfahrten<br />
CP <strong>Analyse</strong> Strategien<br />
TOURISMUS/VERKEHR<br />
GmbH« hat den Trendwandel<br />
erkannt und setzt das Kundenbindungstool<br />
Kundenmagazin ein.<br />
Passagen, so der Titel der Betreiber<br />
von Luxus-Expeditionsschiffen und<br />
Großseglern, erscheint alle zwei<br />
Monate und wird als Pressesendung<br />
an rund 30.000 Kunden verschickt.<br />
»Mit Emotionen und Leidenschaft<br />
werben wir für das Reisen in seiner<br />
schönsten Form«, schwärmt Geschäftsführer<br />
Sebastian Ahrens. »Das<br />
Kundenmagazin ist das beste Instrument,<br />
um Erlebniswelten und Faszination<br />
zu transportieren.«<br />
Wie die Autoindustrie müssen die<br />
Reeder die Zeit zwischen zwei Käufen<br />
überbrücken und immer wieder an<br />
ihre Marke erinnern. Denn wer eine<br />
Südpolreise auf dem Hapag-Lloyd-<br />
Kreuzer »MS Bremen« gemacht hat,<br />
sollte seine nächste Tour möglichst<br />
auf der »Seacloud« von Hapag-Lloyd<br />
und nicht auf der »Lilli Marleen« der<br />
Konkurrenz buchen.<br />
Aber auch für den Anzeigenmarkt<br />
könnte Passagen interessant sein,<br />
– 140 –<br />
hofft man bei Hapag Lloyd. Das<br />
Durchschnittsalter der Hapag-Lloyd-<br />
Kunden liegt bei 55 Jahren, mit einem<br />
Akademikeranteil von 44 Prozent ist<br />
der Bildungsgrad hoch, bei einem<br />
Budget von 10.000 Euro pro Reise die<br />
Bankkonten der Leserschaft wohlgefüllt.<br />
»Es sind Menschen, die nicht nur<br />
Geld haben, sondern auch Zeit und<br />
Muse, es auszugeben«, wirbt Anzeigenleiterin<br />
Christiane Schwende.<br />
Einen ähnlichen Kurs wie Hapag<br />
Lloyd möchte man bei Seatours steuern.<br />
Seatours ist die deutschen Marke<br />
der weltgrößten Reederei P&O und<br />
Betreiber der vier Aida-Clubschiffe.<br />
Allerdings ist der Stapellauf des neuen<br />
Magazins jüngst verschoben worden.<br />
Obwohl ein bewährter Münchner<br />
Dienstleister zwei Monate an<br />
einem Aida-Magazin gearbeitet hat,<br />
scheint man vom rechtweisenden<br />
Kurs noch nicht überzeugt zu sein.<br />
»Wir haben die Richtung noch nicht<br />
festgelegt«, räumt eine Seatours-Sprecherin<br />
ein. Aber sie verspricht: »Dennoch<br />
bleiben wir hart am Wind.