Analyse Juni¥
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Branchen Branchen<br />
Reisebranche sucht den rechten Weg<br />
Wer jemals versucht hat, dem Inhaber<br />
eines Reisebüros ein Kundenbindungskonzept<br />
nahezubringen, hat<br />
sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine<br />
harsche Abfuhr eingeholt. „Freiwillig<br />
kaufen Reisebüros nicht einmal<br />
ein unbedrucktes Blatt Papier“, lästert<br />
der Chef einer im Reisemarkt erfahrenen<br />
Werbeagentur, „so lange sie ihre<br />
Prospekte gratis erhalten.“<br />
Doch die Zeiten haben sich geändert.<br />
Reiseveranstalter und Fluggesellschaften<br />
müssen kräftig auf die<br />
Kostenbremse treten. Sinkende Flugtarife,<br />
billigere Pauschalreisen und<br />
massive Sparpläne der Firmen bei Geschäftsreisen<br />
zwingen die Veranstalter<br />
und Fluglinien, den Direktverkauf<br />
über das Internet – an den Reisebüros<br />
vorbei – zu forcieren. Zudem sinken<br />
die Margen. Begriffe wie „Null-Provision“<br />
– die Reisemittler erhalten keine<br />
Provision, sie müssen ihr Honorar<br />
dem Kunden berechnen – geistern<br />
durch die Branche und haben die<br />
bundesweit 15.700 Reisebüros aufgeschreckt.<br />
Die meisten von ihnen sind<br />
auf derlei Unbill noch immer nicht<br />
wirklich vorbereitet, viele sind nicht<br />
einmal im Internet präsent.<br />
Dabei warnten Studien wie „Strukturveränderungen<br />
in der Reisebürobranche“<br />
der Freien Universität Berlin<br />
bereits im Jahr 2000, dem Reisevertrieb<br />
bliebe nur eine Chance:<br />
„Kunden stärker an sich zu binden<br />
und die Vorteile des stationären Verkaufs<br />
gegenüber Internet, Call Center<br />
und Reise-TV glaubhaft zu machen.“<br />
CP <strong>Analyse</strong> Strategien<br />
TOURISMUS/VERKEHR<br />
Sinkende Margen, Null-Provisions-Modelle, Online-Direktvertrieb – das Verhältnis<br />
zwischen Reisebüros und Veranstaltern hat sich verschlechtert. Folge: Die Reisebüros<br />
schließen sich zusammen und bauen ihre eigenen Marketingstrategien auf. Doch es fehlen<br />
strategische Medien wie Kundenmagazine ebenso wie wirksame CRM-Lösungen.<br />
Jetzt – fünf Jahre später – wird bei<br />
vielen zum ersten Mal über Kundenmagazine<br />
nachgedacht, Newsletter<br />
forciert, Briefe verschickt, A-Kunden<br />
„gar einzeln angerufen“, wie Klaus Laepple<br />
weiß, Präsident des Branchenverbands<br />
DRV, Berlin.<br />
Tatsächlich haben Reisebüros beste<br />
Chancen, Kunden dauerhaft zu binden,<br />
denn: Sie genießen einen guten<br />
Ruf. Genau deshalb wächst auch der<br />
Online-Handel in der Reisebranche<br />
langsamer als anderswo. Gerade mal<br />
zwei Prozent der Reisen werden online<br />
und im Direktvertrieb abgewickelt.<br />
Dennoch: Der Trend zum Direktvertrieb<br />
ist nicht länger wegzudiskutieren.<br />
Reisemittler, die am Ende<br />
dieses Veränderungsprozesses nicht<br />
als Relikt vergangener Zeiten dastehen<br />
wollen, müssen diesem Trend<br />
jetzt konsequent ihre eigene Kompetenz<br />
entgegensetzen. Doch dazu müssen<br />
viele zunächst ihre Marketingmaßnahmen<br />
überprüfen. Denn die<br />
sind zumeist wenig wirksam und viel<br />
zu teuer.<br />
So arbeiten fast alle Reisebüros mit<br />
individuell erstellter Kundensoftware,<br />
die nicht mit den Reservierungs- und<br />
Buchungssystemen der Veranstalter<br />
und Airlines korrespondiert. „Was<br />
dringend fehlt“, weiß Gerd Jünger<br />
vom Branchenverband DRV, „ sind<br />
CRM-Lösungen“. Ebenso fehlen strategische<br />
und kostengünstige Medien,<br />
welche die CRM-Databases füllen<br />
und vor allem qualifizieren können.<br />
– 135 –<br />
Report<br />
KUNDENMAGAZIN<br />
19. April 2005<br />
Erst wenige Reisebüros arbeiten mit<br />
strategischen Kundenbindungsmaßnahmen<br />
wie Kundenmagazinen und<br />
CRM-Software. Zu den Vorreitern<br />
zählen die Lufthansa City Center, ein<br />
Verbund unabhängiger Reisebüros,<br />
die früher mit der Lufthansa kooperiert<br />
hatten und deshalb die Marke<br />
Lufthansa in ihrer Firmierung führen.<br />
Die Lufthansa City Center geben das<br />
Kundenmagazin „Reise-News“ heraus:<br />
32 Seiten, Erscheinungsfrequenz<br />
zweimonatlich, mit Schwerpunktthemen<br />
wie Kreuzfahrten oder Wellnessreisen<br />
und betont journalistischinformativ<br />
gestaltet. „Das Magazin ist<br />
bewusst kein Verkaufsinstrument“,<br />
sagt Geschäftsführer Otto A. Schweisgut<br />
zu dem per Post versendeten Magazin,<br />
„aber es flankiert vertrauensbildend<br />
und informierend unseren gesamten<br />
Marketingmix.“ Neben dem<br />
gedruckten Magazin setzt Schweisgut<br />
auf 14-tägig erscheinende Newsletter<br />
per E-Mail.<br />
Strategisch geplant und unter<br />
Berücksichtigung kostensparender<br />
Synergieeffekte per Content-Management<br />
geht Reisevermarkter »TUI Laisure<br />
Travel« an seine Kundenmagazine.<br />
Die TUI-Tochter, mit Reisebüromarken<br />
wie „TUI ReiseCenter“, „Hapag-Lloyd-Reisebüro“,<br />
First“, „discount<br />
travel“ oder „Touristik express“,<br />
zählt mit 1.380 angegliederten Verkaufsstellen<br />
zu den größten deutschen<br />
Vertriebsorganisationen. Sie<br />
gibt ein 20-seitiges Endkundenmagazin<br />
in einer Gesamtauflage von