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hep magazin 3/2013 - h.e.p. verlag ag, Bern

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3/<strong>2013</strong>kompetent bildenGymnasium:SanierungsfalloderKönigsweg?BeatW. Zemp imPorträtRuth SchoriBondeli fordertFremdsprachenfür Berufslernende


Inhalt 3/<strong>2013</strong>IMPRESSUM <strong>hep</strong> <strong>m<strong>ag</strong>azin</strong> Zeitschrift des <strong>hep</strong><strong>verl<strong>ag</strong></strong>s zu aktuellen Bildungsthemen, erscheint2-mal jährlich (Juni/November)Redaktionsleitung: Rahel Eckert-Stauber (res)Layout: Grafikatelier Hannes SaxerMitarbeit an dieser Nummer: Alex Bieli,Andrea Egger, Peter Egger, Norbert Landwehr,D<strong>ag</strong>mar RöslerBilder: Hanspeter Bärtschi, Markus Bertschi,BBT, Felix Gerber, LCH, Hannes Saxer, AlexanderWeithornKorrektorat: Thomas KaiserAufl<strong>ag</strong>e: 35 000Redaktionsadresse: <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong>|ott <strong>verl<strong>ag</strong></strong>Gutenbergstrasse 31, Postfach 6607, CH-3001 <strong>Bern</strong>Tel 0041 (0)31 310 29 29, Fax 0041 (0)31 318 31 35www.<strong>hep</strong>-<strong>verl<strong>ag</strong></strong>.ch; <strong>m<strong>ag</strong>azin</strong>@<strong>hep</strong>-<strong>verl<strong>ag</strong></strong>.ch4 Gymnasium: Königsweg oder Sanierungsfall?Die Mittelschule im Spannungsfeld zwischen humanistischer Bildung undStandardisierungswünschen.10 Die Stimme der BildungspraxisDer «oberste Schweizer Lehrer» Beat W. Zemp im Porträt.12 KurznachrichtenUrsula Renold neu im <strong>hep</strong>-Verwaltungsrat.13 Der ePilot geht in die zweite RundeDer Pilotversuch der Päd<strong>ag</strong>ogischen Hochschule Zürich mit dem eLehrmittelABU wird weitergeführt.15 Geschenktipp16 <strong>hep</strong> goes GermanyDer <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong> expandiert nach Deutschland.18 Dr. Ruth Schori Bondeli im InterviewDie Co-Studienleiterin des Diplomstudiengangs Allgemeinbildung am EHBfordert einen ausgebauten Sprachunterricht an Berufsfachschulen.21 Ein T<strong>ag</strong> mit einer angehenden DetailhandelsfachfrauJoëlle Wanner aus dem bernischen Kirchberg bedient oft und gerne bet<strong>ag</strong>teMenschen.22 Forum: Externe Schulevaluation – lohnt sich derAufwand?Prof. Dr. Norbert Landwehr und D<strong>ag</strong>mar Rösler kreuzen die Klingen.24 <strong>hep</strong> zwitschert und postetDer <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong> ist neu auch in den sozialen Netzwerken Facebook undTwitter unterwegs.26 Ein Abendspaziergang mit dem <strong>Bern</strong>er Regierungsrat<strong>Bern</strong>hard Pulver28 Können gute Lehrmittel den Unterricht verbessern?Der selbstständige Lehrmittelautor, Schulberater und Kursleiter Alex Bieli gibtImpulse für einen lebendigen Unterricht.30 Begegnungst<strong>ag</strong> <strong>2013</strong> in OltenImpressionen von der beliebten <strong>hep</strong>-Weiterbildungsveranstaltung.32 Der Verdichter<strong>hep</strong>-Autor Karl Uhr im Porträt.34 Kurznachrichten35 Cartoonfoto: Hannes Saxer2


EditorialGymnasium, quo vadis?Liebe LeserinLieber LeserDie Titelgeschichte des dritten <strong>hep</strong> <strong>m<strong>ag</strong>azin</strong>s ist dem Gymnasium gewidmet. Dabeistellen sich mehrere Fr<strong>ag</strong>en: Wo liegt der goldene Mittelweg zwischen humanistischerBildung mit grosser Lehrfreiheit einerseits und Standardisierungsansprüchenandrerseits? Und wie hoch darf die Maturitätsquote sein? Sind es die aktuellen 20Prozent, die viele Fachpersonen als angemessen bezeichnen? Oder soll es mehr sein?Fast 30 Prozent wie in Basel und Genf oder gar 50 Prozent wie in vielen Nachbarländern?Redaktionsleiterin Rahel Eckert-Stauber hat die Fakten dazu zusammengetr<strong>ag</strong>enund Prof Dr. Franz Eberle, Direktor der Lehrerinnen- und LehrerbildungMaturitätsschulen an der Universität Zürich, nimmt im Interview Stellung zu diesenheiklen und brisanten Fr<strong>ag</strong>en.Auf den Seiten 10 und 11 lernen Sie Beat W. Zemp, Zentralpräsident des DachverbandesSchweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH), besser kennen. Und Dr. RuthSchori Bondeli, Dozentin am EHB, spricht sich in unserem M<strong>ag</strong>azin für einen starken,handlungsorientierten Sprachunterricht an Berufsfachschulen aus und fordertobligatorischen Fremdsprachenunterricht für alle Berufslernende. Eine gew<strong>ag</strong>te Forderung!Erfahren Sie ausserdem, warum und wie <strong>hep</strong> nach Deutschland expandiert.Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre viel Spass und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.Peter EggerVerleger, Präsidentdes Verwaltungsrates3


GymnasiumDas Gymnasiumauf dem PrüfstandFoto: Felix GerberDas Gymnasium ist zurzeit in allerMunde: Welche Maturitätsquoteist angemessen? Sind unsereGymnasien noch zeitgemäss? Der einstigeKönigsweg ist unter Profilierungsdruckund muss sich (Er-)Neuerungenstellen. Doch der Widerstand gegenStandardisierungsbemühungen ist programmiert.Eine Auslegeordnung.RAHEL ECKERT-STAUBER«Salve, o m<strong>ag</strong>ister!» Die Schülerinnenund Schüler der Klasse 1g des GymnasiumsHohe Promenade in Zürich erhebensich zum Gruss. «Salvete, o discipuliet discipulae», erwidert Lehrer HubertMaissen, «assidite!». Stühle rumpeln, dieKlasse setzt sich. Der traditionelle lateinischeGruss an den «M<strong>ag</strong>ister» erinnertan die eigenen längst vergangenen,leicht verstaubten Gymit<strong>ag</strong>e. Doch wasdann folgt, hat mit der Vergangenheitwenig zu tun: Eine SOL-Sequenz stehtan. SOL für selbstständig organisiertesLernen. Die Schülerinnen und Schülerhaben den Auftr<strong>ag</strong>, selbstständig allesnotwendige Wissen zu den lateinischenPersonalpronomen zu erarbeiten. LateinlehrerMaissen hat Unterl<strong>ag</strong>en bereitgestelltund lässt nun den Dingenseinen Lauf. Sofort bilden sich Teams,die sich gemeinsam durch das Dickichtder lateinischen Grammatik schl<strong>ag</strong>en.«Wenn die Maturaquotesubstanziellerhöht wird, sinktdas Niveau.»Prof. Dr. Franz EberleVon selbstorganisiertem Lernen sprichtman, wenn die Lernenden die Möglichkeiterhalten, schrittweise selbstständigesund selbstverantwortliches Arbeiteneinzuüben und ihren Lernprozess selbstzu gestalten. So sollen die Schülerinnenund Schüler bis zur Matura besser aufsStudium vorbereitet werden. Ende 2012hat der Bildungsrat des Kantons ZürichSOL für alle 20 Mittelschulen im Kantonfür obligatorisch erklärt. DiesesBeispiel für ein einheitliches Vorgehenkann aber nicht darüber hinwegtäuschen:Die Gymnasiallandschaft in derSchweiz ist bunt wie ein Flickenteppich:SOL in Zürich, Univorlesungen – ausSpargründen! – an Ostschweizer Gymnasien,musisch-sportliche Ausrichtunghier, Immersionsunterricht dort. 129anerkannte Maturitätsschulen mit denunterschiedlichsten Ausprägungen zähltdie Schweiz im Moment.«In gewissen Kantonen ist jedeseinzelne Gymnasium ein kleines Universumfür sich», bestätigt Prof. Dr.Franz Eberle, Bildungswissenschaftleran der Universität Zürich (siehe InterviewS. 6). Er muss es wissen. In diesenT<strong>ag</strong>en erscheint seine Studie «Bildungam Gymnasium» (BiGym), die einenumfassenden, systematischen und transparentenÜberblick über die gymnasialeBildungslandschaft in der Schweiz liefertund Vorschläge für die mittelfristigeAusgestaltung des Gymnasiums macht.Damit leistet die Studie einen wichtigen5


«Die heutige Maturaquoteist ausreichend»Beitr<strong>ag</strong> an die laufende, zum Teil heftiggeführte Diskussion um die Rolle desGymnasiums in der Schweiz. WelcheMaturitätsquote braucht die Schweiz?Und welches Gymnasium soll es dennsein? Sind unsere Maturandinnen undMatur anden gut genug für die Universitäten?Weshalb besuchen immer wenigerjunge Männer das Gymnasium? Undwo ist der goldene Mittelweg zwischenHeterogenität und Standardisierungsansprüchen?Spätestens seit BundesratSchneider-Ammann letzten Herbst verlautenliess, er wünsche sich lieber weniger,dafür bessere Maturanden, ist dieöffent liche Debatte lanciert.Zankapfel MaturitätsquoteTatsache ist, dass sich das Gymnasiumin den letzten 50 Jahren grundlegendverändert hat. War das Gymnasiumeinst der alleinige Königsweg für denZugang an eine Hochschule, stehenden Jugendlichen heute mit Berufsmaturitätund Fachhochschulen ernstzunehmendeAlternativen zur Auswahl.War das Gymi früher ein Hort einermännlichen Bildungselite von knapp 3Prozent, liegt die Maturitätsquote heuteim Schweizer Durchschnitt bei 20 Prozent– im europäischen Vergleich einetiefe Quote. Die Akademien der Wissenschaftenund einzelne Professoren, wieetwa der Zürcher GeschichtsprofessorPhilipp Sarasin, fordern deshalb eineVerdoppelung der Quote. «Das machtin der Schweiz mit ihrem ausgebautenBerufsbildungssystem überhaupt keinenSinn», kontert Ökonom Rudolf Strahm.«Eine hohe Maturitäts- und Akademisierungsquoteführt bloss zu viel mehrUniversitätsabgängern, die nirgendseinen Job finden, der ihrem Abschlussentspricht.» Auch Prof. Dr. Franz Eberlesteht einer Anhebung der Quotekritisch gegenüber: «Wenn die Maturaquotesubstanziell erhöht wird, dannsinkt – bei gleichzeitig unverändertenschulleistungsrelevanten Rahmenbedin-Franz Eberle ist Professor fürGymnasialpäd<strong>ag</strong>ogik und Direktorder Lehrerinnen- und LehrerbildungMaturitätsschulen amInstitut für Erziehungswissenschaftder Universität Zürich. In seinerStudie «Bildung am Gymnasium»( BiGym), die demnächst erscheint,gibt er Empfehlungen für die Zukunftder Schweizer Gymnasien ab. Ausserdemerarbeitet er im Auftr<strong>ag</strong> der EDKund des Bundes die Grundl<strong>ag</strong>en zurbesseren Sicherung der allgemeinenStudierfähigkeit der Maturandinnenund Maturanden.Selbstorganisiertes Lernen hier,Uni vorlesungen dort – in derSchwei zer Gymnasiallandschaftscheint fast alles möglich zu sein.Aber ist das auch alles gleichwertig?Grundsätzlich ja. Die Zielkriteriendes Gymnasiums sind die allgemeineStudierfähigkeit und die vertiefte Gesellschaftsreife.Die 10 oder 11 obligatorischenGrundl<strong>ag</strong>enfächer sollen dieallgemeine Studierfähigkeit sicherstellen.Das lässt dann auch die genanntenDifferenzierungen zu. Und um dasZiel der vertieften Gesellschaftsreife zuerreichen, gibt es wohl sowieso verschiedeneWege.In Ihrer Studie «BiGym» schreibenSie, die hohe Autonomie derSchweizer Gymnasien sei einerstrebenswertes Gut und einebedeutsame Grundl<strong>ag</strong>e für hoheBildungsqualität? Wie kommenSie zu diesem Schluss?Hohe Autonomie bewirkt höchsteintrinsische Motivation, hohes Eng<strong>ag</strong>ementund hohe Professionalität fürdie Sache. Autonome Schulen habendas Bestreben, ihre Sache kompetentund gut zu machen. Es braucht abereinen zentralen Rahmen. Und diesermuss verändert werden, wenn esFehlentwicklungen gibt. Es gilt, einoptimales Gleichgewicht zwischen derBeibehaltung einer möglichst hohenAutonomie der Gymnasien und zielbezogenen,zentralen Qualitätssicherungsmassnahmenzu finden.Auf allen anderen Schulstufen hatman in den letzten Jahren eine Angleichungangestrebt mit dem Ziel,die Qualität zu steigern. Weshalbgilt das nicht fürs Gymnasium?In vielen Fächern ist es schwierig, einengemeinsamen operationalisiertenZielstandard zu finden – denken Sieetwa an Literatur oder Geschichte.Dazu kommt, dass sich Gymnasiallehrpersonenoft als Fachwissenschaftlerverstehen, die sich von derUniversität her die Freiheit von Forschungund Lehre gewohnt sind. Es istalso auch eine Kulturfr<strong>ag</strong>e. Und: Autonomieführt auch auf dieser Ebene zuhöchster Qualität.Also wird es in der Schweiz keineEinheitsmatura für alle geben?Eine Zentralmatura hat zwar Vorteile,vor allem jenen der besseren Ver-Foto: Markus Bertschi6


gleichbarkeit. Sie hat aber auch Nachteile,etwa das Risiko des «Teaching tothe Test»: Man unterrichtet nur noch,was dann getestet wird; dabei werdenandere Bildungsinhalte vernachlässigt,nicht nur bei den weiteren fachliche,sondern auch im Bereich der sozialenund personalen Kompetenzen. Einegewisse Harmonisierung der Anforderungenbei gymnasialen Prüfungen,insbesondere der Maturitätsprüfungen,ist aber notwendig. Jetzt sinddie Anforderungen und Bewertungsmassstäbenoch zu unterschiedlich.Ich setze darauf, dass durch die Weiterentwicklungüber das EDK-Projekt«Gemeinsames Prüfen» und durch dieSchulentwicklungsinitiativen an vielenSchulen die Anforderungen künftigvergleichbarer werden – ohne dass inder ganzen Schweiz genau die gleichePrüfung durchgeführt werden muss.Auch das Projekt zur Ermittlung derbasalen fachlichen Studierkompetenzenzielt darauf ab, wenigstens inunabdingbaren und damit nicht substituierbarenBereichen dasselbe Minimumzu verlangen.In den meisten anderen Ländernreicht die Matura allein nicht, umjedes beliebige Fach studieren zukönnen. Machen wir es uns dennzu einfach?Nein, wir machen es uns eher schwerer.Eigene Zutrittsprüfungen durchUnis wären ein einfacheres und treffsichereresSelektionsmittel für dieUnis. Es gäbe aber viele Nachteile. EineVerl<strong>ag</strong>erung der Prüfungs- und Selektionskompetenzan die Universitätenwürde die Position und das Selbstverständnisdes Gymnasiums schmälern.Und aus der Sicht von Maturandinnenund Maturanden würde der Maturaausweisebenfalls an Wert verlieren.Ausserdem wäre es ein Signal an dieGymnasien, mehr fachspezifisch auszubilden.Dies wiederum würde beigleicher Gesamtbildungsdauer eineweniger breite Bildung zur Folge haben,was zu Lasten des Ziels der vertieftenGesellschaftsreife ginge.Politisch heiss diskutiert ist dieMaturitätsquote. Haben wir nunzu viel oder zu wenig Maturanden?Aus meiner Sicht ist die gesamtschweizerischeQuote so gut eingependelt.Bei einer markanten Steigerung derQuote würde das Niveau sinken, waswiederum die Akzeptanz bei den Universitätenvermindern würde. Allerdingsempfinde ich die grossen kantonalenUnterschiede als ungerecht.Das bleibt selbst ungerecht, wennman in Betracht zieht, dass die Bestimmungsfaktorenfür Schulleistungenaus soziogeografischen Gründennicht gleich verteilt sind. Ich plädieredaher für eine Annäherung der kantonalenQuoten.«BiGym» kommt zum Schluss,dass es um die Schweizer Gymnasiengrundsätzlich gut bestellt ist,dass es aber noch Optimierungspotenzialgebe. Was soll konkretverbessert werden?Mindestleistungen in den basalenfachlichen Studierkompetenzen müssenvon allen Maturandinnen undMaturanden eingefordert werden. Dasselbstständige Lernen muss vermehrtgefördert werden und wie oben erläutertmüssen die Anforderungsniveausund Notenmassstäbe vergleichbarerwerden. Ausserdem sollen die Gymnasienauch für Jungen wieder attraktivergestaltet werden. Und nicht zuletztsollte man den Fächerkatalog und dieInhalte der obligatorischen Grundl<strong>ag</strong>enfächerwieder einmal systematischüberdenken und bildungsbezogen denheutigen Gegebenheiten anpassen.gungen – das durchschnittliche Maturaniveau.»Was allerdings alle unisonoals ungerecht und verbesserungswürdigbezeichnen, sind die riesigen kantonalenUnterschiede: So wies der Kanton Glarus2011 eine Maturitätsquote von bloss10,8 Prozent, Baselstadt hingegen einevon 29,3 Prozent auf.Nur inder Schweiz reichtallein die Maturaals Uni-Zugangsberechtigung.Doch die tiefe Maturitätsquote istnicht die einzige Schweizer Eigenheit.Ein Blick nach Europa zeigt, dass einzigin der Schweiz und im flämischenTeil Belgiens der Maturitätsausweis alsZugangs berechtigung zu allen universitärenFächern (Ausnahme Medizinstudium)reicht. Überall sonst müssendie Maturandinnen und Maturanden zufachs pezifischen Zulassungsprüfungenantraben. Davon hält BildungsforscherEberle wenig: «Die Universitäten müssenfür alle Maturanden offen bleiben»,betont er, «die Matura verliert sonst anWert.» Verankert ist dieser schweizerischeGrundsatz in der MaturitätsverordnungMAR. Hier steht klipp und klar,dass das Gymnasium zu einer «allgemeinenStudierfähigkeit» und zu einer «vertieftenGesellschaftsreife» führen soll.Allerdings hat EVAMAR II, diebreit angelegt Evaluation der gymnasialenAusbildung von 2005 bis 2008, zut<strong>ag</strong>egefördert, dass offensichtlich nichtalle Maturandinnen und Maturandentatsächlich allgemein studier fähig sindund in der Folge im Studium scheitern.Eberle schätzt, dass jeder zehnte Matu-7


Lateinlehrer Hubert Maissengibt Lerntipps.Foto: Felix Gerberrand über ungenügende Kennt nisse inSprache und Mathematik verfügt. Deshalbwurde der Bildungswissenschaftlervom Bund und von der Er ziehungs direktoren kon fe renz (EDK) mit einerStudie zu den sogenannten basalenfachlichen Studierkompetenzen beauftr<strong>ag</strong>t:Eberle soll ermitteln, welche Kompetenzenin Sprache und Mathematikfür eine grosse Palette von Studienrichtungenunabdingbar sind. Die Resultatesollen bis Ende 2014 vorliegen und denRahmenlehrplan ergänzen.Um den prüfungsfreien Hochschulzuganglangfristig zu sichern, haben sichEDK und Bund auf vier weitere Projektegeeinigt, die in den nächsten Jahrenumgesetzt werden sollen: Die Schulensollen beim Erarbeiten und Durchführenvon gemeinsamen Prüfungen unterstütztwerden, der Austausch zwischenGymnasien und Hochschulen sowie dieStudien- und Laufbahnberatung währendder Gymizeit sollen verbessert unddie Dauer der gymnasialen Ausbildungensoll harmonisiert werden.Angst vor VeränderungenDoch diese sanften Standardisierungsbemühungenlassen bei vielen Gymnasiallehrernund Rektoren die Alarmglockenläuten. Die Gymnasialrektorinnenund -rektoren halten in einem ihrer Papieredenn auch fest, dass sie die bereitsgrosse Autonomie gerne noch vergrössertsähen. Und das «Forum AllgemeinbildungSchweiz», ein Zusammenschlussbesorgter Gymnasiallehrer, wehrt sichauf ihrer Website mit Händen und Füssengegen «eine zunehmende Bürokratisierungund Ökonomisierung sowie einenAusverkauf unserer humanistischenBildung». Wie tief die Ängste in der Lehrerschaftsitzen, zeigt das Moratorium«Stopp der Uniformierung und Standardisierungder Maturitätsschulen»,das im letzten November von rund 500Lehrpersonen aus dem BildungsraumNordwestschweiz unterzeichnet wurde.Die besorgten Lehrerinnen und Lehrerfordern ein Moratorium für Reformen.Für Diskussionen ist also gesorgt.Wider die «Bulimie-Päd<strong>ag</strong>ogik»In seiner eben erschienen Streitschrift «Bildung auf Augenhöhe» prangert <strong>hep</strong>-Autor Christoph Schmitt die Gymnasien für ihre «Bulimie-Päd<strong>ag</strong>ogik» an: dasAuswendiglernen von Stoff – um ihn bei der Prüfung wieder herauszuwürgen.Schmitt zeigt auf, warum sich diese Unkultur an vielen Mittelschulen so hartnäckighält und welche Lösungen es für das Problem gibt. Schmitt will der Diskussionum ein überholtes Bildungsmodell neue Schubkraft verleihen und Alternativenaufzeigen. Der promovierte Theologe hat in den letzten 20 Jahren auf allenSchulstufen und in der Lehrerausbildung unterrichtet, aktuell an der UniversitätLuzern. «Bildung auf Augenhöhe», ISBN 978-3-03905-921-8, CHF 36.– (auch alsE-Book erhältlich).8


Angebote fürBildungs fachpersonenChristoph SchmittBildung auf AugenhöheStreitschrift für eine Erneuerung des Gymnasiums1. Aufl<strong>ag</strong>e <strong>2013</strong>216 Seiten, 15,5 x 22,5 cm, BroschurISBN Print: 978-3-03905-921-8CHF 36.–Andreas MüllerDie Schule schwänzt das Lernen.Und niemand sitzt nach.ISBN Print: 978-3-03905-513-5CHF 35.–Auch als E-Book erhältlichISBN E-Book: 978-3-03905-965-2Auch als E-Book erhältlichISBN E-Book: 978-3-03905-961-4Andreas SchubigerLehren und LernenRessourcen aktivieren | Informationenverarbeiten | Transferanbahnen | AuswertenISBN Print: 978-3-03905-953-9CHF 32.–Auch als E-Book erhältlichISBN E-Book: 978-3-03905-960-7Die Rede von der «Bulimie-Päd<strong>ag</strong>ogik» spiegelt Erfahrungen ganzerSchülergenerationen wider: Stoff auswendig lernen, um ihn bei der Prüfungwieder herauszuwürgen. So betreiben Gymnasien ihr Geschäft bisheute. Aber Bildung ist etwas anderes und geht auch anders. ChristophSchmitt zeigt auf, warum sich diese Unkultur so hartnäckig hält undwelche Lösungen es dafür gibt.Unsere E-Books sind in den üblichen E-Book-Stores erhältlich.Wolfgang Schönig, ChristinaSchmidtlein-MaudererGestalten des SchulraumsNeue Kulturen des Lernensund LebensISBN Print:978-3-03905-922-5CHF 44.–Auch als E-Book erhältlichISBN E-Book: 978-3-03905-967-69


Die Stimme derBildungspraxisWo immer in der Schweiz überbildungspolitische Themendiskutiert wird, ist er nichtweit: Beat W. Zemp – Zentralpräsidentdes Dachverbandes Schweizer Lehrerinnenund Lehrer. Mit grosser Eloquenzvertritt der Baselbieter die Sacheder Schule. Päd<strong>ag</strong>ogen, Medienschaffendeund Bildungspolitiker hören ihmgleichermassen zu.RAHEL ECKERT-STAUBERDer Mann ist gefr<strong>ag</strong>t. Allein in den 24Stunden vor dem Gespräch mit dem<strong>hep</strong> <strong>m<strong>ag</strong>azin</strong> gab er in der Presse zuvier verschiedenen Bildungsthemenein Statement ab. Und auch währenddes Gesprächs klingelt ständig das Telefon:Anfr<strong>ag</strong>en für ein Interview hier,die Bitte um einen Kommentar dort.Egal ob zum Schulausschluss renitenterSchüler, zu K.O.-Tropfen im Getränk einesLehrers, zu Facebook als Schulfachoder zu Harmos – eine Auss<strong>ag</strong>e von BeatW. Zemp, Zentralpräsident des DachverbandesSchweizer Lehrerinnen und Lehrer,LCH, ist begehrt. «Das ist Allt<strong>ag</strong>»,bestätigt Zemp. Inzwischen nimmt dieÖffentlichkeitsarbeit fast einen Drittelseiner Arbeitszeit in Anspruch.Kein Wunder: Die Presse weiss, dassZemp immer ein sachliches und dennochknackiges Statement auf L<strong>ag</strong>er hat.Mediengewandt und unverkrampft wiekaum ein zweiter Verbandspolitiker inder Schweiz gelingt es ihm, in der Öffentlichkeitbildungspolitische Themenauf den Punkt zu bringen und die Medienauch mal bewusst einzusetzen, indemer gezielt eine Diskussion lanciert.Dass er damit zuweilen auch aneckt undWiderspruch auslöst, nimmt der Baselbietergelassen hin. «Medienstatementssind immer eine Gratwanderung», s<strong>ag</strong>ter. «Ich verstehe mich in dieser Funktionals Dienstleister gegenüber den Medienund versuche, mir selber und meinenErfahrungen als aktive Lehrperson treuzu bleiben.»Bereits seit 15 Jahren ist der 58-Jährigehauptamtlich als LCH-Präsident tätig.Daneben unterrichtet Zemp einigeLektionen Mathematik am GymnasiumLiestal (siehe Box). Wie fühlt es sich an,gewissermassen Herr über sämtlicheLehrkräfte vom Kindergarten bis zurHochschule zu sein? Wird ihm ob so vielMacht nicht schwindlig? «Nein», meintZemp. Aber den Begriff «Macht» m<strong>ag</strong>er nicht. «Ich bin ja nicht Vorgesetzterder Schweizer Lehrkräfte.» Als «obersterLehrer» vertrete er die Mitglieder unddie 33 Mitgliedsorganisationen des LCHin der Bildungspolitik. «Ich bin quasi dieStimme der Bildungspraxis.»Starker DachverbandUnter Zemps Leitung hat sich die Mitgliederzahldes LCH fast verdreifacht.Heute sind alle wichtigen Stufen- undFachverbände der Lehrerschaft im LCHintegriert oder angeschlossen. Als ersterLehrerverband im deutschsprachigenRaum hat der LCH ein stufenübergreifendesBerufsleitbild und Standesregelnfür die Lehrerschaft geschaffen. Ausserdemkonnte Zemp das Netzwerk zu denanderen Arbeitnehmerverbänden starkausbauen. So ist der LCH Gründungsmitgliedder Ebenrain-Konferenz, dergrössten Allianz von Arbeitnehmerorganisationen.Präsidiert wird die Konferenzvon – Beat W. Zemp.Mit seinen 1,95 Metern Körpergrössefällt der dunkelhaarige Schnauzträgerauch optisch auf. Und so wundertes nicht, dass er selbst auf seinen Reisenin die entferntesten Winkel der Erde –neben der Musik und dem Sport eineseiner Leidenschaften – von Landsleutenerkannt und angesprochen wird.«Bildungspolitische Statements m<strong>ag</strong>ich dann allerdings keine abgeben»,lacht Zemp, «auf meinen Reisen bin ichPrivatperson.»Umso eng<strong>ag</strong>ierter tut er das, wenn erwieder zurück ist. T<strong>ag</strong>aus, t<strong>ag</strong>ein ist Zempunterwegs in Sachen Schule. Er besuchtVeranstaltungen und Kongresse, nimmtan Podiumsdiskussionen teil und eng<strong>ag</strong>iertsich in zahlreichen nationalen undinternationalen Bildungsgremien für eingutes Schulsystem. Und nicht unwichtig:Politiker und Päd<strong>ag</strong>ogen – alle scheinenihn zu schätzen, selbst wenn sie nicht immergleicher Meinung sind wie er.Das liegt wohl auch daran, dassZemp meist den richtigen Ton triff.Ausgeglichen, sachlich, dezidiert unddoch locker kämpft er für eine moderneSchule und kontert regelmässig wiederkehrendeAnwürfe an das SchweizerSchulsystem. Von den Bestrebungen ausFoto: LCH10


Porträtdem rechtsbürgerlichen L<strong>ag</strong>er etwa, dieSchule wieder wie anno dazumal zugestalten, hält Zemp nichts: «Temporamutantur, nos et mutamur in illis – dieZeiten ändern sich und wir ändern unsmit ihnen», zitiert der Verbandspräsidentein lateinisches Sprichwort. «Wirkönnen nicht zurück in die 50er-Jahre.Es gibt ein paar Wahrheiten, die maneinfach akzeptieren muss. Man kannnicht grundsätzlich gegen Schulreformensein.» Zwar verstehe er, dass vieleLehrpersonen, Eltern und Schulverantwortlichemüde seien von den nicht endendenReformen. «Aber das Problemliegt meist nicht in der Reform selbst,sondern in deren Umsetzung», ist Zempüberzeugt. So fehle es oft an einer Masterplanung,um die Reformen zeitlichverträglicher zu staffeln, und an den notwendigenfinanziellen und personellenRessourcen für eine gute Umsetzung.Der «oberste» Schweizer LehrerBeat W. Zemp ist seit 1998 hauptamtlicher Zentralpräsident und Vorsitzender derGeschäftsleitung des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer, LCH, derüber 50 000 Mitglieder umfasst. In dieser Funktion arbeitet er mit vielen Institutionenauf nationaler und internationaler Ebene zusammen. Er präsidiert unter anderem dieKonferenz Sekundarstufe II, die Trägerverbände der Parlamentarischen Gruppe fürArbeit, leitet den Ausschuss des Stiftungsrates der Stiftung «Bildung und Entwicklung»,ist leitendes Mitglied der trinationalen Konferenz der Spitzenverbände derLehrerorganisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und arbeitet inzahlreichen Gremien der Schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) unddes Bundes mit. Seit August 2003 präsidiert Zemp zudem die Ebenrain-Konferenz, diegrösste Arbeitnehmerkonferenz der Schweiz, der 13 Verbände und Gewerkschaftsdachverbändemit 800 000 Mitgliedern angehören. Daneben unterrichtet er ein kleinesPensum Mathematik am Gymnasium Liestal. Zemp studierte an der Universität BaselMathematik, Geografie und Päd<strong>ag</strong>ogik und erwarb das Gymnasiallehrerdiplom. BeatW. Zemp ist verheiratet und wohnt in Frenkendorf BL.Harmos zum Durchbruch verhelfen«Aber wir haben ein gutes Schulsystemmit einer sehr guten Infrastruktur,gut ausgebildeten und motiviertenLehrkräften; und im internationalenPisa-Vergleich stehen wir auch gut da»,betont Zemp. Natürlich sind da nocheinige Grossprojekte, die der tatkräftigeLCH-Präsident angehen will: Harmosvon den Kinderkrankheiten befreienund schweizweit zum Durchbruch verhelfen,den Lehrplan 21 vorantreibenoder die frühkindliche Betreuung fördern– um nur einige zu nennen.Die Energie dazu hat er. Im Juni willsich Zemp erneut der Gesamterneuerungswahlfür die nächsten vier Jahrestellen. Dann voraussichtlich zum letztenMal. «Man braucht eine dicke Hautund die Arbeitsbelastung ist enorm»,meint er. Irgendwann werde das wohl zuviel. Jetzt aber noch nicht. Das Gesprächist beendet, der nächste Journalist wartetbereits: Eine englischsprachige Radiostationwill ein Statement – von Beat W.Zemp.11


NachrichtenUrsula Renold neu im <strong>hep</strong>-VerwaltungsratDer <strong>hep</strong>-Verwaltungsrat ist um einprominentes Gesicht reicher: Dr.Ursula Renold. Die ehemalige Direktorindes Bundesamtes für Berufsbildungund Technologie (BBT) wurdean der <strong>hep</strong>-Generalversammlung vom15. Mai in das sechsköpfige Gremiumgewählt.«Wir freuen uns ausserordentlich, eineso profilierte Kennerin des schweizerischenBerufsbildungssystems mit anBord zu haben», s<strong>ag</strong>t <strong>hep</strong>-VerwaltungsratspräsidentPeter Egger. Seit dem1. April leitet Renold den neu geschaffenenForschungsbereich «VergleichendeBildungssysteme» an der KonjunkturforschungsstelleKOF der ETH Zürich.Ziel des Bereichs ist es, fundierte undunabhängige Forschung zur schweizerischenund internationalen Bildungssystementwicklungzu erbringen undBildungssystemfr<strong>ag</strong>en gesellschaftlicher,volkswirtschaftlicher und betrieblicherRelevanz aufzugreifen. Ursula Renoldund ihr Team werden eng mit interna-tionalen Institutionen und der SchweizerWirtschaft zusammenarbeiten undletztere beim Bildungsexport durchMachbarkeitsstudien und insbesonderebei der internationalen Vermarktungdes schweizerischen Berufsbildungssystemsunterstützen.Von Ende 2005 bis Juni 2012 amteteUrsula Renold als BBT-Direktorin.Nach ihrem Rücktritt weilte sie zu Forschungszweckenein halbes Jahr alsVisiting Fellow an der renommiertenHarvard University in Cambridge beiBoston. Ursula Renold ist ausserdemHonorarprofessorin an der Hochschuleder Bundes<strong>ag</strong>entur für Arbeit in Mannheim,Präsidentin des Fachhochschulratesder Fachhochschule NordwestschweizFHNW, Mitglied im Stiftungsratder Hirschmann-Stiftung und Mitgliedim Verwaltungsrat der Industriellen Betriebein Brugg.Foto: BBT«Du und das Geld» – neueZeitung von iconomixWeshalb gibt es Geld? Wie wirdGeld geschaffen? Warum verändertsich der Wert des Geldes überdie Zeit? Und welche Rolle spieltdabei die Nationalbank? Diesenund anderen Fr<strong>ag</strong>en rund umsGeld geht die neue Zeitung voniconomix nach, in der neben anderenauch Fussballer Granit Xhakaund Rapperin Steff la Cheffe zuWort kommen. Ab Ende Mai <strong>2013</strong>kann die Zeitung unter www.iconomix.chkostenlos bestellt werden.BeltzForum in Wolfsburg DEVom 15. bis 17. November <strong>2013</strong> findetim CongressPark im deutschen Wolfsburgder Bildungskongress BeltzForum«Lehren & Lernen» statt. Währenddrei T<strong>ag</strong>en geben führende Expertinnenund Experten in Vorträgen undWorkshops vielfältige Anregungen fürden Unterricht. Dabei werden aktuelleThemen aus der Lernwelt aller Schulstufenaufgegriffen. Praxisseminare inausgewählten Partnerschulen bietenEinblicke in verschiedene Schul- undUnterrichtskonzepte. Unter den eingeladenenExpertinnen und Expertenfinden sich auch einige <strong>hep</strong>-Autoren:Prof. Dr. Beat Döbeli, Prof. Dr. ChristophStädeli, Willy Obrist, AndreasMüller und Dr. Andreas Schubiger. DasBeltzForum ist eine Veranstaltungsreihedes BELTZ Verl<strong>ag</strong>s in Weinheim und desStudienhauses am Dom in St. Blasien.Es zeigt aktuelle Trends rund um denSchulallt<strong>ag</strong>, beleuchtet neue Entwicklungender Lernmethodik und liefert vielepraktische und umsetzbare Beispielefür das Gelingen des Lernens. WeitereInformationen und Anmeldung unterwww.beltzforum.de12


ePilotePilot: zweite RundeDas digitale <strong>hep</strong>-Lehrmittel bewährtsich im Unterricht gut undhat Potenzial. Jetzt haben die Päd<strong>ag</strong>ogischeHochschule Zürich und der<strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong> beschlossen, das laufendePilotprojekt weiterzuführen und fürweitere Lehrpersonen zu öffnen.Das laufende Schuljahr neigt sich balddem Ende zu – und mit ihm das ersteJahr des Pilotprojektes eLehrmittel ABU.Zur Erinnerung: Seit August 2012 wirddas interaktive eLehrmittel von <strong>hep</strong>für den allgemeinbildenden Unterrichtvon insgesamt 15 Klassen an sechs Berufsfachschulender Deutschschweizausgiebig getestet. Die Päd<strong>ag</strong>ogischeHochschule Zürich (PHZH) begleitetden Pilotversuch und wertet die Resultatewissenschaftlich aus.An den beiden Zwischenveranstaltungenim Januar und im Mai konntensich die beteiligten Lehrpersonen unterder fachkundigen Begleitung derPHZH-Begleitgruppe austauschen underste Unterrichtsszenarien entwickeln.Der allgemeine Tenor: Die ABU-Apphat sich im Unterricht gut bewährt.Vor allem der Vorteil der steten Verfügbarkeitder eLehrmittel sowie derschnelle und individuelle Zugriff viaiPad auf Lehrmittel und Internet werdenvon Lehrpersonen und Lernendengleichermassen geschätzt. Anders alsdie Bücher haben die Lernenden dieeLehrmittel offenbar immer dabei undkönnen auf dem iPad bei Bedarf einfachund schnell Sachwissen «nachschl<strong>ag</strong>en».Die grössten Herausforderungen für dieLehrpersonen liegen im Moment bei derEinführung des iPads als Lernmediumund -werkzeug.Handreichung mit nützlichenTippsIn Zusammenarbeit mit den Pilot-Lehrpersonenerarbeitet die PHZH nun eineHandreichung für Lehrpersonen. DieseHandreichung wird insbesondere technischeHinweise, einen «iPad-Knigge»und Tipps zur Klassenorganisation enthalten.Am 27. Juni werden die Resultatedieser ersten Pilotrunde vorgestellt (sieheKasten).Doch damit ist das Pilotprojektnicht abgeschlossen. «Wir führen dasProjekt fort und öffnen es für weitereLehrpersonen», s<strong>ag</strong>t Prof. Dr. ChristophStädeli, Leiter der Abteilung SekundarstufeII /Berufsbildung an der PHZH.Konkret können neu alle interessiertenLehrpersonen, die mit dem <strong>hep</strong>-eLehrmittelan Berufsfachschulen Allgemeinbildungunterrichten, am Pilotversuchteilnehmen. «Auch die Resultate derzweiten Runde werden wir wissenschaftlichevaluieren», betont Städeli.Und: «Wer neu einsteigt, kann bereitsvon den in der ersten Runde erarbeitetenHandreichungen profitieren.»Rahel Eckert-StauberEinsteigen, bitte!Unterrichten Sie nach den Sommerferienneu mit dem eLehrmittelABU? Wären Sie froh umUnterstützung und Austausch mitanderen Lehrpersonen? Dannsteigen Sie ein in den von der Päd<strong>ag</strong>ogischenHochschule Zürich(PHZH) begleiteten Pilotversuch.An zwei Veranstaltungen währenddes Schuljahrs <strong>2013</strong>/14 haben Siedie Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschenund Anliegen einzubringen.Ausserdem stehen Ihnendie bereits in der ersten Phase desPilotprojektes erarbeiteten Handreichungenzur Verfügungen. DieResultate der ersten Runde desePilots werden am 27. Juni, von 17bis 19 Uhr (mit anschliessendemApéro), an der PHZH vorgestellt.Interessierte Schulleitungen undLehrpersonen sind herzlich zudieser Veranstaltung eingeladen.Weitere Informationen und Anmeldungenunter: info@<strong>hep</strong>-<strong>verl<strong>ag</strong></strong>.ch,031 310 29 29.≥ ePilot-Lehrpersonen und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der PHZ tauschen sich aus.13


eLehrmittel jetzt mitweiteren Inhalten!Machen Sie sich ein eigenes Bild unserer eLehrmittel für iPad, PCund Mac! Die Testversion der iPad-App, mit der sie 10 Seiten proLehrmittel ansehen und bearbeiten können, ist kostenlos im AppStore erhältlich. Sind Sie an der PC- oder Mac-Version interessiert,melden Sie sich bitte per E-Mail oder Telefonanruf beim Verl<strong>ag</strong>.Folgende eLehrmittel sind bereits erhältlich oder erscheinen auf dasSchuljahr <strong>2013</strong>/2014:eLehrmittel-Appausgezeichnet!• Betriebswirtschaftslehre | Zusammenhänge verstehen• Deutsch | Schreiben | Lesen und Verstehen | Sprechen | Grammatik• Geografie | Wissen und verstehen | Ein Handbuch für die Sekundarstufe II• Gesellschaft | Ausgabe A | Lehrmittel für den Lernbereich«Gesellschaft» im ABU• Gesellschaft | Ausgabe B | Lehrmittel für den Lernbereich«Gesellschaft» im ABU• Gesetzestexte | für den allgemeinbildenden Unterricht• Handbuch Kompetenzen | Basic Skills• Lexikon Allgemeinbildung• Sprache und Kommunikation | Lehrmittel für den Lernbereich «Sprache undKommunikation» im ABU• Volkswirtschaftslehre | Lehrmittel für die Sekundarstufe II und die WeiterbildungWeitere Informationen unter www.<strong>hep</strong>-<strong>verl<strong>ag</strong></strong>.ch/elehrmittelLern-Apps von <strong>hep</strong>!14


GeschenktippGoldfieber undHirnstrukturenSind Sie demnächst an ein Fest eingeladenund wissen nicht, was Siemitbringen könnten? Dann hilftIhnen der <strong>hep</strong>-Geschenktipp weiter.Haben Sie auch schon mal davon geträumt,wie ein Goldgräber im WildenWesten pures Gold aus einem Bach zufischen? Wollen Sie den Traum wahrmachen? Dann nur zu! Unglaublich,aber wahr: Das Gold liegt nicht blossunter dem Zürcher Paradeplatz oderdem Bundesplatz, sondern auch in kleinenSchweizer Gewässern – vielleichtsogar vor Ihrer eigenen Haustür. Dasott-Sachbuch «Gold in der Schweiz,Auf der Suche nach dem edlen Metall»von Peter Pfander und Victor Jans verrätIhnen alles über das Goldfieber inunserem Land. Denn die Goldsucheund insbesondere das Goldwaschenhat auch in der Schweiz Tradition. Dasvorliegende Buch, bereits in fünfterAufl<strong>ag</strong>e, führt gezielt und umfassendin die historischen Geheimnisse derGoldwäscherei ein. Es zeigt Schritt fürSchritt auf, wie man mit einfachstenMitteln die Goldsuche starten und mitetwas Glück und Geschick dabei aucherfolgreich sein kann. 14 Beiträge wurdenfür die neue Aufl<strong>ag</strong>e umfassendüberarbeitet und aktualisiert. AusgewieseneGoldexperten beschreiben dieFundstellen und die prächtigsten Fundeder letzten 30 Jahre.Neuropsychologie einfach erklärtVielleicht interessieren sich Ihre Bekanntenund Verwandten aber eher fürdie Strukturen und die Funktionsweisedes menschlichen Gehirns. Dann ist das<strong>hep</strong>-Buch «Einführung in die Neuropsychologie»von Peter Gasser genau dasrichtige Mitbringsel. Diese gut verständlicheEinführung in die Neuropsychologieaus der <strong>hep</strong>-Reihe «Praxis für diePraxis» orientiert über Hirnstrukturenund Hirnfunktionen. Es stellt eine neueSicht unseres Gedächtnisses dar, zeigtdie Bedeutung von Emotionen beimLernen auf und gibt Anregungen zumgehirngerechten Lernen. Der Autorerläutert den neusten Stand der päd<strong>ag</strong>ogischrelevanten Neuropsychologieund zieht die didaktischen Folgerungenfür das Planen, Durchführen undReflektieren von Lernangeboten in derErwach senenbildung. Damit vermittelter Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildnernsowie Lehrpersonenan Gymnasien und höheren Lehranstalten– und allen anderen Interessierten– eine praxisbezogene Orientierung.Peter Pfander, Victor Jans (Hrsg.)Gold in der SchweizAuf der Suche nach demedlen Metall5. Aufl<strong>ag</strong>e <strong>2013</strong>ca. 200 SeitenCHF 40.00ott <strong>verl<strong>ag</strong></strong>ISBN 978-3-7225-0130-7Peter GasserEinführung in dieNeuro psychologieFür Lehrende derErwachsenen bildung1. Aufl<strong>ag</strong>e 2012176 Seiten15,5 x 22,5 cm, BroschurCHF 34.00<strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong>ISBN 978-3-03905-849-515


<strong>hep</strong> goes GermanyDer <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong> bricht zu neuenUfern auf: Seit Anfang Jahr arbeitetein kleines Team rund um dendeutschen Verl<strong>ag</strong>sleiter Karl Kaz daran,für <strong>hep</strong> den Deutschlandmarkt zu erschliessen.Mit vier eigens für Deutschlandkonzipierten Lehrmitteln und einerAuswahl an Päd<strong>ag</strong>ogiktiteln präsentiertesich <strong>hep</strong> im Februar erstmals an derweltweit grössten Bildungsmesse, derDidacta in Köln.RAHEL ECKERT-STAUBERDie Ausmasse sind gigantisch: Über100 000 Besucherinnen und Besucheraus allen Bereichen der Bildung vomKindergarten bis zur Hochschule pilgertenim Februar an die Didacta nachKöln, um sich einen Überblick über Angebote,Trends und aktuelle Themen inder Bildung zu informieren. Insgesamt843 Anbieter aus 15 Ländern präsentiertenwährend fünf T<strong>ag</strong>en auf dem weitläufigenGelände der Kölnmesse ihreLehrmittel, Lehrbücher und -produkte.Unter den Ausstellern war in diesemJahr auch der <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong>. Damit betratder 12-jährige <strong>Bern</strong>er Verl<strong>ag</strong> Neuland.Das ist kein Zufall: <strong>hep</strong> will inden deutschen Markt vorstossen. «DieSchweiz ist nicht sehr gross. Wenn wirwachsen wollen, müssen wir neue Märktesuchen», erklärt <strong>hep</strong>-VerwaltungsratspräsidentPeter Egger. Anfänglich ginges ihm vor allem darum, in unseremNachbarland die Päd<strong>ag</strong>ogiktitel besserverkaufen und die bereits heute ansehnlichedeutsche Kundschaft effizienterbeliefern zu können. Doch bald schonwurde mehr daraus und im Frühling2012 schliesslich beschloss der <strong>hep</strong>-Verwaltungsrat,den Schritt nach Deutschlandzu w<strong>ag</strong>en.Als Verl<strong>ag</strong>sleiter für Deutschlandkonnte <strong>hep</strong> Karl Kaz, einen ausgewiesenenVerl<strong>ag</strong>sprofi (siehe Box) undlangjährigen Weggefährten Eggers,verpflichten. Ein Glücksfall für <strong>hep</strong>:Kaum ein anderer kennt die deutscheBildungs- und Verl<strong>ag</strong>sszene so gut wieKaz. Von seinen Büroräumlichkeitenin Köln aus treibt er nun für <strong>hep</strong> dasDeutschlandgeschäft voran. Er durchforstetdas <strong>hep</strong>-Verl<strong>ag</strong>sprogramm nachDeutschland-tauglichen Titeln undstudiert die Lehrpläne der deutschenBildungsinstitutionen. Unterstützt wirder dabei von Julia Reichmann, einerdeutschen Marketingfachfrau, die vonder Gutenbergstrasse in <strong>Bern</strong> aus dasExpansionsprojekt koordiniert.Vier neue Titel für DeutschlandDer Auftritt an der Didacta in Köln warfür <strong>hep</strong> gewissermassen die Feuertaufe.«Unsere Präsenz an der Didacta war sehrwichtig», betont Karl Kaz. «Viele potenzielleKunden und Autoren sind uns hierzum ersten Mal begegnet und wir habenein erstes Feedback bekommen, ob wirmit unserem Buchprogramm richtig liegen.»In einem ersten Schritt bringt <strong>hep</strong>in Deutschland rund 30 Päd<strong>ag</strong>ogiktitelaus dem Schweizer Buchprogramm aufden Markt. Zum Teil müssen die Titelleicht angepasst werden – auch wenn esdabei oft nur um Begrifflichkeiten geht.So spricht man in der Schweiz beispielsweisevon einer Lehrperson, in Deutschlandhingegen von einer Lehrkraft.Zudem hat <strong>hep</strong> bereits vier Lehrmittelextra für den deutschen Marktschreiben respektive anpassen lassen:So wurde das «Handbuch Kompetenzen»überarbeitet, ebenso das Lehrbuch«Volkswirtschaftslehre» von AymoBrunetti. Ganz neu für die deutscheKundschaft hinzugekommen sind das«Handbuch Berufspraxis» und «DasKind – Die Entwicklung von drei bissechs Jahren». Letzteres ist für die inDeutschland boomende Ausbildungzur Erzieherin für Kindert<strong>ag</strong>esstättengedacht. Weitere Titel werden folgen.<strong>hep</strong> will und kann nicht ganzDeutschland ins Visier nehmen. «Wirkonzentrieren uns jetzt erst einmal aufdie Bundesländer Nordrhein-Westfalenund Baden-Württemberg», erklärt Kaz.Das macht nicht nur Sinn, weil diesdie beiden kaufkraftstärksten Bundesländersind, sondern weil der deutscheSchulbuchmarkt ganz andere Mechanismenund Gegebenheiten aufweistals der Schweizer Markt. So müssenetwa Lehrmittel für gewisse Fächer undSchulstufen von den Kultusministeriender jeweiligen Bundesländer abgesegnetwerden, bevor sie an den Schulenverwendet werden dürfen. «Bayern istbeispielsweise sehr streng, während dieVorgaben in Nordrhein-Westfalen moderatsind», erklärt Kaz.Ein solides Standbein aufbauenEine zweite für Schweizer Verhältnisseungewöhnliche Eigenheit: Um die genehmigtenLehrmittel an die Schulenzu bringen, eng<strong>ag</strong>ieren die Verl<strong>ag</strong>e so-16


Erster öffentlicher Deutschlandauftrittan der Didacta in Köln:Marketingfachfrau Julia Reichmann,Verl<strong>ag</strong>s leiter Deutschland Karl Kazund <strong>hep</strong>-Verleger Peter Egger.Foto: Alexander Weithorngenannte Schulberater. Diese Aussendienstmitarbeiterklopfen Schule umSchule ab, um der Lehrerschaft ihreNeuheiten vorzustellen. Auch für <strong>hep</strong>sind nun sieben solche Schulberaterinnenund Schulberater unterwegs.Dabei gilt es, den besten Zeitpunkt zuerwischen: Wenn die Lehrpläne geändertwerden, ist die Chance am grössten,dass neue Lehrmittel ausgewählt und ingrosser Stückzahl für alle Lernenden gekauftwerden.Doch welche reellen Chancen hat<strong>hep</strong> in Deutschland mit seinen 80 MillionenEinwohnern tatsächlich? «DerVorteil eines kleineren Verl<strong>ag</strong>es wie<strong>hep</strong> ist, dass wir sehr schnell und sehrflexibel re<strong>ag</strong>ieren und Nischen besetzenkönnen», betont Kaz. Ausserdem hat <strong>hep</strong>im Gegensatz zu den Schulbuchgigantenaus dem deutschsprachigen Raum einsehr grosses Angebot an Methodik- undDidaktiktiteln. «Das ist unser wertvollsterSchatz», verrät Kaz. Viele der Grossenmachen solche Bücher aus Profitgründennicht mehr, denn das Volumenbei solchen Titeln ist nicht so gross undfolglich für die Multis zu wenig rentabel.In <strong>Bern</strong> und Köln ist man zuversichtlich:«Wir rechnen zwar nicht mit einerexponentiellen Wachstumskurve, aberwir wollen hier ein solides Standbeinaufbauen», s<strong>ag</strong>t <strong>hep</strong>-Verleger Egger. Ergeht davon aus, dass dieser Aufbau etwazwei Jahre dauert.Der Auftakt an der Didacta in Kölnjedenfalls ist gelungen: Der <strong>hep</strong>-Standwurde rege besucht und zwei <strong>hep</strong>-Autorensorgten gar für Furore: Andreas Müller,Leiter des Instituts Beatenberg undin Deutschland bei vielen Lehrpersonenaus Weiterbildungskursen bekannt, zogdas deutsche Publikum mit dem Vortr<strong>ag</strong>zu seinem neuen Buch «Die Schuleschwänzt das Lernen.» gleich in Scharenan. Und Christoph Schmitt war mit seinerStreitschrift «Bildung auf Augenhöhe»Studiogast in «Deutschlandfunk»,einem renommierten öffentlich-rechtlichendeutschlandweiten Radiosender.Entsprechend zuversichtlich blickt Eggerin die Zukunft: «Wir brauchen unsvor den grossen Verl<strong>ag</strong>skonzernen nichtzu verstecken, denn wir haben mit unseremBuchprogramm für den deutschenMarkt tatsächlich etwas zu bieten.»Verl<strong>ag</strong>sleiter Deutschland: Karl KazKarl Kaz ist Verl<strong>ag</strong>sleiter Deutschlanddes <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong>s. Der 55-Jährige ist einprofunder Kenner des Bildungswesensund der Bildungsmedienbranche imdeutschsprachigen Raum. Karl Kaz absolvierteein Studium der Wirtschaftswissenschaftenund arbeitete danach ander Universität Hohenheim (Stuttgart)in verschiedenen Forschungsprojektenmit. Es folgten Tätigkeiten bei staatlichenund privaten Bildungsträgern,unter anderem in der Ausbildung zuverschiedenen kaufmännischen Berufen.1989 wechselte Karl Kaz ins Verl<strong>ag</strong>swesenund nahm seither verschiedeneFunktionen als Redaktionsleiter,Verl<strong>ag</strong>sleiter und Geschäftsführer wahr.Zuletzt war er beim multinationalen«Bildungs<strong>verl<strong>ag</strong></strong> eins» tätig.17


«Wir müssenSprache gezieltfördern»Sie setzt sich für einen starken,handlungsorientierten Sprachunterrichtan Berufsfachschulenein und fordert obligatorischen Fremdsprachenunterrichtfür Berufslernende:Ruth Schori Bondeli. Doch wie lässt sichdie Sprachkompetenz der Lernenden inder knapp bemessenen Zeit am bestenfördern? Die Sprachwissenschaftlerinsteht dem <strong>hep</strong> <strong>m<strong>ag</strong>azin</strong> Red und Antwort.RAHEL ECKERT-STAUBER<strong>hep</strong> <strong>m<strong>ag</strong>azin</strong>: Mit dem neuenABU-Rahmenlehrplan (RLP) 2006hat der Sprachunterricht an denBerufsfachschulen zumindest aufdem Papier wieder ein stärkeresGewicht bekommen. In den Schulzimmernliegt der Schwerpunktaber nach wie vor auf dem Lernbereich«Gesellschaft». Woran liegtdas?Ruth Schori Bondeli: Das hat zunächsteinen ganz sympathischen Grund: DerLernbereich «Gesellschaft» ist spannend.Wenn wir unsere Studierendenfr<strong>ag</strong>en, weshalb sie ABU-Lehrpersonenwerden wollen, schwärmen sie von dengesellschaftsrelevanten Themen, dieschulisch unverbraucht sind. Sie freuensich primär darauf, etwas zu unterrichten,das die Jugendlichen angeht und dieGesellschaft umtreibt. Diese Aura desNeuen und Herausfordernden schreibensie dem Lernbereich «Sprache undKommunikation» auf den ersten Blicknicht zu.Aber warum soll man überhauptso viel Zeit in die Sprachförderunginvestieren? Lernen die Lernendendie Sprache nicht «by the way»?Natürlich lernt man immer auch «bythe way». Aber das Bewusstmachenund das übende Wiederholen sind fürdie tatsächliche Weiterentwicklung derkommunikativen Kompetenzen zentralwichtig. Das Sprachbad allein reichtnicht aus, um Sprachmuster zu erkennenund anzuwenden. Nehmen wir zumBeispiel die Textsorte «Argumentation»:Es braucht sehr viel Leseerfahrung, umden Aufbau einer gelungenen Argumentationzu durchschauen. Und: DasDurchschauen allein führt nicht zumZiel. Die Lernenden müssen an verschiedenenBeispielen üben, eine Thesemit Argumenten plausibel zu stützen.Sind die Lehrpersonen überhauptgerüstet für einen modernenSprachunterricht?Viele Lehrpersonen sind sich noch nichtgewohnt, das Sach- und das Sprachlernengleichermassen voranzutreiben. Dafehlt es an Know-how. Und die standardisierteEinzelprüfung wirft zudemihre Schatten zurück auf den Unterricht.Solange diese nicht angepasst wird undden Anforderungen des RLP entspricht,kann man nicht davon ausgehen, dassalle Lehrperson sich frei fühlen, dieSprache aufzuwerten.Wie könnte man den Veränderungendenn Schub verleihen?Der Königsweg für die Lehrpersonenist die Weiterbildung – und zwar nichtin einem halbtägigen Crashkurs. Esbraucht ungefähr zehn volle T<strong>ag</strong>e, umeine konkrete Vorstellung vom neuenSprachmodell zu entwickeln und sichdidaktische Werkzeuge zu erarbeiten.Und dann ist Mut gefr<strong>ag</strong>t, im Unterrichtetwas zu riskieren und auszuprobieren.Ausserdem sollten alle den Sprachexpertinnenund -experten in den Kollegiendie guten Ideen abkupfern.Welche Verantwortung tr<strong>ag</strong>en dieSchulleitungen?Sie sprechen Geld für Weiterbildungenund sind sich darüber im Klaren, dassSprache und Kommunikation im nächstenJahrzehnt ein zentrales Entwicklungsprojektist. Das Thema verschwindetnicht plötzlich von ihren Agenden.Bei Anstellungs- und Mitarbeitergesprächenist der Sprachunterricht ein Thema.Wie sieht denn ein optimaler Unterrichtin «Sprache und Kommunikation»aus?Grundsätzlich ist es immer im Sinnedes RLP, wenn aus dem natürlichenSprachhandeln im Rahmen des Lernbereichs«Gesellschaft» etwas herausgepickt,bearbeitet, geübt und beurteiltwird. Ein konkretes Unterrichtsbeispiel:Die Lehrperson behandelt die rechtlichenGrundl<strong>ag</strong>en von Kaufverträgen.Nach eineinhalb Lektionen wechselt siedie Ebene. Sie zeigt die Videosequenzeines Reklamationsgesprächs wegenmangelhafter Ware und analysiert dieseKommunikationssituation mit derKlasse: Wie ist das Gespräch abgelaufen?Welche Elemente gehören zu einemsolchen Gespräch? Dann übt dieLehrperson mit der Klasse gezielt einebestimmte Teilkompetenz: Das genaueBeschreiben eines Mangels. Dazu zeigtsie der Klasse Fotos von defekten Allt<strong>ag</strong>sgegenständen.Die Lernenden be-18


Interviewfoto: Hannes Saxerschreiben nun die abgebildeten Mängelmöglichst präzise. Nach einer intensivenÜbungsphase schaut die Lehrperson mitder Klasse ein letztes Beispiel an und beurteiltes: Würde ich am Telefon genauverstehen, worum es sich handelt, wennich den Gegenstand nicht vor mir hätte?Für diese Spracharbeit braucht man proUnterrichtssequenz mindestens eineinhalbLektionen.Viele Lehrpersonen halten diesaber angesichts der Stofffülle in«Gesellschaft» für reine Zeitverschwendung.Das ist eine Täuschung. Indem ich gezieltübe, etwas genau zu beschreiben,gelange ich zu einer grösseren Tiefe undPräzision im Umgang mit Sachverhaltenüberhaupt. Das kommt mir auch in «Gesellschaft»zugute. Ich gewinne also Zeit.Interessanterweise verschwindet dieAusrede mit zunehmendem Know-how.Moderne Kommunikation findet inder heutigen Zeit aber oft in Englischstatt. Doch Fremdsprachensind in den meisten Berufslehrennicht obligatorisch.Leider! Ich finde, das Fremdsprachenlernenauf der Volksschulstufe darf nichtohne Anschluss auf der SekundarstufeII bleiben. So wie es jetzt läuft, wird dieschulisch erworbene Mehrsprachigkeitzu oft abgewürgt. Das ist sehr schadeund eine Verschwendung des grossenAufwandes, den Lehrpersonen und Lernendeauf der Volksschulstufe betreiben.Ich behaupte auch, dass es für viele Berufslernendeeine Unterforderung ist.Andere wiederum wären aber vielleichtüberfordert.Natürlich müsste man einen gangbarenund sinnvollen Weg finden. Ich stelle mirauch kein allgemeinbildendes Englischoder Französisch vor, sondern berufsspezifischenFremdsprachenunterrichtmit klar umrissenen, den jeweiligenLehrniveaus angepassten Curricula, wiees sie in einzelnen Berufen schon gibt.Der bereits überfrachtete Berufsfachschult<strong>ag</strong>würde damit aber anseine Grenzen stossen.Das stimmt. Doch das Modell mit s<strong>ag</strong>eund schreibe eineinhalb Wochenlektionenfür Unterricht in der Umgebungssprachemuss meiner Meinung nachsowieso geknackt werden. Es ist nichtmehr zeitgemäss. In einer Welt, diesich rasch verändert, gehört die kommunikativeSprachkompetenz zu denverlässlichsten Bildungsgütern, unddas für alle Bevölkerungsschichten. Esbraucht künftig eine Erweiterung undFlexibilisierung des Schulanteils in derGrundbildung. Am besten denken absofort alle involvierten Kreise laut übertaugliche Möglichkeiten nach.Ruth Schori BondeliDr. phil. Ruth Schori Bondeli ist Co-Studienleiterin des DiplomstudiengangsAllgemeinbildung am EidgenössischenHochschulinstitut fürBerufsbildung (EHB) und Dozentinfür Sprachdidaktik. Sie hat NeuereDeutsche Literatur, GermanischePhilologie und Erziehungswissenschaftenstudiert. Schori Bondelihat langjährige Lehrerfahrung ander Berufsfachschule GIB <strong>Bern</strong> undan der Universität Fribourg.Deutsch an BerufsfachschulenDer allgemeinbildende Unterricht(ABU) an den Berufsfachschulen istunterteilt in die beiden Lernbereiche«Gesellschaft» und «Sprache undKommunikation». Der Rahmenlehrplan(RLP) 2006 wertet die Sprachegegenüber dem RLP 1996 deutlichauf. Sprache soll nicht mehr nur alsInstrument der Verständigung, sondernals ebenbürtiger Lerngegenstandbehandelt werden. Im Mittelpunkt derBildungsziele stehen kommunikativeSprachkompetenzen, die im persönlichen,beruflichen und gesellschaftlichenKontext der Lernenden erforderlichsind. Über die blosse Anwendunghinaus soll das Nachdenken übersprachliche Phänomene, Normen undsituationsgerechte Sprachverwendungdie Lernenden für einen bewusstenUmgang mit Sprache sensibilisierenund sie in ihrer individuellen Sprachkompetenzweiterentwickeln.19


Sprache und KommunikationMonika Wyss, Marta RüeggDeutsch im ABUAusgabe A | Sprachförderung – ein Arbeitsbuch3. Aufl<strong>ag</strong>e 2011208 Seiten, A4, BroschurISBN 978-3-03905-623-1CHF 40.–CD-ROM für LehrpersonenISBN 978-3-03905-653-8CHF 69.–22 Module als Trainingseinheiten, die entweder eine Textsorte oder ein Teilgebietder Sprachanwendung behandeln.Rahel Eckert-Stauber, Marta Rüegg, Monika WyssDeutsch im ABUAusgabe B | Sprachförderung – ein Arbeitsbuch2. Aufl<strong>ag</strong>e 2012256 Seiten, A4, BroschurISBN 978-3-03905-815-0CHF 44.–CD-ROM für LehrpersonenISBN 978-3-03905-655-2CHF 69.–Bewährtes Konzept, ergänzt durch zwei neue Module und einen Anhang mitÜberblick über Kompetenzen und Arbeitstechniken.Markus Spiegel, Karl Uhr, Christoph R<strong>ag</strong>az, Hans ZimmermannSprache und KommunikationLehrmittel für den Lernbereich «Sprache undKommunikation» im ABU2. Aufl<strong>ag</strong>e 2011112 Seiten, A4, SpiralbindungISBN 978-3-03905-726-9CHF 30.–Ein klares Konzept, das handfeste Orientierungshilfen für das Formulieren vonverständlichen Texten bietet.für KVAlex BieliSprachklar. | 1Grundl<strong>ag</strong>en und Regeln der Sprache |Ein Selbstlernbuch | Kaufmännische Grundbildung |Erwachsenenbildung1. Aufl<strong>ag</strong>e <strong>2013</strong>164 Seiten, A4, BroschurISBN 978-3-03905-870-9CHF 29.–LösungenISBN 978-3-03905-904-1CHF 10.–Das neue Deutschlehrmittel für die kaufmännische Grundbildung.20


Ein T<strong>ag</strong> mit einerLernendenDie 17-jährige angehende DetailhandelsfachfrauJoëlle Wanneraus dem bernischen Kirchbergliebt Stoffe und Kleider. Ihre ältesteKundin ist 100-jährig.Mein Morgen beginnt im Fünfminutentakt:Fünf Minuten mit dem Velo vonZuhause zum Bahnhof Kirchberg, fünfMinuten Zugfahrt nach Utzenstorf, fünfMinuten Fussmarsch zu meinem Lehrbetrieb,dem Modehaus Burren. Um8 Uhr morgens beginne ich zu arbeiten.Die ersten Arbeitsstunden verbringe ichdamit, staubzusaugen und abzustauben.Irgendwann kommen dann die erstenKundinnen und Kunden. Zwischendurchpacke ich neue Ware aus undversehe sie mit einem Etikett. UnserKleidersortiment richtet sich an ein älteresPublikum. Ich habe sogar schon100-jährige Damen bedient. Das gefälltmir sehr gut. Der grosse Altersunterschiedzwischen ihnen und mir ist keinProblem. Im Gegenteil, ich m<strong>ag</strong> die bet<strong>ag</strong>tenKundinnen wirklich gerne. Meistsind sie sehr dankbar, wenn ich ihnenhelfe, das geeignete Outfit zu finden, einbisschen mit ihnen plaudere und ihnenbeim Ankleiden behilflich bin.«Hawaii wäremein Traum.»Der Vormitt<strong>ag</strong> verfliegt schnell. ÜberMitt<strong>ag</strong> schliesst unser Geschäft und ichfahre nach Hause. Zuhause, das sindmeine Eltern, meine 23-jährige Schwesterund ich. Ich habe noch eine ältereSchwester, aber die lebt in Basel. MeineMutter kocht das Mitt<strong>ag</strong>essen, was ichsehr schätze.Der Nachmitt<strong>ag</strong> verläuft ähnlichwie der Vormitt<strong>ag</strong>. Ich bin die einzigeLernende in unserem Geschäft. Nebenden Geschäftsführern und mir arbeitenhier drei Festangestellte und eine Teilzeitangestellte.Ausserdem haben wireine Schneiderin, die Änderungen fürunsere Kundinnen und Kunden vornimmt.Ich liebe die Arbeit mit Textilienund Stoff. Das ist auch der Grund,dass ich mich letztlich für die Lehrstellein einem Kleidergeschäft entschiedenhabe. Ich war auch in einem Telekommunikations-und in einem Möbelgeschäftschnuppern, aber das war nicht somein Ding. Bereits als kleines Mädchenbin ich immer gerne mit meiner MutterKleider einkaufen gegangen und habemich für Mode interessiert. Und dieKombination mit dem Kundenkontaktist perfekt. Es stellt mich auf, wenn sichdie Kundinnen und Kunden freuen, sobaldsie das Richtige gefunden haben.Sie sind dann gleich selbstbewusster undmachen mir auch mal ein Komplimentfür meine gute Beratung.Was ein bisschen anstrengend ist:dass ich in diesem Lehrjahr nie zweiT<strong>ag</strong>e nacheinander frei habe, weil ichsamst<strong>ag</strong>s immer arbeite. So kann mannie richtig entspannen und abschalten.Vielleicht ist dies aber im 3. Lehrjahrwieder anders. Apropos drittes Lehrjahr:Das ist mir eine Zeitlang ziemlichauf dem M<strong>ag</strong>en gelegen. Denn meinLehrbetrieb schliesst im Sommer, weilmein Chef und meine Chefin in Pensiongehen. Zum Glück hat sich aber meinLehrmeister umgehend nach einem anderenLehrbetrieb für mich umgesehen– mit Erfolg. Im Sommer kann ich zumModegeschäft Vestita in Burgdorf wechseln.Jetzt bin ich wieder zuversichtlichund freue mich auch auf das Neue.Abends, nach der Arbeit, lerne ichfür die Schule, entspanne mich odergehe an die frische Luft joggen. AmWochenende gehe ich gerne nach <strong>Bern</strong>in den Ausgang. Wenn es an der Berufsfachschuleweiter so gut läuft, würde ichnach der Lehre gerne an die Berufsmaturitätsschule.Sicher aber will ich zuersteinen Sprachaufenthalt machen – vielleichtin Kalifornien oder gar auf Hawaii.Das wäre mein Traum.Aufgezeichnet: Rahel Eckert-Stauber21


«Die Schule erhältImpulse zum Ausbauihres Stärkeprofils»Norbert Landwehrleitet das ZentrumSchulqualität an derFachhochschule Nordwestschweiz(FHNW)in Aarau. In seinemneusten Buch «FailingSchools» setzt sichder <strong>hep</strong>-Autor mit denHerausforderungender Schulentwicklungauseinander.Für Prof. Dr. Norbert Landwehr ist die externeSchulevaluation ein wichtiges Werkzeug zurSteigerung der Schulqualität.Ob sich der Aufwand für die externeSchulevaluation lohnt, hängtin erster Linie davon ab, wo derenNutzen gesehen wird. Dieser lässt sichan vier Wirkungsfeldern beschreiben:• Wissensgewinnung: Die Schule erhälteinen vertieften Einblick in das eigeneStärken- und Schwächenprofil auchim Vergleich zu anderen Schulen. Sieerhält Antworten auf Fr<strong>ag</strong>en wie «Woranliegt es, dass wir in verschiedenenPunkten von unseren gewünschtenZielen abweichen?». Diese Wissensbasisist eine wichtige Voraus setzung, umdie Gestaltungsautonomie kompetentwahrnehmen zu können.• Schul- und Unterrichtsentwicklung:Die Schule erhält Impulse zur Beseitigungvon Qualitätsdefiziten und zumgezielten Ausbau ihres Stärkeprofils.In diesem Sinne ist die externe EvaluationTeil des Optimierungskreislaufes,dem sich alle Institutionen stellenmüssen, wenn sie Wert auf eine qualitativhochstehende Dienstleistungin einem sich verändernden Umfeldlegen.• Normendurchsetzung: Durch die externeSchulevaluation wird überprüft,ob die vorgegebenen Bestimmungen,Regeln, Qualitätserwartungen auchtatsächlich umgesetzt werden. Durchdie angekündigte Überprüfung wirdden Schulen wirksam kommuniziert,was der «Auftr<strong>ag</strong>geber» – zum Beispielder Kanton als normensetzendeInstanz – von den Schulen erwartet.• Rechenschaftslegung: Durch die externeSchulevaluation erhält die Schuleeine glaubwürdige Datengrundl<strong>ag</strong>efür einen bilanzierenden Qualitätsnachweisgegenüber dem politischenAuftr<strong>ag</strong>geber und der interessiertenÖffentlichkeit. Diese Funktion istwichtig, weil die Schule im Fokus desöffentlichen Interesses steht.Der Nutzen der Evaluation wird unterschiedlichgesehen – je nach der Gewichtungder verschiedenen Adressaten:Während viele Schulen die Wissensgewinnungund die Entwicklungsimpulseals bedeutsam einstufen, dürften Politikund Öffentlichkeit vor allem den anderenbeiden Felder ein grosses Gewichtbeimessen. Je nach Gewichtung der vierWirkungsfelder, beurteilt man den benötigtenAufwand anders. Die Nutzenerwartungist nämlich ausschl<strong>ag</strong>gebenddafür, ob der Aufwand als lohnenswerteingestuft wird oder nicht. Wenn eineSchule weder an Erkenntnisgewinnungnoch an ihrer Weiterentwicklung interessiertist, dürfte sie den benötigtenZeitaufwand schon bald einmal alsunzumutbar hoch empfinden. Auf deranderen Seite dürfte eine Schule, diesich nach aussen als «gute Schule» präsentierenmöchte, den Aufwand nichtals «Verlust», sondern als eine wichtigeÜberlebenshilfe verbuchen.ForumDiskutierenSie mit!22


D<strong>ag</strong>mar Röslerist Präsidentin des VerbandesLehrerinnen undLehrer Kanton Solothurn(LSO). Sie unterrichtet ineinem Teilpensum einedritte Primarklasse inBellach SO und ist Muttervon zwei Töchtern im Kindergarten-und Primarschulalter.Forum«Der Unterricht drohtin den Hintergrundgedrängt zu werden»LSO-Präsidentin D<strong>ag</strong>mar Rösler kritisiertdie übertriebene Evaluationsbürokratie aufKosten des Unterrichts.Externe Schulevaluation:Lohntsich der Aufwand?Norbert Landwehr,Leiter des ZentrumsSchulqualität ander FachhochschuleNordwest schweiz,und D<strong>ag</strong>mar Rösler,Präsidentin des VerbandesLehrerinnenund Lehrer KantonSolothurn, kreuzendie Klingen.Wie stehen Sie zu dieserFr<strong>ag</strong>e? Verbessern externeSchulevaluationen dieQualität der Schulen oderblähen sie bloss die Bürokratieunnötig auf? SchreibenSie uns Ihre Meinung an:<strong>m<strong>ag</strong>azin</strong>@<strong>hep</strong>-<strong>verl<strong>ag</strong></strong>.chVor acht Jahren wurden die Führungsstrukturender Schulenund die Qualitätsmessung imKanton Solothurn neu definiert. Diesgeschah aus dem Gedanken heraus,dass «allen Kindern ein vergleichbaresUnterrichtsangebot und qualitativ vergleichbareLernbedingungen zustehen».Unsere Volksschule muss sich wie andereBetriebe auch ein Stück weit der Qualitätssicherungund Qualitätsentwicklungstellen. Ein Blick von aussen kanngewinnbringend sein – keine Fr<strong>ag</strong>e!Seit der Einführung der externenEvaluation ist aber das Gefühl für dasMach- und Leistbare vor Ort verlorengegangen. Man gibt sich der Messbarkeitsillusionhin, glaubt, Leistungen undQualität durch Daten und Kennzahlenvollständig erfassen zu können, und vergisstdabei oft, dass hinter diesen Zahlenim besten Fall eine Reduktion der Wirklichkeitsteht.Schulleitende verfassen pflichtbewusstihre Rechenschaftsberichte, holenFeedbacks ein, schreiben zusammen mitihrem Team Schulprogramme, Konzepteund Leistungsvereinbarungen. Reichenfristgerecht Stärken- und Schwächenanalysenein und verfassen eine Selbsteinschätzungzu einem gewählten Thema.Sie treffen sich jährlich mit den Behördenzu mehreren Controllinggesprächen undsegnen dort zum Beispiel Gesamtstundenpläneab, die schon seit Wochen imSchulbetrieb am Laufen sind.Dies alles, um am Schluss zu erfahren,ob ihre Ampel auf Rot, Orangeoder Grün steht. Und dann? Bei Grünsind alle Beteiligten verständlicherweisemehr als erleichtert. Die Sache ist einBericht in der lokalen Zeitung wert. Wasaber, wenn die Ampel Rot zeigt? Mit derexternen Schulevaluation ist ein Apparataufgebläht worden, der mittels Zahlenund viel administrativem AufwandMängel im Schulbetrieb aufzeigen soll.Hand aufs Herz – wussten nicht schonalle vor der unabhängigen und aufwendigenQualitätsmessung wo der Hundbegraben l<strong>ag</strong>?Mit der externen Schulevaluationgewinnen wir zwar viele Daten, daseigentliche Kerngeschäft der Schulen –das Unterrichten – droht von den Formularen,Statistiken und Tabellen inden Hintergrund gedrängt zu werden.Kommt dazu, dass in vielen Kantonenkrampfhaft nach Sparmöglichkeitenim Bildungsbereich gesucht wird. DerIdeenkatalog beinhaltet auch Kürzungenoder gar Streichungen in musischenFächern. Von Qualitätssicherung kannman in meinen Augen aber nur sprechen,wenn man keinen Leistungsabbauin den Schulen vor Ort betreibt, sonderndie Evaluationsbürokratie auf das Nötigereduziert.23


Social Media<strong>hep</strong> zwitschertund postetDer <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong> ist neu auch aufFacebook und Twitter präsent.Wollen Sie mehr wissen? Dann«liken» und «followen» Sie uns!Andrea EggerSeit Mitte Januar ist der <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong> inden beiden sozialen Netzwerken Facebookund Twitter unterwegs. «UnserZiel ist es, mit dem Social-Media-Auftrittdas Publikum, Lehrpersonen, Dozierende,Bildungsfachpersonen, aberauch Lernende und Studierende nochbesser und direkter zu erreichen», s<strong>ag</strong>tJulia Reichmann, Projektleiterin SocialMedia bei <strong>hep</strong>. «Auf Facebook wollenwir etwas persönlicher aus dem Verl<strong>ag</strong>sallt<strong>ag</strong>berichten. Und Twitter bietetsich an, schnell und einfach kurze Newszu veröffentlichen.» Der Verl<strong>ag</strong> hat sichdeshalb entschieden, auf beiden Kanälenaktiv zu werden.Auf Twitter werden seit Mitte Januarkurze Neuigkeiten aus der Bildungswelt,zu <strong>hep</strong>-Veranstaltungen oderNeuerscheinungen veröffentlicht. Ausserdemverbreitet <strong>hep</strong> aktiv interessanteund wissenswerte Tweets von anderenoder antwortet auf Tweets, die direkt an<strong>hep</strong> gerichtet sind oder fachrelevanteThemenbereiche aufgreifen.Auf Facebook nutzt <strong>hep</strong> verschiedeneMöglichkeiten: In regelmässigenAbständen stellt der Verl<strong>ag</strong> hier das«Buch der Woche» und Autoren voroder verrät witzige Fakten mit direktemBezug zum Verl<strong>ag</strong>. Auch für diejenigen,die auf Jobsuche sind, gernemehr über die Lieblingsbücher der<strong>hep</strong>-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitererfahren möchten, an t<strong>ag</strong>esaktuellenFotos und Eindrücken von Veranstaltungensowie kuriosen Details zurHerstellung unserer Bücher interessiertsind, lohnt es sich, auf Facebook<strong>hep</strong>-Fan zu werden. Deshalb: StartenSie einen Versuch und besuchen Sieuns auf Facebook: www.facebook.com/<strong>hep</strong><strong>verl<strong>ag</strong></strong> oder folgen Sie uns aufTwitter: www.twitter.com/<strong>hep</strong><strong>verl<strong>ag</strong></strong>Das Social-Media-ABCFacebook ist eine Social-Media-Plattform. Jeder Benutzer kann dort eineigenes Profil anlegen, sich vorstellen, Fotos, Videos und Botschaften anseine Freunde schicken, sprich posten. Während man als Privatperson aufFacebook Freunde sammelt, gibt es für Unternehmen die Möglichkeit, eineSeite anzulegen, die von anderen Nutzern «gemocht», also geliked wird. Dafürklickt man auf der <strong>hep</strong>-Facebook-Seite auf «Gefällt mir» und bekommt absofort alle <strong>hep</strong>-News als Neuigkeit angezeigt.Auf Twitter (engl. Gezwitscher) lassen sich Kurznachrichten mit maximal 140Zeichen Länge verbreiten. Das Schreiben von Kurznachrichten nennt mantweeten. Jede Kurznachricht ist ein Tweet. Um die Tweets anderer Nutzerregelmässig zu sehen, muss man auf «folgen» klicken, also followen. Wennein anderer Nutzer etwas tweetet, was man auch verbreiten möchte, kannman den entsprechenden Tweet mit einem Klick ebenfalls auf seinem Profilveröffentlichen, sprich retweeten.24


Natur entdecken mit ottFranz Auf der MaurGenussWandernRegion Zentralschweiz1. Aufl<strong>ag</strong>e <strong>2013</strong>168 Seiten, 15 x 22,5 cm, BroschurISBN 978-3-7225-0131-4CHF 38.–Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden, Luzern, Zug – die Kantone der Zentralschweizeignen sich ideal für abwechslungsreiches Genusswandern. Alle25 Routen in diesem Führer samt ihren Varianten lassen sich dank geringerHöhenunterschiede angenehm begehen und sind auch mit öffentlichen Verkehrsmittelnerreichbar.Christoph Käsermann, Andreas WipfGletscher der Schweiz – Ost37 faszinierende Bergwanderungen zu Eisströmen derZentral-, Süd- und Ostschweiz1. Aufl<strong>ag</strong>e <strong>2013</strong>ca. 200 Seiten, 15 x 22,5 cm, BroschurISBN 978-3-7225-0110-9ca. CHF 40.–Erscheint im Sommer <strong>2013</strong>Der neue «Ostband» führt wie bereits der «Westband» von 2011 kurzweilig,mit viel fundiertem Wissen, leicht verständlichen Texten, anschaulichenGletscherausdehnungskarten und rund 160 ausgewählten Bildern in die Weltder Gletscher und die von ihnen geprägten Gebirgsregionen ein. Die Routenreichen von kurzen, einfachen Bergwanderungen, die auch für Kinder undFamilien geeignet sind, bis zu anspruchsvolleren Alpinwanderungen undleichten Hochtouren.Peter Pfander, Victor Jans (Hrsg.)Gold in der SchweizAuf der Suche nach dem edlen Metall5. Aufl<strong>ag</strong>e <strong>2013</strong>ca. 200 Seiten, 17 x 24 cm, BroschurISBN 978-3-7225-0130-7ca. CHF 40.–Erscheint im Frühjahr <strong>2013</strong>Die Goldsuche und insbesondere das Goldwaschen hat in der SchweizTradi tion und wird nicht bloss von Spezialisten, sondern auch von Laienund Natur interessierten betrieben. Das vorliegende Buch führt gezielt undumfassend in die historischen Geheimnisse der Goldwäscherei ein. Es zeigtSchritt für Schritt auf, wie man mit einfachsten Mitteln die Goldsuche startenund mit etwas Glück und Geschick dabei zum Erfolg finden kann. Selbstverständlichfinden wir hier in der Schweiz nicht die grossen Goldnuggets. Aberkleine Goldflitter genügen bereits, um Goldfieber auszulösen. Sehen underfahren Sie selbst!25


Auf AbendspaziergangDas <strong>hep</strong> <strong>m<strong>ag</strong>azin</strong> lud den <strong>Bern</strong>erErziehungsdirektor zu einem Gespräch.Bei einem ausgedehntenSpaziergang entlang der Aare philosophierte<strong>Bern</strong>hard Pulver mit dem <strong>hep</strong>-Team über Bildung und Schule.RAHEL ECKERT-STAUBERLautlos pirscht er sich heran und reihtsich verschmitzt lächelnd in die <strong>hep</strong>-Wandergruppe ein: Der <strong>Bern</strong>er Erziehungsdirektor<strong>Bern</strong>hard Pulver. «Ichglaube, hier bin ich richtig. Wo geht eslang?» Das <strong>hep</strong> <strong>m<strong>ag</strong>azin</strong> hat den 47-jährigenRegierungsrat von den Grünen zueinem «bildungspolitischen» Abendspaziergangentlang der Aare eingeladen.Die Idee: Wandernd über Bildung philosophieren.Begleitet wird der Regierungsratvon Verleger Peter Egger, der Schreibenden,dem Fotografen Hannes Saxer, derMarketingfrau Julia Reichmann und derLektorin Rita Hidalgo. So setzt sich diekleine Wandergruppe an diesem grauenFrühlingsabend in Bewegung. Die Routeführt vom Schönausteg beim TierparkDählhölzli in <strong>Bern</strong> der Aare entlang biszur Bodenackerfähre in Muri, wo dieGruppe über den Fluss setzt und durchdas Naturschutzgebiet Elfenau RichtungThunplatz marschiert.Ja, er wandere durchaus gerne,meint Pulver und zieht in zügigem Tempolos, am liebsten allerdings währendden Ferien in Spanien, oder, wie zumBeispiel in diesen Frühlingsferien, aufMallorca. «Im Allt<strong>ag</strong> lege ich am Wochenendelieber die Füsse hoch. Ich binein Sportmuffel», lacht er. Er bemühesich aber, möglichst zu Fuss ins Bürozu gehen. Das scheint zu genügen: DerMann wirkt fit und frisch – nicht wieeiner, der die Verantwortung für 15 000Lehrpersonen und 500 Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter trägt.«Das Amt als Erziehungsdirektorkostet viel Energie und Nerven, aber esmacht auch Spass», betont Pulver. «Es istspannend und man gestaltet die Zukunftder Gesellschaft mit.» Es sei ihm nochnie unwohl gewesen an einer Schulveranstaltung.Mit diesen Auss<strong>ag</strong>en könntePulver bei Regierungsräten in anderenKantonen auf Werbetour gehen. DasAmt des Erziehungsdirektors ist in diesenT<strong>ag</strong>en nicht das beliebteste. Pulverbleibt diplomatisch: «Im Erziehungsdepartementsteht man halt immer im Fo-26≥ v.l.n.r.: Marketingfrau Julia Reichmann, Lektorin Rita Hidalgo, Verleger Peter Egger, Regierungsrat <strong>Bern</strong>hard Pulver, Redaktorin Rahel Eckert-Stauber


NSWandernmit <strong>Bern</strong>hard PulverFoto: Hannes Saxerkus und das Thema ist sehr komplex, daman vom Kindergarten bis zur Universitätfür alles zuständig ist.» Ausserdemsei man natürlich von jeder Sparrundebetroffen. Kein Wunder: Knapp 40 Prozentdes Kantonsbudgets fallen auf dieBildung.Seit 2006 ist Pulver im Amt und eswürde erstaunen, wenn er sich nächstesJahr nicht der Wiederwahl stellen würde.Es scheint ihm tatsächlich gelungen zusein, Beruhigung ins <strong>Bern</strong>er Schulsystemzu bringen. Was denn sein Geheimnissei? Pulver überlegt. «Kein Hüst undHott, Wertschätzung der Lehrpersonenund keine unnötigen neuen Reformen.»Sein Credo: Gute Schule steht und fälltmit guten Lehrkräften. Ein Fahrradfahrerkommt entgegen. «Säli <strong>Bern</strong>hard!».«Oh, hallo!» Man kennt sich.In seinen zahlreichen Reden sprichtPulver oft von Freiräumen. «Was verstehenSie denn konkret unter Freiräumen,Herr Regierungsrat?», möchte die<strong>hep</strong>-Wandergruppe wissen. «Ich bin derAnsicht, dass man für eine gute Bildungnicht alles bis ins Detail reglementierenund vorgeben kann», führt Pulver eloquentaus. Natürlich müsse man einenRahmen stecken. «Aber darin sollensich die Lehrpersonen frei und individuellbewegen können. Die Schülerlernen mehr, wenn die Lehrperson mitEng<strong>ag</strong>ement bei der Sache ist, als wennsie sich an enge Vorgaben hält.» VonGleichschaltung hält Pulver nichts. Erwill, dass die Lehrpersonen sich ernstgenommenfühlen mit ihren Anliegen.Er will, dass sie gut ausgebildet sind undgut verdienen. Und dass bei den Universitätennicht weiter gespart wird. Undvor allem fordert er, dass das SchweizerBildungssystem nicht schlechtgeredetwird. «Wir haben eine sehr gute Schule,auf die wir stolz sein können.»Die Wanderung vergeht wie imFlug. Schon erreicht die Wandergruppedie Tramstation am Thunplatz. Das Aufnahmegerätzeigt 59 Minuten reine Gesprächszeitan. <strong>Bern</strong>hard Pulver hat’s anscheinendgefallen, sichtlich entspanntmeint er: «Jetzt habe ich wirklich gradetwas für meine Fitness getan.»Ausführliches Interview online!Lesen Sie das ausführliche Interview mitdem <strong>Bern</strong>er Erziehungsdirektor <strong>Bern</strong>hardPulver unter www.<strong>hep</strong>-<strong>verl<strong>ag</strong></strong>.ch/interview-bernhard-pulver27


Lehrmittelunterstützenund entlastenDas perfekte Lehrmittel wurdenoch nicht geschrieben. Trotzdem:Lehrmittel erfüllen zentraleFunktionen und sind das wichtigsteHilfsmittel für erfolgreiches Unterrichten– sofern sie gut gemacht sind undintelligent eingesetzt werden.Alex Bieli*«Im Laufe meiner 20-jährigen Unterrichtstätigkeitsind die Lehrmittel imFach Deutsch immer mehr in den Hintergrundgerückt; ich habe quasi meinprivates Lehrmittel angelegt – acht volleOrdner. Nicht so im Englischunterricht.Hier halte ich mich stark ans Lehrbuch;es bestimmt zum grossen Teil die Unterrichtsgestaltung.»«Seit zwei Jahren unterrichte ichdas Fach W&G und arbeite oft mit demLehrmittel. Es gibt mir die nötige Sicherheit,denn ich fühle mich bei vielenThemen noch nicht sattelfest.»«Ich orientiere mich primär amschulinternen Stoffplan; das offizielleLehrmittel spielt eine eher marginaleRolle. Für die Lernenden finde ich esjedoch wichtig, dass sie ein Lehrmittelhaben. Sie können damit das Behandelteüben und repetieren.»Die drei Auss<strong>ag</strong>en von Lehrpersonenzeigen: Funktion und Einsatz von Lehrmittelnwerden durch die individuellenBedürfnissen der Lehrpersonen bestimmt.Wichtige Rollen dabei spielen das Fach,die Unterrichterfahrung und die Unterrichtsgestaltung.Der Blick in die Praxismacht auch deutlich, dass es das idealeLehrmittel für alle nicht gibt. Dennoch:Lehrmittel erfüllen wichtige Aufgaben.Sie müssen die wesentlichen Inhalte derBildungspläne abbilden und diese fachlichkorrekt und so wertneutral wie möglichdarstellen. Sie müssen klar und verständlichgeschrieben sein, eine übersichtlicheGestaltung aufweisen und verschiedeneLernzugänge ermöglichen. Weiter helfenLehrmittel, die Komplexität der Themenzu reduzieren, und sie sind eine wichtigeStrukturierungshilfe für den Unterricht.Lehrmittel geben SicherheitUnterrichtsqualität hat vor allem mitexzellenten Lehrmitteln und professionellerKompetenz der Lehrkräfte zu tun.Diese Meinung vertritt Jürgen Oelkers,emeritierter Professor für AllgemeinePäd<strong>ag</strong>ogik an der Universität Zürich.Weiter kommt er zur Feststellung, dassdas fr<strong>ag</strong>ile berufliche Können der Lehrpersonendurch gute Lehrmittel verbessertwerden kann. «Sie sind ein Kernder Qualitätssicherung, der nicht durchfliegende Kopien […] ersetzt werdenkann.» (Folio Nr. 1/2010. S. 21)Jungen Lehrpersonen geben Lehrmittelnicht nur curriculare, sondernauch fachliche Sicherheit. Dies ist umsowichtiger, als sich viele Absolventinnenund Absolventen von päd<strong>ag</strong>ogischenHochschulen über mangelhafte Qualitätim fachlichen und fachdidaktischenAusbildungsbereich bekl<strong>ag</strong>en. Wer voreiner Klasse steht, muss sich sicher fühlen.Hier erfüllen Lehrmittel die wichtigeZusatzfunktion, die fachliche Kompetenzder Lehrpersonen zu erhöhen.Wie das erste der eingangs erwähntenStatements zeigt, kreieren Lehrpersonenim Laufe der Jahre ihr eigenes«Lehrmittel». Als Basis dient in der Regelein bestimmtes Lehrbuch, das nachund nach durch eigene Unterl<strong>ag</strong>en angereichertwird. Doch man stelle sich denAufwand vor, wenn jede Lehrperson ihreigenes Lehrmittel herstellen würde bzw.müsste. Professor Oelkers kommt zumSchluss: «Ohne Strukturierungsleistungvon Lehrmitteln könnte Schule kaumstattfinden oder wäre unbezahlbar.»28


PraxisFoto: Hannes SaxerIm Gegensatz zu den Lehrplänenentlasten und unterstützen gut gemachteLehrbücher die Lehrpersonen ganzdirekt in ihrer Arbeit. Dieser arbeitsökonomischeAspekt ist bei der Auswahleines neuen Lehrmittels oftmalsein wichtiges Kriterium.Hilfsmittel für erfolgreichesUnter richtenEin Lehrmittel – auch wenn esdidaktisch noch so gut aufgebaut ist –macht noch keinen guten Unterricht.Lehrmittel sind Hilfsmittel für erfolgreichesUnterrichten, nicht mehr, aberauch nicht weniger. Für wirksame, lebendigeLernarrangements ist die Professionalitätder Lehrpersonen gefr<strong>ag</strong>t.Dazu gehören methodische Fantasie,didaktisches und lernpsychologischesWissen, Eng<strong>ag</strong>ement und eine förderorientierteHaltung. Ob beispielsweiseeine Lerneinheit thematisch-linear oderspiralcurricular aufgebaut werden soll,liegt in der Entscheidungskompetenzder Lehrperson und sollte weder vomLehrplan noch vom Lehrmittel vorgegebenwerden.In diesem Sinne sind Lehrmittel miteinem Theaterstück vergleichbar: DerText des Autors definiert den Inhalt; dieUmsetzung auf der Bühne, Inszenierungund Dramaturgie sind Aufgaben der Regisseurin,allenfalls in Zusammenarbeitmit dem Ensemble.Damit ein Lehrmittel noch handlichbleibt – ab 1 kg Gewicht und 400 SeitenUmfang wird es kritisch –, müssen dieAutorinnen und Autoren inhaltlicheSelektionen vornehmen. Lehrmitteldecken daher nie alle Inhalte und Leistungszieleder Lehrpläne ab und sind somitnicht gleichzusetzen mit dem Curriculum.Die schulinternen Lehrpläne,basierend auf den Rahmenlehrplänen,sind oft sehr umfassend formuliert. Sokann beispielsweise ein schulinternerStoffplan einer kaufmännischen Schulealleine für das E-Profil aus über fünfzigSeiten bestehen.Lehrmittel ersetzen dieVorbereitung nichtLehrmittel ersetzen weder die Unterrichtsvorbereitungnoch die Unterrichtgestaltung.Und, wie bereits erwähnt, garantierenLehrmittel allein noch nichtwirksames, lebendiges Lernen.Weiter können Lehrmittel nicht(t<strong>ag</strong>es-)aktuell sein. Gerade bei gesellschaftlichen,politischen und wirtschaftlicheThemen muss die Aktualitätdurch Zusatzmaterial der Lehrpersoneingebracht werden. Das Lehrbuchkann allenfalls dazu dienen, Konzepte,Mechanismen und Zusammenhängeaufzuzeigen.Lehrmittel sind in der Regel auf einbreites Zielpublikum ausgerichtet unddecken daher die spezifischen Voraussetzungen,Fähigkeiten und Bedürfnisseder Lernenden nicht im erforderlichenMasse ab. Auch hier ist die Professionalitätder Lehrperson gefr<strong>ag</strong>t.Und schliesslich kann es nicht primäreAufgabe von Lehrbüchern sein,mit speziellen Trainingseinheiten dieAbschlussprüfung vorzubereiten. DieGründe: Erstens könnte dies zur einseitigenAusrichtung des Unterrichts auf das«Teaching to the Test» verleiten. Zweitenssind die Qualifikationsverfahrenvon Schule zu Schule unterschiedlichund drittens stehen den Lehrpersonenunzählige alte Prüfungen zur gezieltenPrüfungsvorbereitung zur Verfügung.*Alex Bieli war Präsident der kantonalenLehrmittelkommission des KantonsAargau. Er arbeitet heute als selbstständigerLehrmittelautor, Schulberater(www.schulsupport-konkret.ch) undKursleiter. Publikationen im <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong>:«Deutsch Kompaktwissen» Band 1 und2; «Korrespondenz plus. Das Handbuchfür erfolgreiches Schreiben»; «Sprachklar.»Band 1 und 2. Herausgeber«W&G», Lehrmittel für die kaufmännischeGrundbildung.≥ Das breite Angebot an Lehrmitteln erfordert bei der Auswahl eine sorgfältige Evaluation.29


Deutschlehrmittelautoren: Alex Bieli und Dr. Monika Wyss.Didaktische Inputs,interessante Gesprächeund spannendeUnterhaltung<strong>hep</strong>-Verwaltungsratspräsident und Verleger Peter Egger begrüsst die Gäste.Dr. h.c Rudolf H. Strahm erläutert die Migrationsproblematik.Der <strong>hep</strong>-Begegnungst<strong>ag</strong> in Olten war auch diesesJahr ein voller Erfolg: Rund 140 Lehrkräfte nutzen am23. März die Gelegenheit, um sich in ungezwungenemRahmen im Berufsbildungszentrum Olten weiterzubilden.Sie besuchten Workshops, tauschten sich mitAutorinnen und Autoren aus und liessen sich von denReferaten von Dr. h.c. Rudolf H. Strahm und Prof. Dr.Christa Dürscheid inspirieren. Beim vom <strong>hep</strong> <strong>verl<strong>ag</strong></strong>offerierten, feinen Mitt<strong>ag</strong>essen wurde fleissig diskutiertund debattiert, und das mit dem Salzburger Stier<strong>2013</strong> ausgezeichnete Duo Schertenlaib & Jegerlehnersorgte mit seinem musikalisch-kabarettistischenAuftritt für grosse Erheiterung.<strong>hep</strong>-Autor und Workshop-Leiter Andreas Grassi.<strong>hep</strong>-Autor und Workshop-Leiter Adrian S. Müller.30


<strong>hep</strong>-Autor und Herausgeber Dr. Andreas Schubiger.Organisierten den Begegnungst<strong>ag</strong>: Thomas Tanner und Sereina Gasser.Lektorinnen und Lektoren v.l.n.r.: Mirjam Höhener, Lukas Meier und Serena Failla.Sorgten für gute Stimmung: das Duo Schertenlaib & Jegerlehner.Hat das Facebook im Visier: Gastreferentin Prof. Dr. Christa Dürscheid.31


32Es reiztmich, aus vielenInformationen dieEssenz herauszufiltern..«»


Hinter denKulissenDer VerdichterFoto: Hannes SaxerEr ist die treibende Kraft hinterdem Lehrmittel «Gesellschaft»und erstellt für <strong>hep</strong> regelmässigUnterrichtseinheiten zu aktuellen Themen:Berufsfachschullehrer Karl Uhr.RAHEL ECKERT-STAUBERWeniger ist mehr – diesem Motto hatsich Karl Uhr ganz und gar verschrieben.«Ein Lehrmittel für den allgemeinbildendenUnterricht (ABU) darf nichtso dick wie eine Bibel sein, sondern sollbloss das absolut Wichtigste enthalten»,ist der passionierte Berufsfachschullehrerund <strong>hep</strong>-Autor überzeugt. «WirLehrkräfte neigen dazu, die Lernendenmit zu vielen Informationen einzudecken.»Die Folge: Sowohl Lernende alsauch Lehrpersonen sehen vor lauterBäumen den Wald nicht mehr.Dieser Umstand störte Uhr, der seit23 Jahren an der GIB <strong>Bern</strong> unterrichtet,schon lange. Als 2006 der neue ABU-Rahmenlehrplan in Kraft trat, war derZeitpunkt gekommen, den ÜberlegungenTaten folgen zu lassen: Karl Uhr und<strong>hep</strong>-Verleger Peter Egger beschlossen,ein neues, «entrümpeltes» Gesellschaftslehrmittelzu schreiben – in einer Sprache,die die Lernenden verstehen, undin einem attraktiven Layout. Zusammenmit drei Co-Autoren machte sich Uhrans Werk. Im April 2008 schliesslich wardas Buch fertig.Das Lehrmittel stiess auf positivesEcho. Inzwischen liegt «Gesellschaft»bereits in zwei leicht modifiziertenAusgaben vor, eine dritte Version ist inPlanung und ein Arbeitsheft ergänzt dasAngebot. Ausserdem ist «Gesellschaft»seit dem Sommer 2012 auch als eLehrmittelerhältlich, und eine Gratis-Appunterstützt die Lernenden beim selbstständigenLernen.Lernlandschaft mit TiefenbohrungenDoch der 55-Jährige, der mit seinerFamilie in Bremgarten bei <strong>Bern</strong> lebt,ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus.Jeden Freit<strong>ag</strong> trifft man ihn in den Verl<strong>ag</strong>sräumlichkeitenan der Gutenbergstrassein <strong>Bern</strong> an, wo er sich laufendneue Dinge ausdenkt. So bereitet Uhrregelmässig aktuelle Themen – wie etwadie Finanzkrise oder die Energiewende– didaktisch auf und erarbeitet dazuUnterrichtsdossiers, die unter www.<strong>hep</strong>-<strong>verl<strong>ag</strong></strong>.ch heruntergeladen werdenkönnen. Auch am Konzept von «Gesellschaft»feilt er ständig weiter. «Eigentlichkönnte man das Buch noch mehr abspecken,noch exemplarischer werdenund dafür mehr in die Tiefe gehen», gibtsich der gebürtige Nidwaldner selbstkritisch.Ihm schwebe «eine Art Lernlandschaftmit Tiefenbohrungen» vor. Uhrwill nicht fertige Lektionen vorbereiten,sondern den Hintergrund fürs Lernenschaffen. «Die Lehrperson ist ja schliesslichauch noch da», s<strong>ag</strong>t er.Doch was treibt ihn an, neben einemfast vollen Schulpensum ständigneue Lerneinheiten zu generieren? «Esreizt mich, aus einem riesen Berg an Informationendie Essenz herauszufiltern,die Informationen zu verdichten und fürdie Lernenden zu verdaubaren Portionenzusammenzustellen.» Bleibt nebenso viel Denkarbeit und der Schule überhauptnoch Zeit für Entspannung? Uhrzieht die Augenbrauen hoch und zucktdie Schultern. «Manchmal ist es schonein bisschen viel», gibt er zu. Dann suchter Entspannung auf dem Golfplatz, beimLesen oder beim Musizieren mit seiner15-jährigen Tochter. Aber im Hinterkopfrotiert es weiter – schliesslich tauchenimmer wieder neue Themen auf, die nurdarauf warten, verdichtet zu werden.< Karl Uhr: Mit Leidenschaft für den Lernbereich «Gesellschaft».33


NachrichtenErfolgreicher <strong>hep</strong> event anden Solothurner Filmt<strong>ag</strong>enDer zweite <strong>hep</strong> event war ein voller Erfolg:80 Personen folgten der Einladungdes Verl<strong>ag</strong>s und besuchten am 30. Januardie 48. Solothurner Filmt<strong>ag</strong>e. Gemeinsamschauten sich Gäste, Lektorinnen,Lektoren und die <strong>hep</strong>-Geschäftsleitungden Film «Boys Are Us» des Zürcher RegisseursPeter Luisi an. Beim anschliessendenfeinen Apéro riche im HotelRamada mit grandioser Sicht über dieschönste Barockstadt der Schweiz wurdeeifrig über den Film, die Schule und dasVerl<strong>ag</strong>swesen diskutiert.Foto: Hanspeter bärtschi, solothurner zeitung<strong>hep</strong> rockt mit!<strong>hep</strong> schreibt nicht nur Lehrmittel für Jugendliche, sondern unterstütztauch deren Freizeitaktivitäten: Wie bereits letztes Jahr unterstützt derVerl<strong>ag</strong> auch <strong>2013</strong> das Openair «Ämmenair» finanziell. Am 23. und 24.August finden auf dem Saalbau-Areal in Bätterkinden bereits zum6. Mal die regionalen Jugendkulturt<strong>ag</strong>e statt. Ziel des Ämmenairs istdie Förderung der Jugendkultur in der Grossregion Fraubrunnen, Utzenstorf,Bätterkinden und Burgdorf. Das «Ämmenair» bietet verschiedenenJugendbands aus der Region die Möglichkeit, ihr Können unterBeweis zu stellen und sich einem grösseren Publikum zu präsentieren.16. November: Begegnungst<strong>ag</strong>in ZürichDer nächste <strong>hep</strong>-Begegnungst<strong>ag</strong>findet am 16. November in Zürichstatt. Als Gastreferenten konnte<strong>hep</strong> Prof. Dr. Rolf Arnold undDr. h.c. Rudolf H. Strahm gewinnen.In einer Reihe von Workshopszu den neusten und bewährtenLehrmitteln geben Ihnen die Autorinnenund Autoren Einblick inihre Werke. Der ungezwungeneRahmen dieses Weiterbildungst<strong>ag</strong>esgibt Ihnen die Möglichkeit, zudiskutieren, Ihre Erfahrungen undKritiken einzubringen, in den Büchernzu schmökern und sich mitdem Verl<strong>ag</strong>steam zu unterhalten.Daneben warten wie immer einpaar kulinarische und kulturelleÜberraschungen auf Sie. Und: Siekönnen sich den <strong>hep</strong>-Begegnungst<strong>ag</strong>als berufliche Weiterbildunganrechnen lassen. Er ist für Siekostenlos.34


Pfuschis Schlussbetrachtung35


<strong>hep</strong> eventWanderung über den Mont VullyFreit<strong>ag</strong>, 30. August <strong>2013</strong>Wandern Sie mit uns über denMont Vully und geniessen Sie imBergrestaurant «Mont-Vully»mit Blick auf den Murtensee denlegendären Vully-Wein.Kommen Sie mit auf Wanderschaftund lernen Sie das <strong>hep</strong>-Team von einer anderen Seitekennen! Ende August, kurz vorder Weinlese, wandern wir vonSugiez am Murtensee den traumhaftenRebenweg am Mont Vullyentlang nach Lugnorre, wo wirauf halbem Weg die in den Berggehauenen Festungen aus dem2. Weltkrieg besichtigen. Weitergeht es den Berg hinauf und vondort über den Mont Vully – immermit Blick auf den MurtenundNeuenburgersee – hinunterzum Bergrestaurant «Mont-Vully».Dort werden wir mit feinenFleisch- und Käseplatten verköstigt.Selbstverständlich darfdabei der legendäre Vully-Weinin verschiedenen Sorten nichtfehlen. Bereits die Römer betriebenan den Hängen des MontVully Weinbau und pflanzten hierdie legendäre Rebe «Vitis ViniferaSativa» an. Frisch gestärktnehmen wir anschliessend denAbstieg zurück ans Seeufer nachSugiez in Angriff.Wann: Freit<strong>ag</strong>, 30. Aug. <strong>2013</strong>,10 UhrDauer: Die Wanderung dauertzirka 2,5 Stunden und weist nurwenige Steigungen auf. Um 15Uhr sind wir spätestens am Ausgangsortin Sugiez zurück.Wo: Besammlung in Sugiez vordem Hotel Bahnhof (direkt beimBahnhof). Sugiez ist gut mit demöffentlichen Verkehr erreichbar(<strong>Bern</strong> ab 09:08 Uhr, Ankunft Sugiez09:53 Uhr). Wer mit demPrivatauto anreist, findet genugParkplätze.Mitnehmen: Wanderschuhe undder Witterung angepasste Kleidung,Rucksack, kleine Verpflegungund Getränke für die Wanderung.Anmeldungen per Mail an: info@<strong>hep</strong>-<strong>verl<strong>ag</strong></strong>.ch, Vermerk «Anmeldung Wanderung»

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