Aufbruch durch Weiterbildung
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Gute Dinge brauchen ihre<br />
Zeit – beim BilMoG hat sich<br />
das Warten gelohnt.<br />
BilMoG: Was lange währt,<br />
wird endlich Recht<br />
Interview mit Dr. Christoph Ernst,<br />
Ministerialrat beim BMJ<br />
Herr Dr. Ernst, der Entwurf zum Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />
(BilMoG) wurde bereits mehrmals ver schoben.<br />
Was macht eine Modernisierung des Bilanzrechts so<br />
schwierig?<br />
Dr. Ernst: Gute Dinge brauchen eben manchmal<br />
ihre Zeit. Wir haben sehr sorgfältig die Entwicklung<br />
im internationalen Bilanzrecht analysiert, damit das<br />
deutsche Bilanzrecht im Interesse unserer Unternehmen<br />
optimal modernisiert werden kann. Dazu gehört<br />
auch, dass wir die vielen im Vorfeld eingegangenen<br />
Stellungnahmen analysiert haben. Ich bin zuversichtlich,<br />
dass alle nach dem Lesen des Gesetzentwurfs<br />
sagen werden: „Das Warten hat sich gelohnt“.<br />
Was sind die primären Ziele dieser Reform?<br />
Dr. Ernst: Wir wollen zum einen deregulieren und<br />
überflüssige Belastungen abbauen. Zum anderen<br />
wollen wir das deutsche Bilanzrecht wettbewerbsfähig<br />
machen und – wo sinnvoll – an internationale<br />
Grundsätze heranführen. Dazu wollen wir den Informationsgehalt<br />
eines HGBAbschlusses verbessern und<br />
so die Kapitalaufnahme erleichtern.<br />
Wie sehen die Maßnahmen hierzu konkret aus?<br />
Dr. Ernst: Mittelständische Einzelkaufleute und<br />
Personengesellschaften (OHG und KG) mit kleinem<br />
Geschäftsbetrieb (weniger als 50.000 Euro Gewinn<br />
und weniger als 500.000 Euro Umsatz pro Jahr)<br />
werden künftig von der handelsrechtlichen Buchführungs-<br />
und Bilanzierungspflicht befreit sein. Zusätzlich<br />
werden für Kapitalgesellschaften, insbesondere<br />
GmbH und GmbH & Co. KG, die HGBSchwellenwerte<br />
für Bilanzsumme und Umsatzerlöse um 20 % erhöht.<br />
Weitaus mehr Unternehmen als bisher können also<br />
die Erleichterungen für kleine und mittlere Unternehmen<br />
in Anspruch nehmen.<br />
Gibt es Schätzungen, wie hoch die Kosteneinsparung <strong>durch</strong><br />
diese Maßnahmen sein könnte?<br />
Dr. Ernst: Die Befreiung der mittelständischen Einzelkaufleute<br />
und Personenhandelsgesellschaften von<br />
der Buchführungs- und Bilanzierungspflicht dürfte<br />
zu Einsparungen in Höhe von etwa 1 Milliarde Euro<br />
führen. Durch die Anhebung der Schwellenwerte für<br />
Bilanzsumme und Umsatzerlöse sind Einsparungen in<br />
Höhe von etwa 280 Millionen Euro zu erwarten.<br />
Herr Ernst, vielen Dank für das Interview.<br />
Quelle: Haufe Finance Portal. Weitere Informationen<br />
rund um BilMoG unter www.haufe.de/bilmog<br />
Das Umsatzsteuerrecht<br />
ist EU-Recht<br />
Diese Tatsache ist nur wenigen<br />
bekannt. Dabei hat der Europäische<br />
Gerichtshof die Letztentscheidungskompetenz<br />
in<br />
Umsatzsteuerfragen.<br />
Mit Wirkung zum 1.1.2010 werden<br />
sich nun die Regeln für die umsatzsteuerrechtliche<br />
Behandlung von<br />
grenzüberschreitenden Dienstleistungen<br />
an Unternehmer grundlegend ändern. Zurzeit<br />
gilt der Grundsatz, dass der umsatzsteuerliche Leistungsort<br />
bei Dienstleistungen dort liegt, wo der leistende<br />
Unternehmer sein Unternehmen betreibt. Für Leistungen<br />
ab dem 1.1.2010 ändert sich dies. Der Leistungsort für<br />
Dienstleistungen zwischen Unternehmern liegt dann<br />
dort, wo der Leistungsempfänger sein Unternehmen im<br />
EU-Raum betreibt. Zukünftig ist also zu prüfen, welcher<br />
Staat die Umsatzsteuer erheben muss. Damit rückt auch<br />
das ReverseChargeVerfahren in den Mittelpunkt, das<br />
bislang eher stiefmütterlich behandelt wurde. Dann<br />
muss sich der deutsche Unternehmer nicht im Ausland<br />
registrieren lassen, sondern der Leistungsempfänger<br />
muss die Umsatzsteuer anmelden.<br />
Als Folge der Gesetzesänderung werden sich zunächst<br />
zahlreiche Haftungsfallen im Rechnungswesen auftun,<br />
bevor sich alles wieder etabliert hat. Ein Beispiel: Wenn<br />
die Neuregelungen dazu führen, dass sich der Leistungsort<br />
von Deutschland ins Ausland verlagert, könnte ein<br />
„Vergessen“ der Umsatzsteuerreform zur doppelten<br />
Umsatzsteuerlast führen! Denn die in der Rechnung<br />
falsch ausgewiesene deutsche Umsatzsteuer wird vom<br />
Unternehmer in jedem Fall an den deutschen Fiskus<br />
geschuldet.<br />
Welcher EU-Staat<br />
muss die Umsatzsteuer<br />
erheben?<br />
Unbedingt vormerken: Sondertagungen zu BilMoG<br />
und EU-Mehrwertsteuerpaket<br />
Nun hat auch der Bundestag der größten Bilanzreform<br />
seit über 20 Jahren zugestimmt. Auf Unternehmen<br />
in Deutschland kommen mit dem BilMoG<br />
laut Bundesregierung erhebliche Entlastungen zu.<br />
Das Handelsgesetz wird somit deutlich im Wettbewerb<br />
zu den IFRS gestärkt. Weitere tiefgreifende<br />
Regulierungen stehen <strong>durch</strong> das EUMehrwertsteuerpaket<br />
bei europaweit tätigen Unternehmen an.<br />
Sobald Termine und Inhalte der beiden Sondertagungen<br />
zu BilMoG und EUMehrwertsteuerpaket feststehen,<br />
finden Sie diese unter:<br />
www.haufe-akademie.de/rechnungswesen<br />
www.haufe-akademie.de Haufe Akademie Programm-Guide<br />
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Rechnungswesen, Steuern und Finanzen 9