Aufbruch durch Weiterbildung

Aufbruch durch Weiterbildung Aufbruch durch Weiterbildung

16.08.2012 Aufrufe

3 Führung und Coaching Führung und Coaching Das Ruder fest in der Hand halten – erst recht in der Krise Unternehmerische Krisensituationen decken schonungslos auf, wer eine echte Führungspersönlichkeit ist und wer nicht! Die Mitarbeiter erwarten Halt und Sicherheit – die Situation erfordert ein angepasstes Führungsverhalten. Die Vorgesetzten sehen sich mit unterschiedlichsten Anforderungen an ihre Führung konfrontiert. Wer sich selbst gut kennt, kann sich und sein Team auch durch stürmische Gewässer führen. „Was einen guten Manager ausmacht, ist die Fähigkeit, andere zu ungewöhnlichen Leistungen zu veranlassen.“ So bezeichnete der britische Historiker und Publizist Cyril Northcote Parkinson (1909–1993) eine der wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft. Gerade in Krisenzeiten stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Um Mitarbeiter zu motivieren und zu außergewöhnlichen Leistungen zu bewegen – die das Unternehmen gerade jetzt braucht – müssen Führungskräfte Fingerspitzengefühl und Durchsetzungskraft beweisen. Ebenso entscheidend ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht von verschiedensten Ansprüchen und Befindlichkeiten anderer leiten zu lassen. Führungskompetenzen stärken Souverän führt in diesen Zeiten nur, wer seinen „inneren Kompass“ eindeutig ausgerichtet hat. Ein Vorgesetzter, der seine Persönlichkeit, Ziele und Wünsche genau kennt, steuert sich und andere auch sicherer durch schwieriges Fahrwasser. Krisenzeiten bieten dabei eine gute Gelegenheit, das eigene Führungsverständnis zu überdenken, Schlüsselkompetenzen zu stärken und neue Wege in der Weiterbildung zu gehen. Teamwork im Zeichen des Umbruchs Krisen sind oft Beschleuniger für Veränderungen, die schon länger notwendig sind. Die aktuelle Umbruchsituation kann es unter anderem erforderlich machen, die Art der Zusammenarbeit im Unternehmen neu zu überdenken. Einen wichtigen Faktor stellt hierbei der demografische Wandel dar: Jüngere Führungskräfte müssen nicht nur wissen, wie sie mit ihresgleichen kommunizieren, sondern auch, wie sie die Erfahrungen und persönlichen Stärken älterer Mitarbeiter optimal nutzen. Hierfür ist viel Sensibilität gefordert. Der Vorgesetzte muss dabei aber auch sicherstellen, dass die Unternehmensziele gewahrt und erreicht werden. Typische Mitarbeiterrollen bei Veränderungsprozessen beachten und nutzen Wenn nichts mehr bleibt, wie es war, sehnt sich der Mensch nach Beständigkeit – und wird dabei oft zum Bremsklotz für notwendige Veränderungen. Diese nur allzu menschliche Neigung stellt hohe Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit einer Führungskraft, weil Menschen ganz unterschiedlich auf Wandel reagieren: Manche zeigen sich begeistert, viele andere aber tragen vor allem Ängste und Vorbehalte in sich, oft auch im Stillen. Kraus/Becker­Kolle/Fischer (Handbuch Change Management) unterscheiden vier verschiedene Mitarbeiterrollen in Veränderungsprozessen: 1. Treiber realisieren Veränderungen sehr schnell, sind bereit, Neues zu wagen und verlangen dies auch von ihren Kollegen. Nutzen Sie diese Dynamik und binden Sie diese Mitarbeiter in Veränderungsprojekte ein, indem Sie Ihnen z. B. eine besondere Funktion im Projekt übertragen. 2. Bereitwillig Passive setzen die Vorgaben oft auf stille Weise und im Hintergrund um. Führen Sie diese Mitarbeiter eng und nutzen Sie deren individuelle Fähigkeiten. Beachten Sie die dahinterliegenden Motive der Mitarbeiter, um ihr Verhalten verstehen und sie einbinden zu können. 3. Verweigerer können den Wandel bremsen, indem sie Veränderungsbedarf grundsätzlich bestreiten und negativ interpretieren. Nehmen Sie deren Motive ernst. Geben Sie ihnen die Chance, ihre Bedenken zu äußern und versuchen Sie, diese Bedenken konstruktiv in den Veränderungsprozess einzubauen. 4. Missmutig Abwartende möchten von einer Veränderung möglichst wenig berührt werden. Entwickeln Sie als Führungskraft zu diesen Mitarbeitern einen vertrauensvollen, kontinuierlichen Kontakt, sonst besteht die Gefahr, dass sie im Hintergrund den Veränderungsprozess lähmen. Erkennen Sie diese Typen in Ihrem Team wieder? Wenn es Ihnen gelingt, diese unterschiedlichen Einstellungen aufzunehmen und jeden Mitarbeiter gemäß seinen Potenzialen zu führen und zu fördern, sichern Sie sich breite Unterstützung für anstehende Veränderungen. < 14 Haufe Akademie Programm-Guide www.haufe-akademie.de

Ältere Mitarbeiter verfügen über viel Erfahrung und Wissen. „Reife Leistung“ – Führen in Zeiten demografischen Wandels Charlotte Goldstein, Beraterin und Trainerin im Bereich „Age Awareness“, benennt sieben Ansatzpunkte für eine demografieorientierte Führungskultur: 1. Sensibilisierung: Eine positive Auseinandersetzung mit dem Älterwerden hat in vielen Unternehmenskulturen noch nicht stattgefunden. Durch Workshops, Ausstellungen, „Demografie-Tage“ oder kulturelle Events können Sie das Bewusstsein für das Thema erhöhen und Tabus abbauen. 2. Altersstrukturprognose: Eine Altersstrukturanalyse Ihres Teams oder Ihrer Abteilung gibt Ihnen unter anderem Aufschluss darüber, wann Sie Nachwuchskräfte auf bauen, Nachfolge oder Qualifizierungsprogramme planen sollten. 3. Führungskultur: Führungskräfte müssen künftig immer öfter sehr altersheterogene Teams führen – oder auch als jüngere Vorgesetzte gegenüber älteren und erfahrenen Mitarbeitern Akzeptanz finden. Über „Age- Awareness“-Seminare können Sie die Führungskultur in Ihrem Unternehmen unterstützen. 4. Gesundheitsmanagement: Binden Sie Angebote zum Thema Gesunderhaltung in Ihr Demografiekonzept ein, und machen Sie sich fit für die „Führungsaufgabe Gesundheitsmanagement“. 5. Wissensmanagement: Wissen vernetzen und Erfahrungswissen erhalten: Die Einführung von Tandem- und Mentoringsystemen kann Ihr Kompetenzmanagement entscheidend unterstützen. 6. Qualifizierung: Überprüfen Sie, ob Ihre Bildungsangebote für Ihre erfahrenen Mitarbeiter interessant sind und an deren Wissens- und Erfahrungsstand anknüpfen. Achten Sie beim Angebot von Bildungsmaßnahmen auch auf eine den Altersgruppen angepasste Didaktik und Methodik. 7. Work-Life-Balance: Längere Lebensarbeitszeiten erfordern flexible, lebensphasenbezogene Arbeitszeitmodelle. Hier sind Alternativen zu den bislang üblichen Karrierewegen gefragt. Tipp: Mit Orientierungsworkshops können Sie erfahrenen Mitarbeitern die Basis für eine Karriereplanung in der zweiten Berufshälfte geben. So bereiten Sie Mitarbeitergespräche vor Ein zentrales Kommunikationsinstrument für Führungskräfte ist das Mitarbeitergespräch. Halten Sie Mitarbeitergespräche nie „zwischen Tür und Angel“, sondern nehmen Sie sich für die Vor bereitung mindestens so viel Zeit, wie für das Gespräch selbst. Neben der organisatorischen Vorbereitung ist es dabei wichtig, sich vorab über die eigenen Gesprächsziele klar zu werden: 1. Was ist das Gesprächsthema? 2. Was ist der Anlass dieses Gesprächs? 3. Über welche Informationen und Unterlagen verfüge ich bereits im Vorfeld? 4. Welche Informationen benötige ich noch? 5. Was sind die Muss-Themen im Gespräch? Welche Themen können besprochen werden? 6. Was ist mein Hauptziel in diesem Gespräch? 7. Welche möglichen Teil- und Alternativziele sind für mich noch akzeptabel? 8. Was könnten zufriedenstellende Lösungen für den Mitarbeiter, das Team, das Unternehmen und für mich sein? 9. Meine Argumentationskette zur Zielerreichung ist wie folgt: … 10. Mit folgenden Einwänden seitens des Gesprächspartners ist zu rechnen: … 11. Was sind die Motive und Interessen des Gesprächspartners? 12. Welche Widerstände und Konflikte können entstehen? 13. Wie reagiere ich auf diese Situationen? „Erkenne dich selbst, dann den anderen“ Diese Regel Gichin Funakoshis (* 1868, † 1957), Begründer des modernen Karate, bezieht sich auf alte asiatische Kampfkunsttraditionen. Sie lässt sich problemlos auf die moderne Menschenführung übertragen: Selbsterkenntnis Einer Führungskraft, die sich selbst, ihre eigenen Stärken und Schwächen realistisch einschätzen kann, gelingt es leichter, Arbeit und Team so zu organisieren, dass ihre eigenen Stärken wirken und ihre Schwächen ausgeglichen werden. Sie ist gefeit vor Selbstüberschätzung, Eitelkeit und unüberlegten Reaktionen. Selbsterkenntnis ist das Fundament souveränen, überlegten Handelns – und natürlicher Autorität. Einfühlungsvermögen Für langfristigen Erfolg ebenso wichtig ist die Fähigkeit, sich auf andere Menschen einlassen zu können, ihr Denken und Handeln zu verstehen und antizipieren zu können. Dies erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Empathie und Flexibilität. Führungskräfte, die dies beherrschen, können ihre Mitmenschen überzeugen, wirken motivierend und machen so Leistungen möglich, die vorher unerreichbar schienen. Gräfin Anja von Kanitz, Trainerin der Haufe Akademie Seminartipp: Führen mit Elementen der asiatischen Kampfkunst. Details unter www.haufe-akademie.de/7615 Der Weg zur Selbsterkenntnis. Wo liegen Ihre Stärken? www.haufe-akademie.de Haufe Akademie Programm-Guide 15 Führung und Coaching 3

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Führung und Coaching<br />

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erst recht in der Krise<br />

Unternehmerische Krisensituationen decken schonungslos auf, wer<br />

eine echte Führungspersönlichkeit ist und wer nicht! Die Mitarbeiter<br />

erwarten Halt und Sicherheit – die Situation erfordert ein angepasstes<br />

Führungsverhalten. Die Vorgesetzten sehen sich mit unterschiedlichsten<br />

Anforderungen an ihre Führung konfrontiert.<br />

Wer sich selbst gut kennt, kann<br />

sich und sein Team auch <strong>durch</strong><br />

stürmische Gewässer führen.<br />

„Was einen guten Manager ausmacht, ist die Fähigkeit,<br />

andere zu ungewöhnlichen Leistungen zu veranlassen.“<br />

So bezeichnete der britische Historiker und Publizist<br />

Cyril Northcote Parkinson (1909–1993) eine der<br />

wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft. Gerade in<br />

Krisenzeiten stellt dies eine besondere Herausforderung<br />

dar. Um Mitarbeiter zu motivieren und zu außergewöhnlichen<br />

Leistungen zu bewegen – die das Unternehmen<br />

gerade jetzt braucht – müssen Führungskräfte<br />

Fingerspitzengefühl und Durchsetzungskraft beweisen.<br />

Ebenso entscheidend ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren<br />

und sich nicht von verschiedensten Ansprüchen<br />

und Befindlichkeiten anderer leiten zu lassen.<br />

Führungskompetenzen stärken<br />

Souverän führt in diesen Zeiten nur, wer seinen „inneren<br />

Kompass“ eindeutig ausgerichtet hat. Ein Vorgesetzter,<br />

der seine Persönlichkeit, Ziele und Wünsche genau<br />

kennt, steuert sich und andere auch sicherer <strong>durch</strong><br />

schwieriges Fahrwasser. Krisenzeiten bieten dabei eine<br />

gute Gelegenheit, das eigene Führungsverständnis zu<br />

überdenken, Schlüsselkompetenzen zu stärken und neue<br />

Wege in der <strong>Weiterbildung</strong> zu gehen.<br />

Teamwork im Zeichen des Umbruchs<br />

Krisen sind oft Beschleuniger für Veränderungen, die<br />

schon länger notwendig sind. Die aktuelle Umbruchsituation<br />

kann es unter anderem erforderlich machen,<br />

die Art der Zusammenarbeit im Unternehmen neu zu<br />

überdenken. Einen wichtigen Faktor stellt hierbei der<br />

demografische Wandel dar: Jüngere Führungskräfte<br />

müssen nicht nur wissen, wie sie mit ihresgleichen kommunizieren,<br />

sondern auch, wie sie die Erfahrungen und<br />

persönlichen Stärken älterer Mitarbeiter optimal nutzen.<br />

Hierfür ist viel Sensibilität gefordert. Der Vorgesetzte<br />

muss dabei aber auch sicherstellen, dass die Unternehmensziele<br />

gewahrt und erreicht werden.<br />

Typische Mitarbeiterrollen bei Veränderungsprozessen<br />

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Wenn nichts mehr bleibt, wie es war, sehnt sich der<br />

Mensch nach Beständigkeit – und wird dabei oft zum<br />

Bremsklotz für notwendige Veränderungen. Diese nur<br />

allzu menschliche Neigung stellt hohe Anforderungen an<br />

die Kommunikationsfähigkeit einer Führungskraft, weil<br />

Menschen ganz unterschiedlich auf Wandel reagieren:<br />

Manche zeigen sich begeistert, viele andere aber tragen<br />

vor allem Ängste und Vorbehalte in sich, oft auch im<br />

Stillen. Kraus/Becker­Kolle/Fischer (Handbuch Change<br />

Management) unterscheiden vier verschiedene Mitarbeiterrollen<br />

in Veränderungsprozessen:<br />

1. Treiber realisieren Veränderungen sehr schnell, sind<br />

bereit, Neues zu wagen und verlangen dies auch von<br />

ihren Kollegen. Nutzen Sie diese Dynamik und binden<br />

Sie diese Mitarbeiter in Veränderungsprojekte ein, indem<br />

Sie Ihnen z. B. eine besondere Funktion im Projekt<br />

übertragen.<br />

2. Bereitwillig Passive setzen die Vorgaben oft auf<br />

stille Weise und im Hintergrund um. Führen Sie diese<br />

Mitarbeiter eng und nutzen Sie deren individuelle<br />

Fähigkeiten. Beachten Sie die dahinterliegenden Motive<br />

der Mitarbeiter, um ihr Verhalten verstehen und sie<br />

einbinden zu können.<br />

3. Verweigerer können den Wandel bremsen, indem<br />

sie Veränderungsbedarf grundsätzlich bestreiten und<br />

negativ interpretieren. Nehmen Sie deren Motive ernst.<br />

Geben Sie ihnen die Chance, ihre Bedenken zu äußern<br />

und versuchen Sie, diese Bedenken konstruktiv in den<br />

Veränderungsprozess einzubauen.<br />

4. Missmutig Abwartende möchten von einer Veränderung<br />

möglichst wenig berührt werden. Entwickeln Sie<br />

als Führungskraft zu diesen Mitarbeitern einen vertrauensvollen,<br />

kontinuierlichen Kontakt, sonst besteht die<br />

Gefahr, dass sie im Hintergrund den Veränderungsprozess<br />

lähmen.<br />

Erkennen Sie diese Typen in Ihrem Team wieder? Wenn<br />

es Ihnen gelingt, diese unterschiedlichen Einstellungen<br />

aufzunehmen und jeden Mitarbeiter gemäß seinen<br />

Potenzialen zu führen und zu fördern, sichern Sie sich<br />

breite Unterstützung für anstehende Veränderungen. <<br />

14 Haufe Akademie Programm-Guide<br />

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