Aufbruch durch Weiterbildung
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KFW-IFO-GESCHÄFTSKLIMA<br />
DEUTSCHLAND<br />
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Mittelstand Mittelstand<br />
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Großunternehmen<br />
2006 2006 2007 2007 2008 2008<br />
Zuversicht auf andere Industrienationen übergreift. Die<br />
zeitweise Erhöhung der Staatsverschuldung ist in diesem<br />
Zusammenhang vertretbar, ja sie ist sogar dringend<br />
geboten. Vor allem mittelständische Bauunternehmen,<br />
Handwerksbetriebe, aber auch die Autofirmen und ihre<br />
Zulieferer würden von solchen Maßnahmen profitieren.<br />
Zudem hätten Baufirmen Vorteile <strong>durch</strong> die Umsetzung<br />
Nie zuvor habe ich die Weltwirtschaft in einer<br />
Situation gesehen, in der keynesianische Maßnahmen<br />
der Wirtschaftspolitik so sachgerecht sind<br />
wie derzeit.<br />
energiepolitischer Maßnahmen wie der Modernisierung<br />
des Kraftwerksparks sowie der energetischen Sanierung<br />
von Gebäuden. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches<br />
Szenario hat sich auf rund 40 Prozent hinaufgeschoben.<br />
Szenario 3: „Staatskapitalismus“<br />
Das Szenario 3 „Staatskapitalismus“ ist faktisch die<br />
Aufgabe der marktwirtschaftlichen Ordnung. Wegen des<br />
behaupteten Marktversagens im Zuge der Finanzkrise<br />
würden die staatlichen Rettungsmaßnahmen zur Etablierung<br />
einer Staatswirtschaft umfunktioniert. Banken und<br />
strauchelnde Unternehmen würden gerettet, gerieten<br />
aber unter staatliche Kuratel. Um die erwünschten<br />
Effekte (bei Beschäftigung, Kreditvergabe, Investition) zu<br />
sichern, würden Protektionismus und Wechselkursmanipulation<br />
deutlich verstärkt, würden unternehmerische<br />
Freiheit und eigenverantwortliches Wirtschaften von<br />
Mittelständlern, Selbstständigen und Freiberuflern abgeschafft.<br />
Dies muss die wirtschaftliche Dynamik und die<br />
betriebswirtschaftliche Gesundheit vieler Unternehmen<br />
schwächen. Daraus resultierende drohende Insolvenzen<br />
würden weitere Verstaatlichungen nach sich ziehen. Das<br />
Szenario 3, für das ich eine Wahrscheinlichkeit von 25<br />
Prozent annehme, impliziert ein Absinken des deutschen<br />
Bruttoinlandsprodukts um etwa vier Prozent.<br />
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GESCHÄFTSLAGE<br />
VERARBEITENDES GEWERBE GEWERBE<br />
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2006 2006 2007 2007 2008 2008<br />
Prof. Dr. Norbert<br />
Walter (64) ist seit<br />
dem Jahr 1990<br />
Chefvolkswirt der<br />
Deutsche Bank<br />
Gruppe und seit<br />
1992 Geschäftsführer<br />
der Deutsche<br />
Bank Research.<br />
www.haufe-akademie.de Haufe Akademie Programm-Guide<br />
Quelle: KfW Bankgruppe, ifo Institut München<br />
Großunternehmen<br />
Quelle: KfW Bankgruppe, ifo Institut München<br />
Szenario 4: „Tsunami“<br />
Schließlich ist das vierte, das Worst-Case-Szenario<br />
„Tsunami“ zu nennen, das einen Zusammenbruch des<br />
weltweiten Finanzsystems und ein Ende der Globalisierung<br />
impliziert. Weltweit würde das Vertrauen in Politik<br />
und Markt einer Panik weichen. Dieses Szenario ist am<br />
wenigsten wahrscheinlich und einer zahlenmäßigen<br />
Darstellung nicht zuzuführen. Auf europäischer<br />
Ebene hat die britische Regierung am schnellsten<br />
und konsequentesten auf die konjunkturelle<br />
Stockung reagiert: So ist das temporäre Absenken<br />
der Mehrwertsteuer um 2,5 Prozentpunkte sicher<br />
hilfreich. Wirkungsvoller wäre indes eine europäisch,<br />
wenn nicht global abgestimmte Stimulierung<br />
dieser Art. Es ist also das Gebot der Stunde,<br />
diesem britischen „Let’s do it“ zu folgen. Die gut<br />
gemeinten Ansätze anderer EUMitgliedstaaten, darunter<br />
auch Deutschland, dürften zwar wachstumspolitisch<br />
erwünscht sein und zur Lissabon-Agenda passen, haben<br />
aber keinen nennenswerten Einfluss auf den kurzfristig<br />
so dringend benötigten Anschub der Konjunktur. Auch<br />
die im Laufe des Jahres zu erwartenden Zinssenkungen<br />
<strong>durch</strong> die EZB dürften erst zu spät, das heißt 2010,<br />
wirken.<br />
Nicht zuletzt <strong>durch</strong> das Zögern der Bundesregierung<br />
bei der Umsetzung eines echten und ambitionierten<br />
Konjunkturprogramms haben sich die Chancen für das<br />
Eintreten der günstigen Szenarien verschlechtert.<br />
Was jetzt helfen würde, sind rasch realisierbare Investitionen<br />
(hierzu ist die beschlossene Einführung der degressiven<br />
Abschreibung sehr hilfreich) und der vorgezogene<br />
Kauf von dauerhaften Konsumgütern. Dies kann selbstverständlich<br />
nicht den Rückgang der deutschen Exporte<br />
aufhalten, aber es kann ein (begrenztes) Gegengewicht<br />
zur allgemeinen Nachfrageschwäche mobilisieren.<br />
Die Erfahrungen mit deutschen Konsumenten, die eine<br />
Chance erhalten, Steuern zu sparen, sind eindeutig:<br />
Nichts wirkt so unmittelbar ausgabensteigernd und<br />
so verlässlich wie eine Maßnahme, mit der man dem<br />
Finanzminister ein Schnippchen schlagen kann. Eine für<br />
das Jahr 2009 um drei Prozentpunkte gesenkte Mehrwertsteuer<br />
würde den zügigen Ersatz allzu alter Autos,<br />
Eisschränke und Heizkessel auslösen. Dies würde Unternehmen<br />
helfen, vor allem jenen, die das richtige Produkt<br />
anbieten. Der deutsche Mittelstand ist hier insbesondere<br />
bei zuliefernden Schlüsselindustrien – sei es für energiesparende<br />
Antriebe, sei es für ökologisch hochwertige<br />
Module – gut aufgestellt und würde von derartigen<br />
Maßnahmen zweifellos profitieren. <<br />
Aus: ProFirma,<br />
Das Magazin für<br />
den innovativen<br />
Mittelstand, Ausg.<br />
Februar 2009<br />
11<br />
Betriebswirtschaft und Unternehmensführung 2