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Aufbruch durch Weiterbildung

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2<br />

Betriebswirtschaft und Unternehmensführung<br />

Betriebswirtschaft und Unternehmensführung<br />

Vorübergehend finster<br />

Von Staatskapitalismus bis Zweckoptimismus: Prof. Dr. Norbert Walter,<br />

Chefvolkswirt der Deutsche Bank Gruppe, skizziert alternative Szenarien<br />

für die konjunkturelle Entwicklung im Jahr 2009.<br />

Dunkle Schatten<br />

über der Wirtschaft<br />

– wie<br />

lange noch?<br />

Die anhaltende Krise auf den globalen Finanzmärkten,<br />

die im Sommer 2007 an den US­amerikanischen Märkten<br />

für Hypothekenkredite mit höherer Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

(Subprime Market) begann und innerhalb<br />

kürzester Zeit auf andere Marktsegmente und Länder<br />

übergriff, ist zweifellos eine der schwersten Finanzkrisen<br />

überhaupt und sicherlich die teuerste. Die Krise verlief<br />

in Scheiben, seit der Lehman-Pleite hat sie sich drastisch<br />

verschärft. Deshalb erscheint es derzeit wenig opportun,<br />

den Eindruck zu erwecken, man habe quantitativ klare<br />

Vorstellungen, wie sich im Jahr 2009 das Sozialprodukt<br />

entwickeln wird. Da wichtige Einflussgrößen einen<br />

unterschiedlichen Verlauf nehmen können (so etwa die<br />

Energiepreise oder die Wechselkurse), erscheint es angemessener,<br />

verschiedene Szenarien zu entwickeln und<br />

ihre Eintrittswahrscheinlichkeit anzugeben.<br />

Über die Entwicklungsrichtung sind Zweifel jedoch nicht<br />

angebracht: Nach einem noch guten Konjunkturstart<br />

ins Jahr 2008 ging es im weiteren Jahresverlauf deutlich<br />

abwärts. Diese Tendenz resultierte fast ausschließlich<br />

aus der Negativtendenz beim internationalen Handel.<br />

Die Auslandsaufträge flachten ab, seit Monaten sind sie<br />

zunehmend rückläufig. Dies trifft zum einen Unternehmen,<br />

die ihre Produkte direkt an ausländische Kunden<br />

liefern, zum anderen aber auch diejenigen, die Zulieferer<br />

für deutsche Exporteure sind. Das Exportwachstum<br />

hat sich, verglichen zum Vorjahreszeitraum, in den<br />

zurückliegenden Quartalen bereits deutlich verlangsamt.<br />

Rückgänge sind angelegt. Gleichzeitig bauen die Unternehmen<br />

ihre Lager ab (vor allem bei Rohstoffen). Die<br />

Investitionstätigkeit wird – wo möglich – gemäß dem<br />

niedrigen Nachfrageniveau zurückgefahren.<br />

Szenario 1: „Alles wird gut“<br />

Grundsätzlich halte ich vier Szenarien für denkbar. Das<br />

optimistischste ist „Nina Ruge: Alles wird gut“: In diesem<br />

Szenario bleiben Rohstoffe billig, erleben aber keinen<br />

weiteren Wertverfall, es kommt nicht zu einer Dollarschwäche,<br />

die Rettungspakete der Regierungen wirken,<br />

die wichtigsten Länder arbeiten zusammen und vermeiden<br />

einen Abwertungswettlauf und Protektionismus. In<br />

einem solchen Handlungszusammenhang erwarte ich,<br />

dass die Rezession in den großen Industrienationen auf<br />

vier Quartale begrenzt bleibt und sich somit zu Beginn<br />

des zweiten Halbjahrs 2009 eine Erholung einstellt.<br />

In diesem Bild für die Weltwirtschaft bleibt das Wachstum<br />

der Schwellenländer bei etwa fünf Prozent. Die<br />

reifen Industrieländer kommen mit einem blauen Auge<br />

davon: Im Jahres<strong>durch</strong>schnitt würde ihr reales Sozialprodukt<br />

minimal zurückgehen. Die Regulierung auf den<br />

Finanzmärkten würde effektiver, freilich bliebe sie auf<br />

das notwendige Maß beschränkt. Es käme nicht zu einer<br />

Kreditklemme, und die Industriepolitik wiese keinerlei<br />

protektionistische Tendenz auf. Noch vor zwei Monaten<br />

schien ein solches Szenario mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von etwa einem Drittel eintreten zu können. Seither<br />

mehren sich aber die Zeichen, dass es schlechter kommt.<br />

Kreditklemme, Protektionismus, Neigung, die eigene<br />

Währung abzuwerten: All dies verstärkt sich.<br />

Szenario 2: „Keynes, yes we can”<br />

Das zweite Szenario „Keynes, yes we can“ setzt auf<br />

das wirtschaftspolitische Konzept von John Maynard<br />

Keynes und auf die Amtsübernahme <strong>durch</strong> den Bush-<br />

Nachfolger Barack Obama, dessen wirtschaftspolitisches<br />

Team an der Absicht antizyklischer Konjunkturpolitik<br />

keinen Zweifel aufkommen lässt. Nie zuvor habe ich<br />

die Weltwirtschaft in einer Situation gesehen, in der<br />

keynesianische Maßnahmen der Wirtschaftspolitik so<br />

sachgerecht sind wie derzeit. Der Staat muss also rasch<br />

und kräftig Nachfrage auslösen. Der neue US­Präsident<br />

Barack Obama hat angekündigt, dieser Philosophie<br />

zu folgen und ein Milliardenprogramm für staatliche<br />

Investitionen in den Bildungs­ und Infrastrukturbereich<br />

aufzulegen sowie steuerliche Anreize für zusätzliche<br />

private Ausgaben zu schaffen. Szenario 2 basiert darauf,<br />

dass diese Maßnahmen greifen, international Nachahmung<br />

finden und dass mit der Amtsübernahme Obamas<br />

Vertrauen in die Wirtschaftspolitik gestärkt wird und die<br />

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