Kunden PDF von Repromedia Wien - Wiener Gesundheitsförderung
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soMMer 2012<br />
Verlagsort: 1110 <strong>Wien</strong> › P. b. b. › 10Z038444M<br />
So funktioniert <strong>Gesundheitsförderung</strong> im Grätzel.<br />
Umfrage: Was ist typisch für Ihr <strong>Wien</strong>?<br />
Ein Sportverein holt alle Frauen mit ins Boot.<br />
Gesunde Stadt<br />
dAs MAGAzin der wiener GesundheitsförderunG<br />
Aktiv gesund:<br />
Mein Grätzel<br />
und ich
Gestaltung: Ismail GÖKMEN<br />
Wie soll das Zusammenleben in <strong>Wien</strong> funktionieren?<br />
Wann wollen Sie Ihre Ruhe – und wann wird es bei Ihnen ´mal lauter?<br />
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie kein Wort verstehen?<br />
Gehen Ihnen die Kebab- und Leberkässemmel-Esser in den<br />
Öffis auch auf die Nerven?<br />
Respektlose Jugend, grantige Alte?<br />
Grüßen Sie immer?<br />
Haben Sie es manchmal eben „einfach eilig“?<br />
Reden Sie mit!<br />
Führen Sie ein Charta-Gespräch!<br />
Jetzt!<br />
Alle Informationen<br />
zu <strong>Wien</strong>s interessantestem BürgerInnenbeteiligungsverfahren:<br />
www.charta.wien.at<br />
liebe leserin,<br />
lieber leser!<br />
sie halten ein Magazin in Händen,<br />
das sich mit einem Herzstück der<br />
<strong>Wien</strong>er <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />
befasst – den „Gesunden Grätzeln“.<br />
Der Lebenswelt, in der wir wohnen, in<br />
der wir uns bewegen, die gute Laune<br />
machen kann ebenso wie schlechte –<br />
je nachdem, ob der Blick auf dem Weg<br />
zur Arbeit auf ein Blumenbeet fällt<br />
oder auf weggeworfenen Mist. Menschen<br />
identifizieren sich mit ihrem<br />
Grätzel – und es gibt viele Möglichkeiten,<br />
es mitzugestalten. Wir stellen einige<br />
vor. Denn<br />
ein Umfeld, in<br />
dem man sich<br />
wohlfühlt,<br />
sich gern<br />
bewegt und<br />
Menschen<br />
trifft, fördert<br />
die Gesundheit.<br />
In den „Gesunden Bezirken“ Leopoldstadt,<br />
Margareten, Favoriten, Ottakring<br />
und Brigittenau laufen mithilfe<br />
der WiG bereits viele Aktionen. Von<br />
einer Ideenbörse, bei der sich BewohnerInnen<br />
zu Aktivitäten inspirieren<br />
lassen können, über eine Jugendgesundheitskonferenz<br />
bis zu Gesundheitsbeauftragten:<br />
Die <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />
im Grätzel ist bunt und<br />
abwechslungsreich. Ebenso wie die<br />
Antworten der <strong>Wien</strong>erInnen auf die<br />
Frage, was für sie typisch an ihrem<br />
Grätzel ist. Was ich an meinem Grätzel<br />
mag? In Gumpendorf rund um das<br />
Raimund Theater verbindet sich Urbanität<br />
mit Vielfalt, im Bruno-Kreisky-<br />
Park gibt’s Hängematten zum Relaxen<br />
und gleich drei U-Bahnen sind zu<br />
Fuß erreichbar. Außerdem lassen wir<br />
Elfriede Hammerl und Oscar Bronner<br />
über E-Books zu Wort kommen und<br />
Andreas Kienzl eine Lanze für die Lust<br />
und gegen den Geiz brechen. Selbstverständlich<br />
jugendfrei!<br />
All das wie immer – für ein gesundes<br />
Leben in einer gesunden Stadt.<br />
Dennis Beck<br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Wien</strong>er <strong>Gesundheitsförderung</strong> – WiG<br />
gesunde stadt – sommer 2012<br />
Fotos: Foto Schuster, Bubu Dujmic, Katrin Bruder<br />
inhalt<br />
06<br />
Gesundheit im Grätzel<br />
Weil es nicht egal ist,<br />
wo man wohnt!<br />
09 Ideenbörse<br />
In der Leopoldstadt werden<br />
gute Ideen über eine Plattform<br />
ausgetauscht.<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
Das eigene Umfeld mitgestalten – Jugendliche<br />
ergreifen diese Chance. Seite 10<br />
Die Jugend redet mit<br />
Bei der Jugendgesundheitskonferenz<br />
zählt nur, was junge<br />
MargaretnerInnen interessiert.<br />
Fußball macht Fans fit<br />
Unter anderen unterstützt die<br />
<strong>Wien</strong>er Austria das Projekt.<br />
Beratung im Gemeindebau<br />
Gesundheitsbeauftragte nehmen<br />
ab Herbst ihre Arbeit auf.<br />
Auf die FreundInnen hören<br />
„Peer Helper“ bringen<br />
Gesundheit unter die Leute.<br />
Jetzt aktiv werden!<br />
In <strong>Wien</strong> gibt es viele Möglichkeiten,<br />
sich zu engagieren.<br />
15 Umfrage<br />
Was ist typisch für Ihr Grätzel?<br />
16<br />
Tipps & Infos<br />
Buchtipps und Webseiten<br />
17 Büchersterben?<br />
Elfriede Hammerl und Oscar<br />
Bronner über Lese-Vorlieben.<br />
18<br />
20<br />
21<br />
Aus den Bezirken<br />
Gesundheitsfest, Mädchengarten<br />
und Klettern im Bad.<br />
Nur die Fantasie zählt<br />
Kreativität weckt Lebensfreude.<br />
Training mit Gleichgesinnten<br />
Der „Verein Rosa“ bietet Sportbetreuung<br />
für Frauen an.<br />
22 Termine<br />
Bädertour und Augentag<br />
23<br />
Gemeinsam macht die Bewegung<br />
den Frauen mehr Spaß. Seite 21<br />
Andreas Kienzl fragt:<br />
Sind Sie geil?<br />
3
Fünf Bezirke<br />
im Fokus<br />
gesunder Bezirk<br />
einen weiteren Schwerpunkt der<br />
<strong>Gesundheitsförderung</strong> setzt <strong>Wien</strong><br />
heuer mit den fünf „Gesunden Bezirken“.<br />
Im Sinne einer umfassenden<br />
Strategie für öffentliche Gesundheit<br />
umfasst die <strong>Gesundheitsförderung</strong> alle<br />
Lebensbereiche und orientiert sich an<br />
den Bedürfnissen der Bevölkerung.<br />
Gemeinsam aktiv. Um speziell die<br />
Burschen und Männer beim Thema Gesundheit<br />
verstärkt zu erreichen, betritt<br />
z. B. das Team <strong>von</strong> „Gesundes Favoriten“<br />
neues Terrain. Der Weg führt über<br />
eine enge Zusammenarbeit mit den<br />
Fußballklubs im Bezirk. Im Herbst<br />
wird ein Männergesundheitstag organisiert.<br />
Jugendliche aus Ottakring haben<br />
sich mit dem Thema musikalisch<br />
auseinandergesetzt. Bezirksvorsteher<br />
Franz Prokop: „Der Rap ‚Gesund in<br />
Ottakring‘ zeigt ganz deutlich, welche<br />
Themen, aber auch welche gesellschaftspolitischen<br />
Zusammenhänge<br />
Judith delle Grazie vom Bundesministerium für<br />
Gesundheit, Dennis Beck, GF <strong>Wien</strong>er <strong>Gesundheitsförderung</strong>,<br />
und Maskottchen WiNKi<br />
4<br />
„Die Aktivitäten sind so vielfältig wie die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks.“<br />
Gerhard Kubik, Bezirksvorsteher<br />
die jungen Menschen beschäftigen<br />
und ihr Leben beeinflussen.“<br />
BotschafterInnen und Ideenbörse.<br />
In der Leopoldstadt stellt eine Ideenbörse<br />
die Förderung <strong>von</strong> Eigeninitiative<br />
in den Mittelpunkt. In Margareten<br />
wird eine Jugendgesundheitskonferenz<br />
abgehalten. Und in der Brigittenau<br />
setzt man auf die Ausbildung <strong>von</strong><br />
GesundheitsbotschafterInnen, die ihr<br />
Wissen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld<br />
weitergeben. •<br />
WiNKi ist ein Drache<br />
gesunder kindergarten<br />
ab sofort kommt der kleine Drache<br />
WiNKi in die Kindergärten<br />
und Kinderkrippen – gemeinsam<br />
mit Expertinnen und Experten<br />
klärt er die Kleinen über gesunde<br />
Ernährung auf. Das ist aber nur ein<br />
Teil des Projekts „<strong>Wien</strong>er Netzwerk<br />
Kindergartenverpflegung“: Auch das<br />
Kindergarten personal wird mit umfangreichen<br />
Materialien und Ideen<br />
V. l.: Hermine Mospointner (BV 10. Bez.),<br />
WiG-GF Dennis Beck, Eva Weißmann (BV-Stv.<br />
16. Bez.), Stadträtin Sonja Wehsely, Kurt Wimmer<br />
(BV 5. Bez.), Gerhard Kubik (BV 2. Bez.) und<br />
Hannes Derfler (BV 20. Bez.)<br />
Arbeitsgruppe<br />
gesunde stadt<br />
es braucht spezielle Ansätze, um<br />
auch sozial schwächere Bevölkerungsgruppen<br />
für <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />
zu gewinnen. Aus diesem<br />
Grund koordiniert die <strong>Wien</strong>er <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />
eine österreichweite<br />
Arbeitsgruppe, die sich ausschließlich<br />
diesem Thema widmet. •<br />
www.aksaustria.at<br />
unterstützt. Und VerpflegungsanbieterInnen<br />
bekommen Schulungen und<br />
Workshops. Am Projekt WiNKi können<br />
alle <strong>Wien</strong>er Kinderbetreuungseinrichtungen,<br />
egal ob öffentlich oder<br />
privat, kostenlos teilnehmen. Es wird<br />
aus Mitteln der Bundesgesundheitsagentur<br />
im Rahmen der österreichischen<br />
Vorsorgestrategie finanziert. •<br />
www.winki.at<br />
Fotos: Andrew Rinkhy, <strong>Wien</strong>er <strong>Gesundheitsförderung</strong>, Bubu Dujmic, Christopher Klettermayer/WiG, Christian Fürthner<br />
Miteinander<br />
auskommen<br />
gesunde stadt<br />
Bei der <strong>Wien</strong>er Charta werden<br />
Grundsätze und Spielregeln für<br />
gutes Zusammenleben erarbeitet.<br />
Die <strong>Wien</strong>er <strong>Gesundheitsförderung</strong> lädt<br />
am 28. August zu einem offenen<br />
Charta-Gespräch (15.30–17 Uhr) zum<br />
Thema „Öffentlicher Raum – Lebensraum<br />
für uns alle“. Bei der 2. <strong>Wien</strong>er<br />
Selbsthilfe Konferenz am 21. Juni ging<br />
es bei einem Workshop um das Thema<br />
„Ich und die, die anders sind als ich“.<br />
Und am 22. Mai wurde in der <strong>Wien</strong>er<br />
Gesundheits-Bim (siehe unten) in der<br />
Straßenbahnschleife neben der Uni<br />
<strong>Wien</strong> ausführlich über das Thema<br />
„Miteinander auskommen“ gesprochen.<br />
Die Ergebnisse aller Gespräche werden<br />
zusammengefasst und im November<br />
als <strong>Wien</strong>er Charta präsentiert. •<br />
www.charta.wien.at<br />
<strong>Wien</strong> radelt<br />
gesunde stadt<br />
Im FahrRADhaus gibt es Kurse zur<br />
Fahrsicherheit und Gratis-Fahrradchecks.<br />
Sie können verschiedene<br />
Fahrradtypen vor Ort ausprobieren<br />
und beim Fahrrad-Flohmarkt oder bei<br />
der Aktion „Neue Räder für <strong>Wien</strong>“ Ihr<br />
altes Fahrrad verkaufen und günstig zu<br />
einem neuen kommen. •<br />
Bis 25. Oktober, Mo–Fr 9–20 Uhr,<br />
<strong>Wien</strong>er Planungswerkstatt,<br />
1., Friedrich-Schmidt-Platz 9,<br />
Telefon 0660/167 95 75,<br />
www.radfahren.wien.at<br />
Aktiv in der<br />
Straßenbahn<br />
gesunde stadt<br />
Kostenlose Blutdruckmessungen<br />
und Biofeedback-Auswertungen,<br />
eine eigene Ernährungspyramide<br />
zusammenbauen – all dies und mehr<br />
wurde <strong>von</strong> 14.–25. Mai in der <strong>Wien</strong>er<br />
Gesundheits-Bim auf der Linie 2 angeboten.<br />
In diesem Sonderzug der<br />
<strong>Wien</strong>er Linien bekamen die Fahrgäste<br />
hilfreiche Alltagstipps rund um die<br />
Themen Ernährung, Bewegung und<br />
seelische Gesundheit.<br />
Macht Spaß. Bei den kostenlosen Aktivstationen<br />
direkt in der Straßenbahn<br />
konnten die Öffi-BenutzerInnen selbst<br />
ausprobieren, dass der Weg zum persönlichen<br />
Wohlbefinden und zu einem<br />
gesunden Leben Spaß machen kann.<br />
Für Gesundheitsstadträtin Sonja Weh-<br />
In der Gesundheits-Bim luden<br />
Aktivstationen zum Mitmachen ein.<br />
sely (Foto oben) „ein idealer Einstieg<br />
in Richtung Gesundheit. Die <strong>Wien</strong>erinnen<br />
und <strong>Wien</strong>er können notwendige<br />
Wege mit dem ersten Schritt zu<br />
einem gesunden Leben verbinden.“ Als<br />
besonderes Zuckerl wurde den Fahrgästen<br />
im Frühverkehr ein gesundes<br />
Frühstück angeboten. Weiters gab es<br />
ein Quizrad, an dem während der Fahrten<br />
gesundheitsförderliche Preise zu<br />
gewinnen waren. Und wer seine „Gesundheits-Fahrkarte“<br />
ausgefüllt abgab,<br />
der oder dem winkte sogar eine Jahreskarte<br />
der <strong>Wien</strong>er Linien als Preis. •<br />
5
6<br />
Gute soziale Kontakte im Grätzel sind<br />
ein Baustein für Zufriedenheit und<br />
Gesundheit der BewohnerInnen.<br />
Fotos: Adrian Batty, Ingo Derschmidt, André Wagenzik<br />
Ich tu was fürs Grätzel –<br />
und mein Grätzel für mich<br />
Wie Würden Sie ihr Grätzel beSchreiben? Fühlen Sie Sich Wohl?<br />
plaudern Sie ab und zu mit der bäckerin? Ja? Gut! denn Wer in Seiner<br />
WohnumGebunG Soziale kontakte hat, bleibt eher GeSund. Christine Oberdorfer<br />
intervieW<br />
Cornelia Ehmayer,<br />
Stadtpsychologin<br />
Welche „Diagnose“ stellen Sie als<br />
Stadtpsychologin <strong>Wien</strong> aus?<br />
Wenn sich die Stadt bei mir auf die<br />
PsychologinnenCouch legt, schneidet<br />
sie recht gut ab: <strong>Wien</strong> ist veränderungsbereit,<br />
wenngleich auch nicht<br />
mit hohem Tempo. Als positiv wird<br />
die Überschaubarkeit der kleinen<br />
Lebensinseln genannt, die alte Architektur,<br />
das Grün und die gute Nahversorgung.<br />
Das Miteinander und die<br />
Toleranz könnten besser sein.<br />
Welche Bedeutung haben Grätzel?<br />
Studien zeigen, dass sich z. B. Mütter<br />
oder Väter mit Kindern 80 Prozent<br />
ihrer Zeit im Grätzel aufhalten. Bei<br />
älteren Menschen ist das ähnlich.<br />
Das zeigt, wie wichtig die nahe Wohnumgebung<br />
ist. Jedes Grätzel hat seine<br />
eigene Geschichte, seine Stimmung.<br />
Beeinflussen sie die Gesundheit?<br />
Auf jeden Fall! Funktionierende<br />
soziale Netzwerke stärken das Wohlbefinden.<br />
Wichtig wäre es auch, dass<br />
mehr Menschen aktiv werden. Beteiligung<br />
ist ein zentrales Bedürfnis, sie<br />
schafft Identität und Ortsbindung –<br />
und stärkt so wieder das Grätzel.<br />
gesunde stadt – sommer 2012<br />
ich vergleiche die <strong>Wien</strong>er Grätzel<br />
gern mit den Kindern in einer<br />
Schulklasse – die einen sind ruhig<br />
und brav, die anderen extrovertierte<br />
Schlingel. Der Bereich um<br />
die Neubaugasse wäre also ein sehr<br />
individuelles, kreatives Kind. Das Simmeringer<br />
Zentrum ein unauffälliges<br />
mit viel Potenzial und Geistesblitzen“,<br />
erklärt die Stadtpsychologin Cornelia<br />
Ehmayer. Wichtig ist aber vor allem,<br />
wie die BewohnerInnen ihre Umge<br />
„Sozial besser gestellte<br />
Menschen haben auch<br />
bessere Gesundheitschancen.“<br />
Stefan Bräunling,<br />
Kooperationsverbund Gesundheitliche<br />
Chancengleichheit<br />
bung empfinden. Studien belegen,<br />
dass das Grätzel, das Quartier, wie es in<br />
Deutschland heißt, großen Einfluss auf<br />
die Gesundheit der BewohnerInnen hat.<br />
Der Berliner Gesundheitsförderer Stefan<br />
Bräunling erklärt: „In Berlin stellen<br />
wir einen Unterschied in der Lebenserwartung<br />
<strong>von</strong> etwa sieben Jahren<br />
zwischen dem ärmeren Bezirk FriedrichshainKreuzberg<br />
und dem wohlhabenderen<br />
SteglitzZehlendorf fest!<br />
Das hat, grob zusammengefasst, zwei<br />
Gründe: Erstens sind die Lebensbedingungen<br />
in manchen Ecken <strong>von</strong> FriedrichshainKreuzberg<br />
ungesünder und<br />
SchWerpunktthema GeSundeS Grätzel<br />
zweitens ziehen vor allem Menschen<br />
in schwierigeren Lebenslagen dorthin<br />
bzw. werden sie dorthin verdrängt.“<br />
In <strong>Wien</strong> beträgt der Unterschied in<br />
der Lebenserwartung unter drei Jahre.<br />
Einen Einfluss auf die Gesundheit haben<br />
neben persönlichen Verhaltensweisen<br />
(Ernährung, Rauchen …) die<br />
gesundheitlichen Belastungen (wie<br />
Verkehrslärm), die Möglichkeiten zur<br />
Stressbewältigung und Entspannung<br />
(Grünflächen, Bildungsangebote, Unterhaltung)<br />
und die gesundheitliche<br />
Nahversorgung (Praxen, Apotheken)<br />
im Grätzel.<br />
Bedürfnis Mitbestimmung. Das<br />
Grätzel mitzugestalten, zahlt sich also<br />
aus. „Das kann im Kleinen beginnen,<br />
indem man Geschäfte in der Nähe<br />
nutzt, nett grüßt und positiv durchs<br />
Leben geht. Oder indem man eine Initiative<br />
startet“, erklärt Ehmayer. So<br />
kann jede und jeder einen Beitrag für<br />
ein gesünderes Lebensumfeld leisten.<br />
„Die Möglichkeit zur Mitbestimmung<br />
ist ein zentrales Bedürfnis. Sich mit<br />
seinem Grätzel zu identifizieren, sich<br />
an den Ort gebunden zu fühlen, bringt<br />
den Wunsch mit sich, etwas zu verändern.<br />
Das macht das Grätzel schöner,<br />
interessanter. Das ist ein Kreislauf, der<br />
auch <strong>von</strong> Profis initiiert werden kann.“<br />
Aktiv sein, heißt weniger raunzen.<br />
Wer selbst aktiv an Ideen wie einem<br />
UrbanGardeningProjekt, einer Dis<br />
7
kussions- oder Sportgruppe beteiligt<br />
ist, kann die Verantwortung nicht mehr<br />
nur auf „die Politik da oben“ abschieben.<br />
Ehmayer: „Die Beteiligung <strong>von</strong><br />
Bürgerinnen und Bürgern funktioniert<br />
in <strong>Wien</strong> schon ganz gut. Noch besser<br />
klappt es allerdings in skandinavischen<br />
Ländern, in denen schon vor 20 Jahren<br />
runde Tische üblich waren. Bei uns<br />
orte ich immer noch eine gewisse<br />
Angst vor klaren Entscheidungen.“<br />
Grätzel-Seele. In <strong>Wien</strong> – in jeder Großstadt<br />
– bilden sich Grätzel ganz <strong>von</strong><br />
selbst. „Oft sind es Gastronomiebetriebe,<br />
die einem Grätzel neues Leben<br />
ein hauchen. Beispiel Yppenplatz: Ein<br />
Markt, hier der Brunnenmarkt, ist eine<br />
gute historische Basis für ein funktionierendes<br />
Grätzel. Dazu kamen dann<br />
fleißige Leute, die die Stände betreiben.<br />
Junge Leute siedeln sich an – und<br />
schon entsteht ein Stadtteil mit Charakter“,<br />
erklärt die Stadtpsychologin.<br />
Bei dieser Grätzel-Seele setzt die regionale<br />
<strong>Gesundheitsförderung</strong> an. Wer<br />
die Menschen mit Gesundheitsprojekten<br />
erreichen will, muss das Grätzel<br />
genau kennen. So hat am Yppenplatz<br />
auch die Gebietsbetreuung viel zum<br />
Der Viktor-Adler-Markt wird <strong>von</strong> den FavoritnerInnen einfach<br />
„Platzl“ genannt. Märkte sind oft das Herz eines Grätzels.<br />
8<br />
Aufblühen des Grätzels beigetragen.<br />
„Es gibt kein Patentrezept dafür, wie<br />
man die Menschen in ihren Lebenswelten<br />
erreicht. Wir fragen uns: Welche<br />
Bedürfnisse haben die Leute hier? Was<br />
ist das Thema? Daraus lässt sich eine<br />
ganz individuelle Strate gie für das<br />
Grätzel entwickeln“, erklärt Ingrid<br />
Spicker, Teamleiterin „Gesunde Stadt –<br />
Gesunde Regionen“ in der WiG. In fünf<br />
Schwerpunktbezirken (siehe Projekte<br />
auf den kommenden Seiten) setzen die<br />
BewohnerInnen mit den ExpertInnen<br />
der WiG und Partnerorganisationen<br />
im Bezirk Projekte für mehr Gesundheit<br />
um. „Wir arbeiten vor allem dort,<br />
wo sozial schwächere Menschen leben.<br />
Sie profitieren <strong>von</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />
ganz besonders“, so Spicker.<br />
Good Practice. Diese Quartiere stehen<br />
auch im Fokus <strong>von</strong> Stefan Bräunlings<br />
„Für <strong>Gesundheitsförderung</strong> im<br />
Grätzel gibt es kein Patentrezept.<br />
Jeder Stadtteil tickt anders.“<br />
Ingrid Spicker, Teamleiterin „Gesunde<br />
Stadt – Gesunde Regionen“ in der WiG<br />
Arbeit im „Kooperationsverbund Gesundheitliche<br />
Chancengleichheit“.<br />
Moderne <strong>Gesundheitsförderung</strong> heißt<br />
für ihn Stärkung und Beteiligung benachteiligter<br />
Gruppen. Beispiele aus<br />
Deutschland: „In Berlin gibt es die<br />
,Stadtteilmütter‘, die in ihren jeweiligen<br />
Nachbarschaften und Communities<br />
die Familien aufsuchen und unterstützen.<br />
In Dortmund-Nord hat sich<br />
vor mehr als zehn Jahren ein runder<br />
Tisch ,Prävention <strong>von</strong> Kinderunfällen‘<br />
gebildet. Mittlerweile werden dort<br />
auch die Sicherheits- und Gesundheitsbedürfnisse<br />
<strong>von</strong> Seniorinnen und<br />
Senioren mit aufgegriffen.“ Das sind<br />
Musterbeispiele für Bräunlings Forderung,<br />
demokratische Beteiligung wieder<br />
zu einem Kernbestandteil der<br />
Stadtentwicklung zu machen. •<br />
www.stadtpsychologie.at,<br />
www.gesundheitliche-chancengleichheit.de<br />
Fotos: Christine Bauer/WiG, Andrew Rinkhy, Bubu Dujmic (2), Privat<br />
Plattform für die<br />
besten Ideen<br />
gemeinsam aktiv sein statt allein daheim: wer sich für die<br />
gesundheit anderer einsetzt, profitiert auch selbst. Silvia Pistotnig<br />
schwerpunktthema gesundes grätzel<br />
hip-Hop oder Salsa? Das ist<br />
unwichtig. Den Jugendlichen,<br />
die beim Kurs dabei<br />
sind, geht es um das Tanzen.<br />
„Sie trainieren auch<br />
oft in ihrer Freizeit“, sagt<br />
Nadejda Sabeva. Sie organisiert ehrenamtlich<br />
für den „Verein friends“ in der<br />
Leopoldstadt den wöchentlichen Tanzkurs.<br />
Warum sich die beiden für die Ju-<br />
„Adil und ich leiten die<br />
Tanzgruppe für Jugendliche.<br />
Beim ,Verein friends‘ war<br />
ich <strong>von</strong> Anfang an dabei.“<br />
Nadejda Sabeva, Studentin<br />
gendlichen aus dem Grätzel einsetzen?<br />
„Die Jugendlichen, die mitmachen,<br />
sind oft aus schwie rigen Verhältnissen.<br />
gesunde stadt – sommer 2012<br />
Viele haben Gewichtsprobleme und<br />
sich bisher nicht getraut zu tanzen.<br />
Mein Tanzpartner Adil und ich können<br />
ihnen helfen, selbstbewusst aufzutreten.<br />
Es gibt uns viel, ihre Fortschritte<br />
zu sehen.“ Sich für die Gesundheit und<br />
das Wohlbefinden der Mitmenschen<br />
einzusetzen – darum geht es bei der<br />
„Ideenbörse“. Über diese Plattform<br />
sammelt die „Gesunde Leopoldstadt“<br />
Projektideen wie den Tanzkurs für Jugendliche.<br />
„Wir unterstützen Initiativen,<br />
die die Gesundheit im Bezirk<br />
fördern und dadurch auch die Lebensqualität<br />
im Grätzel erhöhen“, erklärt<br />
Projektleiter Michael Stadler-Vida. Das<br />
Team der „Gesunden Leopoldstadt“<br />
unterstützt finanziell und hilft bei<br />
organisatorischen und inhaltlichen<br />
Fragen. Dazu gehört die Vernetzung<br />
Tanzlehrerin Nadejda,<br />
SchülerInnen Anish (schwarzes<br />
Gilet) und Rina (pinkes T-Shirt)<br />
sowie Tanzpartner Adil (in Weiß)<br />
mit PartnerInnen oder die Formulierung<br />
der konkreten Projekt idee. Der<br />
Anklang ist groß. Von einem Hoffest<br />
„Allein etwas zu bewegen oder umzusetzen,<br />
ist oft schwierig – gemeinsam<br />
fällt vieles leichter!“<br />
Michael Stadler-Vida, Projektleiter<br />
„Gesunde Leopoldstadt“<br />
über eine Sport- und Kochgruppe ist<br />
alles dabei. Mitmachen können alle<br />
LeopoldstädterInnen, die eine gute<br />
Idee haben. „Wir bemerken, dass die<br />
Leute etwas bewegen wollen“, sagt<br />
Michael Stadler-Vida. „Und das aktive<br />
Gestalten der Lebensumwelt hilft dabei,<br />
sich gesund zu fühlen.“ •<br />
www.friends2.at,<br />
www.gesundeleopoldstadt.at<br />
9
Wenn Jugendliche<br />
zu Wort kommen<br />
Ernährung, BEWEgung und<br />
sEElischE gEsundhEit sind<br />
für jugEndlichE Wichtig.<br />
in MargarEtEn nähErn siE<br />
sich dEM thEMa auf<br />
krEativE art. Stephanie Tobeitz<br />
10<br />
Daniel, Beatrix und Hetti (v. l.)<br />
gestalten drei Pausenräume<br />
in ihrer Schule neu.<br />
„Aktionen wie die Jugendgesundheitskonferenz<br />
zeigen den Jugendlichen,<br />
dass ihre Meinung gefragt ist.“<br />
Maria Bernhart, Projektleiterin<br />
„Gesundes Margareten“<br />
schWErpunktthEMa gEsundEs grätzEl<br />
Was brauchen Jugendliche<br />
zum Glücklichsein?<br />
Was verstehen<br />
sie unter Gesundheit?<br />
Was kann die<br />
eigene Wohnumgebung<br />
zum seelischen und körperlichen<br />
Gesundbleiben beitragen? Mit Fragen<br />
wie diesen haben sich rund 150 Zwölf-<br />
bis 18-Jährige aus Margareten mehrere<br />
Wochen lang beschäftigt. Unterstützt<br />
wurden sie dabei <strong>von</strong> MitarbeiterInnen<br />
des Projektteams „Gesundes Margareten“,<br />
LehrerInnen, DirektorInnen, MitarbeiterInnen<br />
der Jugendzentren und<br />
Sportvereinen aus dem Bezirk. „Ziel ist<br />
es, dass bei Jugendlichen ein Prozess,<br />
die Beschäftigung mit dem Thema<br />
Gesundheit, in Gang gesetzt wird“,<br />
erzählt Projektleiterin Maria Bernhart.<br />
„So erfahren Erwachsene, wie Jugendliche<br />
Gesundheit sehen und was im<br />
Grätzel getan werden kann, damit sich<br />
die jungen Leute noch wohler fühlen.“<br />
Jugendgesundheitskonferenz. Entstanden<br />
sind im Rahmen der Aktion<br />
z. B. kritische Filme über Bulimie und<br />
Drogenkonsum, ein Kochbuch mit<br />
Rezepten aus aller Welt oder T-Shirts<br />
mit aufgedruckten Botschaften. Die<br />
Jugendlichen haben ihre „Werke“ im<br />
Juni bei der ersten Jugendgesundheitskonferenz<br />
– <strong>von</strong> Jugendlichen für Erwachsene<br />
– im Bezirk vorgestellt. „Toll<br />
war es, dass wir die Inhalte für die Präsentation<br />
selbst erarbeiten konnten.<br />
Wir sind stolz, dabei zu sein“, sagt Beatrix,<br />
Schülerin der HTL Spengergasse.<br />
Sie und ihre beiden Klassenkollegen<br />
Daniel und Hetti haben sich in den<br />
letzten Monaten um eine Neugestaltung<br />
<strong>von</strong> drei Pausenräumen gekümmert.<br />
„Für uns bedeutet Gesundheit<br />
auch Wohlbefinden. Das Aussehen der<br />
Orte, an denen wir viel Zeit verbringen,<br />
ist uns wichtig“, erklärt Hetti. Basis<br />
war eine groß angelegte Umfrage in<br />
der Schule. 800 SchülerInnen und das<br />
Lehrpersonal konnten dabei ihre Wünsche<br />
u. a. nach ruhigen Zonen zum Lernen,<br />
einem Tischfußballtisch, einem<br />
Relaxsofa, nach Pflanzen und Getränkeautomaten<br />
äußern. „Und sie waren<br />
auch aufgefordert, sich mit Sachspenden<br />
zu beteiligen. So haben wir eine<br />
Couch und ein Aquarium bekommen“,<br />
berichtet Beatrix. „An die Umsetzung<br />
machen wir uns nächstes Schuljahr.“ •<br />
www.gesundesmargareten.at<br />
Fotos: Bubu Dujmic, FEM, istockphoto.com, FEM Süd<br />
Traditionsverein<br />
unterstützt Fans<br />
Mit der <strong>Wien</strong>er AustriA bAld fit Wie ein turnschuh: dAs ist iM herbst<br />
für Männer iM 10. bezirk Möglich. dieses gesundheitsProjekt ist Aber<br />
nur eines <strong>von</strong> vielen der Aktion „gesundes fAvoriten“. Alexis Wiklund<br />
noch immer sind zahlreiche<br />
Männer wahre Gesundheitsmuffel.<br />
Sie lassen den<br />
Zustand ihres Autos eher<br />
checken als den eigenen.<br />
Damit sie auf sich selbst<br />
ähnlich gut achten wie etwa auf ihr<br />
Fahrzeug, geht der Bezirk Favoriten<br />
ganz neue Wege.<br />
Gesundheitstag im Stadion. So<br />
konnten die Fußball-Stars der <strong>Wien</strong>er<br />
Austria als Gesundheitsbotschafter gewonnen<br />
werden. Sie plaudern mit den<br />
Männern und Burschen des Bezirks<br />
über die Vorteile eines gesünderen<br />
Lebensstils. „Mit der Aktion wollen<br />
wir die Fans zu einem gesünderen<br />
Lebensstil animieren und ihnen dabei<br />
schWerPunkttheMA gesundes grätzel<br />
Alternativen aufzeigen, die genauso<br />
Spaß machen und schmecken“, sagt<br />
Kathleen Löschke-Yaldiz, Leiterin des<br />
Projekts „Gesundes Favoriten“. „Leistungsdruck<br />
im Job und ungesundes<br />
Essen wie etwa Fast Food sind häufig<br />
Ursachen für gesundheitliche Probleme.“<br />
Im Rahmen dieser Aktion wird<br />
es kostenlose Gesundheitschecks, Geschicklichkeitsparcours,<br />
ein Männergesundheitsquiz,<br />
Torwandschießen<br />
mit gesunden Preisen und Interviews<br />
mit den Stars zu Fitnessthemen geben.<br />
FK Austria <strong>Wien</strong> Manager Markus Kraetschmer:<br />
„Wir unterstützen das Projekt<br />
in Favoriten gerne, weil uns das<br />
Wohl und die Gesundheit der Fans und<br />
aller anderen Menschen hier am Herzen<br />
liegen.“<br />
Workshops in den Vereinen. Auch<br />
mit den anderen Fußballklubs im Bezirk<br />
gibt es eine enge Zusammenarbeit.<br />
Zum Beispiel laufen bereits Workshops<br />
mit Jugendlichen und ihren<br />
Trainern direkt in den Vereinen. Dabei<br />
bekommen die Spieler der Nachwuchsmannschaften<br />
(U8 bis U18) Tipps, wie<br />
eine gesunde Ernährung aussehen<br />
„Das Projekt ,Gesundes Favoriten‘<br />
bringt das Thema Gesundheit zu den<br />
Menschen – dorthin, wo sie leben,<br />
wo sie arbeiten und wo sie ihre<br />
Freizeit verbringen!“<br />
Kathleen Löschke-Yaldiz,<br />
Projektleiterin „Gesundes Favoriten“<br />
sollte. Denn die ist nicht nur bei den<br />
Profis wichtig, um die Leistung auf<br />
dem Platz abrufen zu können. Auch<br />
Thema: Wie geht man mit Erwartungen<br />
und Leistungsdruck um?<br />
Der 10. Bezirk blickt bereits auf einige<br />
gesundheitsfördernde Maßnahmen<br />
zurück. Das Projekt „sALTo – Gut und<br />
selbstbestimmt älter werden im Stadtteil“<br />
oder Gesundheitsprojekte in den<br />
Kindergärten und Schulen gingen erfolgreich<br />
über die Bühne. •<br />
www.gesundesfavoriten.at<br />
Fußball bewegt: Das nutzt man<br />
in Favoriten, um Männern des<br />
Bezirks Tipps zur Gesundheit mit<br />
auf den Weg zu geben.<br />
11
Gesund im<br />
Gemeindebau<br />
12<br />
GesundheitsbeauftraGte in OttakrinG traGen künftiG zur VerbesserunG<br />
der LebensquaLität im Gemeindebau bei. Vanessa Haidvogl<br />
Wohlfühlen im Gemeindebau.<br />
Gesund<br />
leben in einem attraktiven<br />
Umfeld.<br />
Das sind die Ziele<br />
des Projekts „Gesunder<br />
Gemeindebau“ in Ottakring. „Die<br />
Mieterinnen und Mieter sind eingeladen,<br />
Ideen zur gesunden Gestaltung<br />
ihres Wohnumfeldes umzusetzen“, erklärt<br />
die Projektleiterin <strong>von</strong> „Gesundes<br />
„Gemeinsame Aktivitäten bauen<br />
Vorurteile ab und verbessern die<br />
Gemeinschaft.“<br />
Erentraud Weiser, Projektleiterin<br />
„Gesundes Ottakring“<br />
schWerpunktthema Gesundes GrätzeL<br />
Ottakring“, Erentraud Weiser. Zur<br />
Unterstützung werden ab Sep tember<br />
Gesundheitsbeauftragte ausgebildet,<br />
die in fünf Ottakringer Gemeindebauten<br />
ein offenes Ohr für gesundheitliche<br />
Anliegen der MieterInnen haben.<br />
Gemeinsames Spielen im Hof mit<br />
Riesenmikadostäben, Nordic- Walking-<br />
Runden oder einfach zusammensitzen<br />
und miteinander reden: Es gibt zahl-<br />
Das Riesenmikado lädt zum Spielen<br />
auf der grünen Wiese ein.<br />
reiche Möglich keiten, das Umfeld in<br />
Gemeindebauten gesundheitsförderlich<br />
zu gestalten. Welche Anliegen und<br />
Wünsche die BewohnerInnen haben,<br />
wird in Befragungen erhoben. Die Gesundheitsbeauftragten<br />
unterstützen<br />
bei der Umsetzung der Ideen und sie<br />
helfen, einen Konsens für die oft unterschiedlichen<br />
Interessen der Bewohnerinnen<br />
und Bewohner zu finden. Kleine<br />
Projekte und Initiativen bekommen<br />
<strong>von</strong> der WiG bis zu 300 Euro Förderung.<br />
Die Gesundheitsbeauftragten<br />
werden in einer speziell dafür entwickelten<br />
Ausbildung auf ihre künftige<br />
Aufgabe vorbereitet. Es wird Wissen<br />
über Ernährung, Bewegung und seelische<br />
Gesundheit vermittelt. Persönliche<br />
Kompetenzen zur Kommunikation<br />
in der Gruppe sowie im Umgang mit<br />
Konflikten werden gestärkt. Gemeinsam<br />
werden Wege entwickelt, wie man<br />
kleine Projekte, die zur Wohnzufriedenheit<br />
beitragen und das Zusammenleben<br />
im Gemeindebau verbessern, erfolgreich<br />
umsetzen kann.<br />
Die Gesundheitsbeauftragten arbeiten<br />
eng mit den wohnpartnern wien<br />
und mit den MieterbeirätInnen im Gemeindebau<br />
zusammen. „Es ist schön,<br />
wenn es gelingt, Vorurteile – etwa<br />
zwischen Alt und Jung – abzubauen,<br />
und wenn neue nachbarschaftliche<br />
Kontakte entstehen“, so Erentraud<br />
Weiser. Ist das Projekt erfolgreich,<br />
soll es auf weitere Gemeindebauten<br />
ausgedehnt werden. •<br />
www.gesundesottakring.at<br />
Fotos: Rene Wallentin, Markus Hechenberger, Katrin Bruder, Mathias Lenz/http://www.lass-dich-fotografieren.at/<br />
Überzeugungsarbeit beginnt in der<br />
eigenen Familie: Gesundheitsbotschafterin<br />
Brigitte Lupert, 57, mit<br />
ihrem Mann Karl beim Einkaufen<br />
auf dem Hannovermarkt.<br />
Lust auf ein<br />
bewussteres Leben<br />
weil man auf nachbarinnen und freundinnen eher hört, setzt die<br />
„gesunde brigittenau“ auf peer helper und gesundheitsbotschafterinnen.<br />
sie sensibilisieren ihr umfeld für ein gesundes leben. Sylvia Simanek<br />
„Die Gesundheitsbotschafterinnen<br />
und Peer Helper motivieren ihr<br />
Umfeld auf lustvolle Art zu einem<br />
gesünderen Lebensstil.“<br />
Johanna Klösch, Projektleiterin<br />
„Gesunde Brigittenau“<br />
gesunde stadt – sommer 2012<br />
schwerpunktthema gesundes grätzel<br />
besonders bei Jugendlichen<br />
ist die Akzeptanz <strong>von</strong> ExpertInnen<br />
im gleichen Alter<br />
(„Peers“) wesentlich höher<br />
und Ratschläge werden eher<br />
angenommen. Deshalb wurden<br />
fürs WiG-Projekt „Gesunde Brigittenau“<br />
nicht nur Frauen aus dem Grätzel,<br />
sondern auch 22 Teenager zwischen<br />
13 und 16 Jahren gefunden, die die Message<br />
über Bewegung und Ernährung<br />
ganz cool an Gleichaltrige vermitteln.<br />
Lehrerin Theresia Zlabinger <strong>von</strong> der<br />
<strong>Wien</strong>er Mittelschule Leipziger Platz:<br />
„Der Run auf die Plätze war groß! Der<br />
Job als Peer Helper wird sehr ernst<br />
genommen.“ Bei den Weiterbildungen<br />
wurde gekocht, wurden Geschmacks-<br />
und Geruchstests durch geführt. Die<br />
Gemüse-Wrap-Rezepte kamen auch bei<br />
den FreundInnen gut an. Beim Schwerpunkt<br />
Bewegung waren das Tanzen zu<br />
Hip-Hop-Musik und das Kraxeln im<br />
Klettergarten die Höhepunkte. Für<br />
Überraschung sorgte der Gymnastikkurs,<br />
da sich herausstellte, dass es mit<br />
Ausdauer und Kraft nicht gut ausschaut<br />
– obwohl sich die Jugendlichen alle für<br />
sportlich halten. Für Stolz und Freude<br />
unter den Peer Helpern sorgte die Überreichung<br />
der Zertifikate.<br />
Die Frauen, die im Bezirk als Gesundheitsbotschafterinnen<br />
tätig sind, nehmen<br />
z. B. an Workshops zu Bauchtanz<br />
und Qigong teil. Zu ihnen gehört Brigitte<br />
Lupert, 57. Sie hat mit ihrem Mann<br />
im Innenhof ihres Wohnhauses einen<br />
Gemüsegarten angelegt. „Jede unserer<br />
28 Parteien kann sich Kräuter nehmen<br />
oder eine Pause auf dem Bankerl einlegen.<br />
Dadurch hat sich die Kommunikation<br />
verbessert.“ Das letzte Schwerpunktthema<br />
wird sich ab Ende 2012 der<br />
„Psychosozialen Gesundheit“ widmen.<br />
Hier wird es bei der Arbeit der Gesundheitsbotschafterinnen<br />
z. B. um die Stärkung<br />
des Selbstwertgefühls gehen. •<br />
www.gesundebrigittenau.at<br />
13
Aktiv sein, macht<br />
das Leben bunt<br />
SozialeS engagement odeR daS eigene lebenSumfeld<br />
mitgeStalten: die möglichkeiten deR Sozialen<br />
teilhabe Sind vielfältig. Martina Stehrer<br />
beiSpiele füRS mitgeStalten:<br />
Freiwillig für <strong>Wien</strong>:<br />
www.freiwillig.wien.at<br />
Gebietsbetreuung Stadterneuerung:<br />
www.gbstern.at<br />
Grätzelzeitung Schöpfwerk-Schimmel:<br />
www.bassena.at/site/ressourcen/stadtteilzeitung<br />
Lokale Agenda: http://la21wien.at<br />
Bürger- oder Kulturinitiativen wie SOHO Ottakring,<br />
Pfarren wie die Pfarre St. Nepomuk<br />
14<br />
„Freiwilliges Engagement<br />
bereichert das persönliche Leben<br />
und es ist ein Gewinn für<br />
die Gemeinschaft.“<br />
Sonja Wehsely, Gesundheits- und<br />
Sozialstadträtin<br />
SchweRpunktthema geSundeS gRätzel<br />
Rrund 43 Prozent der Bevölkerung<br />
ab 15 Jahren tun es:<br />
Sie leisten Freiwilligenarbeit.<br />
Dazu gehören Katastrophen,<br />
Hilfs und Rettungsdienste<br />
genauso wie<br />
Tätigkeiten im Bereich Kunst, Kultur<br />
und Freizeit sowie Aktivitäten im<br />
kirchlichreligiösen Bereich oder die<br />
Arbeit in Interessengruppen und in der<br />
Politik. Die Motive dafür reichen <strong>von</strong><br />
„Macht mir Spaß“, „Möchte anderen<br />
helfen“ über „Treffe andere Menschen“<br />
bis zu „Kann meine Fähigkeiten einbringen“.<br />
In <strong>Wien</strong> gibt es viele Möglichkeiten,<br />
selbst aktiv zu werden: Wer<br />
sich sozial engagieren möchte, wird<br />
auf der „Freiwillig für <strong>Wien</strong>“Website<br />
fündig. Über eine Suchfunktion kann<br />
man aus den zahlreichen Angeboten<br />
wählen. „Freiwilliges Engagement<br />
bereichert das persönliche Leben. Engagierte<br />
BürgerInnen haben Kontakt<br />
zu vielen Menschen und bekommen<br />
Einblicke in andere Lebenswelten.<br />
Die Gebietsbetreuung in den Bezirken<br />
unterstützt die <strong>Wien</strong>erInnen dabei,<br />
selbst aktiv zu werden und ihre<br />
Umgebung zu begrünen.<br />
Gleichzeitig ist persönliches Engagement<br />
ein Gewinn für die Gemeinschaft,<br />
der die Lebensqualität steigert“, betont<br />
Gesundheits und Sozialstadträtin<br />
Sonja Wehsely. Im Trend: Das Grätzel<br />
zu verschönern und damit die eigene<br />
Lebensqualität zu stei gern, ist Motivation<br />
für viele, sich für mehr Grün<br />
im öffentlichen Raum einzusetzen. In<br />
Zusammenarbeit mit der Gebietsbetreuung<br />
Stadterneuerung sind Gemeinschaftsbeete,<br />
Nachbarschaftsgärten sowie<br />
blühende Inseln rund um Bäume<br />
entstanden. Wer Freude am Garteln<br />
hat, kann jederzeit einsteigen.<br />
Grätzel-Zeitung. Bereits seit 22 Jahren<br />
besteht der „SchöpfwerkSchimmel“.<br />
Die Regionalzeitung ist ein Zeugnis<br />
dafür, wie Menschen ihr Lebensumfeld<br />
mitgestalten. „Nicht jammern, aktiv<br />
werden“, das ist das Motto der<br />
Dreck(t)räumerInnen. BewohnerInnen<br />
störten sich am herumliegenden<br />
Müll. Sie richteten „müllfreie Zonen“<br />
ein, die sie regelmäßig selbst säubern.<br />
Über das Projekt berichteten sie im<br />
Schimmel. „Die Zeitung wird viel gelesen.<br />
Wir freuen uns, wenn Menschen<br />
über ihre Anliegen berichten“, erklärt<br />
Chefredakteur Wolfgang Starzinger. •<br />
Fotos: MA 25, Lisa Gastager (6)<br />
„Der vierte Bezirk ist ein feiner Bezirk, weil er richtig sauber ist und<br />
dank der Öffis eine gute Infrastruktur hat. Nicht alle Menschen<br />
sind freundlich, aber letztlich die meisten doch angenehm.“<br />
Alexander Momont, 53 Jahre, Pilot<br />
SchwerpUnktthema geSUndeS grätzel<br />
„Der Naschmarkt, ganz klar! Eine wunderbare Sache. Auch die<br />
Menschen auf der Wieden sind freundlich und hilfsbereit. Einziges<br />
Manko im Grätzel sind vielleicht die wenigen Grünflächen.“<br />
Susanne Spitz, 95 Jahre, Pensionistin<br />
Was ist typisch<br />
für Ihr Grätzel?<br />
Umfrage in wien. Robert Penz<br />
„Typisch für das alte Ottakring<br />
sind die Brauerei, der Wilhelminenberg<br />
und die vielen<br />
Res taurants und Heurigen wie<br />
die ‚10erMarie‘. Die traditionellen<br />
Lokale und die vielen<br />
Grünflächen sorgen dafür,<br />
dass man sich hier manchmal<br />
wie auf dem Land fühlt.“<br />
Vladimir Muslijevic, 24 Jahre,<br />
Student & Kellner<br />
„Da ich im Norden des<br />
20. Bezirks zu Hause bin, ist<br />
die Natur für mich das Charakteristische<br />
am Grätzel –<br />
der Donaukanal ist ja gleich<br />
ums Eck. Man ist schnell in<br />
der Natur – aber auch etwas<br />
weit vom Schuss.“<br />
Sabrina Fleischer, 21 Jahre,<br />
Studentin<br />
„Das Meidlinger ‚L‘ ist der<br />
Klassiker in meinem Grätzel.<br />
Und eine Tradition, die ich<br />
sehr schätze. Auch die Ruhe<br />
in Meidling – abseits der<br />
Meidlinger Hauptstraße – ist<br />
eine Bereicherung und manifestiert<br />
sich besonders in den<br />
schönen Innenhöfen.“<br />
Manfred Hofer, 37 Jahre,<br />
Projektmanager<br />
„Zwar bin ich häufig in<br />
meinem Haus in Göllersdorf,<br />
aber der angenehme Kontakt<br />
zwischen den Menschen gefällt<br />
mir hier am Naschmarkt<br />
schon besonders. Ein Kontakt,<br />
der sich auch auf mein Fischgeschäft<br />
positiv auswirkt.“<br />
Nada Sezemsky, 46 Jahre,<br />
betreibt ein Fischgeschäft<br />
15
service<br />
Tipps für das<br />
gesunde gräTzel<br />
Offene „Häuser“ für Jugendliche<br />
Der Verein <strong>Wien</strong>er Jugendzentren<br />
und seine Einrichtungen stehen seit<br />
30 Jahren für professionelle, moderne<br />
Kinder- und Jugendarbeit, die <strong>von</strong><br />
qualifizierten und kompetenten<br />
MitarbeiterInnen durchgeführt wird.<br />
Zurzeit werden mit rund 300 MitarbeiterInnen<br />
mehr als 30 Einrichtungen<br />
für Kinder und Jugendliche betrieben.<br />
Telefon 01/278 76 45,<br />
www.jugendzentren.at<br />
Zusammen sind wir mehr<br />
Ob gemeinsam Fußball spielen,<br />
Wanderungen machen, politisch<br />
diskutieren oder gegenseitiges<br />
Aufpassen auf die Kinder: „Wir sind<br />
mehr“ – eine Initiative <strong>von</strong> Bürgermeister<br />
Michael Häupl – unterstützt<br />
Gruppen, die das gemeinsame Tun in<br />
den Mittelpunkt stellen möchten, bei<br />
ihrem Start und ihrer Vernetzung.<br />
Telefon 01/53 42 74 27,<br />
www.wirsindmehr.at<br />
Mehrsprachige Anlaufstelle<br />
Die fünf Regionalstellen der MA 17<br />
fördern das gute Zusammenleben in<br />
der Stadt. Sie sind Anlaufstellen bei<br />
Fragen, Ideen und Vorschlägen, wie<br />
das Zusammenleben der BewohnerInnen<br />
weiter verbessert werden kann.<br />
Das Team der Regionalstellen berät<br />
und unterstützt bei der Umsetzung<br />
<strong>von</strong> Projekten in allen benötigten<br />
Sprachen. Und es ist für alle da, die<br />
zum Thema Integration Fragen oder<br />
Anregungen haben.<br />
Standorte & Kontakte: www.wien.at/<br />
menschen/integration/<br />
projektarbeit/regionalstellen<br />
16<br />
Ein charmanter Grätzel-Krimi<br />
Vor dem lebendigen Hintergrund<br />
eines Grätzels in<br />
Margareten erzählt Edith<br />
Kneifl einen Großstadtkrimi,<br />
der mit typisch<br />
schwarzem <strong>Wien</strong>er Humor<br />
gewürzt ist. Inhalt: Zwei Frauen<br />
sterben auf mysteriöse Art. Eine dritte,<br />
die eigentlich keine Frau ist, entgeht<br />
dem Tod knapp. Romni Katharina<br />
Kafka aus Margareten verfolgt die<br />
Täter-Spuren durch ihr Viertel …<br />
„Schön tot. Ein <strong>Wien</strong>-Krimi“, Haymon<br />
Verlag, ISBN: 978-3852186108, EUR 17,90<br />
Bewusste Stadtgestaltung<br />
Der größte Teil der<br />
Weltbevölkerung lebt<br />
in Städten, die einem<br />
stetigen Wachstum<br />
oder auch manchmal<br />
einer Schrumpfung<br />
unterlegen sind. Durch das Verändern<br />
des Umfelds entstehen für Gesundheit<br />
und Umwelt Belastungen. Diese sind,<br />
wenn frühzeitig wahrgenommen – so<br />
beschrieben im Handbuch –, durch<br />
richtige Stadtplanung und Stadtgestaltung<br />
vermeidbar.<br />
„Stadtplanung und Gesundheit“, Verlag<br />
Huber, ISBN: 978-3456850443, EUR 39,95<br />
<strong>Gesundheitsförderung</strong><br />
Das Forschungsinstitut<br />
des Roten Kreuzes hat<br />
eine Recherche zu wirksamen<br />
Maßnahmen<br />
und Vorgehensweisen<br />
in der kommunalen<br />
<strong>Gesundheitsförderung</strong> mit Fokus<br />
auf ältere Menschen durchgeführt.<br />
Die Ergebnisse fasst die vom FGÖ<br />
beauftragte Broschüre „Kommunale<br />
<strong>Gesundheitsförderung</strong> mit Fokus auf<br />
ältere Menschen“ zusammen.<br />
Gratis-Download: www.fgoe.org/projekt<br />
foerderung/gefoerderte-projekte/Fgoe<br />
Project_3133/50658.pdf<br />
www.100gruende.at<br />
„100 Gründe“ ist eine Plattform für aktive<br />
Menschen im besten Alter. Sie ermöglicht,<br />
bislang unbekannte „Gründe hinauszugehen“<br />
zu entdecken, zu sammeln und zu bewerten.<br />
Wer hier schreiben möchte, kann mitmachen.<br />
Tipp: Herzlich willkommen sind auch selbst<br />
initiierte Aktivitäten, wie z. B. eine gemeinsame<br />
Rätselrallye im Grätzel.<br />
www.wildurb.at<br />
Wenn Sie ein Stadtmensch sind, der die Natur<br />
liebt und sich gerne mit verschiedensten<br />
Kulturen und Menschen umgibt, dann ist<br />
wildurb.at für Sie die geeignete Plattform.<br />
Dort haben Sie die Möglichkeit, Ihre Umwelt<br />
mitzugestalten. Im Vordergrund stehen neben<br />
der Freude am Gehen auch Gesundheit,<br />
Umwelt bewusstsein und Gemeinschaft.<br />
www.groops.at/w/wien<br />
Interessieren Sie sich für Alternative Medizin,<br />
Ernährung und Naturheilkunde? Oder suchen<br />
Sie KollegInnen für Spiele wie z. B. Schnapsen<br />
oder Kegeln? Über groops.at finden Sie<br />
Anschluss zu unzähligen – und teilweise<br />
recht schrägen – Interessengruppen in <strong>Wien</strong>.<br />
Fotos: Inge Prader, Der Standard, Lisa Gastager<br />
Das Buch – es<br />
ruhe in Frieden<br />
E-Books sind günstig, lEiCht, flExiBEl – warum also EinE sChwartE aus<br />
papiEr mitsChlEppEn? noCh ist das graB fürs BuCh niCht gEsChaufElt –<br />
das frEut osCar BronnEr. aBEr ElfriEdE hammErl gräBt mit.<br />
pro<br />
Elfriede Hammerl,<br />
Journalistin und<br />
Schriftstellerin<br />
Ich gewinne dem<br />
E-Book bzw. dem Lesen<br />
auf dem iPad immer<br />
mehr ab. Vor ein paar<br />
Jahren dachte ich noch: „Igitt, was für eine<br />
Perversion, wer braucht denn so etwas.“ Aber<br />
ich habe meine Meinung wirklich geändert.<br />
Digitales Lesen hat echte Vorteile, E-Books sind<br />
praktisch, vor allem, wenn man unterwegs oder<br />
auf Reisen ist. Man kann eine Fülle <strong>von</strong> Lesestoff<br />
ohne Probleme mitnehmen. Das erste Mal kam<br />
mir das auf einer Reise in Umbrien zu Bewusstsein<br />
– ich musste drei Stunden auf den Zug<br />
warten und hatte nur den langweiligsten, grässlichsten<br />
Krimi dabei, den man sich vorstellen<br />
kann. Da wäre es schön gewesen, mehr Auswahl<br />
zu haben. Abgesehen da<strong>von</strong>: Ab einem gewissen<br />
Alter werden die Augen nicht unbedingt besser.<br />
Ich halte es daher für einen wirklichen Vorteil,<br />
dass man die Schriftgröße nach Belieben variieren<br />
kann. Daher lese ich auch zu Hause manches<br />
lieber als E-Book, bei einem guten Gerät ist auch<br />
der Kontrast besser. Aber natürlich kaufe ich<br />
nach wie vor jede Menge Bücher – denn Bücher<br />
sind für mich seit meiner Kindheit ein „Glückserwerb“.<br />
Das Buch ist eine „Herzensentscheidung“,<br />
das E-Book praktisch.<br />
Ich denke, sie ergänzen<br />
einander ganz gut und<br />
beide haben auch in<br />
Zukunft Berechtigung.<br />
gesunde stadt – sommer 2012<br />
Contra<br />
Oscar Bronner,<br />
Herausgeber<br />
„Der Standard“<br />
Ich bin eindeutig ein<br />
„Büchermensch“ – ich<br />
halte ein Buch gern in<br />
der Hand, ich liebe das<br />
„Haptische“ an dieser Art zu lesen. Auch Zeitungen<br />
lese ich grundsätzlich lieber auf Papier.<br />
Wobei ich die Nützlichkeit <strong>von</strong> Online-Ausgaben<br />
sehr zu schätzen weiß. Wenn ich unterwegs<br />
bin und den „Standard“ nicht habe, bin ich sehr<br />
froh, ihn zumindest digital lesen zu können.<br />
Die Frage „Papier oder Online“ sehe ich aber<br />
auch als eine Generationsfrage. Wir wissen zum<br />
Beispiel aus etlichen Studien, dass sich das<br />
Leseverhalten junger Menschen <strong>von</strong> dem älterer<br />
Generationen doch unterscheidet. Wiewohl ich<br />
etliche junge Menschen kenne, die längere<br />
Online-Artikel lieber ausdrucken. Auf Papier<br />
gedruckte Medien werden zudem anders gelesen<br />
als Online-Produkte: Im Internet verschafft<br />
man sich einen Überblick und liest selektiv.<br />
Texte oder Artikel auf Papier werden sorgfältiger<br />
und gründlicher gelesen. Auch wenn mir<br />
Papier mehr entspricht als das digitale Lesen,<br />
habe ich doch viel Sinn fürs Zweckmäßige.<br />
Deshalb schätze ich zum Beispiel Audio-Books.<br />
Beim Joggen oder Autofahren Bücher zu konsumieren,<br />
ist einfach praktisch.<br />
Dennoch ist mir bewusst,<br />
dass die Aufnahme weniger<br />
gründlich stattfindet als<br />
beim „echten“ Lesen.<br />
17
aus den<br />
bezirken<br />
2. leopoldstadt<br />
Gesundheitsfest Praterstern<br />
Blutdruck und Blutzucker messen,<br />
BMI feststellen, gesunde Snacks selber<br />
machen – das und vieles mehr<br />
bietet das Gesundheits- und Sozialfest<br />
am Praterstern. In der Gesundheitsstraße<br />
des Krankenhauses der Barmherzigen<br />
Brüder <strong>Wien</strong> können sich<br />
BesucherInnen durchchecken lassen.<br />
Unterhaltung bei einem Quizrad und<br />
Wissensquiz, Geschmackstests sowie<br />
vielfältige Beratungsangebote gibt’s<br />
in der Life Lounge der <strong>Wien</strong>er <strong>Gesundheitsförderung</strong>.<br />
Weiters warten<br />
Bastel- und Kreativstationen, Zirkusvorführungen,Gleichgewichtsübungen<br />
und Bewegungstipps.<br />
7. 9., 10–16 Uhr, 2., Praterstern (Ausgang<br />
Richtung Wurstelprater); die Veranstaltung<br />
findet nur bei Schönwetter statt<br />
3. landstrasse<br />
Gartenführungen<br />
Jeden zweiten und vierten Mittwoch<br />
im Juli und August erhalten Interessierte<br />
im Botanischen Garten der<br />
Universität <strong>Wien</strong> Einblick in die<br />
abwechslungsreiche Pflanzenwelt.<br />
Treffpunkt: 16.30 Uhr beim Gartenportier<br />
beim Eingang Mechelgasse/Praetoriusgasse,<br />
Eintritt frei, Tel. 01/42 77-54100,<br />
www.botanik.univie.ac.at/hbv<br />
Wie viel Zucker steckt in einer Flasche<br />
Cola? Finde es im Kindermuseum heraus!<br />
18<br />
6. mariahilf<br />
Neues Adipositas-Zentrum<br />
Im Krankenhaus der Barmherzigen<br />
Schwestern wurde kürzlich ein neues<br />
Zentrum für stark übergewichtige<br />
Menschen eröffnet. Ein Schwerpunkt<br />
ist die Adipositas-Chirurgie. Von der<br />
inter disziplinären Abklärung über<br />
eine Operation bis hin zur Nachsorge<br />
wird den PatientInnen ein komplettes<br />
Therapieangebot gemacht – speziell<br />
auf die individuellen Bedürfnisse<br />
ausgerichtet. Jeden dritten Mittwoch<br />
im Monat gibt’s im Luisensaal des<br />
Krankenhauses ein Treffen der Selbsthilfegruppe.<br />
Adipositas-Zentrum: 6., Stumpergasse 13,<br />
Tel. 01/599 88-3200, Selbsthilfegruppe:<br />
Tel. 0676/824 09 92 (Elisabeth Jäger),<br />
www.bhswien.at<br />
7. neubau<br />
Schmatz Mampf Schlürf<br />
Warum müssen wir essen und trinken?<br />
Worauf müssen wir dabei genau<br />
achten? Welche Lebensmittel sind<br />
gesund und welche nicht? Was schadet<br />
unserem Körper? Und was heißt<br />
eigentlich „bio“? In der Ausstellung<br />
„Schmatz Mampf Schlürf“ erfahren<br />
Mädchen und Buben, was uns satt<br />
macht, welche Nährstoffe der Körper<br />
braucht, wo unsere Nahrungsmittel<br />
herkommen und welche Inhaltsstoffe<br />
ihre Lieblingsspeisen wie Nudeln und<br />
Pommes frites haben. Sie bekommen<br />
auch Gelegenheit, selber einen ausgewogenen<br />
Mittags teller zusammenzustellen,<br />
und können ermitteln, welche<br />
Art <strong>von</strong> Bewegung wie viel Energie<br />
verbraucht und wie viele Kalorien<br />
verbrannt werden.<br />
Bis 2. 9., ZOOM Kindermuseum,<br />
7., Museumsplatz 1, für Kinder <strong>von</strong><br />
6–12 Jahren, Eintritt frei (Erwachsene<br />
EUR 4), Telefon 01/524 79 08,<br />
www.kindermuseum.at<br />
9. alsergrund<br />
Zeit für Vorsorgeuntersuchung<br />
Neuer Service im Sanatorium Hera:<br />
Kinder, deren Eltern zu einer Vorsorgeuntersuchung<br />
kommen, werden<br />
während der Wartezeit <strong>von</strong> den<br />
„Flying Nannies“ des Kinderbüros der<br />
Universität <strong>Wien</strong> betreut. Das Angebot<br />
richtet sich an alle Mamas und<br />
Papas sowie Omas und Opas, deren<br />
letzte Vorsorgeuntersuchung mehr als<br />
zwölf Monate zurückliegt und die<br />
Mitglieder der KFA, der GKK <strong>Wien</strong><br />
oder der WVB sind.<br />
Untersuchungszeiten jeweils letzter Donnerstag<br />
im Monat, ab 13 Uhr, Sanatorium<br />
Hera, 9., Löblichgasse 14, Anmeldung:<br />
Tel. 01/313 50-45888 (Mo–Fr 9–13 Uhr)<br />
11. simmering<br />
Ein Garten nur für Mädchen<br />
Herumtollen, spielen, im Kräuterbeet<br />
Unkraut jäten, mit Holz arbeiten oder<br />
einfach in der Hängematte baumelnd<br />
entspannen – bis Ende September lädt<br />
der Mädchengarten Naturfreundinnen<br />
zum gemeinsamen Garteln und<br />
Spaßhaben ein.<br />
Jeden Dienstag 15–19 Uhr, 11., Rückseite<br />
Hauffgasse 26, Eintritt frei, Telefon<br />
0650/675 76 95, www.mädchengarten.at<br />
15. rudolfsheim-fünfhaus<br />
Neue Gesundheitsbroschüre<br />
Von der Vorsorgeuntersuchung bis<br />
zu gesundheitlichen Problemen im<br />
Alter: Die neue Broschüre „Gesund im<br />
15. Bezirk“ bietet auf 84 Seiten einen<br />
umfassenden Überblick über das<br />
medizinische Angebot im 15. Bezirk.<br />
Rasch und unkompliziert findet man<br />
– übersichtlich gegliedert – alle Gesundheitseinrichtungen<br />
im 15. und<br />
in den angrenzenden Bezirken. Die<br />
Broschüre liegt in den Apotheken<br />
Fotos: ZOOM Kindermuseum/J. J. Kucek, www.hochseilklettergarten.at, www.picturedesk.com<br />
des 15. Bezirks, in der<br />
Gebietsbetreuung<br />
Stadt erneuerung, in<br />
der Regionalstelle Integration<br />
und Diversität<br />
der MA 17 West sowie in<br />
der Bezirksvorstehung 15<br />
gratis auf.<br />
www.frauengesundheit-wien.at<br />
20. Brigittenau<br />
Bücher geben und nehmen<br />
Vom Gartenratgeber bis zum Fotoband:<br />
Bücher wollen mehr als ein Mal<br />
gelesen werden. Warum also nicht<br />
eine Tauschbörse einrichten? Genau<br />
das hat der Bürgerdienst im Amtshaus<br />
Brigittenau getan. Gemäß dem<br />
Motto „Bring ein Buch – nimm ein<br />
Buch“ können LeserInnen Teile ihrer<br />
Bibliothek in einen Bücherkasten geben<br />
und sich stattdessen frische Lektüre<br />
mitnehmen. Das schafft Platz im<br />
eigenen Bücherregal und hilft, Geld<br />
zu sparen.<br />
Amtshaus Brigittenau, 20., Brigittaplatz<br />
10, Tauschzeiten: Mo–Fr 8–15.30, Do bis<br />
17.30 Uhr, Tel. 01/502 55-20 (Bürgerdienst)<br />
22. DonaustaDt<br />
Gemeinsam Zeit verbringen<br />
Ob lernen, spielen, sporteln oder ins<br />
Feriencamp fahren – gemeinsam<br />
macht vieles einfach mehr Spaß. Das<br />
entsprechende Programm für Kinder<br />
und Jugendliche in der Donaustadt<br />
haben die MitarbeiterInnen des<br />
Vereins Zeit!Raum. Wenn das Wetter<br />
für Aktivitäten im Park nicht passt,<br />
kann in die Räumlichkeiten des<br />
Kinder und Jugendtreffs im Ekazent<br />
in der ViktorKaplanStraße 11 ausgewichen<br />
werden. Dort wird dann<br />
auch gemeinsam gekocht oder der<br />
Computer bzw. das Internet genutzt.<br />
Wollen die Mädchen unter sich sein,<br />
gesunde stadt – sommer 2012<br />
steht ein eigener Raum für sie zur<br />
Verfügung.<br />
Verein Zeit!Raum, jeden Do 16–18 Uhr,<br />
22., Viktor-Kaplan-Straße 11,<br />
Telefon 01/203 34 58,<br />
www.zeitraum.co.at<br />
Klettern im Gänsehäufel<br />
Höhenangst sollte man nicht haben,<br />
wenn man sich in den Hochseilklettergarten<br />
im Gänsehäufel begibt.<br />
Denn die meiste Zeit befindet man<br />
sich in schwindelerregenden Höhen –<br />
bis zu acht Meter. Und: Jeder Parcours<br />
endet mit einem Flying Fox, bei dem<br />
man mit „affiger“ Geschwindigkeit<br />
aus luftiger Höhe und über Längen<br />
<strong>von</strong> bis zu 66 Metern quer über den<br />
Boden segelt. Ausprobieren lohnt<br />
sich auf jeden Fall. Es gibt unterschiedliche<br />
Parcours, für Kinder und<br />
EinsteigerInnen ebenso wie für geübte<br />
KletterInnen. Zur Verfügung<br />
stehen 71 Plattformen, neun Parcours<br />
und 19 FlyingFoxAnlagen.<br />
Hochseilklettergarten im Gänsehäufel,<br />
täglich 10–19 Uhr, Anmeldungen unter<br />
der Hotline 0664/8181 3039, EUR 9–21,<br />
www.hochseilklettergarten.at<br />
23. Liesing<br />
Liesingbach-Radweg wird breiter<br />
Radfahren in <strong>Wien</strong> wird immer beliebter.<br />
Die Stadt trägt dem Rechnung<br />
und baut das Radwegnetz laufend<br />
weiter aus. Eine der neuen Strecken<br />
befindet sich in der Lehmanngasse.<br />
Sie soll den LiesingbachRadweg mit<br />
dem Bahnhof Liesing verbinden. Die<br />
Verbreiterung ist Teil eines Großprojektes,<br />
in dessen Rahmen auch der<br />
Liesinger Anger der Länge nach <strong>von</strong><br />
einem drei Meter breiten Gehweg<br />
geteilt und parkähnlich gestaltet wird.<br />
Im nördlichen Teil des Angers werden<br />
die bestehenden Bäume in großzügige<br />
Grünflächen integriert.<br />
www.radfahren.wien.at/radnetz<br />
<strong>Wien</strong>s größter Abenteuerpark befindet sich<br />
im Gänsehäufel und hat täglich geöffnet.<br />
Radfahren ist für viele mehr als ein Hobby.<br />
Die Stadt <strong>Wien</strong> baut deshalb Radwege aus.<br />
19
Wo nur die<br />
Fantasie zählt<br />
Das Projekt „GesunDe LebensfreuDe“ brinGt kinDern Die WeLt Der kunst<br />
näher unD sorGt für kreativen sPass im schuLaLLtaG. im GrätzeL<br />
WerDen Die Werke Der kLeinen künstLerinnen Präsentiert. Ulrike Krasa<br />
GesunDe schuLe<br />
kreativität, Spaß am Lernen,<br />
die pure Lust am Schaffen<br />
und die Gesundheit stehen<br />
im Mittelpunkt des Projekts<br />
„Gesunde Lebensfreude“ der<br />
Künstlerin Renate Payer. Für<br />
das „<strong>Wien</strong>er Netzwerk Gesundheitsfördernder<br />
Schulen“, bei dem 68 <strong>Wien</strong>er<br />
Schulen mitarbeiten, organisiert sie<br />
Workshops im Stuwer- und Volkertviertel.<br />
Die Kinder einigen sich zunächst<br />
auf ein Thema – wie Nachbarschaft<br />
oder Selbstwertgefühl – und<br />
setzen es dann künstlerisch um. Das<br />
macht Freude und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.<br />
Kreativität ist <strong>Gesundheitsförderung</strong>.<br />
„Ausschlaggebend ist das Engagement<br />
der Lehrerinnen und Lehrer“,<br />
so Payer. Wer erkennt, wie wichtig das<br />
künstlerische Gestalten für die Entspannung<br />
der Kinder ist, leistet mithilfe<br />
der Kunst einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Gesundheitsvorsorge. Die<br />
Themen, die die Kinder unbewusst<br />
beschäftigen, kommen so ans Licht.<br />
„Ich habe in all den Jahren nur positive<br />
Erfahrungen gemacht. Die Kinder sind<br />
<strong>von</strong> der Stimmung im Atelier fasziniert<br />
– einem Ort, wo nur ihre Fantasie zählt.<br />
Hier gibt es nichts Falsches. Das genießen<br />
sie“, so die Künstlerin. Ob Fotogra-<br />
20<br />
fie, Malerei, Tanz oder Puppen-Basteln,<br />
überall sind die Kinder mit Eifer dabei.<br />
Tina Svoboda, Gesundheitsreferentin<br />
der WiG: „Der Prozess der Vernetzung<br />
und aktiven künstlerischen Auseinandersetzung<br />
trägt zur sozialen Gesundheit<br />
im Bezirk bei.“ Die Kunstwerke der<br />
Kinder sind auch im Grätzel zu sehen:<br />
z. B. bis Mitte August in der Gebietsbetreuung<br />
Stuwerviertel, wo Fotoarbeiten,<br />
Objekte und Drucke gezeigt werden. •<br />
www.public-art.at<br />
In Renate Payers Atelier haben<br />
Kinder Narrenfreiheit.<br />
„Mit kreativen Methoden werden<br />
Identität und soziale Kontakte<br />
im Grätzel gestärkt.“<br />
Tina Svoboda,<br />
Gesundheitsreferentin der WiG<br />
Fotos: Christine Bauer, Adrian Batty, Katrin Bruder<br />
Fitness beginnt<br />
im Wohnzimmer<br />
ORTSUNABHÄNGIG UND IN VERTRAUTER ATMOSPHÄRE ETWAS FÜR DIE<br />
GESUNDHEIT TUN – DER VEREIN „ROSA“ BIETET FlExIBlE SPORTBETREUUNG<br />
FÜR FRAUEN JEDEN AlTERS UND JEDER HERKUNFT AN. Sylvia Neubauer<br />
gesunde stadt – sommer 2012<br />
GESUNDHEIT HAT EIN GEScHlEcHT<br />
E in<br />
Besuch im Fitnesscenter<br />
erfordert eine geschickte<br />
Terminplanung und Überwindung.<br />
Frauen muslimischer<br />
Herkunft sehen sich<br />
mit zusätzlichen Barrieren<br />
konfrontiert: Insbesondere Scham und<br />
Verständigungsprobleme untergraben<br />
die Motivation. Einer Studie der Universität<br />
Frankfurt zufolge sind weniger<br />
als fünf Prozent der erwachsenen<br />
ZuwanderInnen in Sportklubs aktiv.<br />
Im Bevölkerungsschnitt sind es 25 Prozent.<br />
Das bleibt nicht ohne Folgen:<br />
Viele Menschen mit Migrationshintergrund<br />
kämpfen mit Übergewicht und<br />
leiden an mangelndem Körper- und<br />
Selbstbewusstsein.<br />
Diesem Negativtrend wirkt der in<br />
Kooperation mit dem Sportverband<br />
ASKÖ ins Leben gerufene Verein<br />
„ROSA Sport & Wellness“ entgegen.<br />
„Herköm mliche Trainingsräume sind<br />
einem breiten Publikum zugänglich.<br />
Marietta Wanner, Fitness-<br />
und Pilatestrainerin,<br />
kommt für Sportkurse<br />
auch in die Wohnung.<br />
Muslimischen Frauen, die auf Bekleidungsvorschriften<br />
achten, ist ein<br />
Training mit Kopftuch in dieser<br />
Um gebung oft unangenehm“, sagt<br />
Pro jekt initiatorin Emira Hadzic. Die<br />
Well ness- und Ernährungstrainerin<br />
spricht aus eigener Erfahrung. Nach<br />
zwei Schwangerschaften und einigen<br />
Kilos zu viel auf den Rippen wollte sie<br />
ihr Wohlbefinden stärken und wieder<br />
mehr auf sich schauen. „Wir bieten bei<br />
ROSA professionelle Betreuung in den<br />
Bereichen gesunde Ernährung und<br />
Bewegung an.“ Das Besondere dabei:<br />
Neben fixen Trainingseinheiten in<br />
verschiedenen Sportstätten besteht<br />
auch die Möglichkeit einer mobilen<br />
Sportbetreuung. „Die Betreuung ist<br />
auch daheim in Kleingruppen möglich.<br />
Zumindest zehn Teilnehmerinnen<br />
sind erforderlich. Jede Frau zahlt einen<br />
Euro pro Einheit“, erklärt Hadzic. Das<br />
Projekt wird <strong>von</strong> der <strong>Wien</strong>er <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />
unterstützt. •<br />
www.sportstudio-rosa.at<br />
21
termine<br />
wien<br />
Juli bis September 2012<br />
<strong>Wien</strong>er Gesundheitsspektakel<br />
Ein fröhliches, interaktives und<br />
erlebnisorientiertes Programm gibt<br />
es bei den Stationen des <strong>Wien</strong>er<br />
Gesundheitsspektakels.<br />
7. 7., 2., Donaupromenade bei der<br />
Reichsbrücke, 10–18 Uhr;<br />
5. 8., 10., Laaerbergbad,<br />
10–19 Uhr, www.wig.or.at<br />
Ende Juni bis 18. 8. 2012<br />
Bädertour der WiG<br />
Gesundheitstour durch die städtischen<br />
Bäder: Bewegung, Ernährung,<br />
seelische Gesundheit und Blutdruckmessung<br />
sind die zentralen Themen<br />
der Aktion.<br />
30. 6. & 1. 7. Gänsehäufel, 11–19 Uhr,<br />
14. & 15. 7. Kongreßbad, 11–19 Uhr,<br />
28., 29. 7. & 4. 8. Laaerbergbad, 11–19 Uhr<br />
Mittwoch, 5. 9. 2012<br />
Gesund sein, werden & bleiben<br />
Etwa jeder dritte Mensch erkrankt<br />
mindestens ein Mal im Leben an einer<br />
psychischen Störung oder ist <strong>von</strong> seelischen<br />
Problemen betroffen. Der<br />
„Tag der seelischen Gesundheit“ bietet<br />
ein attraktives Beratungs- und Informationsprogramm<br />
sowie kostenlose<br />
Gesundheits-Checks.<br />
10–18.30 Uhr, Rathaus,<br />
www.wienkav.at/kav/tsg<br />
Freitag, 7. 9. 2012<br />
Gesundheitstipps im Freien<br />
Blutdruck- und Blutzuckermessung<br />
u. v. m. sowie die Life Lounge der WiG<br />
sind beim „Gesundheits- & Sozialfest“<br />
vor Ort. Das Bühnenprogramm lockt<br />
z. B. mit einem Zumba-Workshop.<br />
10–16 Uhr, Praterstern,<br />
www.wig.or.at<br />
Samstag, 15. 9. 2012<br />
8. Herz-Kreislauf-Event<br />
Blutdruck, Blutzucker und Körperfett<br />
sind wichtige Indikatoren für ein<br />
gesundes Leben. MitarbeiterInnen<br />
<strong>von</strong> „Ein Herz für <strong>Wien</strong>“ beraten Sie<br />
gerne und testen Sie kostenlos.<br />
10–18 Uhr, EKZ Lugner City,<br />
www.wig.or.at<br />
Montag, 17. 9. 2012<br />
„Baby an Bord. Mutter über Bord?“<br />
Konferenz über medizinische und<br />
psychosoziale Herausforderungen<br />
<strong>von</strong> Schwangerschaft und Geburt.<br />
Rathaus, 9–18 Uhr,<br />
www.frauengesundheit-wien.at/konferenz<br />
Mittwoch, 26. 9. 2012<br />
Gut sehen – ein Leben lang!<br />
Unter dem Motto „Achten Sie auf<br />
Ihr Augenlicht!“ steht der 3. <strong>Wien</strong>er<br />
Augentag. Sie erhalten wertvolle<br />
Informationen und verschiedene<br />
Arten individueller Augenberatung.<br />
10–18 Uhr, Rathaus, Eintritt frei,<br />
www.augentag.at<br />
österreich<br />
27. und 28. 9. 2012<br />
Kinder- und Jugendgesundheit<br />
Schwerpunkt der „15. Wissenschaftlichen<br />
Tagung der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Public Health“ ist<br />
Kindergesundheit.<br />
St. Pölten, Cityhotel Design & Classic,<br />
www.oeph.at<br />
22. und 23. 11. 2012<br />
<strong>Gesundheitsförderung</strong>skonferenz<br />
Schon jetzt vormerken: Die Konferenz<br />
des Fonds Gesundes Österreich zum<br />
Thema „Gemeinsam gesundheitliche<br />
Chancengerechtigkeit fördern“.<br />
Villach, Congress Center Villach,<br />
www.fgoe.org<br />
international<br />
21.–25. 7. 2012<br />
Congress of Association for Child<br />
and Adolescent Psychiatry<br />
„Brain, Mind and Development“: In Paris<br />
wird über neurowissenschaftliche Erkenntnisse<br />
zu psychischen Erkrankungen<br />
und deren Behandlung diskutiert.<br />
www.iacapap2012.org<br />
30. 8. bis 1. 9. 2012<br />
Kongress der europäischen und<br />
deutschen Fachgesellschaften für<br />
Medizinische Soziologie<br />
Heuer findet erstmalig ein gemeinsamer<br />
Kongress der europäischen<br />
und deutschen Fachgesellschaften<br />
für Medizinische Soziologie statt.<br />
Tagungsort ist Hannover.<br />
www.eshms-dgms-2012.de<br />
27.–29. 9. 2012<br />
European IUHPE Health<br />
Promotion Conference<br />
Unter dem Motto „Health an Quality<br />
of Life – Health, Economy, Solidarity“<br />
steht die neunte Konferenz für<br />
<strong>Gesundheitsförderung</strong> in Tallinn.<br />
www.conferences.ee/iuheli2012<br />
IMPRESSUM & OFFENLEGUNG gemäß § 25 Mediengesetz: Gesunde Stadt; Heft 2/2012; Medieninhaber und Herausgeber: <strong>Wien</strong>er <strong>Gesundheitsförderung</strong> gemeinnützige GmbH – WiG,<br />
Treustraße 35–43, Stg. 6, 1200 <strong>Wien</strong>, Tel. 01/40 00-76925. Geschäftsführer: Dennis Beck. Magazinverantwortlicher: Mag. (FH) Michael Kowanz-Eichberger, Magazinkoordination: Franziska<br />
Renner. Inhaltliche Koordination des Schwerpunktthemas: Mag. a Liane Hanifl. Layout: Qarante, Wolfgang Krimmel. Verleger: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m. b. H. & Co. KG,<br />
Leberstraße 122, 1110 <strong>Wien</strong>. Geschäftsführung: Dr. in Gabriele Ambros, Gerhard Milletich. Redaktion: Leberstraße 122, 1110 <strong>Wien</strong>, Tel. 01/740 32-0. Verlags-Chefredaktion: Mag. Helmut<br />
Widmann, Christoph Berndl (Stv.). Chefin vom Dienst: Mag. a Christine Oberdorfer. Grafik: Mag. a Maria Lechner, Jennifer Lippert. Fotoredaktion: Marion Batty, Mag. a Lisa Gastager. Lektorat:<br />
Carina G. Divischek, Mag. a Daniela Oberhuber, MSc. Coverfoto: Adrian Batty. Druck: Wograndl. Verlags- und Herstellungsort: <strong>Wien</strong>. Erscheinungsweise: vier Mal jährlich. Grundlegende<br />
Richtung der Zeitschrift: Das Magazin kommuniziert als Botschafterin die <strong>Gesundheitsförderung</strong>sprojekte und -aktivitäten der WiG und der Stadt <strong>Wien</strong> sowie die Kernthemen der <strong>Wien</strong>er<br />
<strong>Gesundheitsförderung</strong> an relevante ExpertInnen und MultiplikatorInnen.<br />
22<br />
Illustration: Tim Maresch, Foto: Kienzl<br />
Sind Sie geil?<br />
Kolumne<br />
Andreas Kienzl über den unsinnigsten<br />
Werbespruch der Welt.<br />
Geil, das war für mich immer ein<br />
Begriff, den ich mit Torten, Schnitten<br />
(natürlich diesen, die man eben mag)<br />
oder mit Sex verbunden habe. Geiz,<br />
das war für mich immer ein Begriff,<br />
den ich mit Kragen, Todsünde oder<br />
Menschen, die knausrig auf jedem<br />
Groschen sitzen und denen es an<br />
jedwedem Lifestyle fehlt, verbunden<br />
habe. Besteht doch das größte Vergnügen<br />
aller Geizkrägen darin, sich jedes<br />
Vergnügen zu versagen. Also Geiz<br />
und geil sind wirklich unvereinbare<br />
Gegensätze, finden Sie nicht auch?<br />
Geiz ist unsexy<br />
Und auf einmal soll Geiz ein Lebensmotto<br />
werden? Ich verstehe die Welt<br />
nicht mehr. All die angenehmen Bereicherungen<br />
der Spaß- und Konsumgesellschaft<br />
sollen mit einem Schlag<br />
diesem Slogan weichen? Das kann<br />
doch einfach nicht wahr sein. Stellen<br />
Sie sich einmal vor, in einen Geizkragen<br />
verliebt zu sein. Sie werden sie<br />
oder ihn nicht so leicht ändern, denn<br />
gesunde stadt – sommer 2012<br />
Geiz ist hartnäckig wie eine Pilzerkrankung.<br />
Jede neue Anschaffung<br />
wird so zur Katastrophe, jedes Weihnachtsfest<br />
und jeder Geburtstag<br />
zu einer herben Enttäuschung. Und<br />
das soll geil sein? Außerdem sind<br />
Menschen, die jeden Cent umdrehen,<br />
ja bekanntlich auch unsexy.<br />
Fahrrad statt Rolls Royce<br />
Wo sind die Zeiten, als es für Marilyn<br />
Monroe nur ein Motto gab: „Wie angle<br />
ich mir einen Millionär“. Stellen Sie<br />
sich einmal eine Premiere in Hollywood<br />
vor, zu der die DarstellerInnen<br />
in Sack und Asche gehüllt über einen<br />
zerschlissenen roten Teppich stolpern<br />
und Fahrräder zwanglos vor sich<br />
herschieben. Kein Rolls Royce oder<br />
Bentley weit und breit – und der Film<br />
heißt: „Wie angle ich mir einen Geizkragen“.<br />
Ist das nicht widerlich?<br />
Alles meins!<br />
Jahrzehntelang galt die Devise, sich<br />
nur ja keine Lustbarkeit zu versagen.<br />
Geizige Menschen sind und bleiben<br />
Außenseiter. Und selbst wenn sie den<br />
Umgang mit den Ressourcen <strong>von</strong><br />
Mutter Erde als zu verschwenderisch<br />
anprangern, sind sie doch nur Stören-<br />
friede, die sich dem Gott Wachstum<br />
nicht bedingungslos beugen.<br />
Mit Recht genießen<br />
Und jetzt, wo ich mich an das Dolce<br />
Vita gewöhnt habe, wo ich endlich<br />
begriffen habe, dass das Paradies<br />
nicht im Himmel, sondern schon auf<br />
Erden ist. Jetzt soll ich mein Leben<br />
ändern. Bloß, weil ein unsinniger<br />
Werbespruch die Welt in Angst und<br />
Schrecken versetzt. Nein, nie und<br />
nimmer! Ich bestehe auf meine wohl<br />
oder übel erworbenen Rechte und<br />
sage: Geil, ja, Geiz, nein.<br />
Viel Spaß wünscht Ihr<br />
Andreas Kienzl<br />
Andreas Kienzl ist<br />
Humortherapeut und<br />
leitet das Institut für Vital<br />
Em powerment in Baden (NÖ).<br />
Infos: www.ive.at<br />
23
www.wig.or.at<br />
<strong>Wien</strong>er Gesundheitsspektakel<br />
Gratis Mitmach-Angebote zu Ernährung,<br />
Bewegung und seelischer Gesundheit<br />
Die nächsten Termine:<br />
s 7. Juli 2012<br />
Leopoldstädter Promenadenfest<br />
s 5. August 2012<br />
Laaerbergbad<br />
s 20. September 2012<br />
Bezirksgesundheitstag Margareten<br />
s 29. September 2012<br />
„Wir in West“